Amtliche Bekannt« achunge«.

Bekanntmachung des K. stellv. General­kommandos des 13. (K. W.) Armeekorps, betr. Saaturlaub.

' " Die Militärbehörden haben den landwirtschaftlichen Berufsinteressen Rechnung tragend, Gesuchen der landwirt­schaftlichen Bevölkerung um Ürlaub von Angehörigen bezw. Lrsatzmannschasten weitgehend entsprochen. Es wird den detr. Ortsbehördrn hingegen zur Pflicht gemacht, ihr besonderes Augenmerk darauf zu richten, daß alle jene bevorzugten beurlaubten Mannschaften nun auch wirklich in den eigenen bezw. gegebenenfalls nach Möglichkeit in Nachbarbetrieben, ; deren Angehörige im Felde stehen, tätig sind. Etwaige Ver- ! fehlungen sind sofort dem stellv. Generalkommando zur Kenntnis zu bringen.

An die Gemeindebehörde« richte ich das Ersuchen, vorstehende Verfügung in ortsüblicher Weise mit dem Be­merken bekanntmachen zu lasten, daß Beurlaubte, die sich nicht in landwirtschaftlichen Betrieben betätigen, sofort zum Truppenteil zurückbesördert werden.

Calw, den 5. April 1915.

K. Oberamt: Binder.

Agiohandel mit Gold.

Das Verbot des Ankaufs von Gold zu Spedulations- zwecken oder zur Ausfuhr nach dem Ausland ist dahin er­weitert worden, daß, wer es ohne Genehmigung des Reichs­kanzlers unternimmt, Reichsgoidmünzen zu einem ihrem Nennwert übersteigenden Preise zu erwerben, zu veräußern

oder solch« Geschäfte über sie zu ermiUelu oder dazu aus- sordert oder sich erbietet, mit Gefängnis bis zu einem Jahre und zugleich mit Geldstrafe bis zu 5M0 Md. bestraft wird, sofem nicht andere Vorschriften schwerere Strafen androhen. In dem Urteil sind die Reichsgoidmünzen, die zu einer solchen strafbaren Handlung gebraucht oder bestimmt sind, einzuziehen, sofern sie dem Täter oder einem Teilnehmer gehören.

Calw, den 3. April 1915.

K. Oberamt: Binder.

Beginn neuer Unterrichtskurse an der K. Fach­schule für Feinmechanik einschl. Uhrmacherei und Elektromechanik in Schwenningen a. N.

An der unter Aussicht der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel stehenden staatlichen Fachschule iür Feinmechanik usw. in Schwenningen beginnen am l. Mai d. I. wieder neue Unterrichlskurse.

Der Zweck der Fachschule ist, durch praktischen und theorelischen Unterricht in den verschiedenen Zweigen der Feinmechanik einschl. Uhrmacherei und Elektromechanik sür diese Gebiete ebensowohl tüchtige Gehilfen und Werdsiihrer als selbständige Gewerbetreibende heranznbildln.

Der Unterricht an der Fachschule umfaßt 3 ordentliche lIahreskurse für angehende Fein- und Elektromechaniker sowie Groß- uud Taschenuhrmacher, welche mit einer Schluß­prüfung (Gesellenprüfung) endigen. Daneben besteht ein einjähriger höherer Fortbildungskurs mir an schließender Meisterprüfung insbesondere füe solche Gehilfen der Fein- und Elektromechanik sowie Uhrmachern, welche sich in besonders gründlicher und umfassender Weise sür die spätere i-lbständige Betreibung ihres Gewerbes oder sür die

> Versetzung von Werkführerfteürn in der Großindustrie vorde- reiten wollen.

Anmeldungen sind zu richten an den Vorstand der K. Fachschule für Feinmechanik «sw. in Schwenningen, von welchem auch Schulprogramme und Auskünfte erhalten werden können. Die Aufnahmeprüfung für Neueinlretende findet am 1. Mai. d. I. statt.

Calw, den 3. April 1915.

K. Oberamt.

Binder.

Invaliden- und Krankenrenten für Kriegsinvaliden.

