bemittelter Mann, und doch lägt er in jetziger Zeit ein Stück ödes und wüstes Land, das seit der Ansiedlung unserer wald- ensischen Voreltern unkultiviert blieb, ausroden, d. h. tief umgraben, um es zu einem Baumgut umzugestalen, welches ihn, da das Stück 1^ Morgen im Metz hält, über 60 fl. kosten kann. 2 Viertel sind früher schon kultiviert und mit Bäumen besetzt worden, was einigen armen Taglöhnern Unterstützung brachte, und nun soll das Uebrige, 1 Morgen, noch vor dem Beginn der Frühlingsgeschäfte vollends been­digt werden. Die arme Gemeinde hat keine Mittel, ihre Arme zu ernähren, sie kann sie nicht einmal durch Arbeit unterstützen, weil jede Familie das ihrige selbst verrichtet, und somit sind die armen Taglöhner genöthigt, ihren Unter­halt durch Arbeit auswärts, namentlich in der Stadt Calw, zu suchen. Da es aber sehr wenig zu verdienen gab, so ent­schloß sich Schulmeister Perrot, zu Gunsten der armen Tag­löhner, zu dieser Unternehmung, die schon seit 3 Wochen be­gonnen wurde. Der Ankauf obiger 400 Exemplare Seigno- rette wird ihm eine Erleichterung dazu gewähren, und der Erlös wird den Arbeitern zunächst zugute kommen. Für die­jenigen, die von Seignoret noch nichts wissen, diene folgende Notiz:Seignoret, ein aus den Thälern Piemonts verfolg­ter und vertriebener Waldenser Kaufmann, brachte am 22. April 1701 aus seinem Heimatlande 200 Stück Kartoffeln (von dreierlei Farben) dem waldensischen Pfarrer Arnaud zu Schönenberg, OA. Maulbronn, als sie in ganz Deutsch­land rc.. noch völlig unbekannt waren. Pfarrer Arnaud pflanzte sie am folgenden Tag, den 23. April, in seinem Garten und erntete am folgenden Herbst über 2000 Stück, die er sodann an 20 Waldensergemeinden Deutschlands ver­sandte, damit diese sich die Bodenfrucht wieder anpflanzen und fürderhin wieder genießen könnten, wie sie es, als sie noch in Italien und in den piemontesischen Thälern lebten, gewohnt waren. Seignoret, der bis zum Jahr 1715 etwa, zuerst in Wurmberg-Luzern und dann in Welsch-Dürrmenz (Quayras) wohnte, reiste im Jahr 1710 nach England, Irland und Holland, lernte dort die Kultur, den Nutzen

und Werth der Kartoffeln besser kennen, und brachte auf seiner Heimreise noch eine größere Parthie mit, die er theils in Württemberg, theils in Baden und in den Rheingegen­den das Stück um 3 kr. verwerthete. Von da an wurden die Kartoffeln nach und nach immer mehr bekannt und zuletzt in ganz Deutschland rc.. einheimisch. Früher, von 17011710, waren sie nur ein Erzeugnis der Waldenser, welches die Deutschen, die in ihrer Umgebung wohnten, als einewelsche Bodenfrucht" verachteten und verabscheuten.

Kriegsgemäße Rezepte.

Blutwurstkartoffeln. 22'/- Pfd. gekochte Kartoffeln werden geschält, in Scheiben geschnitten und in heißem Fett geröstet. 2 Blutwürste in siedendem Wasser heiß gemacht, die Haut entfernt und zerkleinert zu den Kartoffeln gegeben, mit dem nötigen Salz und soviel Milch, daß das Gericht etwas feucht ist. Dieses Gericht ist sehr wohlschmeckend, billig und nahihaft; man kann auch statt Blutwurst Leber­wurst nehmen.

Die Kriegsfürsorge der Stadt Ulm.

(S.L.V.) Ulm, 16. April. In der gestrigen Sitzung des Eemeinderats gab es eine große Mehl- und Fleisch­debatte. Oberbürgermeister v. Wagner führte aus, daß die Stadt aus ihren Vorräten nun das gesamte Bedürfnis der Stadt bis über die nächste Ernte hinaus decken und nicht nur an Kleinhändler und Bäcker, sondern auch an die Groß­händler Mehl abgeben könne. Der Eemeinderat bestimmte gestern die Preise, zu welchen Klein- und Großhändler Mehl von der Stadt beziehen können. Die Großhändler haben zu bezahlen für Weizenauszugmehl pro Doppelzentner 49 Mk., für Weizenkriegsmehl 45.50 Mk. und für Rogegnmehl 43 Mk., sie dürfen verkaufen Weizenauszugmehl zu höchstens 51 Mk., Weizenkriegsmehl zu 47 Mk., Roggcnmehl zu 45 Mk. Bei den Kleinhändlern sind die Höchstverkaufspreise pro Kilo Weizenauszugmehl 56 Pf., Weizenkriegsmehl 52 Pf., Rog­genmehl 50 Pf. Die früheren billigen Schweinefleischlage, die mit der Verwendung des von der Schweinezucht-Ge­

