Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

Gegründet 187/

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Nummer 135

Altensteig, Samstag, den 13. Juni 1S3K

S». Jahrs«»,

Geleitwort »es Führers

zum Rotkreuztag 1938

Das Deutsche Rote Kreuz steht in Geist und Werk im Dienste der hohe» Ziele der Nation. Es ist getragen vom Willen der Hilfsbereitschaft im Inner« und gegenüber andere» Völkern; es dient der Wehrhaftigkeit eines freien Volkes und zugleich auf­richtiger Friedensliebe.

Ich wünsche ihm für die Erfüllung dieser Aufgaben besten Erfolg und hoffe, daß auch der diesjährige Rotkreuztag dazu beitragen möge, seine Arbeit zu fördern.

Berlin, den 1V. Juni 1SSS.

gcz. Adolf Hitler.

Maßnahme zur BerkehrserMmm

Selbstbeteiligung der Kraftfahrer an der Versicherung

Berlin, 12. Juni. Nach längeren Verhandlungen über die Prämienfrage in oer Kraftfahrzeugversicherung in Anbetracht der hohen Unfall- und Schadensziffern haben sich die Versiche­rungsgesellschaften bereit erklärt, bei Einführung der Selbstbeteiligung in der Kraftfahrzeugversicherung von der beabsichtigten Prämienerhöhung Abstand zu nehmen. Der Versicherungsnehmer hat künftig an jedem Schaden einen bestimmten Betrag selbst zu tragen, dessen Höhe bei der Haftpflichtversicherung mit Rücksicht auf die soziale Lage der Kraftwagenbesitzer auf die halbe Jahresgrundprämie, dis für das Fahrzeug zu entrichten ist, begrenzt wird. Bei der Kasko-Vollversicherung beträgt die Höchstbeteiligung einheitlich 1VV. 300 oder 500 RM.. bei der Kasko-Teilversicherung (Brand und Entwendung) ist eine solche nicht vorgesehen.

Die in einer Entschädigung enthaltene Beteiligung des Ver­sicherungsnehmers hat die Versicherungsgesellschaft bei Regelung des Schadens anzulegen; bei der Rückforderung des voraus ge­leisteten Betrages sollen unbillige Härten vermieden und unter Amständen Ratenzahlungen zugelassen werden. Auf Teilgebie­ten des Tarifs sind Ermäßigungen der Erundprämie vorgesehen. Desgleichen sollen die Prämien für die Kasko-Vollverficherung mit mehr als 100 RM. Selbstbeteiligung und für die Kasko- Vollversicherung um 10 Prozent herabgesetzt werden. Für die Versicherungen im Güterfernverkehr bleibt eine beson­dere Regelung Vorbehalten.

Der Reichsverkehrsminister hat in Uebereinstimmung mit den sonst beteiligten Stellen dieser Regelung zu ge stimmt.

Ae gesundheitliche Bedeutung des Arbeitsdienstes

25prozentige Leistungssteigerung Berlin, 12. Juni. (NdZ.) Nicht nur das Landjahr, die Lager der Hitlerjugend und andere Einrichtungen, die im neuen Staat Mr Ertüchtigung unserer Jugend geschaffen wurden, sondern mich der Arbeitsdienst ist von größter Bedeutung für die ge­sundheitliche Weiterentwicklung unseres Volkes. Recht aufschluß­reich ist in dieser Beziehung ein Bericht, den Dr. Braun in der »Medizinischen Welt" über die Ergebnisse seiner Reihenunter­suchungen in einem Arbeitsdienstlager erstattet. Am 1. Oktober 1935, also zu Beginn der Dienstzeit, untersuchte er von drei Zü­gen der Arbeitsdienstabteilung je 30 Mann. Sie wurden u. a. gewogen, die Oberarmmuskulatur und die Kreislaufleistung wurden festgsstellt und mit dem Spirometer wurde die Luft­menge der Lungen geprüft. Im März 1936 wurde die gleiche Untersuchung vorgenommen- Sie ergab bei allen Untersuchten geradezu großartige und zum Teil gewaltige Ver­besserungen. Dir Gewichtszunahme lag zwischen 2,4 und 3,1 Kilo. Von großer Bedeutung ist die Zunahme der Kreis­laufleistungen um 4 bis 5 Sekunden, was nach Dr. Braun eine ^prozentige Leistungssteigerung bedeutet. Auch die Leistungssteigerung der Lunge war erheblich. Das Eesamt- krgebnis war, daß alle untersuchten Arbeitsmänner am Ende der Dienstzeit stärker, kräftiger und leistungsfähiger geworden waren. Dieser Erfolg ist umso beachtenswerter, als er im Ver­lauf eines einzigen Halbjahres erreicht wurde.

