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Aus StaLt md Land

Altensteig, den 8. Februar 1937.

Die feierliche Eröffnung der Altensteiger Straßenbahn.

Der am Samstag stattgefunbenen Faschingsveranstaltung des hiesigen Turnvereins, Abt. Handball, war sin großer Erfolg beschieden und man kann mit Recht sagen, daß all die Mühe, die sich der Turnverein bei der Sache gegeben hat, auch reichlich belohnt und anerkannt wurde. Zm Grunde genommen wurde erst in diesem Jahre Karneval richtig populär bei uns. Als sich am Samstagabend das Gerücht verbreitete, daß die Altensteiger Straßenbahn ein­treffe, war alles auf den Beinen. Der Marktplatz war schwarz von Menschen, die sich dieses Wunder auf keinen Fall entgehen lassen wollten. So landete die Altensteiger Straßenbahn glücklich auf dem Marktplatz, wo ihre feier­liche Eröffnung stattfand. Der Bürgermeister von Faßnachtgnaden und der Straßenbahnminister von Nesenbachhausen hielten der Bedeutung des Tages und des festlichen Anlasses entsprechende Reden. Die Weiterfahrt durch unser Städtchen wurde zu einem Triumpf des Fa­schings, bis sie schließlich an derTraube" hielt, wo alles ausstsigen mußte. Hier nun begann erst recht ein Leben und Treiben. Der größte Teil der Teilnehmer war kostü­miert und maskiert und die Stimmung konnte kaum eine bessere sein. So endete die Veranstaltung recht spät und froh und beglückt über die schönen Faschingsstunden, konnte man nachher phantastische Fastnachtsgestalten allein oder paarweise im Dunkel der Straßen verschwinden sehen. Am gestrigen Sonntag trat die Straßenbahn noch einmal in Er­scheinung, um eine historische Fahrt ins Nachbarstädtchen Berneck durchzuführen, wo die Teilnehmer imWaldhorn" landeten. Hier wurden es noch einige sehr gemütliche Stun­den, bis die Abfahrtszeit der Straßenbahn herbeirllckte. Zum Schluß muß gesagt werden, daß sich bei dieser Ver­anstaltung auch die schneidig spielende Kapelle große Ver­dienste errungen hat. Ar.

Lohn während des RBWK. weiterzahlen! Der Treu­händer der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Südwest, Dr. Kimmich, hat zum Reichsberufswettkampf 1937 nachfol­gende Anordnung erlassen: Der Reichsberufswettkampf dient der Leistungssteigerung und der beruflichen Ertüch­tigung, insbesondere der jugendlichen Arbeitskameraden. Ich bitte daher die Betriebsführer, für die durch die Teil­nahme ausfallenden Arbeitsstunden den Lohn weiter zu bezahlen und etwa entstehende geringe Kosten, die den Teilnehmern nicht ersetzt werden, zu tragen.

Landdienst ist kein Landjahr. Der Landdienst der Hitlerjugend kann unter gar keinen Umständen mit dem Landjahr verglichen werden. Während das Landjahr lediglich erzieherische Ziele hat, hat der Landdienst eine stark wirtschaftliche Seite, bringt er doch dem Bauer die so bit­ter notwendigen Arbeitskräfte aufs Land und gibt er außerdem dem Jungen die Möglichkeit, sich eine berufliche Existenz zu schaffen. Außerdem darf nicht vergessen werden, daß der Landdienst der HI. keine ehrenamtliche Tätigkeit ist, sondern nach ortsüblichen Tarifen bezahlt wird. Von der Landhelfertätigkeit unterscheidet sich der Landdienst in­sofern, als die Landhelser einzeln beim Bauer unter­gebracht werden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die lagermäßige Zusammenfassung ungeheure erzieherische Vorteile in sich birgt und auch dem vorbeugt, daß ein Junge von einem Bauern ausgenutzt wird. Außerdem findet sich der Junge in einer Gruppe von gleichaltrigen Kameraden viel leichter in die neuen Verhältnisse ein, als er es tun würde, wenn er ganz auf sich allein gestellt sein würde.

