Nationales Nachricktm- und Anzeiaenblatt für die Oberamtsbezirke Naaold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Texte

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Rümmer 274

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Altensteig, Donnerstag, de« 25. November 1937

«0. Jahrgang

Erklärung ShamberlainS zum SMukBrsoch

London, 24. Nov. Ministerpräsident Chamberlain gab im Unterhaus am Mittwoch nachmittag die mit großer Spannung erwartete Erklärung über den Halifax-Besuch in Deutschland ab.

Einleitend erklärte der Ministerpräsident, daß der Halifax- Besuch in Deutschland völlig privat und inoffiziell gewesen sei. Wie das Haus aber wisse, sei vereinbart gewesen, daß Halifax de« Führer sehen sollte. Vereinbarungsgemäß habe dieser Be­such dann am 19. November in Berchtesgaden stattgesunden, wo­bei Halifax vom Reichsaußenminister Freiherrn von Neurath begleitet gewesen sei. Während seines Besuches habe Halifax auch Gelegenheit gehabt, Generaloberst Eöring, Dr. Goebbels und andere prominente Persönlichkeiten in Deutschland zu tref­fe«. Diese Unterhaltungen seien vertraulichen Charakters ge­wesen, und das Haus werde, dessen sei er sicher, fuhr Chamberlain fort, nicht erwarten, daß er in diesem Stadium eine weitere Er­klärung über sie abgeben werde.Ich bin jedoch zufrieden, daß »«« Besuch wertvoll im Hinblick auf die Förderung des Wunsches zur Schaffung eines engeren gegenseitigen Verstehens gewesen ist, eiu Wunsch, von dem ich glaube, daß er ganz allgemein in beiden Ländern empfunden wird."

Die konservative Abgeordnete Horsbrugh fragte darauf den Ministerpräsidenten, ob er die Vermutungen kenne, die über diese Unterhaltungen in der englischen Morgenpresse erschienen seien. Chamberlain erwiderte darauf, er wolle klarmachen, daß diese Spekulationen nicht nur unverantwortlich, sondern auch höchst unrichtig gewesen seien.

Auf eine weitere Anfrage erklärte Chamberlain, daß die fran­zösisch e Regierung natürlich nicht über das Ergebnis der Be­sprechungen insormiert worden sei.

Im Anschluß teilte Chamberlain auf Anfrage des Oppositions­leiters Attlee offiziell mit, daß der französische Ministerpräsident und der Außenminister eine Einladung nach London zum Zwecke eines Meinungsaustausches über die internationale Lage für den 29. und 39 November an­genommen hätten.

Auf die Frage des linksradikalen Abgeordneten Rathbone, ob die englische Regierung es nicht für ratsam halte, freund­schaftliche Ministerbesuche mit Prag und Mos­kau auszutauschen (!), erwiderte Chamberlain:Nein." Der Außenminister habe kürzlich Gelegenheit gehabt, den tschechoslo­wakischen Außenminister in Genf und Litwinow-Finkelstein in Brüssel zu sprechen und mit ihnen Ansichten auszutauschen.

Lord Halifax gab im Oberhaus eine Erklärung über sei­nen Besuch in Deutschland ab. Halifax, dessen Erklärung sich wörtlich mit der des Premierministers deckte, wurde mit leb­haftem Beifall begrüßt.

Ser Sme spendet 2«»» Zentner Aassee

für das deutsche WHW.

Rom, 24. Nov. Die wegen ihrer Bücher über das faschistisch« Italien bekannte deutsche Schriftstellerin Luise Diehl, die Och zur Zeit auf einer Studienreise durch Aethiopieu befindet, ist «ach italienischen Zeitungsberichten in Addis Abeba ein- Melrosse«. Während ihres Ausenthaltes in Harrar wurde ihr die freudige Mitteilung gemacht, daß der Duce ihr 1999 Dop- »elzentner Kaffee aus der Provinz Harrar sür Da» deutsche Winterhilfswerk zur Verfügung Pellt«. Die Verfrachtung dieser schönen und dankenswerte« Spende, die in Deutschland allgemein mit Freude ausgenommen «erdeu wird, erfolgt in de« alleruächste« Tagen.

