Bäche sind angeschwollen und teilweise über die Ufer getreten, die Wege sind unpassierbar. Der Stillstand in der Tätigkeit an der Karpathenfront wird wahrscheinlich mehrere Wochen andauern. Der „Rutzkoje Invalid", das Organ des Generalstabes, drückt die Ansicht aus, dag die Entscheidungsschlacht wahrscheinlich weiter im Norden geschlagen werden würde, nicht in den Karpathen.
(W.T.B.) Budapest. 19. April. Der Sonderberichterstatter des „Pester Lloyd" berichtet aus Eperjes: Auf der Saroser Front fand gestern in der! Duklasenke ein Artilleriekampf zwischen Zboro und ^ Kiskurina statt. Ein Vorstotzversuch der Russen wurde! von den österreichisch-ungarischen Truppen unter! bedeutenden Verlusten für den Gegner vereitelt.
Die russischen Riesenverluste in den Karpathen.
Wien, 19. April. Der Kriegsberichterstatter des „Neuen Wiener Journals" meldet: Unseren Truppen ist es infolge der Länge der Front und infolge des Auf- und Abwogens der Kämpfe und des zerklüfteten Termins nicht möglich, die Verluste der Russen abzuschätzen. Aus Berichten der neutralen Länder geht jedoch hervor, dag die mehr als einmonatigen Kämpfe auf der russischen Seite mehr als eine halbe Million Soldaten in den Karpathen außer Gefecht setzten. Wie hierzu aus Bukarest gemeldet wird, haben die Russen in dem 36stllndigen Kampf am Stryi-Flusse allein 11 000 Mann an Toten verloren.
Rotterdam, 19. April. Aus Bukarest wird gemeldet: Die Verluste der Russen in der Bukowina sind ziffernmäßig nicht mitgeteilt worden, doch kann gesagt werden, dag sie sehr bedeutend waren. Unmittelbar nach der grotzen Niederlage der Russen bei Jakobenyj und Kirlibaba wurden in wenigen Tagen 56 Waggons mit Leichen von Soldaten eines tartarischen 'Volksstammes nach Rußland befördert, da die russische Heeresleitung diesen Regimentern versprach, die Gefallenen in der heimatlichen Erde bestatten zu lassen. In den Waggons befanden sich mindestens 3500 Leichen.
Das Luftschiffbombardement von Reims.
Luxemburg. 19. April. Ueber das letzte deutsche Lustschiffbombardement aus Reims meldet, der „Deutschen Tageszeitung" zufolge die „Luxemburg. Zeitung", datz insgesamt 38 Personen getötet wurden. Die durch die Bomben entstandenen Brände wahrten die ganze Nacht hindurch und den folgenden Tag. Die Zeitungen bestätigen, datz die Franzosen wieder aus dem Turm der Kathedrale Beobachtungsposten und Maschinengewehre aufgestellt haben.
Aus den Bogesen.
Berlin. 19. April. In dem letzten französischen Generalstabsbericht wird von Erfolgen der Franzosen in den Vogesen, und ganz besonders von der Einnahme des Gipfels des Schnepfenried-Kopfes gemeldet. Wie der „Deutschen Tageszeitung" von zuständiger Seite mitgeteilt wird, handelt es sich bei diesen angeblichen erfolgreichen Kämpfen nur um Vorpostengefechte. Die Vorposten sind dazu da, bei stärkeren Angriffen auf die Hauptstellung zurückgenom- men zu werden. Darin bestand im vorliegenden Fall der wirkliche Vorgang in den Vogesen. Es liegt nicht der geringste Grund vor. darin irgend etwas Beunruhigendes über die Kriegslage in den Vogesen zu erblicken.
Bor einer Seeschlacht?
Amsterdam, 19. April. „Niuwe van den Dag" meldet aus dmuiden: Ein Dampfer, der aus London in dmuiden ankam, sah bei Noordhinder 5 Torpedoboote kreuzen. Ein aus Newcastle ankommender Dampfer traf 25 Meilen von dmuiden ein Torpedoboot u 4 Unterseeboote unbekannter Nationalität. Ein zurückkehrender Fischdampfer fuhr durch eine Flottille von Kriegsschiffen.
Der U-Bootkrieg.
(W.T.B.) Amsterdam, 19. April. „Nieuwe van den Dag" meldet aus Vlissingen: Heute kam hier die Bemannung des torpedierten griechischen Dampfers „Hellespondos" an. Nach Berichten der Besatzung wurde das Schiff Samstag nachmittag 4.10 Uhr ohne Warnung 5 Meilen westlich von dem Leuchtschiff Noordhinder durch ein Unterseeboot angegriffen und aus geringer Entfernung getroffen. Ungefähr eine Stunde später, als die Besatzung noch in den Booten in der Nähe des Schiffes trieb, wurde ein zweiter Torpedo abgeschossen, worauf das Schiff binnen einer halben Stunde sank. Der Kapitän, der am Kopfe verwundet ist. wurde operiert.
Um die Dardanellen.
