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Rümmer 243

Altenfteig, Dienstag, den IS. Oktober 1937

«E Iahe,an.

Forderungen der SudetendeutsAen

Konrad Henkln fordert in einem offenen Brief an Benefch die Autonomie

Molf-SlklerOkitmtütte

Pasewalk

Am 21. Oktober, dem Tag der Einlieferung des Führers in das Pasewalker Kriegslazarett 1918, wird der zu einer Weihestätte umgeformte Bau der Oeffentlichkeii übergeben werden.

In einer seiner Reichstagsredsn hat der Führer einmal hervorgehoben, daß er zu den wenigen Staatsmännern der Gegenwart gehöre, die den Krieg vonunten her" kennen gelernt hätten. Wir kennen die Wahrheit dieser Behaup- rung nur allzu gut: In der Nacht vom 13. zum 14. Okto­ber 1918 schossen die Engländer aus der Südfront von Ypern mit Gelbkreuz-Granaten. In den Morgenstunden dieser furchtbaren Nacht wurde auch der damalige Gefreite und Meldegänger Adolf Hitler von den verderbenbringenden Easschwaden erfasst. Mit brennenden Augen und der letz­ten Meldung nn Kriege in der Hand wankte er nach einem Verbandsplatz, als ein Easblinder wurde er am 21. Okto­ber 1918 in das Kriegslazarett Pasewalk im Norden von Berlin, aber bereits auf pommerschem Gebiet, eingeliefert. Das Pasewalker Gebäude hatte erst im Krieg seine Bestim­mung als Lazarett erhalten. Es war eine Behelfsmaß- nahme wie bei so vielen Lazaretten dieser Art. Ein einstöcki­ges langgestrecktes Gebäude, an das sich auf beiden Flügeln Fachbauten anschlossen, mutzte damals genügen. Die nutze­ren und wahrscheinlich auch die inneren Mängel konnten die Augen Adolf Hitlers nicht erkennen. Wenn auch, wie er in dem BuchMein Kampf" so überaus eindringlich schildert, der bohrende Schmerz in den Augenhöhlen all­mählich »schließ und es ihm langsam gelang, die Umge­bung in groben Umrissen wieder unterscheiden zu lernen, ging die Genesung und die Wiedergewinnung des Augen­lichtes doch nur zögernd voran.Freilich, daß ich jemals würde wieder zeichnen können, durfte er nicht mehr hof­fen."

In diesem Zustand des Verzichten? und der seelischen Niedergeschlagenheit erlebte Adolf Hitler den 9. Novem­ber. Man mutz gerade dieses Kapitel seines Buches immer wieder von neuem Nachlesen, um die Wende seines Lebens zu verstehen. Seine Darstellung des Besuchs und der An­sprache des pommerschen Pastors im Lazarett, der die Kriegskranken und Kriegsverwundeten mit den schmähli­chen Ereignissen dieser schmutzigen Nooembertage bekannt machte, ist erschütternd Zu tiefst ergreifend die Mitteilung, daß damals Adolf Hitler zum ersten Mal seit dem Begräb­nis seiner Mutter wieder geweint hat.

In diesen schweren Stunden tiefster seelischer Erschütte­rungen formte sich in Adolf Hitler der Entschluß, für ein neues Deutschland zu kämpfen.Ich aber beschloß, Politi­ker zu werden". Mit diesen sechs Worten beschließt Adolf Hitler das siebente Kapitel seines Buches. Aber sie sind zu­gleich der Beginn seiner neuen Tätigkeit im Dienste des Vaterlandes und der von ihm geführten Bewegung.