KablatMsitzimg ia London

Shautemps und Delbos zu außenpolitischen Besprechungen eingeladen

London, 24. Nov. Die meisten Londoner Morgenblätter be­richten, daß der französische Ministerpräsident Chautemps und Außenminister Delbos in Kürze auf Einladung der bri­tischen Regierung nach London kommen würden, um hier die internationale Lage zu besprechen. Die meisten Blätter, die sich wie gewöhnlich in weitreichenden Kombinationen ergehen, ver­muten, daß u. a. auch der Halifax-Besuch in Deutsch­land in diesen englisch-französischen Unterredungen erörtert werden solle.

Der diplomatische Korrespondent derDaily Mail" meldet, Chautemps und Delbos kämen am Freitag, einer Einladung der britischen Regierung folgend, nach London, um über die außenpolitische Lage zu beraten. Das britische Kabinett werde im Laufe der nächsten Woche Beschlüße bezüglich der Zukunft der britischen Außenpolitik zu faßen haben. Wie berichtet werde, habe man aus diesem Grunde beschlossen, vor­her mit den französischen Ministern zusammenzukommen. Der Zeitpunkt der Zusammenkunft steht nach anderen Meldungen noch nicht fest.

M« km Relchsautebahnen in Brtrlrb

Berlin, 24. Nov. Am 27. November werden wieder drei fertig­gestellte Reichsautobahnstrecken mit einer Gesamtlänge von rund 85 Kilometer dem Verkehr übergeben. Hiervon entfallen rund 3V Kilometer auf das Teilstück BurgdammOyten der Strecke Hamburg Bremen, die nunmehr bei Bremen in nord­westlicher Richtung durch die Wiesenlandschaft und damit dem Verkehr von BremerhavenWesermünde unmittelbar erschlossen wird.

Die dritte Teilstrecke mit rund 35 Kilometer Länge liegt in Schlesien zwischen Vunzlau uud Sagan. Mit ihr erreicht die Strecke BreslauBerlin nunmehr die Provinzgrenze Kur- mark-Schlefien in einer Gesamtlänge von rund 142 Kilometer. Die Bedeutung der neueröffneten Teilstrecke ist in dem unmittel­baren Anschluß der Städte Sagan, Sorau und Sprottau sowie in der wesentlichen Verbesserung der Verkehrsverbindung von Berlin nach Frankfurt a. d. O. und der Niederlausitz nach Schle­sien zu erblicken.

Mit diesen neuen Teilstrecken überschreitet das Retz der Reichs- autobahnen die Gesamtlänge vou 1899 Kilometer. Das Bauziel des Jahres 1937 2909 Kilometer Reichsautobahnen wird, wie vorgesehen, Mitte Dezember erreicht sein.

Berlin, 24. Nov. In diesem Jahr kann das Ungarische Institut an der UniversitätBcrlin auf ein 2 9 jäh- riges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß fand Mittwochnachmittag in der Alten Aula in Anwesenheit führen­der Männer des wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaft­lichen Lebens sowie von Vertretern des Reiches, der Partei und ihrer Gliederungen wie der Wehrmacht eine Feierstunde statt.

Die Festsitzung wurde ausgezeichnet durch die Anwesenheit des königlich-ungarischen Ministerpräsidenten v. Daranyi und des Reichsministers Rust, die über die kulturellen Be­ziehungen zwischen Ungarn und Deutschland während der letzten Jahrhunderte sprachen.

Reichsminister Rust, der Ehrenvorsitzende des Ungarischen Instituts, Staatssekretär Zschintzsch, und der Ehrendienst für die hohen Gäste unter Führung des Chefs des Protokolls Ge­sandten v. BLlow-Schwandte holten die ungarischen Staatsmänner vom Hotel ab-

Die würdige Feierstunde wurde eröffnet vom Rektor der Friedrich-Wilhelm-llniversität, Professor Hoppe. In einem kurzen Rechenschaftsbericht gab der Präsident des Ungarischen Instituts, Professor Farkas, einen Querschnitt durch die bis­herige 29jährige Geschichte des Instituts und seine bedeutenden Leistungen.

