Mtlmmlli Nachrichten- rmd Auzrigeublatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg
GesrüriAet 187/
Tannen
Aus öen
Vf.-
»«» 11 «.: «ouatl. ». P»ft 1.20 »i«schl. 18 L «esSr».-»e»., z»z. 8« ^ Zustellungsgeb.: d. Ag. Anzeigenpreis : Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig, Text-
«ins»!. 20 L »uitritgergeb.; «iuzel». 10 L. »ei Nichterscheinen der Zeit.ins.höh. Gewalt Millimeterzeile 15 Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschluß Nachlaß nach Preisliste,
jch. «etrietistör. besteht kein Anspruch auf Lieferung. Draht anschrift: Tannenblatt. / Fernruf S21. _ Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold. _
Rümmer 181 ^ A l t e n s t e i g, Dienstag, den 14. Zuli 1936 ^ 89. Jahrg«n>
Srulschlant und SrftmM
Zum Freundschaftsabtommen vom 11. Juli
Nach jo viel nichtssagenden Werten in der europäischen kolitik wieder eine Tai, eine Friedenstat, die an und für ij, doppelt zählt und nun erst recht schwer wiegt als sre »on Deutschland und Oesterreich ausgeht! Zwei Bruder- Kämme reichen sich wieder die Hand und schlagen erne Brücke über den unglückseligen Zwiespalt vergangener Jahre. Die Verbundenheit durch Blut und Rasse hat diesen Bruderzwist rn den letzten Jahren auf beiden Seiten als schweren Alpdruck empfinden lassen. Jedes deutsche Herz litt darunter, daß zwei Stämme des deutschen Volkes, dir jahrhundertelang freundschaftlich verbunden und durch die Waffenbrüderschaft im Weltkrieg zusammengeschweitzt waren, in ^«Nachkriegszeit auseinandergejprengt wurden, datz sie sich nicht mehr verstanden. Die unseligen Friedensdiktate und die frevelhafte Absicht der Siegerstaaten, einen ewigen Unruheherd zu schaffen, trugen die Hauptschuld an dieser Entwicklung. Das Ausland nutzte die Notlage Oesterreichs aus, vm es immer tiefer in die Gegensätzlichkeiten zum deutschen Reich zu verstricken. Dazu kamen Mißverständnisse und Mißtrauen hüben wie drüben.
Und nun ist die Brücke geschlagen, die Freundschaft wird erneuert von Grund aus, was im deutschen Volk tiefe Be- sriedigung auslöst. Der Weg ist geebnet durch die Tat des Führers, der damit erfüllte, was der verewigte Reichspräsident von Hindenburg dem deutschen Gesandten von Papen im August 1934 mit auf den Weg nach Wien gab. „das i leider getrübte Verhältnis zwischen Deutschland und Oester- > reich wieder in normale und freundschaftliche Bahnen zu l leiten". Fast dieselben Worte kehren nun wieder in der Vereinbarung vom 11. Juli 1936.
Diese Einigung zwischen Berlin und Wien ist darüber hinaus aber auch als ein politischer Vertrag zur europäischen Befriedung zu werten und wird eine Entspannung der politischen Lage Europas bringen Der von Paris so oft angestrebte Donaupakt hat damit auf natürlichem Wege eine Erledigung gefunden. Wenn man im Ausland sagen ollte, Deutschland sei „gezwungen" worden, die österreichi- che Souveränität anzuerkennen und auf jede Einmischung in die inneren Fragen Österreichs zu verzichten, so sei nur an ein Führerwort erinnert. Hat nicht der Führer und Reichskanzler in seiner Rede vom 21. Mai 1935 ausdrücklich betont, daß Deutschland weder die Absicht noch den Willen habe, sich in die innerösterreichischen Verhältnisse einzumengen, Oesterreich etwa zu annektieren oder anzuschließen? Etwas anderes ist in dem Freundschaftsabkommen nicht niedergelegt, und wenn die Nichteinmischung auch auf die Frage des österreichischen Nationalsozialismus ausgedehnt wird, so ist das keine Ergänzung zu den Worten des Fühlers, sondern eine geradezu selbstverständliche „authentische Interpretation", die böswilligen Kritikern die letzte Handhabe zu Mißdeutungen nehmen soll. Die Bezugnahme des amtlichen deutsch-österreichischen Kommuniques auf die römischen Protokolle bestätigt die Selbständigkeit der Außenpolitik Oesterreichs, das versichert hat, daß es sich auf der grundsätzlichen Linie eines deutschen Staats halten wird.
