Seile 2
Schwarzwälder Tageszeitung
Nr. 188
Gummi. Der Läbour-Abgeordnete Morgan John verlange» eine stärkere Förderung der Selbstverwaltung in den Kolonie«, kritisierte die Politik der weißen Siedler in Kenya und wandt« sich dann gegen die Benachteiligung der Inder in Südafrika.
Der Konservative Earl Winterton behauptete, daß es nicht wahr sei. dag Deutschland infolge des britischen Zollsystems keine Rohstoffe aus dem britischen Reich kaufen könne Der Liberale Evans verlangte Aufklärung über die Politik der Regierung rn bezug auf die Verteilung der Rohstoffe. Der Konservative Euest erklärte, wenn die Regierung den Siedlern helfen wolle, müsse die Steuern so niedrig wie möglich halten. Die Siedler verließen Kenya, weil sie keine ausreichenden Verdienstmöglichkeiten hätten.
Der Kolonialminister Ormsby-Gorn versprach zunächst eine Untersuchung der Steuerfrage und wandte sich dann gegen den von Evans erhobenen Vorwurf, daß die Versorgung DeutschlandsmitRoh st offen aus den Kolonien behindert werde. Das sei nicht richtig. Die Kolonien hätten alles Interesse daran, die Märkte für ihre Erzeugnisse zu heben uns die britische Regierung betreibe eine Politik der Nichtbeschränkung kolonialer Ausfuhr. Der wirtschaftliche Nationalismus Europas behindere jedoch die britische Ausfuhr aus den Kolonien.
2m weiteren Verlauf der Unterhausaussprache über die Ko- lonial^'age griff der Liberale Sinclair die britische Zollpolitik in den Kolonien an. Infolge der Einfuhrbeschränkungen sei es für Deutschland und andere Länder schwieriger, ihre Waren zu verkaufen und daher auch schwieriger, Str notwendigen Rohstoffe zu kaufen. Die liberale Partei messe der Wiederherstellung des Grundsatzes der offenen Tür die größte Bedeutung bei und zwar nicht nur im Interesse der Kolonien, sondern auch zur Wiederherstellung des Welthandel» und zur Aufrechterhaltung des Weltfriedens.
Abschließend wurde der liberale Gegenantrag mit 171 gege« 86 Stimmen abgelehnt
Englisches Einlenken in Montreux
Montreux, 1». Juli. Der englische Delegierte Lord Stanley hatte am Freitag eine Unterredung mit Paul-Bon- cour. In dieser Unterredung brachte Lord Stanley, wie verlautet, zum Ausdruck, daß die britische Regierung sich der Bedeutung des sowjetrussischen Zusatzantrages über die Erfüllung der Völkerbundsverpflichtungen durchaus bewußt sei und sich bemühen werde, ein Kompromiß zwischen den verschiedenen Auffassungen zu finden.
Französische Kammer
Ueberlassung französischer Rüstungsgeheimuissr an die Sowjets
Paris, 10. Juli. 2m Verlauf der Kammeraussprache am Freitag wünschte zum Antrag des Rechtsabgeordneten de Kerillis wegen der geplanten Ueberlassung der Pläne oer neuen französischen Flugzeugkanone 23 an oie Sowjetunion der Luftfahrtminister Pierre Cot im Namen der Regierung di« sofortige Aussprache, de kerillis erklärte daraus, daß er kein« politische, sondern lediglich :ine technische Aussprache gewünscht habe und verwahrte sich gegen den Vorwurf, daß er die zwischen Frankreich und Sowjetrußland bestehenden Geheimabkommen aufgedeckt habe. (Cot rief dazwischen: Es bestehen gar keine!) Er wies dann darauf hin, daß ständig sowjetrusiisch« Kommissionen nach Frankreich kämen und forderte >zum Schluß seiner Ausführungen, daß der Luftfahrtausschuh der Kammer mit der Untersuchung seines Antrages betraut werden möge.
