Gin Schweizer Oberst in den Karpathen.
«ern,19.April. AlsAbgesandterder schweizerischen Armee begibt sich dieser Tage der Oberst Brigadier Bridler nach der Karpalhenfront zu der österreichisch- ungarischen Armee, um den Eebirgstrieg zu studieren.
Portugiesischer „Ersatz" für die Deutschen in England.
(W.T.B.) Paris, 19. April. Der „Temps" meldet aus Lissabon: Der Minister des Innern übersandte den Zivilgouverneuren aller Bezirke ein vom Handelsverband Lissabons aufgesetztes Rundschreiben. worin erklärt wird, datz der portugiesische Handelsausschutz bei seiner Reise nach England die Möglichkeit eingehend prüfte, einen Teil der nationalen Auswanderung nach England abzuleiten. Bei i Kriegsausbruch hätte eine grotze Zahl Deutscher, > Oesterreicher und Ungarn England verlassen; die! Stellen, die sie innehatten, >eien noch frei. Der Mi-! nister forderte dementsprechend die Zivilgouverneure! auf, alles zu unternehmen, um die portugiesische Aus-! Wanderung nach England zu leiten. !
Deutschland und die spanische Industrie. !
Lyon, 19 April. Der „Nouvelliste" meldet aus! Madrid: Ein Ausschutz von Tuch- und Leinwand-! fabrikanten ganz Spaniens ersuchte den Minister-i Präsidenten Dato, Schritte bei den Kriegführenden zu unternehmen, damit folgende Gegenstände in Spanien eingeführt werden dürfen: 1. Aus Deutschland kommende, in Genua zurückgehaltene Waren, ^ die vor dem französischen Dekret eingetroffen waren;! 2. im voraus bezahlte Waren derselben Herkunft, die somit als spanisches Eigentum betrachtet werden müßten; 3. ausschließlich in Deutschland hergestellte Farbstoffe, die für die spanische Industrie unumgänglich notwendig sind.
Spitteler vr. tionori8 cau8a.
Berlin, 19. April. In welcher Weise die französischen Schweizer einem „deutschen Dichter" wie Spitteler. der am 24. ds. Mts. 70 Jahre alt wird, ihre Sympathien für seinen Abfall von der deutschen Sache auszudrücken bemüht sind, beweist der bis jetzt geheim gehaltene Beschluß der drei schweizerischen Universitäten Neuenburg (Neufchatelle), Genf und Lausanne, ihm in seinem 70. Geburtstage den Doktortitel bouoi'is csusa zu verleihen. — Also, weil Herr Spitteler, der in Deutschland erst seinen künstlerischen Ruf erhalten hat, über die Deutschen herfällt. wird er „ehrenhalber" zum Doktor gemacht. Wir werden uns manches nach dem Krieg zu merken haben.
Vermischte Nachrichten.
Die Siegeszuversicht der gefangenen deutschen Soldaten.
Von der Schweizer Grenze, 17. April. Nach Berichten von Offizieren, die deutsche Kriegsgefangene zu verhören hatten, hat laut „Frkf. Ztg." das Pressebüro im französischen Kriegsministerium eine Art Analyse über den Charakter der deutschen Soldaten ausgearbeitet und der Presse zur Verfügung gestellt. Sieht man von den zeitgemäß entstellten Beigaben ab, so bleibt folgender Eesamteindruck bestehen: Der deutsche Stolz verleugnet sich nicht in diesen Soldaten. Im Geist aller dieser Gefangenen bleibt Deutschland unbesiegbar. Für uns Deutsche, so sagen sie, genügt es, das Pfand im Besitz zu behalten. Wir sind Sieger, weil wir auf französischem Boden sind und weil sie uns nicht aus dem Lande bringen können. Diese Gefangenen rechnen also noch immer auf einen negativen Sieg. Es genügt für sie, daß Deutschland Stand hält, um einen ehrenvollen Frieden zu erlangen. Deutschland erhebt sich für sie über alles, nicht weil es Paris oder Warschau erobern oder seine Feinde vernichten will, sondern weil es einer Welt von Feinden zu bestehen vermochte und den Krieg von seinen Grenzen hat sernhalten können. Der Schriftsteller des französischen Kriegsministeriums stellt diese einmütige Ueberzeugung der deutschen Kriegsgefangenen als einen Ausfluß kritikloser (!) Disziplin hin. — Ob die Franzosen, wenn ihre Heere so tief im Feindesland stehen würden, anders urteilen würden? Eher könnte man die französische Siegeszuversicht als kritiklos ansprechen.