In den Lazaretten des Landes werden sich vielfach auch solche Knegsinoaltden befinden, die Mitglied der Invaliden­versicherung sind. Bleiben diese voraussichtlich dauernd in­valide, so erhalten sie, wenn sie die gesetzliche Wartezett erfüllt haben, Invalidenrente. Sind sie nur vorübergehend invalide, so erhalten sie Krankenrente, wenn vom Tag der Verwundung oder Erkrankung ab gerechnet 26 Wochen ab­gelaufen sind. Krtegsoerstümmelte werden als dauernd invalide betrachtet, da bet ihnen bis zur Wiedererlangung der Ermerbstätigkeil ein längerer Zeitraum verstreichen wird. Der Rentenantrag ist bei der Ortsbehörde sür die Arbeiter- Versicherung des jeweiligen Aufenthaltsorts unter Uebergabe eines ärztlichen Gutachtens und der letzten Quittungskarte zu stellen, wo jederzeit auch weitere Auskunst erteilt wird.

Calw, den 3. April 1915.

K. Bersicherungsamt: Binder.

Amsterdam, 3. Aprl. Nach einer in denTimes" veröffentlichten und von derVoss. Zeitung" über-i nommenen Tabelle der Admiralität wurde in der! ersten Kriegswoche ein Dampfer von 6800 Tonnen versenkt, in der Woche, die mit dem 20. Jan. endete, zwei Dampfer mit 7855 Tonnen. Vom Ausbruch des Krieges an bis zum 20. Januar kamen und gingen durchschnittlich 1273 Dampfer. Der wöchentliche Pro­zentsatz der versenkten Dampfer betrügt 2,6, d. h. 1V 480 Tonnen wöchentlich. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Tabelle mit breiter Ausführlichkeit Hergeste lli; umso knapper behandelt sie die Zeit vom 5. Februar bis zum 31. März. Da heißt es, in den sechs Wochen der Blockade wurden 37 Dampfer durch Unterseeboote versenkt.

(W.T.B.) Rotterdam. 3. April. Aus Rewyorl wird gemeldet, daß infolge der deutschen Untersee- bootsersolge die Versicherungsrate für Munitions­transporte um 85 Prozent gestiegen ist. Im New- Porker Hafen liegen infolge dessen 18 nach England und Frankreich bestimmte Dampfer, mit Kriegsmate­rial beladen, seit zwei Wochen still.

(W.T.B.) Rotterdam, 3. April. Ueber die Ver­senkung dreier englischer Fischdampfer durch das deut­sche Unterseeboot ff 10 erfährt der Nieuwe Rotter- damsche Courant aus London: Als der Fischvampfer Jason am Abend des l. April etwa 40 Seemeilen nordöstlich vom Tyne fischte, erschien in geringer Ent­fernung ein Unterseeboot und gab ihm Signale. Die Besatzung des Fischdampfers glaubte, es mit einem englischen Unterseeboot zu tun zu haben, und fischte ruhig weiter. Darauf feuerte das Unterseeboot zwei Schüsse über seinen Bug hinweg; die Dampfermann­schaft bestieg eilends die Boote und ruderte zu ff 10 hinüber, welches sie an Bord nahm und den Jason durch eine Bombe in die Luft sprengte. Darauf kam der FischdampferGlorinia" an die Reihe, zu dessen Versenkung drei Bomben nötig waren. Das Unter­seeboot nahm die Boote mit den Besatzungen ins Schlepptau. Es hielt später noch die beiden Fisch- dompferNelly" undRhodesia" durch Signal au. Der letztere mußte die Besatzungen der versenkten Dampfer an Bord nehmen. Die Besatzung desJa­son" erzählte, die Deutschen seien sehr höflich gewesen, hätten sie auch mit Brot. Kaffee und Tabak bewirtet; von der deutschen Besatzung hätten viele englisch ge­sprochen.

Unsere Feinde und der Krieg.