Anschließend ergriff Luftfahrtminister Pierre Cot das Wort. Es handle sich darum, zu wissen, so führte er aus, ob Frankreich bei Sowjetrußland den Grundsatz der technischen Zusammenarbeit anwrnden wolle oder nicht. Er fei entschlossen, diesen Grundsatz bei allen Ländern anzuwenden, die sich für das System der kollektiven Sicherheit entschieden hätten. Dann richtete Cot gegen de Kerillis den Vorwurf, daß er diese Angelegenheit vor die Kammer gebracht habe, ohne sich um die Rückwirkungen auf das Ausland zu kümmern. Derartig« Auseinandersetzungen in der Kammer könnten den Eindruck im Ausland erwecken, daß ein Militärbündnis zwischen Frankreich und Sowjetrußland bestände. Ein derartiges Bündnis sei aber nicht vorhanden. Cot stellte dann einen Vertrauensantrag gegen die Anfrage des Abgeordneten de Kerillis, worauf die Kammer mit 403 gegen 162 Stimmen der Regierung ihr Vertrauen aus- fprach.
Vandenüberfall in Abessinien
auf die Bahnlinie Dschibuti—Addis Abeba
Ao«, 10. Juli. Den von ausländischen Blättern gemeldeten «nd von italienischer Seite in Abrede gestellten Nachrichten über Zwischenfäll ean der Bahn von Dschibuti nach Addis Abeba liegt nach einer von der Agenzia Stefani ausgegebenen Meldung ein Ileberfall auf zwei Lebens- mittelzüge zugrunde.
Am Montag morgen hatten Räuberbanden zwischen Akaki und Moggio den Bahnkörper sowie die Telephon- und Telegraphenleitungen zerstört, um zwei Lebensmittelzüge aufhalten und ausplündern zu können. Sofort eingesetzte Abteilungen der Garnison von Las Addis haben die Räuberbanden an der Durchführung ihres Anschlages verhindert. Sie lagen die ganze folgende Nacht mit den Räubern im Gefecht. Am nächsten Morgen haben dann Abteilungen der Schwarzhemdeu und erythreischen Eingeborenentruppen den Banden schwerste Verluste beigebracht und sie zur Flucht gezwungen. Die Wiederherstellung der Bahnlinie ist sofort von technischen Truppen in Angriff genommen worden.
Zwölf Todesopfer
Rom, 10. ^uli. Bei dem Ileberfall auf die italienische Fliegermission in Lekemti sind, wie die Agenzia Stefani meldet, insgesamt zwölf Angehörige der italienischen Luftwaffe ums Leben gekommen. Außerdem wurden zwei Eingeborenen-Dolmetscher getötet. Bei dem lleberfall handelt «s sich, wie Eiornale d'Jtalia in einem kurzen Kommentar zu Ler amtlichen Meldung der Stefani nochmals betont, um einen ber Zwischenfälle, die jo oft bei kolonialen Eroberungen nach Abschluß des Feldzuges eintreten. In einigen ausländischen Zeitungen habe man diesen Einzelfall zu oen üblichen Spekulationen benutzt. In Wirklichkeit habe es sich um eine Aktion abes- kuiiÄer Räuberbanden aedandelt.
Kommunistenumtriebe in Brasilien
Kommunistische Zelle in einem brasilianischen Infanterie- Regiment
Rio de Janeiro, 10. Juli. 2m 2. Infanterie-Regiment, das in der Nähe von Rio de Janeiro in Garnison liegt, wurde eine umfangreiche kommunistische Zelle aufgedeckt. Die Polizei verhaftete 18 Soldaten, darunter mehrere Sergeanten und Unteroffiziere. Die kommunistischen Zellenmitglieder bereiteten, wie bekannt wird, Aufstände vor, die mit der Ermordung eines Offiziers eingeleitet werden sollten, der im letzten November einen Aufstandsplan in dem Regiment aufgedeckt und die Ausführung vereitelt hatte. Die Kommunisten sollen Verbindungen mit der Garnison Sao Paulo u. weiteren Garnisonen in Südbrasilien unterhalten haben.
Nach einer weiteren Meldung verhaftete die Polizei von Rio am Donnerstag fen früheren Finanzsekretär und den früheren kommunistischen Präfekten Pedro Ernesto. In den Büchern der Stadtverwaltung wurde festgestellt, daß der Sekretär in Gemeinschaft mit dem Präfekten am Voraberid des kommunistischen Putsches im November Anweisungen über eine Million Milreis für Material ausgestellt hat, das nie geliefert wurde. Es besteht der Verdacht, daß das Gell» zur Finanzierung des kommunistischen Putsches dienen sollte.
lieber ZW Todesopfer der Hitzewelle
48 Grad Celsius in Neuyork
Neuyork, 10. Juli. Die Zahl der Todesopfer der Hitzewelle im Mittelwesten ist auf über 200 gestiegen. Auch in den Oststaaten sind zahlreiche Opfer des ungewöhnlich heißen Wetters zu verzeichnen. In der Stadt Neuyork stieg das Thermometer am Donnerstag nachmittag auf 39 Grad Celsius und erreichte damit seit dem 7. August 1918 den höchsten Stand. In den dicht bevölkerten Stadtbezirken herrscht eine wahre Gluthitze.