Besuch neutraler Journalisten.
Lübeck, 14. April. Somstaq vormittag trafen vierzehn Vertreter großer Zeitungen ans Schweden, Dänemark, Holland, Nordamerika. Spanien, Rumänien und Griechenland von Bremen kommend ein. Sie wurden von Vertretern des Senats und der Presse empfangen. Um den Journalisten zu zeigen, daß das Wirtschaftsleben in Lübeck ebensowenig wie wo anders im deutschen Vaterlande stockt, wurden sie in große gewerbliche und industrielle Anlagen geführt, so auch in das städtische Kühlhaus, wo ungeheure Mengen von Fleisch konserviert werden. Hier wurden verschiedene Films ausgenommen, die den Amerikanern demnächst die „Hungersnot" in Deutschland veranschaulichen sollen. Einen ganz besonderen Eindruck machte der blühende Schiffs- und Handels
verkehr in den Lübecker Häfen auf die Besucher. Das, hatten sie doch nicht erwartet! Der tiefste Eindruck, ^ den die Pressevertreter gewonnen hatten, war die Ueberzeugung von dem festen Willen zum Durchhalten — so führte der Vertreter von „Stockholms Dag- blad" in einer Tischrede aus.
Die deutschen Burschenschaften.
Berlin, 19. April. Die „B. Z. am Mittag" meldet aus Jena: Die für Pfingsten 1915 geplante große Feier des Bestehens der deutschen Burschenschaften, in deren Mittelpunkt eine Festaufführung Jenas und die Weihe des neuen Burschenschafts- Hauses stehen sollten, wurde endgültig abgesagt, da fast sämtliche aktiven Mitglieder der deutschen Burschenschaften im Felde stehen.
Ein gutes Zeichen.
(W.T.B.) Berlin, 19. April.Die Bürgerspeisehallen. die das Rote Kreuz von Berlin bei Beginn des Krieges errichtet hatte, um besonders den arbeitslos Gewordenen einen nahrhaften Mittagstisch zu billigen Preisen zu bieten und die anfangs von 20 000 Personen täglich benützt wurden, werden morgen, wie der „Lokalanzeiger" meldet, wegen Mangels an Zuspruch geschlossen.
Höchstpreise für Brot in Berlin.
Berlin, 19 April. Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Herabsetzung der Mehlpreise hat heute eine Konferenz des Oberbürgermeisters von Berlin mit Vertretern der der Großberliner Brot- kartengemeinschoft angehörenden Vororten beschlossen, Höchstpreise für Brot einzusühren, und zwar für 4 Pfund Roggenbrot 85 Pfg., für 3 Pfund 63 Pfg., für 2 Pfund 43 Pfg., für Semmeln von 75 Gramm Gewicht 5 Pfg. Andere Brote und Semmeln dürfen nicht hergestellt werden. Dieser Beschluß tritt am 26. April in Kraft.
Eine plumpe Erfindung.
(W.T.B.) Brüssel, 16. April. Die Kopenhagens „National Tidende" vom 12. April will aus Paris erfahren haben, die deutschen Offiziere in Belgien seien mutlos und überzeugt, sie müßten das Land in Kürze verlassen. Während der letzten Nächte der vorigen Woche habe man schon große Hebungen zur Räumung von Brüssel innerhalb zweier Stunden vorgenommen. Die Lächerlichkeit dieser plumpen Erfindung wird im wesentlichen durch die Tatsache widerlegt, daß in den letzten Tagen von den deutschen Militärbehörden den belgischen Landwirten Kartoffeln und Hafer zur Aussaat gegen Rückerstattung in Natura nach der Ernte in großen Mengen zur Verfügung gestellt worden sind. Die maßgebenden militärischen Kreise in Belgien scheinen darnach über die Dauer ihres Aufenthalts in Belgien recht beruhigt zu sein.