nossenschaft im Bezirk Neu-Ulm gelieferten Schweinefleisches : zu Räucherware aufhörten, waren in der Weise gehandhabt, daß die Abgabe des Fleisches an die Verbraucher durch die j Metzger erfolgte, die dafür etwa 12 Pf. pro Pfund erhielten. :Der Eemeinderat knüpfte nun die Erhöhung des Höchst­preises für Schweinefleisch auf 1.10 Mk. an die Bedingung, ; daß die Metzger keine Einwendungen erheben, wenn die Stadt die billigen Schweinefleischtage wieder aufleben läßt und das Fleisch direkt an minderbemittelte Abnehmer zu 92 Pfennig abgibt.

Oberndorf, 17. April. In Mchhalden hat ein begüterter Bauer bei der letzten Haferausnahme ca. 100 Zentner verheimlicht und sie nachträglich in eine badische Nachbargemeinde verkauft. Die Geschichte wurde ruchbar und der Bauer zur An­zeige gebracht. Der Bauer hat auch bei den Kartoffel­preisen unverhältnismäßig hohe Forderungen ge­stellt. Eine empfindliche Bestrafung wird nicht l ausbleiben.

! (S.C.B.j Untertürkheim, 17. April. Der Ve- i richt über das 25. Geschäftsjahr 1914, den die Daim- ^ ler Motoren-Gesellschaft Stuttgart-Untertürkheim ! herausgab, erwähnt einen Reingewinn von 4 604 471 i Mark. Eine Eesamtdividende von 16 A, gleich 1,26 ! Millionen Mk. wird zum Vorschlag gebracht. Das ! Ergebnis des Geschäftsjahrs läßt sich im ganzen als i günstig bezeichnen, obgleich die Kriegszeiten zu be-

> soliderer Vorsicht in der Aufstellung mahnen. Den

> Außenständen im Feindesland ist durch Rückstellung ^ Rechnung getragen.

!Für die Schrift!, verantwort!.: Otto Seltmann, Calw.

! Druck u. Verlag der A. Oelschlüger'schen Buchdruckerei, Calw

Amtliche und Privat-Anzeigen.

Stadtgemeiude Liebenzell.

Brennholz-ll.Reisig- Berkans.

Am Mittwoch, den 21. April vormittags 9 Ahr, kommen aus dem Rathaus im öffentlichen Auf­stretch zum Verkauf und zwar aus den städtischen Waldteilen Mar­kung Liebenzell: Steinachwald und Sommerhalde, Markung Ober­und Unterlengenhardt je Vorderes und Hinteres Stück; ferner Ge­rechtigkeitsholz aus dem Staatswald: Bord. Sommerhalde, Ob. Breit­hardt, Kreuzhehren, Kohlplattenhau und Lengenhardt

zusammen: 42 Rm. Lärm. Scheiter, 134 Rm. taun. Prügel und 67 Rm. taun. Anbruch, sowie 18 Fiächen- lose Reisig, geschätzt zu 1700 Wellen.

Gemeinderat.

Agenbach, den 17 April 1915.

LoSes-klnsLige.

Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß unser lieber unvergeßlicher Sohn und Bruder

Smmel Kugele,

im Alter von 21 Jahren den Helden­tod fürs Vaterland gestorben ist.

Die trauernden Hinterbliebenen:

Familie Friedrich Kugele.

Fm die Notleidenden in Ojiprenßkn

gingen bei mir folgende weitere Gaben ein:

C. L. S. 5 Mk., Frau N. Fenchel 2 Mk., Nähsaal von Christ. Lud. Wagner 4 Mk., Dr. E. M. 80 Mk., Schulkinder von Würzbach 8 Mk., von der Kirchengemeinde Mtburg die Hälfte des Dankfestopfers 47.40 Mk-, Gemeinschaft Oberreichenbach 20 Mk., Gemeinde Oberkollbach 63 Mk., Frau E. Hötsch Witwe Hirsau 25 Mk., C. C. 10 Mk., Zeichenlehrer G. Woerner 10 Mk., Dr. M. 20 Mk., Lokomotivführer Schund 3 Mk., N. N. 10 Mk., Unbekannt 5 Mk., Eisenbahnassistent Sckuster in Hirsau 5 Mk., W. B. 2 Mk., C. Schlaich Garnmeister 5 Mk , zusammen 294,40 Mk., bisher abgeführt 3340 Mk., Summe 3634,40 Mk. Mit herzlichem Dank an die Geber verbinde ich die Bitte, mir auch fernerhin Gaben zukommen zu lassen, da noch viel Not zu lindern ist. Talw, den 16. April 1915.

Amtsrichter Irion.

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