Eine neue englischeErfindung"

(W.T.B.) Berlin, 4. April. DerDaily Tele­graph" bringt in seiner Nummer vom 20. März un­ter der UeberschriftKomfort an der Front" folgende Mitteilung: Der König besichtigte gestern eine Ein­richtung, die von der englischen Heilsarmee zur Ver­abreichung warmer Getränke an die Truppen an der Front erfunden worden ist, und sprach seine volle Be­friedigung über das Gesehene aus. Es handelt sich um fahrbare Motor-Feldküchen, die so bald als mög­lich zum französischen Kriegsschauplatz abgesandt wer­den sollen. Die Wagen ruhen auf einem starken Un­terbau und haben das Aussehen von Motor-Ambu­lanzen, da sie bestimmt sind, in Verbindung mit dem Roten Kreuze zu arbeiten. Aus diesem Grunde tra­gen sie auch das Zeichen des Roten Kreuzes. Es be­steht die Absicht, sie so nahe als möglich an die Linie der Schützengräben oorzubringen, um den Soldaten,

! die von der Feuerlinie kommen bezw. dort Vorgehen, i heißen Tee, Kaffee, Kakao und Fleischbrühe verab- ! reichen zu können. Auf jedem Wagen befindet sich als ständige Besatzung ein Prediger der Heilsarmee und! ein Chauffeur. Zur Innenausstattung gehört ferner j ein Behälter, in dem sich alle für die Kommunion er-1 forderlichen Gegenstände befinden: ein tragbarer Al­tar. ein Kelch, ein Chorhemd und anderes. Wir stellen fest, daß die Engländer das Zeichen des Noten Kreuzes zum Schutze ihrer militärischen Einrichtun­gen mißbrauchen. Es erübrigt sich, darauf hinzu- weissn, daß die Verbindung der Feldküchen mit Ein­richtungen zur Erteilung der Kommunion nicht über die abermals von englischer Seite begangene Ver­letzung des Völkerrechts hinwegzutäuschen vermag. Die Erfindung ist echt englisch: Scheinheilig und gemein.

Es hat geholfen.

(W.T.B.) Berlin, 4. April. Nach Mitteilung der hiesigen Amerikanischen Botschaft hat die Fran­zösische Regierung der Amerikanischen Botschaft in Paris erklärt, daß eine Deportation der durch ein französisches Kriegsgericht verurteilten Leutnants o. Schierstädt und Graf Strachwitz niemals beabsichtigt gewesen sei, und daß die beiden Offiziere nicht weiter als Strafgefangene, sondern als Kriegsgefangene be­handelt werden sollten.

Ein französischer Bölkerrechtsbruch.

Konstantinopel. 3. April. Obwohl Persien mit allen Staaten in Frieden lebt, blieb es Frankreich Vorbehalten, einen krassen Völkerrechtsbruch an Per­sien zu verüben. Der französische KreuzerDentre Carteaux" hielt gestern das persische Handelsschiff! Perseopolis" an. DerCarteaux" ließ die persische! Flagge niederholen und durch die französische ersetzen. Die ganze Besatzung desPerseopolis" wurde aus­gebootet, und eine französische trat an ihre Stelle. Dieser Seeraub wird auf Persien nicht ohne Folgen bleiben.

Das russischeKriegsziel".

Berlin. 6. April. Nack einer Meldung des Berliner Tageblatts" aus Kopenhagen schreibt der Rjetsch" unter der UeberschriftDas Kriegsziel" in einem Leitartikel, Rußland könne keinen Frieden schließen, der nicht Konstavtinopel mit einem Marmarohafen und den Dardanellen bringe. Hier­über beständen zwischen den Alliierten bereits seit Kriegsausbruch Vereinbarungen.

Russische Lockspeise für Polen.

Petersburg, 4. April. Durch einen vom Zaren gebilligten Mtnisterratsbeschlutz wird die SelLft- oerwaltangsordnung vom 24. Juni 1892 auf die Städte Russisch-Polens ausgedehnt.

Die Neutralen und der Krieg.

Serbisch-bulgarische Grenzscharmützel.