Bereits Ende November verließ Adolf Hitler einiger­maßen wieder hergestellt das Lazarett in Pasewalk. Den Cchwur, den er sich damals selbst abgenommen hatte, sein Leben, das er als ein Geschenk der Vorsehung zurückgenom­men hatte, dem deutschen Volk zu widmen und ihm treu zu bleiben bis zum letzten Atemzug, hat er sofort in die Tat «mgesetzt und gehalten. Umso näher lag der Gedanke, gerade dieses Haus, in dem sich die große Wende des Führers voll­zog, zu einer Weihestätte der Bewegung umzugestalten und sie dadurch in die Geschichte des neuen Deutschlands einge- hen zu lassen. Der pommersche Gauleiter, Schwede-Koburg, hat den Gedanken zur Tat werden lassen. Kein Prunkbau wurde errichtet, aber das alte Kriegslazarett konnte auch in den ehemaligen Maßen und Formen ein neues architek­tonisches Antlitz erhalten, ohne der Erinnerung Gewalt an­zutun. Vor allem hat man kein Museum aus dem Lazarett gemacht und einen Krankensaal rekonstruiert. Das Aeußere und das Innere stimmen harmonisch überein. Der ehemalige Lazarettsaal ist jetzt zu einer Halle geworden, deren ge- chichtliche Bedeutung durch ein symbolisches Mosaikbild- verk gekennzeichnet wird. Alles übrige besagt die Inschrift: -Anno 1918 wurde in diese Stätte ein Soldat gebracht, der die Sorge um Deutschland wie ein brennend Feuer im Her­zen trug".

Das sind die rechten Worte an dieser Stelle. Hier wurde Adolf Hitler nicht nur physisch .andern auch seelisch sehend. Von hier aus trat er den Ritr an. der symbolisch im Bild­nis am ehemaligen Fachwerkgiebel durch die Dreiheit von Ritter. Tod und Teufel angedeutet wird Hier nahm der Führer Adolf Hitler seinen Ausgang, und wenn nun am kommenden 21. Oktober, also an dem Tage, an dem vor 19 Jahren ein todwunder Soldat seinen Einzug in dieses Haus hielt, die neue Weihestätte der Öffentlichkeit übergeben wird, wird sich kein Besucher der Weihe des Ortes entzie­hen, denn gerade diese Stätte ist durch Adolf Hitler selbst geweiht für alle Zeiten.

Prag, 18. Okt. Der Vorsitzende der Sudetendeutschen Partei, Konrad Henlein, hat aufgrund der Vorfälle in Teplitz-Schönau am Sonntag an Präsident Dr. Eduard Benesch folgenden offenen Brief gerichtet:

Herr Präsident! Vor kurzer Zeit hatte ich Gelegenheit, dem Herrn Ministerpräsidenten Mitteilung zu machen über die Auswirkung gewisser Gesetze und das Verhalten der Staatsorgane in sudetendeutschen Gebieten, wodurch in diesen Gebieten und damit im Staate eine unerträgliche Lage geschaffen wurde. Der Herr Ministerpräsident ver­sprach Abhilfe.

In der vergangenen Woche konnte ich in London über unsere Frage sprechen. Ich habe für meine Darlegungen größtes Verständnis gefunden.

Am 17. Oktober hatte ich die Absicht, aus Anlaß des Kreistages der Sudetendeutschen Partei in Teplitz in einer öffentlichen Kundgebung zu sprechen. Diese Kundgebung wurde verboten. Zn vollster Disziplin hat die Anhänger­schaft meiner Partei die Verfügung befolgt.

Zn einer Amtswaltertagung am 17. Oktober wurde ich vom Regierungsvertreter zweimal verwarnt, weil ich die Tatsache feststellte, daß unser Staat ein Nationalitäten­staat ist.

Nach störungslosem Verlauf dieser Tagung ging ich mit meinen Mitarbeitern in die Privatwohnung des Abgeord­neten Dr. Zippejius.

Als ich mich dann am frühen Nachmittag zu meinem vor dem Hause parkenden Wagen begab, wurde ich von einigen Passanten erkannt und mit Heilrufen begrüßt.

In mir unverständlicher Weise griff die Polizei ein. Es gelang mir nur mit Mühe, meine Frau in den Wagen zu reißen. Zch mußte sehen, wie der ebenfalls zu meinem Wagen eilende Abgeordnete Karl Hermann Frank von Polizisten mit dem Gummiknüppel daran gehindert wurde.

