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Rachrichte»- «ch Ba-ügesblatt für die OberarntsbezirLe Nagold» Calw» Freudenstadt und Neuenbürg

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Matt. / Fernruf S21.

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Nummer 170

Altensteig, Freitag, den 24. Juli 1938

8». Jahrgnnst

zur Me der deis. Außenminifterö

Protest der Arbeiterpartei

Brüssel, 23. Juli. Die Rede des belgischen Außenministers über die Grundlinien der belgischen Außenpolitik hat am Donnerstag zu einem schweren Konflikt zwischen Spaak und seiner Partei geführt.

Auf einen Antrag des Eeneralrates der belgischen Arbeiter­partei richtete der Abg. Wauters, der selbst verschiedentlich Kan­didat für den Autzenministerposten gewesen ist, in einer Rede die denkbar stärksten Angriffe gegen den Außenminister. Er erklärte, daß die außenpolitischen Erklärungen Spaaks im Gegen­satz zu der Politik der belgischen Arbeiterpartei und der Zweiten Internationale ständen und kündigte an, daß die sozialistische Kammerfraktion die sofortige Einberufung des Auswärtigen Ausschusses der Kammer beantragen werde, um zu den außen­politischen Erklärungen Spaaks Stellung zu nehmen.

2n der anschließenden Aussprache erklärten die in der Sitzung anwesenden sozialistischen Minister Vandervelde, Bouchery und Merlot, daß die Rede Spaaks dem Kabinett vorher nicht vor­gelegt worden sei und daß die drei sozialistischen Minister auch in ihrer Eigenschaft als Parteifreunde Spaaks mit der Rede vorher nicht befaßt worden seien. Die Aussprache war sehr leb­haft. Ein Redner forderte den sofortigen Rücktritt des Außen­ministers. Schließlich wurde die Absendung eines Telegrammes an den in London weilenden Außenminister beschlossen, worin Lpaak die außenpolitischen Grundlinien der belgischen Arbeiter­partei und der Zweiten Internationale in die Erinnerung ge­rufen werden. Es wird in dem Telegramm betont, daß die bel­gische Arbeiterpartei an der Politik der Verstärkung der kollek­tiven Sicherheit und des gegenseitigen Beistandes festhält.

Meichlautende Telegramme wurden an den französischen Mi­nisterpräsidenten Blum und den französischen Außenminister Del- bos abgesandt.

Sit ImchMnmo der viterrMischen Anmrftie

rvegrtigungsszenen vor Eefängnistoren

Wien, 23. Juli. Mit der Durchführung der verkündeten Am­nestie der politischen Häftlinge wurde am Donnerstag morgen begonnen. In allen Strafanstalten Oesterreichs waren schon um 3 Uhr morgens die ersten Häftlinge in Freiheit gesetzt worden. 2n Anbetracht der großen Zahl von Amnestierten werden die Entlassungen, die gewisse bürokratische Förmlichkeiten erfordern, erst gegen Abend beendet sein. Vor dem Wiener Landesgericht hatten sich in den frühen Morgenstunden viele Menschen, haupr- sächlich Angehörige der politischen Flüchtlinge eingefunden. Sie verfolgten mit sichtlicher Spannung und innerer Bewegung den Fortschritt der Entlassungsaktion. Immer wieder ereigneten sich rührende Vegrüßungs- und Wiedersehensszenen. Ein größeres Wacheaufgebot sorgte für die Ordnung, doch haben sich nirgends die geringsten Zwischenfälle ereignet.

Aehnliche Nachrichten laufen auch aus den Bundesländern ein. So sind z. V. aus der Grazer Strafanstalt Karlau allein -100 Nationalsozialisten, die wegen ihrer parteipolitischen Betätigung verurteilt worden waren und zum größten Teil langjährige Ker- kerstrafen bekommen hatten, freigelassen worden.

