Rationales Nachrichten- nnd Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

Gegründet 1877

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-lummer 137

Altensteig, Dienstag, den 1k. Jnni 1938

5». Jahr««»»

SrmmlftkM ttt Btkgmbkilu in Bkiglea

Stk ersten Zusammenstöße in WM Polizei schützt öle vetttebe

M Krim der SIvmvia-Sümvferinnen

Friesenhof" vor der Fertigstellung

Berlin, 15. Juni. Die Pforten des olympischen Dorfes haben sich endgültig für den Massenbesuch geschlossen, nachdem meh­rere hunderttausend Deutsche und Ausländer diese einzigartigen Wohnstätten der männlichen olympischen Kämpfer in Döberitz besichtigt hatten. Und jetzt wendet sich das Interesse der Hei m- stätte der Mädchen zu, die in den olympischen Spielen ihre Kräfte und ihre Geschicklichkeit miteinander messen werden. Noch ist das Heim nicht ganz eingerichtet, aber es wird Anfang Juli bezugsfertig. Es ist das Kameradschaftshaus auf dem Reichssportfeld, das in seiner eigentlichen Bestimmung den Stu­denten der Hochschule für Leibesübungen als Internat dienen wird, aber als erste Gäste die Sportlerinnen aus aller Welt beherbergen wird. Hier werden die Frauen etwa nach den­selben Vorschriften wie die Bewohner des olympischen Dorfes in Ruhe und Zurückgezogenheit sich ganz ihrem hohen Ziel und der Vorbereitung für die Wettkämpfe widmen können.

Etwa für einen Monat werden hier die 500 olympischen Teil­nehmerinnen über alle Nationen und Elaubensgegensätze hin­weg eine große Familie bilden, >n der Freifrau Johanna von Wangenheim als geistige Mutter ihre Schützlinge betreuen wird. In kleineren Stratzengruppen wird eine seuisckie Frau, die die betreffende Sprache vollkommen beherrscht, alsVize­mutter" die kleinen Sorgen den ausländischen Gästen abzuneh- men versuchen. Eine Schar junger Mädchen, meistens Studentin­nen und Primanerinnen, stehen in diesem Hause für leichte Ar­beiten zur Verfügung, während der Norddeutsche Lloyd, der auch hier die Verpflegung übernommen hat, die Köchinnen und Stewardessen stellt. Eigentlich sollte kein Mann während der Kampf- und Vorbereitungszeit die Schwelle des Kamerad­schaftshausesFrisenhof" überschreiten, denn für die ersten Gä­ste dieses Hauses gelten die gleichen sportlichen Gesetze wie für die männlichen Kameraden im olympischen Dorf. Eine einzige Ausnahme wird aber doch gemacht: Die Verpflegung untersteht dem Oberstzahlmeister Kraus vom Norddeutschen Lloyd, der da­mit der einzige männliche Bewohner unter mindestens 600 Frauen sein wird. Aber auch für ihn sind nur einige Räume nahe der Eingangspforte offen. Im anderen Teil können sich die Mädchen frei und ungezwungen bewegen.

RrWkolonialbimd gMündrt

Bundesführer General Ritter von Epp Deutsche Kolonialgesellschaft aufgelöst

Berlin, 16. Juni. DerVölkische Beobachter" veröf­fentlicht folgende NSK.-Meldung: Die 1882 in Frankfurt am Main begründete Deutsche Kolonialgesellschaft, dre sich 1881 mit der von Dr. Carl Peters begründeten Gesellschaft für deutsche Kolonien zusammenschloß, ist am 13. Juni dieses Jahres durch einen Beschluß ihrer Vertreterversammlung aufgelöst worden.

Ihre Aufgaben werden von dem Reichskolonialbund übernommen, der vor einigen Tagen als eingetragener Verein in das Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin 'aus­genommen wurde und nunmehr die alleinige Organisation darstellt, die dazu berufen ist, den kolonialen Gedanken im deutschen Volk wach zu halten.

