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Schwarzwälber T«ge*zeit«»ß
Nr. 188
einging. Ein allgewaltiger Küchenchef gibt leinen veiven Gehilfen den Auftrag, den Küchentisch zu reinigen. Dre unterziehen sich auch mit Eifer dieser Aufgabe, und als sie zum Schluß gefragt werden, aus welchem Kessel sie denn das Wasser dazu genommen hätten, weist der eine auf einen Bottich, der in der Ecke steht. Entsetzen zeigt sich in dem Gesicht des Kochs, der nur jammernd die Worte herausstotzt: „Meine arme Fleischbrühe!" Was entgegnet aber einer der Missetäter, der sich inzwischen gefaßt bat?: „Als wir den Deckel hochhoben, da war die Fleischbrühe zu stolz, um uns auch nur mit einem Auge anzuschauen, wir hielten sie eben für Abwaschwasser!" ^
Können Sie sich denken, daß es rm Arbertsdrenst als Belohnung für geregelten Stuhlgang Bier gibt? Sicherlich nicht so ohne weiteres, aber Sie werden gleich sehen, daß es doch bei unserer Geschichte, die aus dem Hannoverschen berichtet wird, mit rechten Dingen zugeht. Ein kleines Städtchen, das in besonders herzlichem Verhältnis zu „seinem" Ärbeitslager siebt, hat eine Reihe netter Gasthäuser, aber keines ist für Zusammenkünfte oder Versammlungen geeignet, für die lediglich die Turnhalle in Frage kommt, die natürlich wie alle Turnhallen keine Sitzgelegenheiten aufweift. Ist nun eins Veranstaltung größeren Ausmaßes geplant, dann treten die Männer des Lagers vor den Gasthäusern an, bepacken sich dort jeder mit vier Stühlen, und in geregeltem „Stuhlgang" geht es zur Turnhalle. Am nächsten Tage werden die Stühle wieder zurückgebracht, und als Belohnung gibt es dann mal öfter ein Faß Vier. Womit die Aufklärung gegeben wäre. ^
In einer Kantine werden an einem Tisch lebhafte Probleme gewälzt. Georg, der unweit davon eine Zeitung liest, hört aus dem Gewirr der Stimmen immer wieder Richards kräftigen Baß heraus: „Man muß auch die andere . Seite hören, sonst kann man gar nichts beurteilen", verkündet er bereits zum drittenmal. Georg greift ein: „Seit wann läßt du denn auch mal den Gegner zu Wort kommen, Richard, wo du doch sonst so einseitig bist?" Verständnislose Gesichter ringsum, dann tosendes Gelächter. Sie haben von einer Grammophonplatte gesprochen.
Was macht man, wenn irgendein Arbeitsmann, der soeben frisch ins Lager gekommen ist und von allerlei leckeren Sachen, welche er von zu Hause bekommen hat, seinen Truppkameraden nichts abgibt? Oh, da gibt es die verschiedensten Möglichkeiten! Entweder legt man ihm in sein Bett, raffiniert in den Strohsack verpackt, eine Schüsse! mit Wasser, oder man trägt ihm vielleicht sogar sein Bett in den Hos heraus, sorgt dafür, daß er sein Spind selbst mit größter Anstrengung nicht öfsnen kann, kurzum: Möglichkeiten, jemand zu einem guten Kameraden zu erziehen, gibt es unzählige.
Es wird jedem einleuchten, daß der Arbeitsdienst, genau wie die Wehrmacht, sich naturgemäß im Lause der Jahre auch eine eigene Sprache zugelegt hat, die man als Lage r- sp rache zu bezeichnen pflegt. Aus ihr wollen wir einige Kostproben geben, um zu zeigen, daß man um Ausdrücke durchaus nicht verlegen ist. Jeder Arbeitsmann raucht mal gern eine Zigarette, wobei es nun die verschiedensten Marken gibt, die im Handel wenigstens nicht unter dieser Bezeichnung bekannt sind. Da gibt es zum Beispiel das bekannte Format „Uckermark" (reichliche Verwendung heimischer Kräuter), oder „Kaiser Friedrich" (lerne leiden, ohne zu klagen), und weit bekannt sind auch die Marken „Heideröslein" (und der wilde Knabe brach), „Petrus" (er ging hinaus und weinte bitterlich) und „Schachaufgabe" (matt nach drei Zügen).
Was ist eine Gefrierfleisch-Limousine? Das ist doch ganz einfach, darunter versteht man — ein ungemein plastischer Ausdruck — die offenen Geländewagen des Arbeitsdienstes. Der Koch, von dem wir bereits oben eine kleine Geschichte erzählten, hört auch auf den Namen „Soßenchef", „Schmor"- oder „Fettmolch", seine Hilfskräfte tragen die nicht weniger schmeichelhafte Bezeichnung „Speckwanze»". Daß es für das Bett eine Unzahl Ausdrücke gibt, liegt auf der Hand: mir nennen hier nur, nach dem Alphabat geordnet „Buntkariertes". „Falle", „Flohkiste". „Kahn". „Koje", „Korb", „Schlafpfuhl" und „Zelt".
