Frage der 5iontr'.'bandc und dos Recht der Beschlag- rmhmung erging ncch kein Urteil. Drrs Verholten der Engländer gegenüber den Neutralen wird immer schöner.' JeN werden also auch die nicht nach feind­lichen Ländern bestimmten Güter abgesagt, weil man sie zu militärischen Zwecken braucht. Die Neu­tralen aber riefen: Nieder mit dem deutschen Mili- rarismus, hoch das völkerbefreiende England!

Englische Kontrolle der Neutralen.

London, 9. Marz. Amtlich wird mitgeteilt, daß für alle Güter aus Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland, der Schweiz und aus Italien, die für Australien bestimmt find, Bescheinigungen britischer Konsulate darüber notwendig find, datz sie nicht aus feindlichen Ländern stammen.

Die Antwortnote Amerikas.

Paris. 9. März. Das Echo de Paris meldet, datz die Regierung der Vereinigten Staaten der französischen Regierung die Antwortnote aus die französisch-englische Note vom 1. März überreicht hat. Die amerikanische Note erbittet einige Aus­künfte über die Art und Weise wie die Verbündeten thre letzten Entschließungen in Anwendung zu bringen gedenken.

Die Haltung Griechenlands.

Die Ministerkrisis.

Frankfurt a. M., 9. Marz. DieFrankfurter Zeitung" meldet aus Athen: Da Venizelos auf eine Anfrage des Königs erklärte, daß er in der Kammer nicht eine Regierung unterstützen könne, deren Ansichten über die äußere Politik den seinigen zuwiderliefen, legte Zaimis das Mandat zur Kabinettsbildung in die Hände des Königs zurück Dieser berief Gunadis zu sich, der heute Nachmittag sich entscheiden wird.

Athen, 9. März. Nachdem Zaimis den Auftrag zur Kabinettsbildung zurückgegeben hatte, weil Ve­nizelos sich nicht dazu entschließen konnte, ihm feine Unterstützung in der Kammer zuzusagen, schlug Gu­rr aric. dem Könige eine neue Liste von Regierungs­mitgliedern vor. Es verlautet, daß König und Gu- iraris beschlossen haben, die Kammer aufzülösen und neue Wahlen ausschrcibcn zu lasten. DerLokal­anzeiger". dem wir diese Mitteilung entnehmen, läßt sich van seinem Athener Berichterstatter drahten, daß Gunaris die ihm angebotene Kabinettsbildung vorläufig angenommen habe. Er wird als einer der befähigst«:n jüngeren Parlamentarier Griechenlands angesehen. Besonders soll er sich schon auf finanziel­lem Gebiete als Begabung ersten Ranges gezeigt haben. Auch seine Persönlichkeit würde eine Bürg­schaft für vollständige Neutralität der künftigen Ne­gierung geben. Die Stimmung in Athen ist durch­aus ruhig. Auch in der Provinz ist überall die Ent­scheidung des Königs von der Mehrheit der Bevölke­rung mit Genugtuung entgegengenommcn worden. Die schwerste Aufgabe, die der neuen Regierung harrr. wird darin bestehen, Ordnung in die Finan­zen zu bringen. Beim Rücktritte von Venizelos wa­ren diese nicht geregelt.

Das griechische Volk verschachert.

No«. 9 Marz.Italia" meldet aus Paris: Der Beschluß der französischen Kammer vom 3. März auf Bewilligung einer Anleihe von 1 Milliarde Franken an Griechenland ist gegen 112 Stimmen gefaßt worden. Infolge des Rücktritts des griechischen Ministerpräsidenten kommt der Beschluß der fran­zösischen Kammer nicht zur Ausführung. Also nm des französischen Goldes Willen sollte das griechische Volk bluten.

Aeutzerungen der italienischen Presse.

Mailand, 9. Marz.Sera" meldet aus Athen: «enizelos ist ohne Handschreiben des Königs in »aller Ungnade entlassen worden. Es bestätigt sich, daß venizelos dem Dreiverbände bindende Erklä rnngen gegeben hatte, ohne die Zustimmung des Königs und der Minifterkollegen zu besitzen. Un- mittelbar nach Bekanntwerden des Regierungs­wechsels find auch die bulgarischen Truppenkonzen- trationen an der griechischen Grenze zum Stillstand gekommen.Unione" schreibt:Der Entschluß des griechischen Königs hat die Gefahr eines neuen Balkankrieges tatsächlich beseitigt."

Die Enttäuschung der feindlichen Presse.