Risch, 3. April. Das serbische Pressebüro meldet amtlich : Vergangene Nacht gegen 2 Uhr griffen zahl­reiche bulgarische Komitadschis in militärischen Uni­formen unversehens unser Blockhaus von Valondovo an. Unsere Grenzwachen wurden zurückgedrängt und zogen sich gegen den Bahnhof von Strumiza zurück. Um 5 Uhr hielten die Bulgaren alle Höhen auf dem

! linken Ufer des Wardar besetzt. Die Kämpfe dauern ! fort. Die Zahl der Toten und Verwundeten ist auf ! beiden Seiten ziemlich erheblich. Man sagt, daß die ! Bulgaren zwei serbische Kanonen erbeutet haben. Die ! Verwundeten, welche in Strumiza angekommen sind. ! berichten, daß die Bulgaren Manöver ausführen, indem sie unter dem Befehl von Offizieren kämpfen, und daß sie wenn; mehr als ein Regiment stark sind. Biele glauben, daß es sich nicht um Komitadschis handle, sondern um Reguläre der bulgarischen Armee. Die Grenzwachen, die sich in der Nähe befanden, sind zur Hilfeleistung eingetroffen. Die Einzelheiten wer­den mitgeteilt werden, sobald sie uns zukommen. Die telephonischen und telegraphischen Verbindungen mit Dszhewdscheli und Saloniki sind abgeschnitten.

Wie England die kleinen Staaten achtet.

Rotterdam. 3. April. Der britische Tesand»e in Lissabon hat, wie sich dieDeutsche Tagesztg " drahten läßt, mehrmals an die portugiesische Regierung die Forderung gerichtet, die in Lissabon ankommenden deutschen Handelsschiffe znm Verlassen des Hafens aufznfordern, damit sie von den englischen Kriegs­schiffen abgefangen werden können. Das Ministerium de Castro hat die englischen Forderungen abgewiesen.

Der chinesisch-japanische Konflikt.

London. 3. April. (Reuter). Die japanisch­chinesische Konferenz vom 31. März hat die Lage verschlimmert. Die Japaner, die offenbar durch den Ausfall der Wahlen einen starken Rückhalt gewonnen haben, erklärten, sie seien außerstande, die Verhandlungen über 21 Forderungen länger hinauszuziehen. China müsse alle im Prinzip an- ! nehmen oder die Folgen tragen. Die Konferenz j wurde am folgenden Tage fortgesetzt. Die Stimm­ung in Peking ist allgemein sehr pessimistisch. Meld­ungen aus Tsinsnfu besagen, daß die Unruhe dort im Wachsen begriffen sei, weil die Japaner Lauf­gräben bauen und andere Vorbereitungen treffen, die darauf schließen lassen» daß eine Belagerung bevorsteht.

VomPrinz Eitel Friedrich".

(W.T.B.) London, 3. April. Das Reutersche Bureau meldet aus Newport News vom 31. März: Der Kommandant des deutschen HilfskreuzersPrinz Eitel Friedrich" versucht offenbar, 1600 Tonnen Koh­len aufzutreiben, mit denen er den nächsten deutschen Hafen zu erreichen hofft. Der Dampfer begann am Nachmittag Kohlen zu luden. Die Mannschaft arbei­tete mit äußerster Beschleunigung.

(W.T.B.) Newyork, 3. April. Der deutsche Hilfs­kreuzerPrinz Eitel Friedrich" begann am Mittwoch Kohlen einzunehmen. Eine bewaffnete Patrouille bewacht das Schiff, um die der Kapitän ersucht Hut, weil ihm Drohbriefe (?) zugegangen sind.

Die Anleihen unserer Feinde in Amerika.

(W.T.B.) Washington. 2. April. (Reuter.) Staatssekretär Bryan teilte über die Haltung der Regierung bezüglich der Anleihen an die Alliierten mit, das Staatsdepartement sei von Zeit zu Zeit di­rekt oder indirekt davon verständigt worden, daß Kriegführende sich bei Banken der Vereinigten Staa­ten Kredite einräumen ließen. Die Regierung sprach sich gegen Anleihen an Kriegführende aus. fühlte sich aber nicht berechtigt, gegen die Kreditübereinkommen die ihr zur Kenntnis gebracht wurden, Einspruch zu