Freudenstadt, 6. Februar. (Der Einsatz der SA.) Von der Freudenstädter SA. wird uns geschrieben: Wie schon gemeldet wurde, ist die SA. seit Mittwoch, 3. Februar sowohl die aktive wie Reserve-SA., zum Schutze der Be­völkerung gegen den Raubmörder Schäfer eingesetzt wor­den. Einige tausend SA.-Männer, alte und junge, be­schützen Nacht für Nacht bei Sturm und Regen die Bevölke­rung vor dem Raubmörder. Besonders dankbar wurde der Einsatz der SA. auf dem Lande begrüßt. Man konnte dort immer wieder feststellen, daß nach Eintreffen der SA. wie­der Beruhigung eingetreten ist. Wieder einmal hat es sich gezeigt, wie notwendig es ist, daß die SA., die Truppe des Führers, auf dem Posten ist. Und niemand wird den SA.- Männern, die in selbstloser Weise nächtelang auf gefährde­tem Posten ihre Pflicht tun und tagsüber wieder ihrem Be­ruf nachgehen, die gebührende Achtung und Anerkennung versagen. Der Volksgenosse, der bei Nacht friedlich seiner Ruhe pflegen kann, möge aus der Einsatzbereitschaft der SA. ersehen, wie der Nationalsozialismus in die Tat um­gesetzt wird.

Neubulach, 8. Februar. (Das Bergwerk soll wieder er­öffnet werden.) In Durchführung des Vierjahresplanes wird das Bergwerk noch einmal einer erneuten Prü­fung unterzogen werden, es sollen demnächst Steinproben entnommen und untersucht werden. Wenn sich das Gut­achten des früheren Landesgeologen Dr. Axel Schmidt be­wahrheitet, so ist bestimmt mit der Wiedereröffnung des Bergwerksbetriebes zu rechnen.

Herrenalb, 7. Februar. (Den 8V. Geburtstag.) Gestern feierte hier Frau E. Bar chet, Gattin des verstorbenen Direktors der Diakonissenanstalt Bethesda in Stuttgart- Elberfeld G. Barket, ihren 8 0. Geburtstag. Sie darf ihn in körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische begehen und zwar im HauseGrüner Wald" bei der jüngsten Toch­ter, Frau Prediger E. A. Schwenk.

Mühlhausen, 5. Februar. (Seltsame Vorfälle.) Ein hiesiger junger Mann, der in Tiefenbronn zu tun hatte, war Donnerstagnacht 12.30 Uhr mit dem Fahrrad auf dem Heimweg. Auf der Höhe zwischen Tiefenbronn und Mühl­hausen, wo der Wald an die Straße grenzt, wurde er plötz­lich angerufen. Im gleichen Augenblick krachte ein Schuß, ohne zu treffen. Der Radfahrer machte sofort kehrt und fuhr wieder nach Tiefenbronn zurück, wobei ihm noch ein Schuß nachgeschickt wurde. Der Mann benachrich­tigte sofort die Gendarmerie in Tiefenbronn. Einige Stun­den später, gegen 3.30 Uhr morgens, hatte eine Frau Licht »

Schwarz wirk-er Tageszeitung

gemacht, um einen Kranken zu betreuen. Da klopfte es unter gleichzeitigem Rufen an die Haus­türe. Die Frau öffnete das Fenster und fragte, wer da sei. Sie konnte eine Person in F r a u e n k I e i - er n er­kennen. Diese gab an, sie komme von Böblingen und sei durchnäßt. Nun hatte es aber, wie die Frau vom Fenster aus sah, weit und breit nicht geregnet. Als sie am Eartenzaun vor dem Haus im Mondschein ein Fahr­rad erkannte, verweigerte sie dem sonderbaren Besuch Einlaß, worauf die oder der Unbekannte in Frauenkleidern wieder in der Nacht verschwand. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn sie Einlaß gewährt hätte. Man kann in sol­chen Fällen nicht vorsichtig genug sein!

Böblingen, 6. Febr. (Vermißt.) Der in Böblingen, am Käppele 10, wohnhafte, verheiratete Schlosser Adolf Gläser, geboren am 8. März 1904 in Böblingen, wird seit Montag, 1. Februar 1937, vermißt. Er hat sich an diesem Tag, wie gewöhnlich, vormittags 6.30 Uhr, von seiner Woh­nung entfernt und die Angehörigen waren der Ansicht, daß er sich zur Arbeit begebe. Er ist aber an diesem Tage an sei­nem Arbeitsplatz nicht erschienen und kehrte auch nicht mehr in seine Wohnung zurück. Da Gläser weder mit Familien­angehörigen, noch sonst jemand verfeindet war, ist der Grund seines Weggehens rätselhaft.

