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Nr. 78

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

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Dienstag» den 8. April ISIS

Bezugspreis: In der Stadl mit TrLgerlohn Mk. 1.LL vierleljLhrllch. P. bezugSpretS für den Orts- und NachbarortSnerkehr Dtt. 1.20, im Fernvert Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg M Pfg.. in Bayern und Reich 4L P

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Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

^ Die Osterfeiertage haben auf den Kriegsschau­plätzen keinerlei bedeutsame Ereignisse gebracht. Das größte militärische Interesse beanspruchen immer noch die Karpathenkämpfe, deren Heftigkeit sich infolge des Eingreifens der freigewordenen Belagerungstruppen von Przemysl womöglich noch gesteigert hat. Vom Samstag wird die Zurücknahme weit vorgeschobener österreichischer Kräfte gemeldet, aber die beiden letz­ten Tagesberichte lassen darauf schließen, daß die bis­her gehaltene Karpathenfront sich immer noch gegen die unaufhörlich anstürmenden Feindesmassen als zu­verlässig erweist. Mit der Zeit muß auch der russische Ansturm, wenn er stets blutig abgewiesen wird, er­lahmen.

Die russische Presse beunruhigt sich trotz des günstigen" Standes der militärischen Operationen auf dem russischen linken Flügel iiber die eigentüm­liche Ruhe, die auf dem rechten Flügel, besonders in Nordpolen, herrsche. Sie setzt wohl berechtigtes Mißtrauen in Hindenburqs Tatenlosigkeit und wit­tert wieder ahnungsvoll irgend einenschlechten Streich" unseres Generalfeldmarschalls. Wir wollen den Russen ihren Glauben nicht nehmen.

lieber den geplanten Russeneinfall in Tilsit ist vom Großen Hauptquartier ein Bericht herausge­geben worden, der uns wieder einmal ein schönes Beispiel deutscher Tapferkeit zeigt. Der russische Plan zu dem Einfall, der nicht wohl irgend welche strate­gische Ziele verfolgen konnte, war aus der peinlich empfundenen Feststellung geboren, daß alle bisheri­gen größeren Operationen gegen Ostpreußen nicht zu einer dauernden Besetzung zu führen vermochten, was natürlich für das russische Ansehen nicht förderlich war. Durch dieEroberung" des äußersten Nord­zipfels Ostpreußens sollte vielleicht auch die recht ge­drückte öffentliche Meinung in Rußland etwas ge­hoben werden. Der deutsche Landsturm war am 18. März gegenüber einer ungeheuren Uebermacht bei Tauroggen in arge Bedrängnis geraten, die die 14 deutschen Landsturmkompagnien der Gefahr des Ab­geschnittenwerdens ausgesetzt hatte. Nur durch sein heldenmütiges Aushalten bis zum Eintreffen von Verstärkungen wurde die Katastrophe vermieden. Trotz des infolge des eingetretenen Tauwetters schier- ungangbar gewordenen sumpfigen Geländes nahmen unsere Truppen sofort die Offensive auf und warfen, allerdings unter lleberwindung unsagbarer Schwie­rigkeiten in glänzenden Umgehungsmanövern den Feind zurück. So fand der Russeneinfall ein für die deutschen Waffen ruhmvolles Ende, sodatz heute kein Russe mehr auf deutschem Boden steht, mit Aus­nahme der Gefangenen.

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz fanden in den letzten Tagen nur örtliche Kämpfe statt, die jedoch immerhin einen heftigen Charakter trugen. Bedeu­tungsvoll ist dabei die Meldung unserer Heereslei­tung, daß unsere Truppen jenseits des Pserkanals, der schon seit Monaten umstritten wird, sich festsetzen konnten.

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Die deutschen amtlichen Meldungen.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 3. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Ein Versuch der Belgier, das ihnen am 31. März entrissene Kloster Hoek-Eehöft wieder zu nehmen, scheiterte. Im Priesterwald mißlang ein französischer Vorstoß. Ein französischer Angriff auf die Höhen bei und südlich von Niederaspach, westlich von Mühlhausen, wurde zurückgeschlagen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Auf der östlichen Front ereignete sich nichts Wesentliches.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 4. April. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Am Pser-Kanal südlich Dixmuiden besetzten unsere Truppen den von Belgiern besetzten Ort Drie Erachten aus dem west­lichen User. Zm Priesterwalde wurden mehrere französische Vorstöße abgewiesen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Russische Angriffe in Gegend Augustow wurden zurückgeschlagen.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 5. April. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Nach dem Orte Drie Grachten, der sich seit dem 3. April bis auf ein­zelne Häuser am Nordrande in unserem Besitz befin­det, suchten die Belgier Verstärkungen heranzuziehen. Sie wurden jedoch durch unser Artillerieseuer zurück- getrieben. Ebenso verhinderte unser Artilleriefeuer französische Angriffversuche im Argonnenwaldc. Ein starker feindlicher Angriff gegen die Höhenstellung westlich Boureuilles, südlich von Varennesj brach dicht vor unseren Hindernissen zusammen. Franzö­sische Jnfantericvorstöße westlich von Pont-u-Mousson hatten keinen Erfolg. Dagegen brachten uns mehrere Minensprengungen Geländegewinn im Priesterwald.

Oestlicher Kriegsschauplatz: Ein russischer Angriff auf Mariampel wurde unter schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Sonst hat sich auf der ganzen Ostfront nichts ereignet.

Oberste Heeresleitung.

Die österreichisch-ungarischen Tagesberichte.