Neuyork, 10. Juli. Die Hitzewelle, die bisher schon verheerende Folgen gezeitigt hat, scheint noch länger anzuhalten. Man rechnet für die nächsten Tage mit neuen Rekordtemperaturen. Am Donnerstag erlebte Neuyork den bisher heißesten Tag in seiner Geschichte. Auf dem Times-Square wurden in den Abendstunden 46 Grad Celsius im Schatten und 6 3 Grad in der Sonne gemessen, in den Wohnvierteln der ärmeren Bevölkerung betrug die Temperatur nach Sonnenuntergang noch 47 Grad im Schatten. Die glühenden Straßen waren völlig verödet, lieber eine Million Einwohner verbrachte die Nacht am Ozeanstrand auf Conney Island oder im Central- Park wo besondere Polizeiaufgebote für Ordnung sorgten.
Bisher hat die Hitzekatastrophe im ganzen Lande 300Todes- opfer gefordert. Die Zahl steigt jedoch stündlich.
Die Heuschreckenplage ist neuerdings auch in den Südstaaten in verheerender Form aufgetreten. Besonders Arkansas wurde von Heuschrecken heimgesucht. Ein Millionenschwarm vernichtete die ganze Umgebung einer Stadt und ließ kein grünes Blatt übrig. Sogar zum Trocknen ausgehängte Wäsche wurde aufgefressen.
Wiedererrichtung der Generaldirektio« für Elsaß-Lothringen
Paris, 10. Juli. Die Kammer hat in einer kurzen Nachmittagssitzung mit 525 gegen 0 Stimmen den Nachtragshaushalt für Juli verabschiedet. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Artikel angenommen, der die Wiedererrichtung der sogenannten Generaldirektion für Elsaß-Lothringen in Paris zum Gegenstand hat. Diese Stelle war unter der Regierung Laval aufgehoben worden. Bei der Beratung dieses Artikels kam es zu Auseinandersetzungen persönlicher Art zwischen dem elsässischen Abgeordneten Rosse und dem elsäjsischen Abgeordneten Wallace. Der elsässische Abg. Mourer beantragte, die wiederhergestellte Generaldirektion für Elsaß-Lothringen möge ihren Sitz in Straßburg und nicht in Paris erhalten. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt.
von Gramm UN- Henkel siege» in Agram
Agram, 10. Juli. Nach dem ersten Tage steht der Davispokalkampf zwischen Deutschland und Jugoslawien in Agram bereits 2:0. Vor 9000 Zuschauern siegte Gottfried v. Cramm, dem man von seiner Verletzung nichts mehr anmerkte, über Josef Pallada 6:4, 6:2, 6:8, 6:2 und Henner Henkel schlug den jugoslawischen Meister Franz Puncec in 55 Minuten 6:1, 6:2, 6:4. An einem sicheren Siege Deutschlands im Endspiel der Europazone um den Davispokal ist nicht mehr zu zweifeln. Unter den Zuschauern sah man den deutschen Gesandten in Belgrad, von Heeren.
Familiendrama in Au am Rhein
Zwei Todesopfer
Au am Rhein (Amt Rastatt), 10. Juli. Am Donnerstag abend ereignete sich hier ein schreckliches Familiendrama, dem zwei Menschenleben zum Opfer fielen. Der etwa 30jährige Adolf Wiedemann hatte nach Beendigung seines Dienstes zu Hause mit seiner 28jährigen Frau eine Auseinandersetzung, in deren Verlaus er ihr einen tödlichen Schuß beibrachte. Dann machte de« Täter seinem Leben durch einen Schuß selbst ein Ende. Auf dis Schüsse eilte die Nachbarschaft sofort herbei, fand jedoch das Ehepaar bereits tot auf. Die beiden bedauernswerten Kinder Ler Eheleute Wiedemann im Alter von noch nicht zehn Jahren waren im Augenblick der Tat glücklicherweise außerhalb der Be-, Hausung Man vermutet, daß Eifersucht den Mann zu dem fürchterlichen Schritt getrieben hat.