Kopenhagen, 19. April. Die Petersburger „Wremja" schreibt über den Stand der Dardanellen- kämpfe: „Die Hauptaktionen ruhen vollständig. Die
Amtliche Bekanntmachungen.
Beurlaubungen von im Felde stehenden Mannschaften.
Auf vielfache Anfragen von Behörden und Privatpersonen wird wiederholt darauf hingewiesen, daß für Beurlaubungen von im Felde sichenden Mannschaften nicht das stell». General- Kommando, sondern ausschließlich die mobilen Kommando- behörden im Felde zuständig sind. Selbstverständlich können Urlaubsgesuche nur im äußersten Notfall und nur dann berücksichtigt werden, wenn die militärische Lage es gestaltet: die Gesuche müssen auf dem Dienstweg beim mobilen Truppenteil im Felde eingereicht wcrden: die Richtigkeit der zu ihrer Begründung vorgebrachten Tatsachen ist amtlich durch Ortsbehörde und Oberamt zu beglaubigen. (Zu oergl. die Be- kanntm. des K. stellv. Generalkommandos vom 15. d. Mts. im „Staats-Anzeiger" Nr. 88 )
Calw, den 17. April 1915.
K. Oberamt: Binder.
Bezwingung Konstmntinopels kann nur von der Landseite her durch Rutzland erfolgen, und es ist schade um die unnützen Verluste der Flotte der Verbündeten vor dem Eingang der Dardanellen. Auf die Unmöglichkeit der Erzwingung der Dardanellen von der Seeseite her hat Rutzland seine Verbündeten rechtzeitig aufmerksam gemacht. Es trägt also keine Schuld für das Mißlingen dieses Planes." — Natürlich, die Dardanellen können nur von den Russen erobert werden, weil sonst womöglich England und Frankreich sich ent'chlietzen könnten, Konstantinopel selbst feftzu- haltei.. Die Dardanellenaktion zeigt so recht, wie weit das bundesfreundliche Gefühl zwischen England und Rutzland reicht.
(W.T.B.) Athen. 19. April. „Estia" meldet, gestern hätten 63 Dampfer mit Truppen des Dreiverbands Alexandria verlassen. Es würden neue Unternehmungen gegen die Dardanellen erwartet.
Frhr. v. d. Goltz Armeechef.
(WW.T.V.) Konstantinopel, 19. Avril. Freiherr ! von der Goltz Pascha ist zum Oberbefehlshaber der 1. Armee ernannt worden. — Die gesamte türkische Presse nimmt mit der größten Befriedigung den durch die Uebernahme des Kommandos der 1. Armee l erfolgten Wiedereintritt von der Goltz Paschas in den aktiven Dienst der türkischen Armee auf. Unter Hinweis auf die seinerzeit geleisteten grotzen Dienste, sowie auf die bei jeder Gelegenheit bekundete Liebe von dev Goltz Paschas zu der türkischen Armee und der türkischen Nation sprechen die Blätter den Wunsch aus, daß die durch diese Ernennung beschlossene direkte Beteiligung am Kriege erfolgreich und siegreich das Werk von der Goltz Paschas krönen werde.
Zum Aufstand in Albanien.
Mailand, 19. April. „Secolo" meldet aus Durazzo: Die vor Durazzo erschienenen Aufständischen sind über 10 666 Mann stark Sie fordern von Effad Pascha die Proklamierung des heiligen Krieges und die Kriegserklärung an Serbien und Montenegro.
Unsere Feinde und der Krieg.
Die ahnungsvolle „Times".
(W.T.B.) Berlin, 19. April. Die „Voss. Ztg." meldet: Die „Times" meint: Es ist möglich, datz die Luftschiffe, die die englische Küste angriffen, sich auf einem Uebungsflug befunden haben. Die Fahrt kann aber auch ein Versuch gewesen sein, die Stellung unserer Abwehrmittel auszukundschaften. Wenn die Deutschen einst kommen, um uns anzugreffen, dann ist es sicher, datz sie in bedeutender Anzahl kommen werden.
Ernüchterung in England.
Brüssel, 19. April. Die Zeichen, datz in England eine gewisse Ernüchterung platzzugreifen beginnt, mehren sich mit jedem Tag. Die zu Kriegsanfang begründete Unabhängige Arbeiterpartei, die unter Führung der Parlamentsmitglieder John Burn, Ramsay, Macdonald, Keir Hardy usw die Politik des Ministeriums Asquith bekämpfte, aber nur eine geringe Anzahl von Anhängern zählte, ist, wie eine Meldung an die „Deutsche Tageszeitung besagt, jetzt zur stärksten Arbeiterpartei in England herangewachsen, und die „Times" sind genötigt, ihren entscheidenden Einfluß auf die arbeitenden Klaffen und den Mann derStratze anzuerkennen. Diese Pariei stehi aber auch auf dem Standpunkt, datz der gegenwärtige Krieg für das englische Volk kein nationaler Krieg, sondern nur ein Krieg der Herren Asquith, Grey und Churchill ist Daß die Enttäuschung aber auch bürgerliche Klaffen und nicht zum geringsten die in England bekanntermaßen so einflußreiche Finanzwelt erfaßt, beweist der Aufsehen erregende Artikel des „Economist", der größten und verbreitetsten Handels- und Finanzzeitung in London. Der „Economist" bezeichnet nämlich das
Eingreifen Großbritanniens in den Weltkrieg als einen verhängnisvollen Erfolg und stellt fest, daß es bester gewesen wäre, Neutralität zu bewahren, wie einst schon im Deutsch-Französischen Krieg von 1870.