Dann ergriff der ungarische Ministerpräsident v. Daranyi das Wort. In seiner mit großem Beifall aufgenommenen Rede führte er u. a. aus: Es ist für mich eine besondere Freude, daß mein Berliner Besuch mit der heutigen Zwanzigjahrfeier zu­sammenfällt, denn als eines der ältesten Mitglieder der Gesell­schaft der Freunde des Ungarischen Instituts habe ich die kul­turellen Bestrebungen des Instituts von jeher mit warmer An­teilnahme verfolgt und gefördert. Und ich rechne es mir als eine hohe Ehre an, daß ich bei dieser Gelegenheit in -er fest­lichen Aula der größten deutschen Universität das Wort ergrei­fen kann, jener Universität, der die ungarische Kultur so viel zu verdanken hat. Ich denke dabei an all die ungarischen Stu­denten, die seit der Begründung der Universität nach Berlin strömten, um sich für ihre zukünftige Lebensbahn vorzubereiten. Dieser Reihe der Studenten entstammten Dichter, Philologen, Staatsmänner, deren Namen mit der geschichtlichen Entwick­lung Ungarns für immer verbunden bleiben.

Einst ein mächtiges Donaureich, spielte Ungarn unter der Führung seines eigenstämmigen Fürstenhauses das ganze Mit­telalter hindurch eine gewichtige Rolle in der europäischen Politik und Kultur.

Die Türkenkämpfe haben nicht nur das Land in einen öden Kriegsschauplatz verwandelt, sondern auch die Erinnerung an diese ungarische Kultur aus dem europäischen Bewußtsein ge­tilgt. Von nun an stand der Ungar als heldenhafter Soldat da, als der Verteidiger Europas; von seinen unerhörten kulturellen Anstrengungen, mit dem Westen auch in den Kriegswirren Schritt zu halten, nahm man keine Kenntnis mehr. Und auch später, als das Kriegsgetöse verstummte und das Ungartum seinen Staat neu aufbautc und große kulturelle Werte schuf, drangen nur einige wenige 'Namen über die Grenzen des Lan­des. Diese Uninteressiertheil lag wohl zum Teil an der Iso­liertheit der ungarischen Sprache, an der beschränkten Selbstän­digkeit des ungarischen Staates im Rahmen der österreich- ungarischen Monarchie, aber auch an der Gleichgültigkeit Euro­pas einem Volke gegenüber, das lange Jahrhunderte hindurch seine europäische Mission treu und hingebungsvoll erfüllte.

Der ungarische Soldat, dessen Ruhm die ungarischen kul-

Typhus und Blattern wüten ln Rabrld

Verzweifelte Lage der durch Hunger und Kälte geschwächten Bevölkerung

San Sebastian, 24. Nov. Der Gesundheitszustand der Bevölke­rung Madrids hat sich, den Berichten von lleberläufern an der Madrider Front zufolge, in erschreckendem Maße verschlechtert. Typhus, Blattern und andere Seuchen fordern unter der durch Hunger und Kälte geschwächten Einwohnerschaft immer mehr Todesopfer. Die Ursachen für die Ausbreitung der genannten Seuchen liegen klar auf der Hand. Die Lebensmittel­knappheit wirkt sich von Monat zu Monat stärker aus. Dazu kommt der Mangel an Heizmaterial sowie an warmer Kleidung und Decken, die größtenteils von den bolschewistischen Hordenbeschlagnahmt" worden sind. Von einer geregelten Straßenreinigung ist natürlich seit langem keine Rede mehr, und die sanitären Anlagen zerfallen nach und nach völlig.

Unter diesen Umständen sieht die Bevölkerung dem meist sehr strengen Madrider Winter mit größter Sorge entgegen, und immer stärker wird die Sehnsucht, daß die nationalen Truppen 4e Stadt bald befreien und den Leiden der schwergeprüften Ein- 'hnerscbait ein Ende bereiten möaen.

turellen Bestrebungen in Schatten stellte, verstand es, auch di« Schranken dieser Gleichgültigkeit zu sprengen. Sein Heroismus im Weltkriege erweckte das Interesse auch für das ungarische Volk, seine Geschichte, seine Kultur.