Kopenhagen, 9. März. Die Pariser Presse er­eifert sich über die Lage in Griechenland: eine Zu­sammenstellung der bezeichnendsten Aeußerungen ge­ben wir nach derDeutschen Tageszeitung". Im Figaro" klagt Alfred Capus: Der Rücktritt von Venizelos un- die Haltung des Königs haben uns nickt enttäuscht, doch haben sie uns Sorge bereitet. Wir notieren ohne Bitterkeit den Sieg der deutschen

Diplomatie. - DerPetit Parisien" schiebt die Schuld an der Wendung der Dinge auf die Verwandt­schaft des griechischen Königs mit dem Deutschen Kaiser. Elemenceau sagt: Griechenland hatte einen Mann und keinen Kreter-Hellenen, der die schönsten Seiten der Landesgeschichte geschrieben hatte. Zu­rück bleibt ein germanischer Däne. Pichon meint imPetit Journal": Wer auch an das Steuer der Regierung kommt, er wird die Politik nach den Ein­flüsterungen der deutschen Clique führen. Der Temps" schreibt, durch die Entzweiung des Königs und seines Ministers sei der Konflikt jetzt zu einer Sache zwischen König und Volk geworden. Es sei nicht zu übersehen, welchen Einfluß die Zurückhal­tung Griechenlands aus Rumänien und Bulgarien ausüben werde. Auf Italien habe sie starken Ein­druck gemacht. Dort gebe die öffentliche Meinung ein Beispiel, dem man nicht folgen solle; es frage sich aber, welcher Ansicht die Regierung sei.

Kopenhagen, 9. März. Die PetersburgerWrem- ja" meldet aus Athen: Venizelos empfing nach Ein­reichung seiner Demission den Besuch des russischen und des französischen Gesandten. Der griechische Ge­sandte Romanos kehrt am Mittwoch nach Paris zu­rück.Rijetsch" schreibt:Die Teilnahme Griechen­lands an der Aktion der verbündeten Flotten ist durch die Schuld des Königs vorläufig ausgeschieden, aber auch die Anteilnahme Griechenlands an der Sieoesbeute (!) ist damit sortgesallen. Rußland geht über das kleine Griechenland zur Tagesordnung über." (Diese Äeußerung läßt so recht die ohnmäch­tige Wut darüber erkennen, daß es dem Dreiverbände nicht gelungen ist, sich durch Griechenland die Kasta­nien aus dem Feuer holen zu lasten.)

Unsere Feinde und der Krieg.

Die irische Frage im Unterhaus.

(W.T.B.) London, 6. März. Im Unterhaus fragte Mac Neill (Unionist), ob der Staatssekretär für Irland aus die Verteilung eines Flugblattes in den verschiedenen Teilen Irlands aufmerksam ge­macht worden sei, in dem es heißt, daß Kitchener sich zutraue, daß er 100000 Irländer überlisten, be­schwatzen. betrügen oder gewaltsam zwingen könne, sich für die demoralisierte, dekadente, verbrecherische und bluttriefende britische Armee anwerben zu las­sen. Das Flugblatt enthalte noch andere landesver­räterische Ausdrücke, um an die Iren zu appellieren, sich nicht anwerben zu lasten. Neill fragte, ob und welche Schritte der Staatssekretär tun werde, um die Verbreitung hochverräterischer Flugschriften zu un­terdrücken. Ein Regierungsvertreter erwiderte, es sei nicht im öffentlichen Interesse, die Maßregeln be- kann zu geben, aber die Bemühungen, die bereits zu einer großen Abnahme anstößiger Pamphlete und Zeitungen geführt hätten, würden fortgesetzt.

Der indische Geheimbund.

Berlin, 8. März. Aus Konstantinopcl meldet dieB. Z.": Ein interessantes und charakteristisches Schlaglicht aus die indischen Verhältnisse wirft ein hier veröffentlichter Ausruf des indischen Geheim­bundes, in dem es unter anderem heißt: England achtet weder unsere Religion noch unsere Menschen­rechte. Es hält kein Versprechen, kennt keine Gerech­tigkeit. Bei dem Reichtum unseres Landes bleibt für unsere Erziehung nichs übrig. Mit Geldstrafe sühnt der Engländer einen an einem Eingeborenen begangenen Mord, dagegen das kleinste Vergehen an einem Engländer mit Todesstrafe. Erhebt euch Brü­der. verteidit eure Freiheit, rettet euer Vatrland und helft an der Befreiung der anderen asiatischen Staaten mit, für die jetzt der Augenblick gekommen ist."

Rußland« Pläne.

(W.T.B.) Paris. 4. März. In der hiesigen rus­sischen SozialistenzeitungNasche Slowo" findet sich einiges Uber den Inhalt der geheimen Sitzung der Duma, in der Sasonow mit den Abgeordneten die Friedensbedingungen und die Möglichkeit innerer Reformen in Rußland erörterte. Sasonow erklärte, die Regierung wünsche nicht, irgend etwas von Deutschland abzutrennen. Sie wünschenur" Gali­zien und die Dardanellen. Die Abgeordneten, haupt­sächlich die Kadetten, bestanden darauf, daß Ruß­land vor allem die Dardanellen erwerbe. Was die inneren Reformen anlange, so erklärte Maklakow, daß die Regierung keinerlei Konzessionen zu machen gedenke. Die Abgeordneten sprangen bei diesen Wor-

Bürger aus Stadt und Land,

trogt euer Gold zur Reichsdank.