Gewiß, das neue Abkommen ist ein Anfang, ein verheißungsvoller und glücklicher. Die Pressestimmen des Auslands zeigen uns. wie sehr man draußen diesen Vorgang einschätzt. Es sei nur noch angefügt, daß in näheren Vereinbarungen die Fragen des Reiseverkehrs, die Fragen der Hoheitszeichen und der Nationalhymnen freundschaftlich gelöst sind und die Fraaen des Wirtschaftsverkehrs weiter geklärt werden
Telegrammwechfel Schufchnigg-Gömbös
Bundeskanzler Dr. Schuschnigg richtete folgendes Telegramm an den Ministerpräsidenten Eömbös:
Der soeben erfolgte Abschluß des llebereinkommens zwischen Oesterreich und dem Deutschen Reich, das bestimmt ist, die freund- uachbarlichen Beziehungen wieder herzustellen, gibt mir den erwünschten Anlaß, auch Dir gegenüber meiner lleberzeugung Ausmuck zu geben, datz das soeben vollbrachte Werk dem allgemei- "en Frieden dient, an dem Oesterreich und Ungarn ganz" beson- ers interessiert sind. Ich bin auch überzeugt, daß unsere auf den römischen Protokollen fußende bewährte Zusammenarbeit in >esem Sinne noch weitere ersprießliche Früchte zeitigen wird. A"t den herzlichsten Eenesungswünschen grüßt Dich in alter Kameradschaft Dein Schuschnigg.
Ministerpräsident Eömbös antwortete mit folgendem Telegramm:
Betrachte erfolgten Abschluß eines llebereinkommens zwischen eyerreich und dem Deutschen Reich als ein historisches "lgnis, welches dem allgemeinen Frieden dient, und an Oesterreich und Ungarn tatsächlich besonders interessiert Md. Es entspricht den römischen Protokollen und wird daher >e römische Konzeption festigen. Dir alles Gute wünschend, »ruße ich Dich ebenfalls in alter Kameradschaft, Dein
Gömbö ».
Schuschnigg au Mussolini
Wien, 13. Juli. Das Telegramm, das Bundeskanzler Dr. Schuschnigg an Mussolini geschickt hat, hat folgenden Wortlaut:
„Es gereicht mir zur Freude, Euer Exzellenz mitzuteilen, daß ich soeben mit dem deutschen Gesandten, der hierzu vom Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches bevollmächtigt ist, ein Uedereinkommen unterfertigt habe, das dazu bestimmt ist, die Beziehungen zwischen Oesterreich und Deutschland wieder normal und freundschaftlich zu gestalten. Bei diesem Anlaß erinnere ich mich gern der wiederholten, jo überaus wertvollen Gespräche Euer Exzellenz, zuletzt in Rocca delle Laminate. Ich bin überzeugt, daß Euer Exzellenz meine Befriedigung über das erzielte Abkommen teilen werden, das einen wertvollen Beitrag zum allgemeinen Friedenswerk darstellen soll. Ich möchte diesen Anlaß benützen, um Euer Exzellenz neuerlich meiner aufrichtigen Freundschaft und meiner Entschlossenheit zu versichern, mit dem unter der starken und erfolgreichen Führung Euer Exzellenz stehenden Italien auf Grund der bewährten Römer Protokolle auch weiterhin im Einvernehmen mit Euer Exzellenz zusammenzuarbeiten."
Mussolini begrüßt das deutsch-österreichische Abkommen
Das Antwort-Telegramm Mussolinis an Schuschnigg hat folgenden Wortlaut:
.Ich danke Euer Exzellenz für Ihr freundliches Telegramm. Lms Abkommen, das Euer Exzellenz mit dem Vertreter des Führers und Reichskanzlers Unterzeichnete, muß von allen, denen die Sache des Friedens am Herzen liegt, mit Befriedigung begrüßt werden. Das Abkommen bedeutet einen bemerkenswerten Schritt auf dem Wege des Wiederaufbaues Europas und der Donauländer. In diesem Geiste wurde, wie Sie sich entsinnen, die Frage bei der Begegnung in Rocca delle Laminate besprochen und später aus dem Boden der italienisch-österreichisch-ungarischen Abkommen geprüft. Es ist mir besonders angenehm, die Versicherungen der vollkommenen Freundschaft und der Zusammenarbeit Italiens mit der Bundesregierung in llebereinstimmung auch mit den Protokollen von Rom zu erwidern, die weiterhin die Grundlage der Beziehungenz wischen Italien und Oesterreich in der Neu- destimmung seiner Beziehungen mit dem Reich bilden werden ein Ereignis, das Regierung und italienisches Volk mit Sympathie begrüßen."