Mit der Gründung des Reichskolonialbnndes werden auch die bisherigen besonderen Frauenorganisationen, die auf kolonialem Gebiet soziale Tätigkeit entfalteten, sich auf- lösen und ihre Aufgabengebiete an den Reichskolonialbund abtreten.

Die Auflösung dieser Verbände, insbesondere der Kolo­nialgesellschaft, darf nicht stattfinden, ohne daß die Augen der deutschen Öffentlichkeit sich nochmals auf die ruhmvolle Tradition der Gesellschaft und aus die Namen der bewähr­ten Kolonial-Präsidenten richten, die die Gesellschaft zu Ehre und Ansehen gebracht haben: Dr. Carl Peters und die späteren Präsidenten Herzog Johann Albrecht, Gou­verneur Dr. Seitz und Gouverneur Dr. Schnee.

Der Reichskolonialbund wird unter seinem Bundes­führer, General Ritter von Epp, berufen sein, die Tradi­tion der alten Deutschen Kolonialgesellschaft in Ehren zu halten.

ExvIoftvnSuiiglülk in Reval

Vermutlich 25 Todesopfer

Reval, 15. Juni. Am Montag um 10 llhr ereignete sich in der Nähe oo« Reval ei« schweres Explosiousunglück. Beim Ent­leeren von Seeminen flog das Laboratorium bei den Muni­tionslagern der Wehrmacht in die Lust, wobei auch einige Spreugstoflspeicher explodierten. Hierbei entstand ei» Wald­brand, der aber bald wieder gelöscht werde« konnte, sodatz die «Walde gelegenen großen Munitionslager gerettet worden N«. Die Explosion war so stark, daß Fensterscheibe« iw Um­kreis von 4 Kilometer geplatzt find. Die Zahl der Toten, ««« denen sich mehrere Reserveoffizier« befinde«, wird auf etwa 25 geschätzt.

Brüssel, 15. Juni. Der von dem außerordentlichen Verg- rrbeiterkongreß am Sonntag ausgegebenen Streiklosung ist nach den bisher vorliegenden Meldungen überall Folge ge­leistet worden. Die Kohlen- und Eisenindustrie des Lütticher Gebietes liegen seit Montag still. In der Bo- rinage ist, wie eine Meldung aus Mons besagt, sämtlichen Berg­arbeitern von den Gewerkschaften die Aufforderung zur Arbeits­niederlegung zugestellt worden. Man hält es in Mons für wahrscheinlich, daß in kürzester Frist in der ganzen Vorinage auch die Arbeiter der übrigen Industrien sowie das Personal der Straßenbahn und der öffentlichen Betriebe streiken werden.

Die Gefahr eines Generalstreiks in ganz Bel­gien hat in den letzten 18 Stunden bedenklich zugenommen. In allen Industrien sind die Arbeiter mit Lohnforderungen hervorgetreten. In Brüssel ist man über die Verschärfung Ser Lage sehr beunruhigt. Es hat sich gezeigt, daß die Beschleuni­gung der Regierungsbildung nicht die allgemeine Streikbewe­gung aufzuhalten vermochte, obwohl van Zeeland, wie sich jetzt ergibt, den Sozialisten eine Reihe von Zugeständnis­sen gemacht hat, die er ihnen am Freitag noch verwei­gert hat.

Später wird ergänzend gemeldet:

Der Generalstreikder Bergarbeiter ist am Mon­tagvormittag in allen Kohlenbezirken zur Durchführung gelangt. Zn der Vorinage streiken seit Montagsrüh 22 000 Bergarbeiter. Auch die Eisenindustrie liegt zum größten Teil still. In allen drei Bezirken ist die Gendarmerie verstärkt worden. Zn Lüt­tich find 2000 Arbeiter der Antoreisenfabrik in den Streik ge­treten. Zn einem Lütticher Wasjerröhrenwerk haben 8000 Ar-

