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Schwarzwälder Tageszeitung

Nr. M

Die spanische Regierung meldet Erfolg Madrid, 22. Juli. Die spanische Regierung teilt mit. dag dl« von Madrid ausgesandten regierungstreuen Truppen, unterstütz» von Volksfront-Miliz und Luststreitkräften, Toledo eingenommen hätten. Der Alcazar, wo sich die Aufständischen verschanzt hat­ten, besinde sich in den Händen der Regierungstruppen. Es seien zahlreiche Gefangene gemacht worden.

Auch die Stadt Guadalajara nordöstlich von Madrid soll sich wieder in den Händen der Regierung befinden. Die dortigen Aufständischen seien geflohen. Ferner behauptet die Regierung, daß die Nachricht von der Einnahme von San Sebastian durch die Aufständischen falsch sei. San Sebastian und ganz Galicien sind angeblich fest in der Hand der Regierung.

Zeitungsmeldungen zufolge betrug in Barcelona die Zahl der Aufständischen 5000. Die Zahl der Todesopfer der dor­tigen Kämpfe wird mit etwa 50V angegeben, die der Ver­letzten mit 3000. Die Kämpfe spielten sich hauptsächlich um das Hauptfernsprechamt, die Kasernen und das Hotel Colon ab.

Die Lage der Reichsdeutschen in Spanien Berlin. 22. Juli. Wie wir erfahren, liegen Meldungen der deutschen Botschaft in Madrid vor, wonach in Madrid bis­her Reichsdeutsche nicht zu Schaden gekommen sind. Eine Reihe von Reichsdeutschen war im Verlauf der letzten Tage festgenom­men worden, find aber auf sofortige Schritte der Botschaft hin größtenteils wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Britische Kriegsschiffe nach Spanien Kommunistische Mordtat

London, 22. Juli. Außer den bereits gemeldeten Schiffsbewe­gungen hat die englische Admiralität am Mittwoch zum Schutze englischen Lebens und Eigentums in Spanien eine Reihe wei­terer Kriegsschiffe nach spanischen Gewässern beordert. Der 10 VÜV-Tonnen-KreuzerDevonshire" wird sich zu diesem Zweck in Palma bereithalten, während der KreuzerLondon" im Laufe des Tages in Barcelona eintraf. Am Donnerstag wer­den ein Flottillenführer und drei Zerstörer ebenfalls in Barce­lona eintreffen. Ein weiterer Flottillenführer hat in Barcelona seine Anker geworfen.

Nach übereinstimmenden Aussagen von Flüchtlingen brennt Malaga an mehreren Stellen. In den Straßen liegen Leichen und überall sind die Spuren des Blutvergießens zu sehen. Die Zahl der Toten wird auch hier auf über 100 geschützt. Eine namentlich genannte englische Staatsangehörige schilderte dem Reuter-Vertreter grauenhafte Einzelheiten über eine kommu­nistische Mordtat. Die Augenzeugin beobachtete, wie in Malaga eine Gruppe von Kommunisten einen Mann, der ein kleiner Kind in den Armen hielt, zu Boden stieß und den Unglücklichen mit etwa einem Dutzend Schüsse tötete. Die Kommunisten über­ließen den toten Vater und sein Kind ihrem Schicksal. Aehnliche Kreueltaten werden aus anderen Teilen der Stadt berichtet.

Amerikanische Kriegsschiffe nach Spanien entsandt Washington, 22. Juli. Die Bundesregierung beschloß, zwei Kriegsschiffe nach Spanien zu entsenden, um den Schutz der ame­rikanischen Interessen angesichts der revolutionären Ereignisse vahrzunehmen Der KreuzerOklahoma", der zur Zeit im siafen von Cherbourg liegt, erhielt den Befehl, einen nord- panischen Hafen anzulaufen und sich mit dem amerikanischen kotschafter, der sich zur Zeit in San Sebastian aufhält, sowie den Konsuln in Vigo und Bilbao in Verbindung zu setzen. Der erst »or zwei Tagen aus USA. ausgelaufene KreuzerQuincy", eines »er modernsten Schiffe der amerikanischen Kriegsmarine, wurde mrch Funkspruch nach Gibraltar beordert.