Schreckliche Bluttat einer Mutter
Ihre drei Kinder getötet und sich selbst schwer verletzt
Herbolzheim Lei Freiburg, 10. Juli. Eine schreckliche Bluttat setzte die sonst so stille Vreisgau-Gemeinde Herbolzheim iu große Aufregung. Die Ehefrau Wölfle hat am Donnerstag abend ihr« drei Kinder — zwei Mädchen und ei« Knabe im Alter von 8, 5 und 2 Jahren — getötet, indem sie ihnen mit dem Küchen- i messer den Hals durchschuitt. Die drei Müder waren sofort tot.
Nach dieser schrecklichen Tat wollte die Frau ebenfalls aus dem Leben scheiden und brachte sich in gleicher Weise eine schwere Wunde am Hals bei. Nur dem Umstand, daß der Schnitt die Halsschlagader nicht traf, ist es zu verdanken, daß der Tod nicht sofort eintrat. Sie liegt in schwerverletztem Zustand im Kra^ kenhaus darnieder. Man hofft aber, sie am Leben erhalten zu können.
Der Grund zu der schrecklichen Tat liegt wohl darin, daß der Ehemann Wölfle am Donnerstag wegen Falschmünzerei verhaftet worden ist. In ihrer Verzweiflung hat dann die Frau die fürchterliche Tat, der drei unschuldige Kinder zum Opfer fielen, begangen.
Weihe des neuen Erbhöfe-Dorfes
durch den Reichsbauernführer
Frankfurt a. M., 10. Juli. Im Rahmen des Eautages Hessen Nassau fand am Freitag in Anwesenheit des Reichsbauernsich. rers die Weihe des neuen Hessischen Erbhof-Dorfes Riedrod, statt, das in zweijähriger zielbewusster Arbeit dem Ried, den hessischen „Pontinischen Sümpfen", abgerungen wurde. Schmuck nehmen sich die 26 Erbhöfe mit ihren Fachwerkhäusern und den dunkelbraunen Holzwänden der Scheunen, umsäumt von alten Bäumen, die man von dem gerodeten Wald hat stehen lassen, in dem festlichen Rahmen aus. Landesbauernführer Dr. Wagner eröffnete die Weihefeier. Gauleiter Reichsstatthalter Sprenger dankte besonders dem männlichen und weiblichen Arbeitsdienst, der hier in selbstloser Hingabe vorbildliche Arbeit zum Nutzen des deutschen Volkes ausgeführt habe. Im Anschluß verlas der Gauleiter eine Ehrenurkunde, die das historische Ereignis festhält und gleichzeitig das neue Dorf zur Gemeinde erhebt. Ferner verlieh er allen Ortseinwohnern, sofern sie das 25. Lebensjahr vollendet haben, das Ortsbürgerrecht und bestellte den seitherigen Ortsbauernführer zum ehrenamtlichen Bürgermeister der neuen Gemeinde Riedrode. Dann ernannte der bevollmächtigte Kreisleitsr der Partei die neuen Eemeinderäte des Dorfes, während Reichsbauernführer Darrä den neuen Ortsbauernführer bestellte. Der neu ernannte Bürgermeister des Dorfes nahm als erste Amtshandlung die Ernennung des Reichsbauernführers R. Walter Darre zum Ehrenbürger des Erbhöfedorfes Riedrode vor. Reichsminister Darr« dankte mit herzlichen Worten für diese Ehrung
Reichsbauernführer Darre betonte in der Weiherede u. a: Der Nationalsozialismus beweise mit der Schaffung von Riedrode wieder einmal, daß es nicht darauf ankomme, mit große« Worten dem Volke Dinge zu versprechen, die man nicht halte» könne, sondern daß man in aller Stille ans Werk gehe. Der Nationalsozialismus könne solche Werke schaffen, weil er sich zum Blutsgedanken bekenne, und aus dem Blute heraus jeder echte Aufbau beginne. „Die Ausländer, die heute Deutschland bereisen, um die Einrichtungen des Nationalsozialismus zu studieren. fragen immer wieder: Wann und wie habt ihr eigentlich eure Pläne, von denen eure Taten zeugen, erdacht? Darauf antworten wir, daß das Geheimnis unseres Erfolges in unserer Auffassung vom Volk liegt. Entscheidend ist für unsere Arbeit, die nicht erst vor drei Jahren begonnen hat, immer der Grundsatz gewesen, nur das zu tun, was nicht einem Einzelnen oder einer Schicht gilt, sondern was dem ganzen Volk nützlich ssi. Wir hatten den Mut, unsere Arbeit in aller Heimlichkeit vorzubereiten — und dabei anständig zu bleiben."