London, 15. Juni. Die große Aussprache über die Sanktionspolitik wird, wie am Montag im Unterhaus mitgeteilt wurde, am Donnerstag stattfinden. An Mini­ster Eden wurden in der Montagssitzung des Unterhauses ver­schiedentlich Anfragen gestellt, ob die britische Regierung die Sanktionen beenden und die Befugnisse des Völkerbundes ein­schränken wolle oder nicht. Eden sagte, daß die britische Regie­rung den Wunsch habe, die Aussprache über die Außenpolitik M dem frühest möglichen Zeitpunkt vorzunehmen. Bei dieser Ge­legenheit werde er die Ansichten der britischen Regierung über die zu ergreifenden Kollektivverhandlungen beim Zusammentritt des Völkerbnndsrates und der Völkerbundsvollversammlung die am 26. bzw. 30. Juni stattfinden sollten, erläutern.

Voyd richtete die Anfrag an Eden, ob ihm bekannt sei, wel­che große Befriedigung die Rede des Schatzkanzlers in vielen Teilen des Landes ausgelöst habe. (Beifall der Regie­rungsmehrheit und Eegenrufe der Opposition.) Der Führer der, Opposition, Attlee, teilte hierauf mit, daß die Arbeiterpartei auf Grund dieser Antwort am Donnerstag den Antrag stellen werde, das Eebalt des Premierministers zu kür­zen, um eine autoritative Erklärung über die Außenpolitik' der Regierung zu erhalten. (Beifall der Opposition.)

Der konservative Abg Adams verlangte, daß Eden bei der Formulierung der zukünftigen Regierungspolitik beachten solle, daß es für die Interessen Großbritanniens im Osten lebens­wichtig sei, daß der Völkerbund Italiens groben Vertragsbruch nicht verzeihe. Nach diesen verschiedenen Fragen des Tages er­klärte dann die Regierung, daß sie die Tradition einhalten wolle, im übrigen aber die Zeit von 1515 llhr bis 19.30 Ahr für die Aussprache zur Verfügung stellen werde.

Kein Rücktritt Edens Uebereinstimmung mit Chamberlain

Zu der von uns bereits berichteten Mitteilung unterrichteter Kreise, wonach ein Rücktritt Edens als wenig wahrscheinlich angesehen wird, schreibt Reuter: Die tendenziösen Gerüchte, denen zufolge Eden gezwungen sein könnte, auf die Rede Cham- berlains hin zurückzutreten, dürften in keiner Weise begründet sein. Diese Gerüchte werden nicht nur amtlich als unrichtig bezeichnet, sondern man darf auch annehmen, daß Chamberlains Ansichten mit denen des Außenministers übereinstimmen. Man nimmt an, daß die kommende Rede Edens in der Unterhaus- Aussprache eine der wichtigsten Reden sein wird, die Eden bis­her als Außenminister gehalten hat. Sie wird voraussichtlich sämtliche Ungewißheiten über die Sanktionspolitik Großbritan­niens beseitigen. Wie verlautet, ist Eden bereits sehr stark da­mit beschäftigt, die Rede auszuarbeiten.

beiter die Arbeit niedergelegt. Zn Lüttich gehen die Draht­zieher der Streikbewegung daraus aus, die zahlreichen Teilstreik« zu einem Generalstreik auszubauen.

Auch in der Center Metallindustrie haben am Montag 1100 Arbeiter ihre Arbeitsstätten verlassen. Zm Ant- werpeuer Hasenarbeiterstreik ist die Lage unver­ändert. Zm Laufe des Tages kam es zu mehreren Zusammen­stößen zwischen der Polizei und Streikenden, die Arbeitswillig« an der Wiederaufnahme der Arbeit zu hindern versuchten. Anch aus Lüttich werden kleinere Zwischenfälle gemeldet.

In einem Vorort von Lüttich kam es heute abend anläßlich des Generalstreiks zu den ersten blutigen Zwischen­fällen. InRocours versuchten Streikende den Straßen- bahnverkehr lahmzulegen. Polizei versuchte sie daran zu hin­dern. Es kam zu einer Schießerei, in deren Verlauf drei Poli­zisten verwundet wurden.