Aalen, 6. Febr. (Viehjude abgelehnt.) Wie schon berichtet, hat der Viehversicherungsverein Ellwangen im Kreis Saulgau beschlossen, seine Satzungen so zu ändern, daß jeder aus dem Verein ausgeschlossen wird, der mit Juden Viehhandel treibt. Nun haben auch die Ortsversicherungs­vereine Rindelbach und Rosenberg im Kreis Ellwangen Satzungsänderungen vocgenommen, wonach künftig bei Ju­den gekauftes Vieh nicht mehr von Vereinen versichert wird.

Ruit, 7. Febr. (Vom Tode ereilt.) Der 56jährige, hier geborene und in Fellbach verheiratete Emil Weith "ist an seinem Arbeitsplatz in den Daimler-Benz-Werken in llntertürkheim plötzlich vom Tode ereilt worden.

Ellwangen, 7. Febr. (Ministerbesuch.) Innen- und Wirtschaftsminister Dr. Jonathan Schmid stattete in Be­gleitung des Präsidenten Bauder vom Technischen Landes­amt unserer Stadt einen Besuch ab. Im Rathause wurde er von Kreisleitsr und Bürgermeister Koelle begrüßt, dann wurden die Heinrich-Lersch-Siedlung, die Kläranlage und das Ueberlandwerk besichtigt

Merkblatt für EheschlietzMe

vom Reichsgesundheitsamt herausgebracht

Vom Retchsgesundheitsamr ist mit Ermächtigung oes Reichs- innenministers das Merkblatt für Eheschlietzende. das bei der standesamtlichen Anmeldung überreicht wird, in neuer Fassung, die den Gesichtspunkten der Erb- nud Rassenpflege gerecht wird herausgegeben worden. An der Spitze des neuen Merkblattes steht der Grundsatz, daß die Gesundheit von Mann und Frau die Voraussetzung für das Glück jeder Ehe ist und daß nur die Gesundheit alle die Körper- und Geisteskräfte sichert, die Zu­friedenheit nn ehelichen Leben und gesunde, schaffensfreudige Kinder verbürgen. Nach Hinweisen darauf, daß jede Heirat zu­gleich ein Stück des Gesamtschicksals der Volksgemeinschaft be­stimmt und nach Erwähnung der nach dem Ehegesundheitsgesetz von vornherein ausgeschlossenen Ehen werden die Ehekandidaten ermahnt, nicht zu heiraten, bevor sie sich vergewissert haben, ob sich der für thr ganzes Leben wichtigste Schritt mit ihrem eige­nen Gesundheitszustand und dem ihrer Sippe vereinbaren läßt und ob die Rasiereinheit der Nachkommen gewahrt bleibt. In jedem Falle solle man sich vertrauensvoll an den Arzt eigener Wahl oder an die Beratungsstelle für Erb- und Rasienpfleg« des zuständigen Gesundheitsamtes wenden, ehe man den wich­tigsten Schritt des Lebens unternehme.

KIM Nachrichten aus aller Welt'

Reichsminister Dr. Frick Ehrenbürger von Berlin. Im

Rahmen eines feierlichen Festaktes im Ratsherrensitzungs­saal des Berliner Rathauses und in Anwesenheit'hoher Vertreter des Staates, der Bewegung, der Wehrmacht, der Polizei sowie aller Bezirksbürgermeister, Beigeordneten und Natsherren wurde Reichsinnenminister Dr. Frick am Sams­tagmittag vom Oberbürgermeister und Stadtpräsidenten Dr. Lippert der Ehrenbiirgerbrief der Reichshauptstadt überreicht.

Gauleiter Stürtz zum Oberpräsidenten ernannt. Der Füh­rer und Reichskanzler hat auf Vorschlag des preußischen Ministerpräsidenten entsprechend dem Anrrage des Reichs­und preußischen Ministers des Innern Dr. Frick den kom­missarischen Oberpräsidenten der Provinzen Brandenburg und Grenzmark Posen-Westpreußen, Gauleiter Stürtz in Berlin, endgültig zum Oberpräsidenten ernannt.

Der älteste Sohn Mussolinis heiratete. Am Samstag fand die Hochzeit Vittorio Mussolinis, des ältesten Sohnes des italienischen Regierungschefs, mir der Mailänderin Or- iola Vuvoli statt. Die römische Bevölkerung nahm an die­sem Ereignis lebhaften Anteil. Von der großen Zahl an Glückwunschtelegrammen werden die des italienischen Herr­scherpaares, des Königs von Bulgarien und des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler im Wortlaut in der römi­schen Presse veröffentlicht. Als Gratulanten weroen weiter­hin Bundeskanzler Schuschnigg, Reichsanßenminister Frei­herr von Neurath, der österreichische Staatssekretär Dr. Schmidt und der deutsche Botschafter in Nom von Hassell verzeichnet. Auch Ministerpräsident Göring übersandte tele­graphisch Glückwünsche.