Wenn man morgens um 5 Uhr, da es noch nicht sonderlich warm ist, zum Frühsport antritt, so wird daraus leicht — allerdings nur in den ersten Minuten — ein „Frier- sport". Der Platz, auf dem die Ordnungsübungen abgehalten werden, hört auf den Namen „Seuszerwiese", „Schweitz- sammelstelle" und „Schleifstein". Angabe ist eine beliebte
Beschäftigung während der Freizeit. Ein „Angeber" gibt -ine „Stange" oder eine „Welle" an, wenn er zum Beispiel erklärt: „Wir haben so gearbeitet, daß wir bis zu den Knö- ^ cheln im Schweiß standen". Man nennt dies auch „Schauer- ^ sichen Aufschnitt". Und wenn der Arbeitsmann Urlaub ha).
oann zreyt er >eine „gute Züche" an, worunter man dre : Ausgehuniform versteht, während für Arbeits- und Sportkleidung Ausdrücke wie „Kluft". „Klamotten" usw. ge- , bräuchlich sind.
; Schier unerschöpflich ist die Lagersprache, die tagtäglich um ^ neue Ausdrücke bereichert wird, der Erfindungsgabe des ein- i zelnen sind dabei keinerlei Schranken gesetzt. Der kleine Aus- ' ichnitt, den wir hier gegeben haben, soll zeigen, wie der Humor im Arbeitsdienst durchaus zu seinem Recht kommt.
Bimtes Allerlei
Die „Vaterland" ein Nachtklublokal?
In Amerika steht gegenwärtig einer der größten Vorkriegsdampfer zum Verkauf, der lange Zeit als .Leviathan" auf amerikanischen Linien gefahren ist. Der 54 300 Tonnen große deutsche Vorkriegsdampfer „Vaterland" ist bekanntlich nach dem Weltkriege in amerikanischen Besitz Lbergegangen und dort von der LS-Lines jahrelang unter dem Namen „Leviathan" im nordatlantischen Passagierdienst verwandt worden. Das Schiff war wegen seiner besonders luxuriösen Ausstartung beim amerikanischen Reisepublikum sehr beliebt. Im Jahre 1934 ist es dann aus dem Verkehr gezogen worden, weil es überaltert war und den technischen Anforderungen nicht mehr voll entsprach. Seitdem liegt der Riesendampfer in Hoboken am Pier. Es ist dis jetzt noch nicht darüber entschieden worden, ob der „Leviathan" abgewrackt werden soll. Der Schiffahrtsgesellschaft sind eine Reihe von anderen reichlich sonderbaren Angeboten gemacht worden. So will ein geschäftstüchtiger Unternehmer das Schiff erwerben und es während der Weltausstellung, die 1939 in Neu- york stattfinden wird, als schwimmendes Hotel und Restaurant betreiben. Ein anderer möchte es nach Florida verbringen und dort einen Nachtklubbetrieb für die kapitalkräftigen Badegäste an Bord eröffnen. Aehnliche Pläne hat ein dritter, der oen „Leviathan" nach Puertorico überführen will. Der ursprünglichen Bestimmung des Schiffes würden noch am meisten die Angebote entsprechen, die es als Schulschiff für den Nachwuchs der amerikanischen Handelsmarine oder für eine schwimmende Mustermesse, die namentlich in den südamerikanischen Häfen Käufer für USA.-Waren werben soll, zu verwenden beabsichtigen. Wenn der „Leviathan" abgewrackt wird, würde er eine Million Dollar bringen. Die Regierung der Vereinigten Staaten soll aber beabsichtigen, der Schiffahrtsgesellschaft zwei Millionen Dollar dafür zu bezahlen, um sie damit in den Stand zu setzen, leichter an den Vau eines neuen Dampfers für den transatlantischen Dienst heranzugehen. Der Neubau würde immerhin 16 Millionen Dollar kosten.
Weiterhin freundlich
Wetter vom 12. bis 21. August 1937
Die leichte Unbeständigkeit des Wetters, die im allgemeinen am Anfang dieser Woche — in Ostpreußen erst im Lause des Dienstags — einsetzte, wird zunächst fortbestehen. 2m großen und ganzen wird dabei aber das Wetter bis etwa IS. oder 16. August meistens freundlich und warm sein. Besonders in Süddeutschland werden in dieser Zeit Niederschläge nur selten und in geringen Mengen auftreten. Nach dem 16. wird die Unbeständigkeit des Wetters und damit die Häufigkeit der Niederschläge zunehmen. Aber auch dann noch werden, besonders wiederum im Südwesten des Reiches zeitweiligeAuf- heiterungen eintrete n, so daß kaum ein Tag vergeht, an dem die Sonne nicht wenigstens während einiger Stunden scheint.