Bedrohliche Lage im Lütticher Streikgebiet Militär eingesetzt

Im Lütticher Bezirk hat sich die Lage im Laufe des Montag- nachmittag weiter verschärft. Als sehr ernst wird vor allem die Lage in Seraing, dem Haupjsttz der belgischen Eisen- und Maschinenindustrie angesehen. Hier wurden die Eingänge der Fabrik von Cockerell im Laufe des Montagnachmittag, einem Bericht derLibre Belgique" zufolge, von Militär be­setzt. Das Eingreifen des Militärs ist außergewöhnlich und läßt daraus schließen, daß die Behörden einer weiteren Ber- schlimmerung der Lage mit allen Mitteln begegnen wollen. Bisher wurde die Ordnung von Polizei und berittenen Gen­darmen aufrecht erhalten.

Der diplomatische Mitarbeiter des der Negierung nahesteyen- denDaily Telegraph" meldet, daß sich die Minister über die Hauptziele der britischen Politik einig seien. Diese Ziele seien die baldige Beendigung desSanktionsexperiments" und die Erneuerung der Zusammenarbeit mit Italien in der europäischen Politik. Maßgebend für diesen Entschluß seien der Mißerfolg der Sanktionspolitik, die Befürchtung eines unsicheren Zeitabschnitts in Frankreich und die von Mussolini in seiner Unterredung mit demDaily Telegraph" abgegebenen Versicherungen. Die britischen Minister, so heißt es weiter, seien mehr und mehr überzeugt, daß England es auf sich nehmen müsse, dem Völkerbund die Aufhebung der Sühnemaßnahmen vorzu­schlagen. Sogar Eden soll entschlossen sein, dafür einzutreten. Frankreich habe der englischen Regierung bereits mitgeteilt, daß es für Beseitigung der Sanktionen sei, um den Weg zur Befriedung Europas zu ebnen. Bisher sei es jedoch nicht mög­lich gewesen, Klarheit darüber zu schaffen, wie die Regierung Blum sich eine Reform des europäischen Friedens­und Sicherheitssystems denke. Die am Montag zur Erörterung der Dardanellen-Frage in Montreux zusammentre­tende Konferenz der Mittelmeerstaaten werde sich wahrscheinlich durch die Rückkehr Italiens in daseuropäische Konzert" aus­zeichnen.

Die konservativeMorningpost" begrüßt die angekündigte Auf­hebung der Sühnemaßnahmen sehr. Jedermann könne sehen, daß der Völkerbund an der abesfinischen Frage gescheitert sei und daß sich die kollektive Sicherheit als eine undurchführbare Sache er­wiesen habe. Die liberaleNews Chronicle" betont, daß Edens Freunde im Kabinett und in der Presse über Valdwin und Neville Chamberlain entrüstet seien. Selbst wenn Eden mit dem Rücktritt drohen sollte, werde sich jedoch die Ansicht Chamberlains durchsetzen. Obwohl sich Eden durch die Erklärung Chamberlains stark vor den Kopf gestoßen fühle, werde er vor­aussichtlich doch in der Regierung bleiben.

Der politische Mitarbeiter desDaily Expreß" erwähnt an­dererseits die Möglichkeit eines Rücktritts von Chamberlain falls ihm Valdwin seine Unterstützung verweigern sollte. Wah«> scheinlich sei es jedoch, daß sich die Ansicht Chamberlains durch« setzen werde, hinter dem beinahe sämtliche konservativen Ab< geordneten ständen. Das Rothermere-VlattDaily Mail" er, klärt, die französische Regierung sei zu dem Schluß gekommen, daß dieAufrechterhaltungderSühnemaßnahmeii unmöglich sei. Das Blatt beschäftigt sich im übrigen mit der persönlichen Stellung Edens. Nach den Anzeichen zu schließen, sei Eden zum Aufgeben der Sühnemaßnahmen geneigt. Sollt« er jedoch ihre Aufrechterhaltung zu einer Personalfrage machen, so müsse er traditionsgemäß aus der Regierung austreten, da st> seine Politik ablehne.

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Mißtrauensvotum sesen Valdwin Kein Rücktritt Edens?

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