Hochwasser verursacht Gasexplosionen. In Louisville (Kentucky) wurden durch zwei Gasexplosionen und ein vor­auf folgendes Feuer zwei dreistöckige Backsteingebäude im Geschäftsviertel zerstört. Sechs Menschen wurden getötet und 20 verletzt. Die Explosionen sind eine Folge der Beschädi­gung durch das Hochwasser.

Zwei englische Flugzeuge abgestürzt. Auf der Höhe von Alexandria stießen am Freitag zwei englische Kriegsflug­zeuge, die von dem FlugzeugmutterschiffElorious" gestar­tet waren, zusammen. Beide Flugzeuge stürzten ab und wur­den zerstört. Die Insassen der einen Maschine, ein Leut­nant und ein Telegraphist, wurden getötet, während der Pilot des zweiten Flugzeuges gerettet werden konnte.

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Aus Baden

Triberg, 6. Febr. (Wildernder Hund im Schafpferch.) Bei Zell a. H. drang nachts ein Hund in den Pferch einerSchafherde und tötete vier der Tiere, während er 29 Schafen zum Teil schwere Verletzungen beibrachte.

Pforzheim. 7. Febr. (TodimBade.) 2m Badezimmer eines Hauses auf dem Rod wurde eine Frau tot aufgesun- den. Als Todesursache stellte man einen Herzschlag wäh­rend des Bades fest.

F-reiüurg, 7. Febr. (W i n t e r g e w i t t e r am Ober- chein.j In der Nacht zum 6. Februar zogen gegen 21 Uhr iber den südlichen Teil der oberrheinischen Tiefebene und lem Hochschwarzwald starke Gewitter bei Sturm und Re- ;en. Das sind schon die dritten in diesem Wimer und in die- er Gegend, die bis jetzt nur wenige Tage richtiges Winter­vetter zu verzeichnen batte.

Freiburg, 7. Febr. (Botanisch-klimatisches Wunder.) Wie bereits gemeldet, blühen am Oberrhei» seit Weihnachten Rosen, Schneeglöckchen ujw. Hinzu kommt feit 5. Februar eine Charakterpflanze des oberen Breis­gaues und Sundzaues, derWinterling" (Eranthis). Schlagartig entfalteten alle Vorkommen der Pflanze auch in den Gärten der Städte Freiburg, Basel und Mülhausen die aoldaelben Sterne.

Nagold, 6. Februar. (Fahrlässige Tötung und Führeiflucht.) Am 12. Dez, mcrgens halb 6 Uhr, überfuhr der 27 Jahre alte Fernlastzugsührer Albert Klenk aus dem Kreis Nagold auf der Landstraße zwischen Neureut und Kurlsruhe-Mühlburg in Nähe des Bahnübergangs die ledige 24 Jahre alte Arbeiterin Klara Westenfelder aus Eggenstein, die sich auf dem Fahrrad nach ihrer Arbeitsstätte begeben wollte. Die Radfahrerin wurde getötet. Nach dem Unfall fuhr Klenk weiter, bis er in Rastait von der Polizei festgenommen werden konnte. Nun hatte er sich vor der 4. Karlsruher Strafkammer wegen fahr­lässiger Tötung und Führerflucht zu verantworten. Durch die Anstrengungen einer langen Fahrt von Elberfeld nach Gutach war er so ermüdet, daß er kurz vor dem Bahnübergang einnickte. Er hatte zwar den Rückstrahler der scharf rechts vor ihm fahren­den Radfahrerin gesehen, erwachte aber erst wieder durch ein krachendes Geräusch. Obwohl er sich sagen mußte, daß etwas geschehen war, setzte er die Fahrt fort. Der Staatsanwalt be­antragte eine Gefängnisstrafe von acht Monaten. Die Straf­kammer erkannte auf eine Gefängnisstrafe von fünf Monaten.