Die Engländer in Aegypten.
Mailand, 19. April. „Unione" meldet: Das ägyptische Ministerium hat demissioniert. Seit der Ueberführung des neuen Sultans nach Alexandrien erscheinen alle Regierungsverfügungen für Aegypten mit der Unterschrift des englischen Kommandanten und im Namen des Königs von England. In der neuen Gepflogenheit wird die Vorbereitung der Oeffentlichkei t auf die völlige staatsrechtliche Annexion Aegyptens durch die englische Krone erblickt.
Frankreich und der amerikanische Geldgeber.
^ Brüssel, 19. April. Die Amerikaner stellen den Franzosen immer schwerere Bedingungen für ihre Kriegsanleihen. Für die bisherigen 50 Millionen Dollar Schatzscheine zahlt der französische Finanzminister nicht nur 6 Prozent Zinsen, sondern muß dieselben auch im voraus bezahlen. Trotzdem ist die Geldnot in Paris so groß, daß, laut Bericht der Deutschen Tageszeitung, Finanzminister Ribot mit den Newyorker Banken wegen Erhöhung des französischen Kredits in Amerika auf 100 Millionen Dollar unterhandelt. Die ganze Summe dient zur Bezahlung der in Amerika gemachten Kriegsbestellungen.
Die Pariser Restaurants im Kriege.
Genf, 19. April. Rach dem „Echo de Paris- Hat durch Erlaß vom 11. April der Polizeipräfekt von Paris mit Genehmigung der Pariser Militärbehörde und in Ueberelnstlmmung mit den Weisungen des Ministers des Innern die Schließung der Restaurants in Paris und den Gemeinden des Seine- Departements für die Sommermonate auf 8 Uhr abends festgesetzt. Die Schließung der Cafes um 8 Uhr abends bleibt bestehen.
Die Neutralen und der Krieg.
Die Verhandlungen zwischen Oesterreich- Ungarn und Italien.
Köln, 19. April. Die „Köln. Zeitung" meldet aus Zürich: Die römische „Concordia" gibt eine Unterredung mit einer politischen Persönlichkeit wieder, welche die Meinung äußerte, die italienisch-österrei-ch- ischen Verhandlungen seien aus gutem Wege. Italien habe auch bereits seine Vorschläge unterbreitet. Wenn aber die berechtigten nationalen Ansprüche Italiens auf diplomatischem Wege verwirklicht werden können, so ist es, erklärt der Diplomat, eine verbrecherische Torheit, das Land in den Krieg zu stürzen.
Beschlagnahme griechischer Kriegsschiffe durch England.
Frankfurt, 19. April. Die „Franks. Zeitung" meldet aus Konstantinopel. 19. April: Nach amtlichen Meldungen aus Athen legt die Londoner Regierung ihre Hand auf zwei für Rechnung Griechenlands in England im Bau begriffene Kreuzer von je 5060 Tonnen und 4 Torpedoboote.
Die englische Herrschaft auf Tenedos.
(W.T.B.) Berlin, 20. April. Die Engländer haben den Mufti von Tenedos zum Tode verurteilt und das Urteil sofort vollstreckt, weil er, wie dem „Berl. Lokalanzeiger" aus Athen berichtet wird, angeblich Signale an die Dardanellenforts gegeben haben soll. — Der Fall ist klassisch: Die Engländer besetzen die griechische Insel und erschießen das Oberhaupt der dortigen Verwaltung.
Bulgarien.
(W.T.B.) Köln. 19. April. Die „Köln. Zeitg." meldet aus Sofia vom 18. April: Nach einer bulgarischen Erklärung ist die Verminderung oder drohende Einstellung des Warenverkehrs von und nach der Türkei auf die jetzige Verteilung der bulgarischen und türkischen Efienbahnwagen zurückzufllhren. Unfreundliche Absichten der bulgarischen Regierung sind nicht vorhanden. Der Eisenbahndirektor Morfow ist nach Konstantinopel entsandt worden, um auch dies zu ordnen. Diese Erklärung kann geglaubt werden. In der Türkei machen sich in der letzten Zeit Anzeichen einer gewissen Vorbereitung im Gebiet von Adrianopel bemerkbar. Man kann darin weniger Mißtrauen gegen Bulgarien als eine Maßregel weiser Vorsicht gegenüber etwaigen russischen Unternehmungen erblicken. Es ist Tatsache, daß in Bulgarien sichere Anzeichen für die Absicht bestehen, wobei es zweifelhaft sein mag. wann und sogar ob sie ausgeführt wird. Das Auftreten der Mächte des Dreiverbands war in den letzten Wochen bestimmter und daher eindrucksvoller. — Mit anderen Worten, man hat die Versprechungen noch erweitert.