Ihr d ie nt dadurch dem Vaterland, es ist auch eure Pflicht.

ten von ihren Stühlen auf und es war nötig, die Sitzung zu unterbrechen. Nach der Pause versuchte Goremykin beruhigende Erklärungen abzugeben. In der Gesellschaft und bei den Kadetten wird die Hal­tung Goremykins dahin gedeutet, daß er beabsichtige, zu dem Stolypinschen Kurse zuriickzu kehren. (Mit andern Worten, zum Absolrrtismus.)

Ein »Skandal*.

Paris, 8. März. DieAction Franyaise" be­richtet über einen Vorgang, den sie alsSkandal" bezeichnet und mit dem es sich, lautDeutscher Ta­geszeitung" folgendermaßen verhält: Am Sonntag, den 7. Febr., fand, von 10 bis 12 Uhr abends, ein Vortrag überdie Kriegslage" statt, den ein Elsaß- Lothringer seinen Landsleuten hielt. Zur allgemei­nen Verwunderung gelangte der Redner zu dem Schlüsse, die Deutschen würden Sieger sein, lieber diesen Vorgang regt sich das genannte Blatt gewaltig auf. Sein Gewährsmann schreibt: Ich weiß nicht, ob das Halten eines solchen Vortrags nach dem Ge­setze zulässig war, aber was ich weiß, ist, daß keine Bestrafung gegen dasIndividuum" ausgesprochen wurde, das die Kühnheit hatte, in Frankreich zu pro­klamieren, die Deutschen würden siegreich sein.

Auflösung der Garibaldianer-Legion.

(W.T.B.) Basel. 8. März. Nach einer Nachricht aus Lyon wurde die Legion der Garibaldianer auf eine Weisung des Kriegsministeriums hin ausgelöst. Dies wurde den 700 italienischen Freiwilligen mit­geteilt, die die Rückkehr des in Paris weilenden Peppino Garibaldi abwarten, um ihre Beschlüße zu fasten. Diejenigen Freiwilligen, die in Diensten Frankreichs verbleiben wollen, werden der Fremden­legion zugeteilt werden. Die anderen können mit Geleit an die italienische Grenze zurückkehren, lieber die Gründe der Auflösung ist nichts bekannt.

Die Neutralen und der Krieg.

Bulgarien uud Rumänien.

Berlin, 9. März. Angesichts der ungewissen Haltung Griechenlansds hat die bulgarische Regie­rung die Mobilmachung weiter ausgedehnt und 10V 000 Mann bei Tirnowo zusammengezogen, eben­so Truppen an der serbischen Grenze. Man glaubt in Sofia, datz ein etwaiges Eingreifen Griechen­lands einen allgemeinen Brand auf dem Balkan entfesseln würde, auch Rumänien könnte wicht länger zögern. Für diesen Fall sollen sogar bereits ganz bestimmte Abmachungen zwischen Rumänien und Bulgarien getroffen sein. Doch wisse man nichts Be­stimmtes darüber. Die griechische Armee würde im Ernstfall also nicht nur mit der Türkei, sondern auch mit Rumänien und Bulgarien zu kämpfen haben.

Die astatische Frage.

Berlin, 9. März. Aus dem Haag wird derTäg­lichen Rundschau" berichtet: Einer Londoner Mel­dung desRotterdamer Courant" zufolge lehnte China alle japanischen Forderungen betreffend Kiau- tschou ab. Aus Peking wird die Ankunft 8000 japa­nischer Soldaten in der Provinz Shantung gemeldet.

Berlin, 8. März. Aus Kopenhagen wird der Voss. Zeitung" berichtet:Rjetsch" meldet, Puan- tschikai berufe trotz der Opposition einzelner Personen und Parteien zum Zwecke der rascheren Durchfüh­rung von Reformen eine Konferenz von Provinzial­vertretern.

Der amerikanische Gesandte in Peking habe den chinesischen Journalisten erklärt, datz Amerika an der Integrität Chinas interessiert sei. Um die Interessen Chinas zu wahren, werde Amerika sich bereit halten, die Rechte und die Freiheit einer jeden Nation hoch­schätzend, die Sicherheit Chinas zu schützen. Diese Erklärung hat in Peking und in Tokio einen starken Eindruck gemacht. Die chinesische Presse erörtert leb­haft den neuen Vorschlag Japans über die Abtretung der Philippinen durch Amerika an Japan. Nach all­gemeiner Ansicht sind Verwicklungen wahrscheinlich.

Vermischte Nachrichten.

Die Polenfrage.

Berlin, 9. März. (Abgeordnetenhaus). Bei der heutigen dritten Lesung des Etats gab der polnische Abgeordnete von Trampozynski namens der Fraktion eine Erklärung ab, datz die Fraktion sich der Abstimmung über den Etat enthalten müsse, da in ihm immer Positionen eingestellt feien, die die Bekämpfung des polnischen Volkes bezwecken. Gegenüber der Tatsache, datz auch viel polnisches Blut auf den Schlachtfeldern geflossen sei, hätten die Polen erwartet, datz die Regierung Veranlassung nehmen würde, aus die Fortsetzung dieses inneren Krieges zu verzichten. In gleichem Sinne äußerte