Für Deutschland wurde Ungarn ne» entdeckt. Man sah, daß eine schicksalhafte Verbundenheit nur dann von Ewigkeitswert sein kann, wenn ihre Wurzel» in dem fruchtbaren Boden de» gegenseitigen Verständnisses ruhen.

Die deutsche Sprache, auch in der Gegenwart als erste Fremd­sprache in allen höheren Schulen gelernt, ist einem großen Teile der Ungarn geläufig. Die deutsche Sprache und Literatur wurde neben vielen Lektoraten an zehn Lehrstühlen der vier ungarischen Universitäten unterrichtet, und die Meisterwerke der deutschen Literatur lagen in mustergültiger Uebersetzung der bedeutendsten ungarischen Dichter vor. Die ungarische Kultur fand hingegen - bis zum Weltkriege - in Deutschland nir­gends eine wenn auch noch so bescheidene Heimstätte. Ungarn blieb dem deutschen Volke nicht nur unbekannt, sondern es wurde auch vielfach verkannt.

So ist cs verständlich, daß die Errichtung eines ungarischen Lehrstuhles, und bald nachher die Begründung eines ungarischen Universitätsinftitules in der ungarischen Oeffentlichkeit eine aufrichtige Freude auslösten. Man erkannte, daß dieses Insti­tut, dessen Arbeitsbereich die gesamte Kultur Ungarns umfas­sen sollte, unter der Leitung seines jungen, zu früh verstorbenen hervorragenden Leiters, Rodert Gragger, dazu berufen sei, die höchsten Werte der ungarischen Kultur der deutschen Wissen­schaft zu vermitteln und jo für das isolierte Land das Tor der Weltöffentlichkeit zu erschließen. Nach zwei Jahrzehnten geisti­ger Tätigkeit kann festgestellt werden daß, das Institut die Er­wartungen, die man an seine Arbeit knüpfte, in vollem Maße erfüllt hat.

Den im vergangenen Jahre auf der Grundlage der Gegen­seitigkeit abgeschlossenen Kulturvertrag betrachten wir als die höchste Sanktionierung einer historischen Entwicklung. Sie be­deutet zu gleicher Zeit die Krönung der 29jährigen Tätigkeit des Ungarischen Instituts. An der Schwelle des dritten Dezen­niums wünsche ich von ganzem Herzen dem Ungarischen Insti­tut, daß es seine fruchtbare Arbeit noch lange fortsetzen und immer mehr mit geistigen Waffen ausgerüstete Vorkämpfer er­ziehen möge für das gegenseitige Verständnis unserer Völker.

Nach dem ungarischen Ministerpräsidenten sprach Reichs- Minister Rust. Nachdem er seinem Vorredner für die Ausführungen gedankt hatte, fuhr er u. a. fort, die Anwesenheit unserer hohen ungarischen Gäste hebt die Zwanzigjahrfeier des Ungarischen Instituts an der Universität Berlin weit hinaus über die Bedeutung eines reinen akademischen Festes.

Zwei Völker nehmen an dieser Feier teil und bekunden durch sie ihre lebendige kulturelle Verbundenheit. Diese Verbunden­heit Deutschlands und Ungarns reicht weit zurück über das Ge­burtsjahr dieses Instituts und auch zurück über die letzten Men­schenalter und Jahrhunderte.

Die Metternich-Zeit zerriß alle Fäden zwischen Ungarn und Deutschland; nur eine kleine, dem damaligen Regiment genehme Auslese durfte an deutsche Universitäten ziehen. Und als 1867 Ungarn im Rahmen der österreich-ungarischen Monarchie ge­wisse nationale Selbständigkeit wieder erlangte, lenkte die wei­tere Entwicklung den Strom der ungarischen Jugend nach Frankreich.

Erst die Waffenbrüderschaft im großen Weltkrieg schuf wie­der neue geistige Brücken zwischen den ehemals kulturell s» eng

Kulturelle Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn

Zwanzig Jahre Ungarisches Institut an der Friedrich-Wilhelm-Aniversität