Marxistenflucht nach Frankreich

rtever die Ereignisse in Spanien liegen in Paris weitere Meldungen vor, wonach 13 Stadt- und Gemeindeverordnete der Volksfront die französische Grenze überschritten haben. Der Ver­teidigungsausschuß von Jaca (Aragonien), der die Unmög­lichkeit eingesehen hat, den Widerstand gegen die Aufständischen fortzusetzen, hat ebenfalls die Grenze überschritten. Der Zivil­gouverneur von Pamplona hat ebenfalls die französische Grenze überschritten. Außerdem wird gemeldet, daß die Unruhen in Barcelona im Laufe des Dienstags wieder zugenommen haben. In Barcelona ist der Belagerungszustand ausgerufen worden.

Zwer französische Dampfer haben am Dienstag Marseille ver lassen, um sich nach Barcelona zu begeben und die dort befind­lichen französischen Sportler, die an der sogenanntenArbeiter Olympiade" teilnehmen wollten, wieder nach Frankreich zurück mbringen. Dieser Beschluß ist auf ausdrücklichen Wunsch dsi llnterstaatssekretärs für Leibesübungen erfolgt, der sich ebenfall! m Barcelona aufhält.

In Bordeaux sind, wie Havas meldet, zahlreiche Politik« lnd Anhänger der spanischen Linksparteien eingetroffen, du ülragonien verlassen und auf französischem Gebiet Zuflucht gs ncht haben. Sie haben sofort mit dortigen Linksorganisationel md dem spanischen Konsul Verbindung ausgenommen und dii lbsicht bekundet, über Port-Bou nach Spanien zurückzukehren im an den weiteren Kämpfen gegen die Aufrührer teilzunehmen

Sie gestörteArbeiter-Olympiade" in Barcelona

Französische Sportler müssen zurück Paris. 22. Juli. Etwa 30 französische Sportler, die zur so­genannten Arbeiter-Olympiade nach Barcelona gefahren waren, nutzten die Nacht in einem Zeltlager bei Port Bou verbringen !nd sich wieder nach der französischen Stadt Port-Wenres zurück- »egeben, wo sie den Verlauf der Ereignisse in Spanien abwarten vollen.

Die beiden französischen DampferCheddah" undDjenne" ind am Mittwoch nachmittag nach Barcelona in See gegangen, »m etwa 2000 französische Reisende und vor allem Sportler an Sord zu nehmen, die sich zur Arbeiter-Olympiade begeben rooll- «n. Das französische Konsulat in Barcelona erklärte, daß etwa zünfbissechsfranzösischeStaatsangehörigebei kn letzten Kämpfen mit den Aufständischen schwer oerwun- »e t worden seien. Bei den ausländischen diplomatischen Vertre­tungen in Barcelona ist ebenso wie in der Umgebung der Woh- mngen von Ausländern ein besonderer Ueberwachungsdienst ein­gerichtet worden. Die katalanische Regierung hat mitgeteilt, datz »ie Ausländer und ihr Besitz unter dem Schutz der Regierung »ad des Volkes gestellt werden müssen.

Ser Mari» zum Führer

Die 38V HJ.-Vannsahnen ans dem Marsch nach Rürnber;

NSK. Am 23. Juli beginnt der Sternmarsch der 38ls Bannfahnen der HI. nach Nürnberg. Von Königsberg, dei Metropole im Osten des Reiches, aus werden die Feldzei­chen der Jugend Adolf Hitlers geschultert, um rn einem Anmarschweg von nicht weniger als 910 Kilometer inner­halb 47 Tagen in die Stadt der Reichsparteitage der na­tionalsozialistischen Freiheitsbewegung getragen zu werden.

Zum Parteitag der Freiheit 1935 traten erstmalig in dei Geschichte der jungen Bewegung aus sämtlichen 25 Gebie­ten der HI. Vannfahnen-Abordnungen den Marsch nach Nürnberg an. Diese Bannfahnen wurden in einem Be­kenntnismarsch nach Nürnberg getragen, der fortan bis in die ferne Zukunft hinein stolz den NamenAdolf-Hitler- Marsch" führen wird.

So werden denn in diesem Jahre zum zweitenmal aus den Gauen des Reiches die Bannfahnen der deutschen Ju­gend als die Zeichen eines neuen gläubigen Geschlechts sich zu einem stolzen Marsch in Bewegung setzen, der seiner Idee und Durchführung nach ein beredtes Zeugnis von der idealen Bereitschaft und der körperlichen Leistungsfähigkeil der Hitlerjugend zu vermitteln vermag. Jedes Gebiet stellt eine Marscheinheit von durchschnittlich KO Jungen, die unter der Leitung eines Marschführers nach den Anordnungen der Reichsjugendführung den Adolf- Hitler-Marsch durchführt.