Der Reichsbauernfuhrer knüpfte dann an seine Worte Ausführungen über das Wesen nationalsozialistischen Führertumes und leitete so zur Weihe des Dorfes Riedrode über. Nach der Einsetzung des von ihm ernannten Ortsbauernführers gab er ihm und damit dem Dorf Riedrode als Weihspruch die Mahnung auf den Weg: „Haltet lebendig die Treue unserem Führer Adolf Hitler: denn ihm verdanken wir alles. Haltet rein euer Blut, denn nur eurem Blut habt ihr es zu verdanken, daß ihr noch durch die Jahrhunderte hindurch besteht. Haltet heilig die Scholle! Laßt die Scholle eures Dorfes zu eurem heiligen Land werden. Unserem Führer, dem wir alles zu verdanken habe«, dem wir alles sind und dem wir bedingungslos und treu folgen wollen, unserem geliebten Führer Adolf Hitler ein dreifaches Siegheil." Dann fiel vor der Rednertribüne die Hülle eines in Form eines Brunnens gehaltenen Ehrenmales, das die einfache Inschrift trägt:
„Riedrode, ein Bauerndorf, erbaut auf gerodetem Sumpf- mü» Walddoden durch die hessische Landesregierung."
Wertere Reichsnnttel für -ie Kleinsiedlung
Berlin, 10. Juli. In Würdigung der überragenden Bedeutung der Kleinsiedlung (Heimstättensiedlung) ist die Reichsregieruug entschlossen, auch in Zukunft den Hauptanteil der Reichsmittel, die für die Förderung des Siedlungs- «»d Wohnungsbaues bereitgestellt werden, für die Weiterführung der Kleinsiedlung einzusetzen. Bekanntlich sind im vorigen Jahre für den 6. Abschnitt der Kleinsiedlung 70 Millionen RM. verteilt worden. Wegen der späten Bereitstellung der Mittel konnte nur ein verhäbd nismäßig kleiner Teil der Reichsmittel noch im Baujahr 1938 eingesetzt werden. Die nicht abgerufenen Beträge find jetzt r» Haushaltsplan 1936 wieder eingestellt worden. Bei dieser Sachlage genügt es, wenn die Mittel für das Rechnungsjahr 1938 zur Verfügung stehen müssen, einen verhältnismäßig gering« Betrag zur Ergänzung des 6. Siedlungsabschnittes neu b ereit- zustellen. Insgesamt stehen damit für den 6. Siedluugsabschnitt rund 86 Millionen RM. zur kasseumäßigen Verausgabung M Verfügung. Davon hat der Reichs- und preußische Arbeitsministm wie er den Vewilligungsbehörden durch einen Erlaß vom 30. Jmv 1936 mitgeteilt hat, zunächst einen Betrag zur Ergänzung d« 6. Siedlungsabschnittes nur den Ländern und Bezirken zugetmlt. die einen in allernächster Zeit zu befriedigenden vordringliches Bedarf an Siedlerstellen haben, deren Durchführung voraussichtlich noch in diesem Jahre gesichert werden kann.
Um den Bewilligungsbehörden und Siedlungsträgern di« Möglichkeit zu geben, auf längere Sicht zu planen und die weiteren Siedlungsmaßnahmen so rechtzeitig vorzubereiten, daß sogleich im Frühjahr 1937 mit dem Bau der im nächstjährigen Siedlungsprogramm zu errichtende« Siedlungen begonnen werden kann, hat der Reichsarbeitsminister weiter Vorsorge getroffen, daß schon jetzt über einen gewissen Teil der Reichsmit te l, die für die Kleinsiedlung im Haushaltsjahr 1936 kassenmäßq zur Verfügung stehen, Klarheit geschaffen wird. Der Reichsarbeitsminister hat über dem bisher für den 6. Siedlung^ abschnitt bereitgestellteu Betrag hinaus weitere Reichsmitta mindestens in gleicher Höhe (86 bis 96 Millionen RM.) für die Wetterführung der Kleinsiedlung zur Verfügung gestellt.