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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberarnisbezirke Nagold, Calw. Freudenstadt und Neuenbürg
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Lnzeigenprri»: Die etnsoalti« Millimeterzeil« oder deren Raum 5 Pfennig, Text» millimeterzeil« IS Pfennig, vei Wiederholung oder Mengenabfchluß Nachlaß nach Preioliß«. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.
Nummer 1VK
Altensteig, Dienstag, den 11. Mai 1937
II. 2»hrg«»i
Wands SozialmiMrr in Miln
Berlin, 10. Mai. Der holländische Minister für soziale Angelegenheiten, Slingenberg, der einer Einladung ses Neichsbauernführers R. Walter Darre zu einem Besuch Folge leistet, traf am Montag in Berlin ein. Er ist begleitet von sechs Herren aus dem Bereich seines Ministeriums, unter ihnen Staatssekretär Dr. Draaijer und Ministerialdirektor van Hoeven.
Von deutscher Seite wurden die holländischen Gäste von Staatssekretär Willekens im Namen des Reichsbauernführers Darre Md oon Oberstarbeitsführer Müller-Brandenburg in Vertretung für Reichsarbertsführer Hier! willkommen geheißen.
Während ihes fünftägigen Aufenthaltes in Deutschland werden die holländischen Gäste den Spreewald, das Sprottebruch und die schleswig-holsteinische Westküste besichtigen. Sie werden begleitet von Stabsamtsleiter Dr. Reischle, Eeneralarbeitsführer Tholens und Oberstarbeitsführer Müller-Brandenburg. Am Montag abend fand durch den Reichsbauernführer zu Ehren des holländischen Ministers und seiner Begleitung ein Empfang bei Kroll statt. Am Freitag abend werden die Gäste von Hamburg ans die Rückreise in ihre Heimat antreten.
Mi Bergsteiger abMürzt
AsMflieger Walter Mittelholzer unter den Opfern
Wien, 1ü. Mai. Der bekannte Afrikaflieger Walter Mittel- Holzer aus Zürich ist auf einer Kletterpartie, die er mit einem Wiener Hochschüler und der Gattin eines Architekten aus Wien unternommen hatte, in der Steiermark tödlich verunglückt. Mittelholzer war am 9. Mai mit dem Hochschüler M Sild aus Wien und Frau Liselotte Kästner vom Buchberg in Steiermark zu einer Besteigung der Stangenwand im Hochschwab aufgebrochen. Da sie abends nicht zurückgekehrt waren, ver- anlaßte der Eendarmerieposten in Törl noch in der Nacht die Absendung einer Rettungsexpedition, der sich zahlreiche erprobte Hassenberger Bergsteiger zur Verfügung stellten. Am Montag früh fand die Rettungsmannschaft die drei Touristen zerschmettert am Fuße der Südwestwand auf einem Schneefeld auf. Die Bergung der Leichen gestaltete sich des ständig niedergehenden Steinschlages wegen sehr schwierig.
MWlmtobatzmn im sichre IM
Berlin, 10. Mai. Das mit dem 31. Dezember 1930 abgelaufene vierte Geschäftsjahr des Unternehmens „Reichsautobahnen" hat durch die Eröffnung der ersten 1000 Kilometer Kraftfahrbahnen auf der Teilstrecke Dresden—Kreibau in Gegenwart des Führers und Reichskanzlers am 27. September 1936 eine behendere Bedeutung bekommen. Insgesamt hat sich, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, im Jahre 1936 die Zahl der in Betrieb genommenen Streckenkilometer von 108 auf 1087 erhöht, gleichzeitig ist die Länge der Vaukilometer um weitere 757 Kilometer auf 1811 Kilometer gestiegen. Weiter wurden zusammen mit den bereits Ende 1935 fertigen 1361 Bauwerken 2660 Lrückenbauten beendet und 851 weitere Bauwerke begonnen.