Sas SiMtkiimMtkOm ln Nerdim
Ein-rulttvolle deutsche Totenehrung
Berdu», 13. Juli. Als Sonntag abend die Dämmerung über die Höhen um Verdun zog, begann die große Pilgerfahrt nach Douaumonl. Eine Gruppe von 20 Autobussen nahm die deutschen Teilnehmer vor dem Portal ihres Quartiers in Empfang Von der Plattform des ersten Wagens wehte die Hakenkreuzfahne. In langsamer Fahrt ging es zunächst durch die Stadt Verdun. Die französischen Frontkämpfer und die Bevölkerung, die den Weg säumten, begrüßten die Deutschen wiederum mit besonderer Herzlichkeit. Manche von ihnen machten sich m der Aufgeschlossenheit des Tages den deutschen Gruß zu eigen und riefen mit erhobenem Arm,, Heil les Allemands", „Vive la Paix", „Es lebe der Frieden".
An dem Militärfriedhof von Verdun vorbei geht es hinauf auf die Höhe von Tavannes und zum Nationalfriedhof von Douaumonl. Einige Kilometer vom Ziel entfernt werden die Wagen verlassen. Nun beginnt ein erschütternder stiller Gang über die Schlachtfelder. Die deutsche Abordnung marschiert in geschlossener Ordnung in Viererreihen. Inzwischen ist es nacht geworden. Kein Wort stört das Schweigen, das über den Höhen lastet, auf der eine Million Deutsche und Franzosen ruhen. Vor und hinter den Deutschen marschieren Franzosen, Landleute Handwerker, Arbeiter, kleine Angestellte, Sinnbild der namenlosen Frontkämpfer.
Plötzlich flammen auf der Höhe von Douaumonl Scheinwerfer auf und gießen gleißendes Licht über den langgestreckten, weißen Bau des Veinhauses. über die weiten Gräberfelder, lieber eine Stunde währt der Marsch auf gewundener Straße. Schweigend passieren wir die Trümmer des Dorfes Flevry, der äußerste Punkt, den die Deutschen bei ihrem siegreichen Vordringen über Vaux und Douaumonl hinaus erreicht haben. Rechts in der Ferne erstrahlen plötzlich Mauern und Erdwälle im Scheinwerferlicht. Das berühmte Fort Vaux wird angestrahlt, Gleich darauf wird auch das Fort Douaumonl im Scheinwerferlicht sichtbar.
Die Front des Friedens
22 Uhr. Wir sind vor dem Nationalfriedhof von Douaumonl angelangt. Auf der Höhe das Beinhaus, davor sanft zum Tale abfallend die Gräberfelder. In der Mitte ein breiter Rasenstreifen, der den ausländischen Abordnungen für den Aufmarsch Vorbehalten ist. Die französischen Frontkämpfer nehmen zu beiden Seiten Aufstellung, jeder Mann vor einem Grab. Jedes Grab trägt das gleiche weiße Kreuz. Jedes Grab trägt als einzigen Schmuck rote Rosen. Während Bach'sche Melodien aus der Johannespassion durch die Nacht klingen, marschiert die deutsche Abordnung aus das Feld. Ihnen als den tapferen Gegnern ist der Ehrenplatz in der Mitte des Rasens unmittelbar vor dem Turm Vorbehalten. Hoch flattert die Hakenkreuzfahne im Winde. Festen Schrittes marschieren die Deutschen langsam bergan.
Vor der Estrade zeigen die Fahnen die Frontkämpfer an, die aus vielen Ländern gekommen sind.
Beethovens Eroika leitet zu Sem Höhepunkt der Feier über. Die Stimme eines Sprechers beruft die Toten. Ein Kanonenschuß donnert durch die Nacht. Alle Scheinwerfer und alle Lichter erlöschen.