Die tägliche Sonnenscheindauer wird in Süddeutschland und Ostpreußen an der Mehrzahl der Tage mehr als fünf Stunden, die Eesamtsonnenscheindauer des zehntägigen Abschnittes mehr als 70 Stunden betragen.
Gestorben
Rotensol: Frieda Kull, 56 I.
Glatten: Karl Haist, Bezirksmonteur, 47 Jahre
Stammheim: Michael Kober, Landwirt, 78 Jahre
Druck und Verlag: W. Rieker'sche Buchdruckeret in Altensteig. Hauptschriftltg.: Ludwig Lauk. Anzeigenltg.: Gustav Wohnlich, alle in Altensteig. D.-A.: VII. 37: 2170. Zzt. Preis!, 3 gültig.
vsstanntmscstungsn Nor bi 50 »p.
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Sturm 22/IM Standort Altensteig Heute, 12. 8. 37. ab 19.00 Uhr Sportplatzplanierung.
Letzte Nachrichten
- Gedenkfeier a« Grabe Horst Wessels
' Berlin, 11. Aug. Die NM meldet: Als Auftakt der ! Reichsweitkämpfe der SA in Berlin vom 13 bis 15 . August ! findet eine Gedenkfeier am Grabe Horst Wessels statt. Am s 'ibend des 12. August 20 Uhr wird der Slabschef m«t allen i Gruppenführern und A ntschefs der Obersten SA Führung am Grabe des Sturmführers Horst Wessel auf dem Ntkolai- i Friekhof einen Kranz nlederlegen. Danach begibt sich der ' Stabschef mit den Gruppenjiihrern zum Ehrenmal Unter den ' Linden, um dort einen Kranz für die toten Helden des Welt» Krieges niederzulegen. Die Standarte „Feldherrnhalle" wird mit 1200 Mann die Ehrenwache stellen. Am Pariser Platz : nimmt der Stabschef den Vorbeimarsch der Standarte „Feldherrnhalle" ab.
Italienischer Protest in London wegen des „Mongioia".
^ Zwischenfalles
i Rom, 12. Aug. Der italienische Geschäftsträger in London z hat am Mittwoch dem Foreign Off ce zu Händen des Präst. i denten des Nichtemmischungsausschuffe» einen Protest seiner z Regierung wegen des Luftangriffes auf den italienischen Dampfer j „Mongioia" durch sowjetspanische Flugzeuge übergeben.
! In dem Protest wird, einer Meldung der „Agenzia Siefani"
, ous London zufolge, heroorgehoben, daß auf dem Damp er ! ein holländischer Beobachter mitfuhr, und daß der Dampfer ! ».icht nur die italienische Flagge, sondern auch die Flagge des j Nichteinmischungsausschuffes gehißt hatte. Der Angrff, der dem italienischen Kapitän der „Mongioia" das Leben kostete, sei also nicht nur gegen Italien, sondern auch gegen den Nicht»
? einmischungsausschuß gerichtet gewesen.
: MMSrlastwagen in eine Schlucht gestürzt
f 5 Tote, 16 Schwerverletzte
s Rio de Janeiro, 12. Aug. Bei Curityba im Staate l Parana stürzte ein Militärlastauto in eine Schlucht. Fünf ' Soldaten wurden getötet und 16 schwer verletzt. ^
: „Taifun* in Tempelhof gelandet. — Die »Fliegende ! Limousine" bewältigte 6500 km ohne Zwischenfall in ' zwei Tagen.
Berlin, 11 . August. Das Mefferschmidt-Flugzeug-»Taifun* ! ist nach seinem zweitägigen Luroparundflug am Mittwoch um 20.30 Uhr von Budapest kommend nach Zurücklegung einer Gesamtstrecke von etwa 6500 Kilometer wieder auf dem Flughafen Tempelhof gelandet.
Die viersitztge Reisemaschine der Bayerischen Flugzeugwerke hat durch ihren glänzenden Zweitaaeflug Berlin—Riga— Helsinski—Oslo—Hamburg—Paris—Mailand—Rom—Bel- grad—Budapest—Beil:nihreEignungals„FliegendeL!,nousiae"
: als „Prioatauto der Lust", der its bewiesen.
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klteastslz, N. 1937.
osnstrssung.
bür die vielen Leveise berrlicber lsiebe und 'seilnabme, Oie vir vübrend cler Krank- beit und beim Uinsckeiden unseres lieben Lntscblakenen
Ustilikim I-Siiel
erlabren dursten, sagen vir allen berrlicken Dank.
Oie trauernde Mtve Starts cökkel unä Kinder.