In das Berichtsjahr fällt ferner noch die Eröffnung der ersten drei ortsfesten Tankstellen an den Krastfahrbahnen bei Darm- ftadt, Rosenheim und Holzkirchen und der Baubeginn an weiteren Tankstellen und an den ersten Straßenmeistereigehöften. Die Zahl der geleisteten Tagewerke ist im Berichtsjahr von 37,04 Millionen auf 61,62 Millionen, die Höchstzahl der hier beschäftigten llnternehmerarbeiter wurde mit 121688 Köpfen für den Monat Juni ermittelt. Der Personalstand bei den Stellen des Unternehmens „Reichsautobahnen" wurde von 6388 Köpfen im Jahre 1835 auf 8171 Ende 1936 erhöht.
Wie im Vorjahre ist das Unternehmen auch 1936 in besonderem Maße um die soziale Betreuung der llnternehmerarbeiter besorgt gewesen. Um die von ihrer Familie getrennten Arbeiter m der Nähe der Baustelle gut unterbringen zu können, wurden '»-gesamt 120 Wohnlager mit rund 22 000 Betten erstellt, von denen die „Reichsautobahnen" 62 und den Rest die Unternehmer beschafft haben.
Sie Methoden jüdischer Greuelhetze
„ —tz, 10. Mai. In den letzten Monaten wurden in
k?.,t"witz zahlreichen Fällen Schaufensterscheiben und 1^' indischer Geschäfte wiederholt mit Teer und Farbe be- jüdischen Geschäftsinhaber erhoben da- T,",- . inimer ein großes Geschrei und liefen der Polizei die obm ^ Die Ermittlungen der Polizei zogen sich lange hin, reckt« - ^ner der Täter gefaßt werden konnte, die man in Nack?E"^ten nationalistischen Kreisen vermutete. In der aber ?? Sonntag fand nun diese Frage eine überraschende, ein- ^ bezeichnende Lösung: eine Polizeistreife erwischte vor Kratzer Geschäft zwei Juden namens Erünpeter und schäfte? - ^ 8Ede dabei waren, das Schaufenster dieses Ge- sestaenm"^ Teer zu beschmieren. Die Schmierfinken wurden Deutlck,^" und hinter Schloß und Riegel gebracht. (Auch in Schriftleitu stch früher ähnliche Fälle ereignet. (Die
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vor dem amerikanischen Untersuchungsausschuß
Lakehurst, 10. Mai. Als erster Zeuge ln der Unter- l Dienstag findet keine Sitzung statt wegen der amtlichen
> deutschen Trauerfeier, die um 18 Uhr Ortszeit auf dem
suchung über die Katastrophe des Luftschiffes „Hindenburg wurde der Kommandant der Marinestation Lakehurst, Commander Rosendahl, von dem Ausschuß vernommen. Commander Rosendahl, der als der hervorragendste Luftschiffsachverständige der amerikanischen Marine und als der wichtigste der zu vernehmenden Zeugen gilt, beschrieb die Landungsmanöver des Luftschiffes, die feines Erachtens normale gewesen seien. Er bezeichnete die atmosphärischen Bedingungen während des Landungsmanövers als vollkommen zufriedenstellend. Während des ganzen Landungsmanövers habe er nichts Außergewöhnliches bemerkt.
Zu dem Kernpunkt des Verhörs, nämlich dem Ursprung des Feuers, erklärte Rosendahl, das erste, was er gesehen habe, sei eine kleine Flrmmengarbe über dem Hinteren Schiffskörper gewesen. Er habe sofort das Gefühl gehabt, daß dies den Untergang des Schiffes bedeute. Er wisse aber natürlich nicht, wie das Feuer entstanden fei. Nach der ersten kleinen Stichflamme fei das ganze Heck des Luftschiffes in Flammen aufgegangen. Er sei sehr überrascht gewesen, nicht mehr Explosionen in Verbindung mit diesem Brande gehört zu Haben.
Die schwachen Explosionen während des Brandes feien nach seiner Ansicht hauptsächlich der Auszehrung des Luftschiffes durch Gasflammen zuzuschreiben gewesen.