Jede Einheit vertritt die Hitlerjugend ihrer engeren Hei­mat. Das gegenseitige Kennenlernen der einzelnen deut­schen Stämme soll bewußt durch den Adolf-Hitler-Marsch ge­fördert werden. Die Hitlerjugend soll immer wieder erleben, datz die Sitten und Gebräuche unserer Stämme in ihrer Gesamtheit der Lebensausdruck eines ganzen Volkes find und die einzelnen Landschaften miteinander verbinden. In Len Ruhetagen werden die Marscheinheiten öffentliche Kundgebungen durchführen, in welchen sie bei der Bevölke­rung des betreffenden Orts als Künder des Volkstums ihrer Heimat auftreten; Vorträge und Lieder werden von der Eigenart, der Geschichte und dem Kampf ihrer Heimal anderen deutschen Volksstämmen Kunde bringen. So wirk z. B. die Bannfahnenmarscheinheit des Gebietes Ostland am 20. August in Meißen der sächsischen Bevölkerung und am 4. September in Bayreuth der Bevölkerung der Bayerischen Ostmark einen lebendigen Eindruck ostpreutzischen Volkstums vermitteln. Die Fühlungnahme mit der Bevölkerung wird den Bannabordnungen der HI. die im Zeichen des Natio­nalsozialismus geborene Volksgemeinschaft zeigen.

Zu den kulturellen und ideellen Auswirkungen des Adolf- Hitler-Marsches kommt in besonderem Matze der moralische Wert dieses einzigartigen Vekenntnismarsches. Die Ein­heiten sind wochenlang zusammen, und jeder Teilnehmer mutz für diese Zeit in einer streng geordneten Gemeinschaft leben. Der Weg von mehreren hundert Kilometern bei jeder Witterung ist eine strenge Prüfung für die körperlich« Leistungsfähigkeit und die charakterliche Stärke. Von die­sen Gesichtspunkten aus gesehen ist der Adolf-Hitler-Marsch ein Prüfstein für die Leistungsfähigkeit der HI. und ein« eindrucksvolle Demonstration des Leistungswillens der jun­gen Generation.

Von der Ostsee, von der blühenden Heide, von den Zechen des industriereichen Westens und von den Firnen der Alpen marschieren im harten Gleichschritt 1600 deutsche Jungen nach Nürnberg, lieber stille Straßen in den Dörfern ünL durch pulsende Großstädte eines geeinten Reiches führt dieser Weg. Und wenn dann am 7. September mit dem KommandoDie Fahnen ab" vor den Toren Nürnbergs in Fürth die Feldzeichen von den tragenden Händen gleiten, hat Deutschlands Jugend einen großartigen Beweis des sie beseelenden Geistes der Kameradschaft und der Freude zur Leistung abgelegt. Am 8. September wird der Reichs- zugendführer Baldur von Schirach beim Appell die 1600 Marschteilnehmer als die Repräsentanten der gesamten HI. begrüßen.

Der feierliche Abschluß des Adolf-Hitler-Marsches wird zugleich seine Krönung sein: Am 9. September vormittags werden die rot-weißen Banner der Hitlerjugend als erste Formation in der alten Reichsstadt ihren Einzug halten. Ein junges Volk wird seine hehren Feldzeichen in die Stadt tragen und somit symbolisch die ewig Jugend der national­sozialistischen Bewegung vor aller Welt bekunden Der Ein­marsch der 380 Vannfahnen der Hitlerjugend ist das Be­kenntnis einer Partei und eines Volkes zur Jugend als ewigem Kraftquell einer Nation, wie das Bekenntnis dieser stolzen und freien Jugend zum Führer, zu ihrem Führe--

SlWvla-Feuer ms der Akrovolls

Der Fackellauf in Athen

Athen, 22. Juli. Ein unvergeßlicher Augenblick, als dekFackel- läufer auf der Akropolis vor der verwitterten Marmorruine, dem Parthenon, eintrifft. Er entzündet auf dem vor diesem er­richteten Altar das Heilige Feuer, das während der Olym­piade ununterbrochen zu deren Ehren brennen soll. Zweieinhalb Jahrtausende blicken auf uns herab.