KM io Budapest etageWrzt

Budapekt, 23. Juli. Auf der Rakosci-Straße in unmittelbarer Nähe des Ostbahnhofes stürzte am Donners­tagnachmittag ein vierstöckiges Wohnhaus ein. Bisher konnten vier Todesopfer geborgen werden. Es handelt sich um drei Bewohner des eingestürzten Hauses und um einen Fußgänger. In den Trümmern wurde ferner ein weiterer Toter festgestellt. Seine Bergung war jedoch noch nicht möglich. Weiter sind bis jetzt zehn Verwundete ins Kran­kenhaus gebracht worden. Die Ausmaße des Unglücks sind noch nicht zu übersehen. Man befürchtet, daß möglicher­weise 2V bis 39 Hausbewohner und außerdem noch die zur Zeit der Katastrophe in den im Erdgeschoß befindlichen Ge­schäften weilenden Personen den Tod gefunden haben.

Das Unglück ereignete sich kurz vor 15 Uhr. Ein Poli­zist, der in der Nähe des Hauses auf Posten stand, beobach­te plötzlich, wie die Mauern ins Schwanken gerieten. Sein Warnungsruf kam zu spät. Schon im nächsten Augen­blick stürzte das vierstöckige Gebäude mit Donnergetöse zu­sammen. Sämtliche Stockwerke waren bewohnt. In den Geschäftsräumen im Erdgeschoß, wo Umbauarbeiten vor­genommen wurden, herrschte zur Zeit des Einsturzunglücks reges Leben. Feuerwehren und Sanitätspersonal waren in kurzer Zeit zur Stelle und nahmen gemeinsam mit Pio­nierabteilungen die Bergungsarbeiten auf. Die Trümmer, die die Straße verschütteten, sollen nach Berichten einiger Augenzeugen auch eine Kraftdroschke vernichtet haben.

Sondoau Dkkill-Kvaferenz beenbkl

Einladung an Deutschland und Statten zu neuem Abkommen

London, 23. Juli. Unter dem Vorsitz des Ministerprä­sidenten BaIdwin begann am Donnerstagvormittag im Hause Downing Street 10 die Tagung der drei Rest- Locarno-Mächte.

Die Dreimächtekonferenz setzte am Nachmittag um 15.45 Uhr jetzt auch in Anwesenheit des französischen Mini­sterpräsidenten Blum, der am Mittag in London einge­troffen war, ihre Beratungen fort. Nach knapp zweiein- halbstllndiger Beratung wurde die Konferenz um 18.10 Uhr abgeschlossen.

Die amtliche Verlautbarung über den Ab­schluß der Dreimächtekonferenz hat folgenden Wortlaut:

Die Vertreter Frankreichs, Belgiens und des Vereinig­ten Königreiches, die in London am 23. Juli zusammen­getreten waren, sind, indem sie sich der Uebereinkommen vom 19. März, der Vorschläge des deutschen Reichskanzlers vom 31. März und derjenigen der französischen Regierung vom 8. April erinnern, zu folgenden Schlußfol­gerungen gelangt: .

1. Das Hauptziel, auf das die Anstrengungen aller euro­päischen Völker gerichtet sein müssen, ist die K o n s ol i d ie- rung des Friedens durch eine allgemeine Regelung.

2. Ein solche Regelung kann nur durch die freie Zu­sammenarbeit aller betroffenen Mächte er­reicht werden, und nichts würde verhängnisvoller für die. Hoffnungen auf eine solche Regelung sein, als die scheinbare oder tatsächliche Teilung Europas in gegnerische Blocks.

3. Die drei Regierungen sind infolgedessen der Ansicht, daß Schritte unternommen werden sollen, um eine Zusam­menkunft der fünf Locarnomächte zu erzielen, sobald eine solche Zusammenkunft passenderweise abgehal­

ten werden kann. Die erste Aufgabe, die in Angriff ge­nommen werden sollte, ist ihrer Ansicht nach die Verhand­lung über ein neues Uebereinkommen, das an­stelle des Rheinpaktes von Locarno treten soll, um durch die Zusammenarbeit aller Betroffenen, die Lage zu lösen, die durch die deutsche Initiative vom 7. 3. geschaffen worden ist.