Hauptverfahren gegen Dr. Schroth

Tübingen» 7. Februar. Die Justizpresiestelle Stuttgart teilt mit: Durch Beschluß der Strafkammer des Landgerichts Tübin­gen vom 2. ds. Mts. ist in dem Strafverfahren gegen den zwi­schenzeitlich durch Selbstmord geendeten Karlsruher Arzt Dr. Karl Schroth und andere das Hauptverfahren vor der Großen Strafkammer eröffnet worden, und zwar gegen Willi Ernsthaufen von Berlin wegen eines fortgesetzten Vergehens der erschwerten Wilderet im Sinne der 88 2S2, 293 RSTEB. (alte Fassung), und gegen Friedrich Seidt von Karlsruhe, Hermann Vollweber von Karlsruhe, Emil Dietz von Gernsbach i. B., und Wilhelm Falk von Unterplättig, je wegen eines fortgesetzten Vergehens der Beihilfe zu erschwerter Jagdwilderei im Sinne der 88 292 Abs. 1 und 2 (neue Fassung), 49 RSTGB. Die Hauptverhandlung findet am 19. Februar d. I. vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Tübingen statt.

Sieben Jahre Zuchthaus für einen Brandstifter

Waldshut, 6. Febr. Vor dem Schwurgericht Waldshut hatten sich der 51 Jahre alte August Morath wegen versuchter und voll­endeter Brandstiftung, sein 73 Jahre alter Vater, Adolf Mo­rath, beide aus Vonndorf, wegen Anstiftung dazu zu verant­worten. Dem Sohn August Morath wirft die Anklage vor, er habe im Februar 1929 und im September 1930 versucht, die GastwirtschaftZum Sonntag" in Bonndorf durch Brand zn vernichten, um in den Besitz der Vrandentschädigung zu gelan­gen. Der Brand wurde in beiden Fällen durch Dritte entdeckt und konnte ohne größeren Schaden gelöscht werden. Am 20. Ok­tober 1930 nachts hat er dann im Oekonomieteil seines Anwe­sens, der GastwirtschaftZum Sonntag" in Vonndorf in die Nähe des Heustocks eine brennende Kerze gestellt, um diese Heu angehäuft, worauf seiner Absicht entsprechend das Heu und der Heustock in Brand gerieten und das ganze Anwesen abbrannte. Auch diesen Brand hat August Morath gelegt, um sich in de« Besitz der Brandversicherungsgelder zu bringen. Auf seinen An­trag erhielt er von der Versicherungsanstalt eine Vrandentschä­digung von insgesamt 64 000 RM. ausbezahlt. Aufgrund der Beschuldigungen seines Sohnes war der Vater beklagt, er Hab» in den Jahren 1928 bis 1930, jeweils vor den geschilderte» Brandtaten seinen Sohn August Morath dazu veranlaßt, di« Brände zu legen.

Das Schwurgericht sah eine Schuld des Vaters nicht als er­wiesen an und sprach ihn deshalb frei. Der Angeklagte August Morath wurde wegen einer versuchten und zwei vollendete« Brandstiftungen in Tateinheit mit Versicherungsbetrug zu einer Zuchthausstrafe von sieben Jahren abzüglich vier Monaten Un- tersuchungshaft verurteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurde« ihm auf die Dauer von sechs Jahren aberkannt und die Koste» des Verfahrens ihm auferlegt.

Sieben Jahre Zuchthaus wegen Mordversuch

Waldshut» 7. Febr. Unter starkem Publikumsandrang hatte sich vor dem Schwurgericht Waldshut der 27 Jahre alte, in Alt- Oetting geborene zuletzt in St. Blasien wohnhafte Friedrich Hofmann zu verantworten. Er wird von der Anklage beschul­digt, und die Hauptverhandlung hat den Tatbestand erwiesen, daß er in der Nacht vom 16. auf 17 August 1936 eine kleine Tafel Schokolade, die er mit dem Gift Gärtner-Nikotin bestri­chen hatte, an der Wohnungstüre der Großmutter seines außer­ehelichen zweijährigen Kindes niederlegte um zu erreichen, daß das Kind von der vergifteten Schokolade zu essen bekomme und daran sterbe. Die Großmutter des Kindes fand die Schokolade am anderen Morgen, nahm sie an sich und davon. Es wurde ihr sogleich übel, worauf sie Milch trank und Erbrechen bekam. Ihr Enkelkind erhielt daraufhin nichts von der Schokolade. Als der Angeschuldigte in den Tagen nach dem 17. August das Kind auf der Straße sah, nahm er an, Ratten oder Mäuse hätten die Schokolade gefressen und entschloß sich, zwecks Beseitigung des Kindes nochmals Gift anzuwcnden, um sich von seiner Unter­haltspflicht zu befreien. Er kaufte nunmehr Pralinen, bestrich acht Pralinen an der Unterseite mit dem gleichen Gärtner-Ni-