S2 Flaggen aller an den Olympischen Spielen in Berlin teil­nehmenden Nationen, angeführt von der Hakenkreuzflagge und geschlossen von der olympischen Flagge, wehen vom hohes Mast. Sobald der Läufer am Tor erscheint, entspinnt sich zwischen ihm und drei Wächtern, die mit Helm, Schild und Schwert aus­gerüstet sind und den Eingang zur Burg bewachen, folgendes Zwiegespräch:

Wächter:Wer bist du?"

Fackelträger:Ich bringe die Flamme vom unverlöschbaren Feuer aus der heiligen Altis."

Der antike Hoplit nimmt die Fackel und, begleitet von den beiden anderen Hopliten steigt er langsam die Stufen der Akro­polis zu den Propyläen hinauf.

Dort erwartet die Flamme ein Priester in antiker Gewandung, der von einem griechischen Schauspieler dargestellt wird. Der Hoplit überreicht die Fackel, die der Priester in das Innere der Akropolis trägt. Er wird begleitet von jungen Mädchen, die an­tike Krüge tragen und den Weg mit Blumen bestreuen. Der Zug erreicht den Altar vor dem Parthenon. Die Priester sinken in die Knie und verbeugen sich vor dem Altar. Einer von ihnen entzündet das Feuer. Dann wird eine neue Fackel am Altar vor * dem Parthenon entzündet. Der Priester erhebt den Arm und ruft:

Ich verkünde der Menschheit, daß der olympische Geist nicht gestorben ist. Die olympische Flamme, unauslöschvar, wird wei­ter die Völker erleuchten, soweit sie sich zu friedlichen Wettkäm­pfen stellen. Aus der Tiefe der Jahrhunderte vom Tempel der Pallas Athene und von dem heiligen Akropolisfelsen segne ich die Athleten der Welt, die an der 11. Olympiade in Berlin teilnehmen, erleuchtet von dem Feuer Olympias."

Der Priester kehrt i» die Akropolis zurück, und nachdem er zwischen den heiligen Ruinen verschwunden ist, geht der Läufer die Stufen hinunter, durchschreitet erneut das Spalier und übergibt einem neuen Staffelläufer die Fackel, der nun zum Athener Stadion eilt.

Trompeten schmettern Kanonen donnern Kirchenglocke» läuten. Das heutige Athen und unsere Zeit empfangen di« Flamme Olympias.

Im Athener Stadion

Im Gegensatz zu der schlichten Feier in Olympia ist die Feier im Athener Stadion groß ausgeschmückt. Schon lange vor Beginn drängen sich die Bewohner der festlich geschmückten Stadt in das Stadion und besetzen die Kerkiden, die Sitzstufen. Tau­sende attischer Bauern belagern das Stadion. Die Berliner olympischen Spiele bewegen bis ins Innerste die Griechen, die sich mit Stolz ihrer Vorväter erinnern. Attika ist besonders stolz, weil es den Olympiasieger im Marathonlauf, Louis, dm ersten Sieger der zu neuem Leben erweckten Spiele im Jahr 1896 zu seinen Bürgern zählt.

Plötzlich dringt Erregung in die Menge: der Läufer ist da! Unter unbeschreiblicher Begeisterung übergibt er dem Bürger­meister die Fackel, der nun die Flamme auf dem Altar entzii»-. det. Im gleichen Augenblick und während die Musik und die Chöre die olympische Hymne vortragen, wird die olympische Flagge gehißt.

Nun wohnen der griechische König, der selbst im Stadion weilt, der Ministerrat, das diplomatische Korps und all die an­deren vielen Zuschauer einer unvergeßlich wirkenden Handlung bei: die Fackel wird durch eine die vier Hauptepochen der grie­chischen Geschichte darstellende Mädchengruppe durchgereiht, um zu bekunden, daß der olympische Geist von der Antike über die Zeiten der Mazedonier und Byzantinier, der Freiheitskriege bis in unsere Tage lebendig blieb.

Der Läufer übernimmt nun wieder die Fackel und trägt fi« durch Athen bis nach Eleufis zurück. Hier reilt sich die Straße. Links geht es nach Korinth, der rechts aöbiegende Weg aber führt über Theben nach Delphi.