Obwohl sich Abgeordneter Karl Hermann Frank sofort legitimierte, wurde er von Polizisten geschlagen. Ich sah, wie man ihn ergriff und abführte. Zch sah ferner, wie daraufhin ohne jeden Grund Abgeordneter Karl Hermann Frank von rückwärts von einem Polizisten mit dem Gummi­knüppel geschlagen wurde und der Vorsitzende des Parla­mentarischen Klubs der Sudetendeutschen Partei, Abgeord­neter Kundt, von Polizisten brutal zurückgestoßen wurde. Nur der Besonnenheit aller anwesenden Abgeordneten der Sudetendeutschen Partei ist es zu danken, daß es nicht zu blutigen Zusammenstößen kam.

Diese Vorkommnisse und die im weiteren Verlauf er­folgten Mißhandlungen mehrerer Abgeordneter der Sude­tendeutschen Partei stehen zu den Gesetzen und der Verfas­sung des Staates in krassem Widerspruch und sind für ein tapferes und ehrliebendes Volk unerträglich. Solche Vor­

Führerworte aus Pasewalk

Seit dem Tage, da ich am Grabe der Mutier gestanden, hatte ich nicht mehr geweint. Wenn mich in meiner Jugend das Schick­sal unbarmherzig hart anfatzte, wuchs mein Trotz. Als sich in den langen Kriegsjahren der Tod so manchen lieben Kameraden und Freund aus unseren Reihen holte, wäre es mir fast wie eine Sünde erschienen, zu klagen starben sie doch für Deutsch­land! Und als mich endlich selbst -s noch in den letzten Tagen des fürchterlichen Ringens das schleichende Gas anfiel und fich in die Augen zu fressen begann, und ich unter dem Schrecken, für immer zu erblinden, einen Augenblick verzagen wollte, da donnerte mich die Stimme des Gewissens an: elender Jämmer­ling, du willst wohl heulen, während es Tausenden hundertmal schlechter geht als dir, und so trug ich denn stumpf und stumm mein Los. Nun aber konnte ich nicht mehr anders. Nun sah ich erst, wie sehr alles persönliche Leid versinkt gegenüber dem Un­glück des Vaterlandes."

2e mehr ich in dieser Stunde über das ungeheure Ereignis klar zu werden versuchte, um so mehr brannte mir die Scham der Empörung und der Schande in der Stirn. Was war der ganze Schmerz der Augen gegen diesen Jammer? Was folgte, waren entsetzliche Tage und noch bösere Nächte ich wußte, daß alles verloren war. Auf die Gnade des Feindes zu hoffen, konnten höchstens Narren fertig bringen oder Lügner und Verbrecher. In diesen Nächten wuchs mir der Haß, der Haß ge­gen die Urheber dieser Tat.

Mit dem Juden gibt es kein Praktieren, sondern nur das harte Entweder Oder. Ich aber beschloß. Politiker zu wer­den." Aus Hitlers Buch:Mein Kampf".

kommnisse sind geeignet, den Frieden im Staate und die Entwicklung Europas zu gefährden.

Diese Vorfälle haben mir vollends die Erkenntnis ge­bracht, daß unser guter Wille und unsere Warnungen offensichtlich mißachtet werden und daß jede weitere dikta­torische Behandlung der judetendeutschen Forderungen katastrophale Auswirkungen bringen kann. Diese möge» zwar geeignet sein, zunächst uns ins Unrecht zu setzen, müs­sen aber eine ruhige Entwicklung im Staate in Frage stel­len. Die Ursache dieser Vorfälle sehe ich darin, daß die maßgebenden Regierungsstellen in Widerspruch zu ihren eindeutigen Zusicherungen und Erklärungen von unter­geordneten Organen desavouiert werden, ohne daß die Vor­gesetzten Stellen diese Faktoren zur Verantwortung ziehen. , Die praktischen Forderungen, die ich als verantwort­licher und durch den Wahlausgang von 1935 legitimierter Sprecher des Sudetendeutschtums aus den gestrigen Vor­kommnissen, die nur «in Glied in einer langen Kette dar­stellen, erhebe, lauten:

Unverzügliche Znangriffnahme der Verwirklichung der von mir und meiner Partei geforderten Autonomie. Zch erinnere Sie, Herr Staatspräsident, daß Sie seinerzeit im Kampf um die Entwicklungsfreiheit Ihres Volkes die Autonomie der Völker in den Ländern der böhmischen Krone als einzige Gewähr für die gedeihliche Zukunft der Völker erachtet haben. Nur rasche Verwirklichung der ge­forderten Autonomie mit dem praktischen Ziel der Selbst­verwaltung der Volksinteressen und der Besorgung der staatlichen Agenda durch Deutsche im deutschen Gebiet ver­mag allein eine weitere Zuspitzung der innerpolitischen Verhältnisse hintan zu halten. Der Versuch der macht­mäßigen Äufrechterhaltung eines einseitigen tschechischen Herrschaftsverhältnisses im Nationalitätenstaat macht jede gerechte, wirksame und konstruktive Lösung des Nationa­litätenproblems unmöglich.

Herr Präsident! Zch erhebe diese Forderungen im Be­wußtsein meiner Verantwortung als Sprecher des Sude- tendeutschtums. Damit zeige ich aber gleichzeitig jenes Maß von Verantwortung auf, das Zhnen,. Herr Präsident, und Zhrer Regierung in erster Linie zukommt.

Leitmeritz, am 18. Oktober 198?.

Konrad Henlein."

Furcht vor -er Wahrheit

Sudetenveutschc Darstellungen von dem Zensor gestrichen

Prag, 19. Oktober. Die zweite Auflage des Tagblattes der Sudetendeutschen Partei vom 19. Oktober wurde an 14 Stellen vom Zensor beschlagnahmt. Der Zensur ver­fiel gänzlich der Brief Konrad Henleins an den Staats­präsidenten der Tschechoslowakei und die Darstellungen der Abgeordneten der Sudetendeutschen Partei Karl Hermann Frank und Ernst Kundt über die Vorfälle in Teplitz- Schönau, in denen letztere die tendenziöse Berichterstattung des tschechoslowakischen Pressebüros berichtigen. Ferner ein Teil der Darstellungen des Abgeordneter Richter über einen Fall. Weiter wurden aus der Rede des Vorsitzenden der Sudetendeutschen Partei, Konrad Henlein, die er auf der Kundgebung in Teplitz-Schönau am Sonntagvormittag

gehalten hat, einige Sätze vom Zensor gestrichen.

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Henkln über den Rationalltütenstaat

Prag, 18. Okt. Auch in der Tagung der Sudetendeutschen Par­tei im Teplitzer Stadttheater nahm man tschechischerseits eine Haltung ein, die die passende Aeberleitung zu den anschließenden Ausschreitungen der völlig Haltungslosen Tschechenpolizei dar­stellte. Trotzdem setzte sich Henlein als Hauptredner unerschrocken durch. Er führte u. a. aus:Ich habe in London mit einer Reihe einflußreicher Männer gesprochen. Man würde es einfach nicht verstehen, wenn ein Versammlungsredner eine Ermahnung aus dem Grunde erhält, weil er behauptet, daß der tschechoslo­wakische Staat keineswegs ein Nationalstaat, sondern eindeutig ein Nationalitätenstaat sei". Der anwesende Regie­rungsvertreter sah fich bei dieser Stelle also gleich veranlaßt, Konrad Henlein ermahnen (0 zu lasse«. Konrad Henlein fuhr dann fort:Das Ausland hat fich immer wieder überzeuge» müssen, daß ich nichts als die reinste Wahrheit gesagt habe." Diese Feststellung löste unter den Anwesenden einhellige Zustim­mung aus.Und so bleibe ich auch heute bei der Wahrheit", sagte Henlein abermals,daß unser Staat nicht ein National­staat, sondern ein Nationalitätenstaat ist." Eine neue Verwar­nung ließ Konrd Henlein ruhig, ja er wiederholte sein Fest­stellung^ Ein Beifallssturm ohnegleichen folgte diesen Worte«.