Commander Rosendahl erklärte weiter, das Luftschiff habe bei dem Ausbruch des Brandes 200 Fuß (etwa 60 w) Flughöhe gehabt.
Die Landungsseile seien vor dem Brand bereits vier Minuten auf dem Boden gewesen, so daß — nach Aussage Rosendahls, — die Entladung statischer Elektrizität durch den Erdkontakt der Landungsseile als Brandursache praktisch ausscheidet.
Auf Befragen erklärte Commander Rosendahl weiter, die Vereinigten Staaten hatten bisher das Weltmonopol für das nicht entzündbare Heliumgas, besten Verwendung durch Gesetze von 1925 und 1927 geregelt sei. (Diese Regelung bedeutet ein Regierungsverbot, Heliumgas aus den Vereinigten Staaten auszuführen. Die Schriftleitung).
Für die Nachmittagssitzung ist die Zeugenvernehmung des Landungsoffiziers, Leutnant Tyle r, vorgesehen. Am
Hapag-Lloyd-Pier veranstaltet wird. Die Filmstreifen und Photographien, die bei der Katastrophe ausgenommen wurden, werden dem Ausschuß wahrscheinlich schon am Mittwoch vorgefllhrt.
Zu Beginn der Nachmittagsfitzung des Unterausschusses wurde bekanntgegeben, daß bei der Trauerfeier am Dienstag auf dem Hapag-Lloyd-Pier die Bundesarmee und die Bundesmarine vertreten sein werden.
Nach der Vernehmung des Landungsoffiziers Tyler wurde in der Nachmittagsfitzung Wilhelm v. Meister, der Vizepräsident der American Zeppelin-Transport Company und Vertreter des Zeppelin-Lustschiffbaues für Amerika, vernommen, v. Meister beschrieb die Landungsvorbereitungen und erklärte, das Luftschiff habe die Landung wegen Gewitterstürme verschieben müssen. Es habe die Landung in etwa 150 Fuß (etwa 45 in) Höhe vorbereitet. Die Windstärke fei auf 2 Knoten gefallen gewesen. Das Luftschiff hätte genügend Geschwindigkeit gehabt, um zu landen, und habe so gut wie still gelegen, als es die Heck- feile herabließ. Der Zeuge stand seitwärts zum Schiff. Er hatte während des Anfliegens bemerkt, daß das Luftschiff dreimal vom Heck Wasterballast abgab, was andeutete, daß das Heck schwer war. Er sei interessiert gewesen, ob es noch mehr Ballast abgeben müßte. Langsam fei das Luftschiff zur Landung herabgekommen, v. Meister bemerkte fehr starkes Licht in der oberen Finne, dann fei eine Flamme aus der Backbordfeite herausgefchlagen.
Im Nu stand das ganze Heck in Flammen und das Luftschiff sank zu Boden, nachdem es in der Mitte auseinandergebrochen war. Nun sei auch das ganze Gerüst zusammengestürzt. v. Meister lief auf das Luftschiff zu, um so schnell wie möglich Hilfe zu leisten. — Der Vorsitzende des Ausschusses, Trimble, bestätigte, daß der Ausschuß von der heldenmütigen Rettungsarbeit v. Meisters gehört habe.
Trimble gab darauf bekannt, daß Commander Rosendahl die Ausschußmitglieder zum Wrack des „Hindenburg" führen werde. Dann wurde die Untersuchung bis zum Mittwoch vertagt.
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Für Aufhebung des amerlkanlfchen Monopols
Berlin, 10. Mai. In der amerikanischen Presse wird die Frage der Verwendung von Helium sür Luftschiffe lebhaft erörtert. Bekanntlich besteht ein Regierungsverbot, Helium aus den Vereinigten Staaten auszuführen. Aus den vorliegenden Aeußerungen läßt sich noch keine Klarheit über eine etwaige Abgabe des amerikanischen Heliums an das Ausland gewinnen. Die deutsche Untersuchungskommission wird auch diese Frage bei den zuständigen amerikanischen Stellen zur Sprache bringen.