Londoner SreinMte-Mserenz

beginnt heute

London, 22. Juli. Die Londoner Morgenblätter beschäftigen sich eingehend mit der Verlautbarung über die am Donnerstag beginnenden Besprechungen der drei Rest-Locarno- M ä ch t F.

Der diplomatische Korrespondent desDaily Telegraph" weist darauf hin, datz die Londoner Zusammenkunft wahrscheinlich von sehr kurzer Dauer sein werde. Schon am Donnerstag abend komm möglicherweise eine Verlautbarung herausgegeben werden, di« dem Wunsche dieser drei Mächte, schon im Herbst mit Deutschland und Italien eine konstruktive Aussprach« zu eröffnen, Ausdruck geben würde. Die Zeit bis dahin würde für sorgfältige diplomatische Vorbereitungen benutzt werden. Zu Vieser Vorbereitung würde auch die restlose Liquidation der sanktionspolitik des Völkerbundes gegen Italien gehören. Der Korrespondent ist der Ansicht, daß Großbritannien die .Zeitlich« Periode der Unsicherheit", welche zur Aufrechterhaltung gegen­seitiger Veistandsabkommen mit bestimmten Mittelmeer-Mächten Veranlassung gegeben zu haben scheine, jetzt als beendet ansehe. Wahrscheinlich werde Eden in der Lage sein, eine entsprechende Erklärung in der außenpolitischen Unterhaus-Debatte am näch­sten Montag abzugeben.

Der diplomatische Mitarbeiter derTimes" berichtet, da die Grundlage der kommenden Besprechungen übereinstimmend fest­gelegt worden sei, sei kein Grund vorhanden, zu erwarten, daß die Besprechungen über den Freitag hinausgingen. Die Minister der drei Mächte würden in der Lage sein, eine gemeinsame Ver­lautbarung über die konstruktiven Ziele und die Methode, sie zu erreichen, herauszugebn. Aufgabe der Konferenz der drei R^- Locarno-Mächte sei es, einer Fünf-Mächte-Tagung den Weg zu ebnen. Das würde die Ordnung einiger diplo­matischer Ueberbleibsel mit sich bringen, die sich während der vergangenen vier Monate angesammelt hätten. Es könne keine Rede davon sein, andere Mächte vor gefaßte Beschlüsse zu stellen oder außenpolitische Debatten hinter ihrem Rücken zu führen oder eine abgesonderte Gemeinschaft in irgend einem Sinne zu bilden.

Auch der diplomatische Mitarbeiter derMorningpost" glaubt nicht, daß die Londoner Besprechungen viel länger als eine« Tag dauern werden. Die Tagung werde jedoch Gelegenheit z« einem direkten Meinungsaustausch zwischen französischen und britischen Ministern geben. Blum und Delbos würden zum erstenmal mit Baldwin und seinen Kollegen Zusammentreffen.

Mlienjsche Kritik

an der Dreier-Besprechung in London

Rom, 22. Juli. Der bevorstehenden Dreier-Besprechung wiro in der italienischen Presse jede Bedeutung "bgespro- ch e n. Am Quai d'Orsay habe man sich noch nicht Rechenschaft darüber abgelegt, daß mit dem Deutschland Hitlers nicht d» gleichen Methoden wie mit dem Deutschland der VergaugenheU angewandt werden können. Frankreich müsse sich entscheiden u^ doktrinäre Vorurteile bezw. universalistische Pläne, die mehr oder weniger auf den Völkerbund zurückgehen, beiseite stellen. Das Angebot eines Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland, das der Führer in seiner Reichstagsrede vom 7. März gemacht hatte, ist, wie das angesehene römische Blatt weiter schreibt, noch niemals vo« Qmri d'Orsay einer gründlichen Prüfung unter- ,ogenworden, obwohl von ihm vielleicht der Friede E »< ropasabhäugt. Die damaligen Vorschläge des Führers stell- tei also Frankreich vor die ernsteste Verantwortung. Sie bilde­ten den Brennpunkt in den deutsch-französischen Beziehungen. Ausweichen heiße das Problem nicht anpacken wollen.

England sehe die Gefahren der französischen Haltung und ver­suche in den Grenzen des Möglichen zu verhindern, daß Paris von der auch für London gangbaren Hauptstraße abweicke. D«w