Das deutsche Gefangenenlager in Tours.
(W.T.B.) Zürich 18. April. Der Vertreter der „Neuen Züricher Zeitung" an der französischen Front, Max Müller, besuchte das deutsche Gefangenenlager von Tours. Die Unterkunft, Ernährung und Beschäftigung seien befriedigend. Das Verhältnis der Gefangenen zu den Wächtern sei gut. Unzufriedene Elemente gebe es hier wie überall; im allgemeinen hätten die Deutschen jedoch nicht geklagt. Müller unterstreicht die Zensurkontrolle des Briefoerkehrs von Deutschland, aus der die Franzosen manche Schlüsse zögen. Z. B. sei ein merkliches Nachlassen der bisherigen überreichen Lebensmittelsendungen festgestellt worden. Im Lager erhält jeder Mann 20 Cts. Löhnung gutgeschrieben. Der Kommandant nimmt auf die nationalen Eigentümlichkeiten Rücksicht. Das Budget ist auf 1,42 Frcs. pro Mann gestellt. In der Bäckerei giebt es ein trefflich mundendes Roggenbrot, das man den Gefangenen auf Wunsch statt des Weihbrotes zubereitet.
Selbstmord Reuters.
London, 19. April. Das Reutersche Bureau meldet den Tod seines Direktors Baron Herbert de Reuter. Der Baron wurde gestern tot in seinem Hause bei Reigate aufgefunden. Neben ihm lag ein abgeschossener Revolver. Es besteht kaum ein Zweifel daran, datz Baron de Reuter sich selbst das Leben genommen hat. Der plötzliche Tod seiner Frau, die er sehr liebte, und deren Leichnam noch im Hause aufgebahrt liegt, hatte ihn tief erschüttert.
Russische Raubpolitik.
Berlin, 14. April. Wie die „Petersb. Telegr.- Agentur" meldet, haben die Behörden 1700 Desja- tinen Grundbesitz, der der Deutschen Bank in Berlin gehörte, sequestriert. Der Boden war von einer durch einen Deutschen unterstellten Person angekauft worden. — Die Adelsversammlung in Petersburg hat folgende Beschlüsse gefotzt: 1. Gründung einer Bank für Ackerbau und Industrie; 2. Einstellung nachtei
lig wirkender Informationsbüros über die Kreditfähigkeit; 3. Verbot für Ausländer an jeweiligen Unternehmungen teilzunehmen, die den Bedürfnissen der Landesverteidigung dienen; 4. Aufhebung aller deutschen Kolonien in Rußland und Uebergabe des sämtlichen Grundbesitzes deutscher und österreichischer Staatsangehöriger mit Ausnahme derer slawischer Abstammung — wie auch des Besitzes jener Oesterreicher und Deutschen, die nach 1881 die russische Staatsangehörigkeit angenommen haben — an russische Kriegsveteranen, sowohl Offiziere, wie gemeine Soldaten; 5. Beschlagnahme deutscher und österreichischer Immobilien in Städten und Dörfern und Enteignung der Menoriten; 6. Strafenauferlegnng wegen Verheimlichung deutschen und österreichischen Vermögens; 7. Einführung entsprechender Matzregeln behufs Sequestrierung von Waren und Gütern österreichischer und deutscher Staatsangehöriger mit Ausnahme derer slawischer Abstammung; auch in solchen Fällen, wo das Vermögen bereits auf einen Russen oder Angehörigen der verbündeten Staaten übertragen wurde.
Drei Fragen.
Amsterdam, 18. April. Der frühere englische Admiral Lord Beresford, Unterhausmitglied für Portsmouth, hat. laut Meldung der „V. Z. a. M.", für kommenden Mittwoch dem Premierminister folgende drei Fragen angemeldet: Wer ist für die Operation gegen die Dardanellen verantwortlich? War der Angriff als eine Verbindung von Flotte und militärischen Operationen gedacht? Wird der Enderfolg dadurch beträchtlich verzögert werden, datz der Flottenangriff ausgeführt wurde, ehe die Armee gelandet war?