4. Die drei Regierungen schlagen infolgedessen vor, daß sie mit der deutschen und italienischen Regie­rung in Verbindung treten in der Absicht, deren Betei­ligung an der so vorgeschlagenen Zusammenkunft zu er­reichen.

ö. Wenn auf dieser Sitzung ein Fortschritt erzielt wer­den kann, werden andere Fragen, die den europäischen Frieden berühren, notwendigerweise zur Aussprache kom­men. Unter solchen Umständen würde es natürlich sein zu erwarten, daß das Gebiet der Aussprache erweitert wird in der Weise, daß unter der Mitarbeit der anderen interessierten Mächte die Regelung derjenigen Fragen erleichtert wird, deren Lösung wesentlich für den Frieden Europas ist."

Wie zu der amtlichen Verlautbarung über die Drei- mächtekonserenz verlautet, ist die Frage des Ortes und der Zeit der geplanten Fünfmächte­konferenz am Donnerstag nicht erörtert worden. Man hofft jedoch, daß die Zusammenkunft ent­weder vor der Völkerbundsversammlung Ende September oder kurz danach stattfinden kann. Auf der Konferenz wurde weiter klargestellt, daß Großbritannien an der mili­tärischen Garantie festhält, die es nach dem deutschen Schritt in der Rheinlandfrage auf sich genommen hat.

EMmms des WelttmgnW W Anbei»

durch den Stellvertreter des Führers

Hamburg, 23. Juli. Mit einem Weckruf durch den Rundfunk wurde am Donnerstag um 6 Uhr morgens der Weltkongreß für Freizeit und Erholung angekündigt.

Nach einer vorausgegangenen Sitzung des Internationalen Veratungskomitees erfolgte um 10 Uhr vormittags die feier­liche Eröffnung in der festlich geschmückten Hamburger Musik- Halle. Den Ehrenplatz nimmt der Präsident des Internationa­len Beratungskomitees Mr. Kirby (Newyork) ein. Neben ihm sitzen Reichsorganisationsleiter Dr. Ley und der Leiter des Deutschen Organisationsausschusses Rentmeister. Im Parkett und auf beiden Rängen sitzen die in- und ausländischen Abord­nungen. Als Ehrengäste sieht man Vertreter der Reichs-und Staatsbehörden und aller Parteilgiederungen.

Das große Orchester des Reichssenders Hamburg eröffnete die festliche Stunde mit der Euryanrhe-Ouverture von Weber. Der Leiter des Deutschen Organisationsausschusses Rentmei­ster begrüßte die Anwesenden auf das herzlichste. Dann richtete der Schirmherr des Kongresses, der Stellvertreter des Führers,

Reichsminijter Rudolf Heß,

von minutenlangem Beifall aller Kongreßteilnehmer begrüßt, folgende Ansprache an die Versammlung.

Der deutsche Reichskanzler und Führer des deutschen Volkes hat mich beauftragt, die Teilnehmer der Tagung herzlichst zu begrüßen, insbesondere die Vertreter und Abordnungen aus -dem Auslande willkommen zu heißen. Zugleich übermittelt der Führer und Reichskanzler durch mich seine besten Wünsche für einen guten Erfolg dieser Tagung, für die weitere Ausgestal­tung der Freizeit-des arbeitenden Menschen. Dre Wünsche des Führers und Reichskanzlers sind die Wünsche des deutschen Vol­kes. Möge es ein gutes Omen für den Erfolg der Arbeit des Kongresses sein, daß durch eine glückliche Fügung des Schicksals das Komitee in einem Lande tagt, das ihm ein reichhaltiges Anschauungsmaterial zur Ergänzung Ihrer Studien für die praktische Freizeitgestaltung zu bieten vermag. Deutschland würde sich freuen, wenn Sie über das hinaus, was Ihnen im Rahmen des Kongresses gezeigt werden kann, möglichst ausgie­big und nach eigener Wahl die entsprechenden Einrichtungen und Veranstaltungen in Deutschland besichtigen.