Eine Minute des Schweigens, die allein den Toten gehört. Aus der Ferne das Hornsignal „Feuer einstellen:" Von den Ecken des Riesenfriedhofes antwortet das gleiche Signal. Ein zweiter Kanonenschuß. Die Scheinwerfer flammen wieder auf, und nun hallt über die ergriffene Menge das Friedensgelöbnis :
„Weil diejenigen, die hier und anderwärts liegen, in den
Frieden der Toten eingetreten sind, nur um den Frieden der
Lebenden zu begründen, und weil es «ns unheilig wäre, künf
tighin zuzulasseu, was die Toten verabscheut haben, deswegen schwören wir, deu Frieden, den wir ihrem Opfer verdanken, zu bewahren und zu wollen."
Aus allen Kehlen antwortet es: „Ich schwöre".
Während jetzt die französischen Frontkämpfer auf den Gräbern, oor denen sie stehen, je eine Blume niederlegen, tragen zwei deutsche Verdunkämpfer einen Riesenlorbeerkranz, mit der Hakenkreuzschleife geschmückt, aus die Estrade und legen ihn vor der Fackel nieder, die mit dem Feuer aagefacht worden ist, das Schwerkriegsbeschädigte vom Grab des Unbekannten Soldaten in Paris nach Verdun gebracht haben. Dann marschieren die Deutschen unter den achtungsvollen Blicken ihrer französischen Kameraden langsam die Stufen zum Beinhaus hinauf, dessen erleuchteten Altar sie im Vcrbeimarsch mit erhobenem Arm grüßen. Sie grüßen damit die namenlosen Kämpfer, deren Gebeine hier in Massenkammern beigesetzt sind, sie grüßen damit alle Toten des Weltkrieges.
Die Friedenskundgebung aus den Schlachtfeldern von Verdun ist beendet. In gleicher langer Kolonne erfolgt der Marsch abwärts. Leichter Regen setzt ein, der Menschen und Landschaft in einen unwirklichen Schleier hüllr. „Als wenn wir nach vorn gingen", unterbricht ein Bayer das Schweigen und bringt damit die Gedanken aller zum Ausdruck, deren schwerste Jahre und Stunden des Lebens mit dem Streifen blutgetränkter Erde verbunden sind, den sie jetzt durchschreiten Wir begegnen immer neuen französischen Frontkämpferkolonnen, die zu Fuß von Verdun gekommen sind und erst um Mitternacht auf dem Friedhof von Douaumonr anlangen werden, um in einer zweiten Feier die Toten zu grüßen und den Frieden zu beschwören. Und jedesmal, wenn sie das der deutschen Kolonne vorangetragene Schild „Allemagne" erblicken, werden ihre Gesichter Heller. Sie winken den Deutschen zu und rufen: „Bravo, les Allemands, vive la paix, es lebe der Frieden!"
Um Mitternacht sind die Deutschen wieder in ihrem Quartier und strecken sich ins Stroh. Sie sind ernst und still. Ihre Gedanken wandern durch die weiten Fabrikfenster hinaus zu den Schützengräben und Eranattrichtern. Am Horizont blinkt das Totenfeuer von Douuamont.
Deutsche Totenehrung tu Verdun
Verdun, 13. Juli. Verdun und die dort versammelten zehntausende Frontkämpfer waren ain Montag mittag Zeuge einer einzigartigen Kundgebung. Ein Zug französischer Militär-Lastwagen, Soldaten mit Stahlhelm am Steuer, besetzt mit der deutschen Frontkämpferabordnung, durchfuhr >ne Straßen der Festung Verdun zu einer stillen Gedenkfeier an dem berühmten Toten- mal inmittten der Stadt an der Maasbrücke. Hoch flatterte von dem ersten Wagen die Hakenkreuzfahne im Wind. In langsamem Zug ging es durch die dicht umsäumten Straßen der Por her Fahne entblößten sich alle Häupter. Das Militär grüßte. In der Nähe des Totenmals hielten die Wagen an. Einige knappe Kommandos eines alten Verduner Frontoffiziers ertönten, und die Deutschen standen in mustergültiger Marschordnung in Viererreihen. Dann marschierten sie im Gleichschritt zum Denkmal. Dort wurde Aufstellung genommen, die Fahne drei Meter vor der Front. In weitem Bogen umspannten die französischen Frontkämpfer die Stätte, französische Generale und hohe Offiziere am Fuße des Denkmals.
Langsamen Schrittes tritt Hauptmann von Brandts, der Erstürmer des Forts Douaumont, an die Stufen des Denkmals und legt einen großen Lorbeerkranz mit der Hakenkreuzschleise nieder. Die Hände der deutschen Kämpfer sind zum Deutschen