(W.T.B.) Wien, 3. April. Amtliche Mittei­lung vom 3. April mittags: An der Front in den Ost­beskiden sind seit gestern nur im oberen Laborczatale und auf den Höhen südlich von Viraws Kämpfe im Gange. Neu eingesetzte russische Verstärkungen zwan­gen, die beiderseits Cisna und BerechnqGrn käm­pfenden, exponierten Truppen etwas zurückzunehmen. Angriffe auf die Stellungen nördlich des llszoker Pas­ses wurden blutig abgewiesen. Von den zuletzt vor Przemysl gestandenen russischen Kräften sind nun alle Divisionen an der Karpathenfront konstantiert. Zn Südost-Ealizien nur Artilleriekämpfe. Vor unseren Stellungen zwischen Dnjestr und Pruth herrscht nach den erfolgreichen Kämpfen des 1. April Ruhe.

(W.T.B.) Wien, 4. April. Amtlich wird ver­lautbart 4. April mittags: In Len Karpathen dauern die Kämpfe auf den Höhen beiderseits des Laborcza- Tales fort. Ein auf den östlichen Begleithöhen gestern durchgesührter Gegenangriff warf den bisher heftig angreifenden Feind aus mehreren Stellungen zurück. Auch östlich Virava wurde ein starker russischer An­griff zurüügeschlagcn. In diesen gestrigen Kämpfen 2020 russische Gefangene. Nördlich des Uzsoker Passes ist die Situation unverändert. Ein erneuter Angriff der Russen scheiterte nach kurzem Kamps. An allen übrigen Fronten kerne besonderen Ereignisse.

(W.T.B.) Wien, 5. April. Amtliche Mittei­lung vom 5. April mittags: In den Karpathen und im Laborczatale, sowie in den beiderseits anschlie­ßenden Abschnitten wird weiter heftig gekämpft. An allen übrigen Fronten stellenweise Artilleriekämpfe. Sonst Ruhe. Bei Uscie Biskupie östlich Zaleszczyki versuchten stärkere feindliche Kräfte am südlichen Dnjestrufer Fuß zu fassen. Sie wurden nach mehr­stündigem Kampf zurückgeworsen und hiebei 1400 Mann gefangen genommen und 7 Maschinengewehre erbeutet.

Das besetzte russische Gebiet.

Wien, 5. April. Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Wir und unsere Verbündeten halten nach einer Feststellung vom 25. März vom Gebiete Rußlands 46 580,8 Quadratwerft, das ist 53 010,3 Quadratkilometer, mit einer Einwohnerzahl von 5 492 820 besetzt. Nach einzelnen Gouvernements angegeben sind die Ziffern (wobei die Flächen in Quadratwerft angegeben find) die folgenden: Kalisch: Fläche 9961,3, Einwohnerzahl 1183800; Petrikow: Fläche 10763, Einwohnerzahl 1981366; Kielce: Fläche 4434,3, Einwohnerzahl 486 600; Radom: Fläche 1646, Einwohnerzahl 148 400; Warschau: Fläche 5832,5, Einwohnerzahl624900; Plock: Fläche 2316,5, Einwohnerzahl 172120; Suwalki: Fläche 5412,2, Einwohnerzahl 340700.

Russische Armeekorps gegen Konstantinopel?

Eens, 3. April. In Paris schreibt man es. dem Lokalanzeiger" zufolge, dem Einflüsse des Generals Pau aus die russische Heeresleitung zu, daß sich diese entschloß, in Odessa und Umgebung zwei gegen Kon­stantinopel bestimmte Armeekorps zu bilden. Die Zu­sammensetzung dieser dem General Andrejew unter­stellten Korps trägt die Kennzeichen ungenügender Vorbereitung.

Ein türkischer Kreuzer gesunken.

Konstantinopel, 4. April. Das Hauptquartier teilt mit: Unsere Flotte brachte gestern bet Odessa zwei russische Schiffe zum Sinken, und zwar den Provident mit 2000 Tonnen und die Vastochnaja mit 1500 Tonnen Verdrängung. Die Besatzungen wurden zu Gefangenen gemacht. Während dieses Vorganges näherte sich der Kreuzer Medschidje bei der Verfolgung von feindlichen Mtnensuch> rn tn der Umgebung der Festung Otchakow dem feindlichen Ufer, stieß auf eine Mine und sank Die Besatzung der Medschidje wurde durch türkische Kriegsschiffe, die sich in der Nähe befanden, gerettet. Die Matrosen der Medschidje zeigten eine Haltung, die jedes Lobes würdig ist. Vor dem Untergang des Schiffes wurden die Verschlußstücke der Kanonen völlig ent­fernt und der Kreuzer selbst torpediert, um ein Wiederflottmachen durch den Feind unmöglich zu machen. Einer der feindlichen Minensucher, die sich gestern den Dardanellen zu nähern versuchten, wurde auf der Höhe von Kum Kale durch ein Ge­schoß unserer Batterien beschossen und zum Sinken gebracht. Sonft ist in den Dardanellen und an den übrigen Fronten nichts von Bedeutung aorgekommen.

Der KreuzerMedschidie" ist ein 1903 in Dienst gestelltes Schiff mit 3200 Tonnen und 22 Knoten Geschwindigkeit, das sich im Balkankrieg tapfer ge­schlagen hat.

Die Erfolge unserer V-Boote.

London, 5. April. Der kleine englische Dampfer Olvine" wurde zwischen der Insel Euernsey und Calais torpediert. Die Bemannung wurde gerettet. Der russische SeglerHermes" ist auf der Fahrt nach Mexiko auf der Höhe der Insel Wight torpe­diert worden. Die Bemannung wurde gerettet.

Rotterdam. 3. April. Nach der Zusammenstel­lung der niederländischen Reedereien, von der der Deutschen Tageszeitung" drahtlich berichtet wird, haben die deutschen Unterseeboote vom 18. Febr. bis zum 25. März allein im Kanal 70 englische Handels­schiffe versenkt, also durchschnittlich zwei im Tage.