Aus Stadt und Land.
Calw, den 20. April 1915.
Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw.
(Amtliche württembrrgischr Verlustliste Nr. 162 und 163.)
Infanterie-Regiment Nr. 126, Straßburg.
Musk. Jakob Schwarz, Neubulach, leicht verw.
Berichtigung.
Infanterie-Regiment Nr. 126, Straßburg.
Zu Verlustliste Nr. 149: Es ist zu streichen, weil irrtümlich gemeldet: Musk. Michael Hennefarth, Breitenberg, leicht verw.
Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.
Gren. Johann Greule, Breitenberg, leicht verw., Krgsfr. Friedrich Strinz, Calw, leicht verw.
Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 123.
Ldwm. Karl Hafner, Tein ach, vermißt.
Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 247.
Krgsfr. Friedrich Müßle, Liebenzell, ins. Krankh. gest.
(Aus der preußischen Verlustliste Nr. 191.)
1. Landsturm-Bataillon Bruchsal.
Wehrm. Joh. Friedr. Maier, Ostelsheim, schwer verw.
Badewagen für das Ostheer!
Das W.T.B. veröffentlicht folgenden Aufruf eines Komitees unter dem Vorsitz von Prinz Hans zu Hohenlohe-Oehrmgen, Vorsitzender, und Generalkonsul Eugen Landau, Wirkl. Geh. Rot, Schatzmeister. Im Einverständnis mit dem Oberbefehlshaber des Ostheeres bitten wir um Badewagen für unsere Truppen. Schwer leiden unsere braven Truppen im Osten unter dem Mangel gewohnter Reinlichkeit und Körperpflege. Das wiegt umso schwerer bei der unvermeidlichen Ungezieserplage. Jede Gelegenheit zur Reinigung und Bekämpfung des Ungeziefers wird von ihnen mit größter Freude begrüßt werden und bietet ihnen ein Bollwerk mehr gegen den gefährlichsten Feind — gegen die Krankheiten des Landes. Im Westen fahren bereits Badezüge in die Nähe der Front, im Osten ist das bei den wenigen, ohnehin schon stark belasteten Schienenwegen nicht durchführbar. Die Bereitstellung von Badeanstalten für unser Ostheer ist daher eine Wohltat und ein hygienisches Erfordernis zugleich. Helft uns darum Badewagen für unser Heer zu schaffen, wie sie neuerlich hergestellt werden, um auch auf ungünstigen Wegen mit Pferdekräften in die Nähe der kämpfenden Truppen geführt werden zu können.
Kriegsgemäße Rezepte.
Nützliche Verwendung von Fleisch. Es empfiehlt sich, wenn es irgend möglich ist, ein größeres Stück Fleisch auf einmal zu kaufen und zunächst von einem kleinen Teil und den Knochen ein gutes Eintopfgericht mit irgend einem Gemüse herzustellen. Das übrige Stück Fleisch legt man in Essig oder in ein mit Essig getränktes Tuch und schneidet nach Bedarf etwa einmal ein Stück zum Braten für den Hausherrn ab, jetzt Rindstück anstatt Beefsteak genannt, oder zu Gulasch, Matrosenfleisch oder Tokana, das letzte Stück gibt einen guten sauren Braten, so kann man 3—4 Pfd. in 14 Tagen einteilen. Die sorgfältige Hausfrau entfernt von den Knochen jedes brauchbare Stückchen und Häutchen, erübrigt sich auch sonst noch kleine Fleischreste zu einem Fleischsalat, dem sie unter Umständen auch noch eine Leberwurst, oder andere Wurstreste beigibt, man kann Melerlei dazu nehmen, so z. B. gekochte gelbe Rüben, ein hartes Ei usw. Es wird alles klein zusammen geschnitten, mit Senf, Essig und Oel, Pfeffer und Salz angemacht und als kleine Zukost zu Kartoffeln gegessen.