Im Kongreß und in Regierungskreisen wird die Möglichkeil einer Erleichterung der amerikanischen Helium-Ausfuhr besprochen, nachdem der Senatsausschutz für Militärangclcgenheitcn bereits eine dahingehende Vorlage angenommen hat. Amerika hat praktisch das Monopol dieses nicht entzündbaren Gases und es herrscht Einmütigkeit darüber, daß mit Hcliumgas das Unglück nicht eingetreten wäre. Vereinzelt werden Stimmen laui, Amerika hätte zwecks Förderung des Luftschiffsverkehrs nicht so hartnäckig auf seinem Heliumgas-Monopol bestehen sollen. Deutschland würde fraglos von Helium Gebrauch gemacht haben, wenn man den Bezug dieses Gases von amerikanischer Seite erleichtert hätte.
In einem bemerkenswerten Leitartikel schreibt „Christian Science Monitor", auch den Amerikanern sei die llnglücksnachricht unglaublich erschienen. Auf diesem Verkehrsgebiet habe Deutschland ein höchst bemerkenswertes Kapitel in der Geschichte der Unternehmungen des 20. Jahrhunderts geschrieben. Seit 1913 halte Deutschland den Rekord für unfallfreien zivilen Luftschiffverkehr, und seine Erotzschiffe wurden von vielen als Symbol außerordentlich mutigen Weitblicks und Tatkraft auf dem Gebiet des friedlichen Fortschritts bewundert.
Jedermann frage heute, warum „Hindenburg" nicht mit Helium gefüllt gewesen sei. Präsident Hoover habe seinerzeit die Gerüchte dementiert, daß Helium nicht außerhalb Amerikas gehen dürfe. Nach dem Macon-Ungliick habe Roosevelt erklärt, daß das Helium dem Ausland für Versuche und wissenschaftliche Zwecke
zur Verfügung stehe. Tatsächlich sei aber die Helium-Ausfuhr von der Genehmigung abhängig. Das Blatt schließt, daß keinerlei finanzieller Nutzen, der durch den Gebrauch billigen Wasser- ftoffgases erzielt worden sei, den Rückschlag wettmachen könne, den dieses große deutsche Wagnis durch den Verlust des „Hindenburg" erlitten habe. Indessen sei heute kein Lande imstande, Anklage zu erheben, und man empfinde nur tiefste Sympathie für den deutschen Nachbar bei diesem unglaublich traurigen Ereignis.
Die „Staatszeitung" schreibt, wir glauben an den Zeppelin und seine Mission im Weltkörper — nicht als Zukunftsmusik, sondern als sicheres, schnelles Beförderungsmittel der Gegenwart. Wir hoffen, daß die „Hindenburg"-Katastrophe nicht der Schlußpunkt, sondern nur ein schmerzlicher Rückschlag ist. Wir hoffen ferner, daß Amerikas Regierung und Industrie tätigen Anteil am Aufbau der Luftschiffahrt zwischen beiden Ländern nehmen werde. „Neuyork Worldtelegram" schreibt, die Toten verlangten gebieterisch internationale Zusammenarbeit.
Berichte von Überlebenden
Lakehurst, 9. Mai. Nach und nach werden aus den Aussagen von Ueberlebenden der Katastrophe, die das Luftschiff „Hindenburg" vernichtete, mehr einzelne Vorgänge bekannt, die sich an Bord des Luftschiffes abspielten in den wenigen Sekunden, die zwischen dem Aufflammen der riesigen Stichflamme und dem Aufschlagen des Zeppelinkörpers vergingen. Besonders bewegend ist das Schicksal der Familie Doehner aus Mexiko- Stadt. Die Eltern und drei Kinder hatten zum ersten Mal eine Ozeanfahrt mit dem Luftschiff unternommen. Der Vater, Hermann Doehner, und die 11jährige Irene haben den Tod gefunden. Die Mutter, Mathilde Doehner, der achtjährige Werner und der zehnjährige Walter haben lebensgefährliche Verletzungen davongetragen.