Die Aufgabe, die dem Kongreß gestellt worden ist, muß als eine der bedeutungsvollsten Ausgaben unseres Zeitalters angesehen werden. Dennhie Technisierung mit ihrer so intensiven Beanspruchung des Menschen wird erst dann zu einem wirklichen Segen werden, wenn die durch sie freiwer­dende Arbeitszeit zu einer zweckmäßig geregelten und gestalte­ten Erholung verwandt wird. Die ausgleichende Wir­kung einer sinnvollen Freizeit und Erholung kann zweifellos wesentlich beitragen zur Beruhigung der in ko

weiten Teilen der Welt überreizten Menschen, kann somit bei­tragen zur Förderung des Friedens innerhalb der Nationen wie auch des Friedens zwischen den Nationen. Aus dieser lleber- zeugung heraus wünscht Deutschland der Tagung ganz besonde­ren Erfolg.

Ansprachen von Präsident Kirby und Dr. Ley

Im Anschluß an die Ansprache des Stellvertreter des Füh­rers ergriff der

Präsident Mr. Kirby

das Wort. Wir alle sprechen verschiedene Sprachen, so führte er aus, auch unsere heimischen Sitte und Gebräuche sind ver­schieden. Aber wir streben alle dem gleichen Ziele zu: uns nicht zu begnügen mit einem bloßen Dahinvegetieren, sondern uns zu bemühen, die uns gebührende Lebensfreude zu er­werben. Nicht nur dahinleben, sondern auch unsere höheren Bestrebungen befriedigt zu sehen, das ist unser Ziel. Wir dürfen nicht nur für das Heute leben, sondern müssen für Morgen Vor­sorgen. Das sind die Fragen, die diesen Kongreß beschäftigen sollen. Im einzelnen handelt es sich um Fragen wie die Folgen­den: Kommt die Kraft von der Freude oder die Freude von der Kraft? Wie soll die Freizeit, die außer der zur unmittel­baren Erholung notwendigen Zeit noch übrig bleibt, organi­siert werden? Soll sie auf einer mehr berufsmäßigen oder außer­berufsmäßigen Grundlage organisiert werden? Soll nicht die Familie die Grundlage für d>eie Erholung sein? Diese letzte Frage ist eine der wichtigsten und wesentlichsten Fragen Eine weitere Frage ist dre: Soll sich der Staat mit allllen diesen Dingen befassen? Heber allen Fragen, mit denen sich der Kon­greß zu befassen hat, schwebt jedoch das gemeinsame Ziel: Freude auf Erden unter den Menschen.

Dann machte Präsident Kirby Mitteilung von dem Ergebnis der Wahl des Kongreß-Vorsitzenden und der Vizepräsidenten. Die Wahl des Reichsleiters der Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley zum Präsidenten des Kongresses wurde mit jubelndem Beifall ausgenommen. Zu Vizepräsidenten wurden Baillet-La- tour-Frankreich, Puccetti-Jtalien, Noel Benett-Großbritannien, Prof. Ealvez-Chile und Claus Selzner-Deutschland gewählt.

Sodann übergab Präsident Kirby mit herzlichen Worten das Präsidium des Kongresses Reichsleiter Dr. Ley. den er als den großen Führer zur Eroberung der Freude und der Freizeit für alle Schaffenden bezeichnete.

Reichsleiter Dr. Ley

dankte anschließend für das ihm erwiesene große Vertrauen und sprach dem bisherigen Präsidenten Kirby in herzlichen Wor­ten den Dank aus für die umfangreiche Arbeit, die er in de»

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