MlkerbmwSkllt am 2 «. Mi

, Kens, 12. Juni. Der Präsident des Bölkerbundsrates hat, wie Freitag mittag amtlich mitgeteilt wnrde, den Bölkerbnndsrat «'s den 26. Juni 18 Uhr zur Fortsetzung seiner 92. Tagung ein- berusen.

2n der amtlichen Verlautbarung hierüber wird daran erin­nert, daß auf der Tagesordnung folgende Fragen stehen:

1- Der Streit zwischen Abessinien und Italien. : 2. Der in Locarno am 16. Oktober 1S2S abgeschlossene E a - ^antie vertrag zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien.

3. Die Niederlassung der Assyrer.

aus dem Irak ansgewanderten

4. Der Bericht über die letzte Tagung des Ausschußes für die «Haverei.

Schacht über bst ne« teutscht MMMpMlk

Skutlch.jugosloviMö Protokoll über Berrechounas. mb Reiseverkehr unterzeichnet

Belgrad, 13. Juni. Der Gouverneur der jugoslawischen Nationalbank, Dr. Radosavljevitsch, gab Freitagabend zu Ehren des hier weilenden Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht ein Essen, an dem u. a. Handelsminister Dr. Vrbanitjch, Finanzminister Letitza, der deutsche Gesandte v. Heeren, der Landesgruppenleiter der NSDAP., Neu­hausen sowie führende Persönlichkeiten des hiesigen Wirt­schaftslebens lei Inahmen. Dr. Radosavljevitsch hielt im Verlaufe des Essens eine Rede, in der er seiner Freude über den Besuch Dr. Schachts Ausdruck verlieh. Ingoslavien lege das größte Gewicht auf die Entwicklung der jugo- slaoif ch-d eutschen Handelsbeziehungen. Die jugoslawische Volkswirtschaft, die überwiegend agrarischen Charakter habe und die deutsche Volkswirtschaft mit ihrem überwiegend industriellen Charakter ergänzten sich in natürlicher Weise und seien aufeinander angewiesen. Diese Wirtschaftsverbundenheit entwickle sich zu beiderseitiger Zufriedenheit in immer stärkerem Maße. Er sei glücklich, Dr. Schacht, den verantwortlichen Leiter der deutschen Wirtschaftspolitik in Belgrad begrüßen zu können.

Reichsbankpräsident Dr. Schacht führte in feiner Er­widerung u. a. aus: Es ist die schaffende Arbeit fleißiger Völker, die im Vordergründe aller Wirtschaftsbeziehungen stehen muß. Der Geld- und Kapitalverkehr hat sich nach de» nationalwirtschaftlichen Bedürfnissen der Böller zu richten und nicht umgekehrt. Das ist das durchaus Neue, das wir in Deutschland als nationalsozialistische Wirt­schaftspolitik bezeichnen. Diese Erkenntnis schließt die Achtung nicht nur für die eigenen, sondern auch für die- Lebensnotwendigkeiten der anderen Völker in sich und baut hierauf die neue Wixtschafts- und Kapitalpolitik auf. Kraft­voll ringen die jugendlich fühlenden Völker nach neuen Lebensformen auch in der Weltwirtschaft. Der Verrech­nungsverkehr im internationalen Zahlungswesen und die Ausgleichsgeschäste mannigfacher Art, die wir eingeführt haben, müssen zur Zeit noch als unvollkommen und lästig

empfunden werden. Sie sind ein Notbehelf, aber sie sind Begleiterscheinungen einer wirtschaftlichen Umstellung, die aus der Not von Völkern geboren ist, die aus eigener Kraft ihr Schicksal gestalten wollen.

Ich bin aufrichtig erfreut, bei meinem Besuch in dieser Hauptstadt eines n ächtig aufblühenden Landes solchen Willen zur Gestaltung aus eigener Kraft vorzufinden. Sie dürfen versichert sein, daß die Deutsche Reichsbank und daß ich selbst mit vollster Sympathie im Interesse unserer bei­den Länder alle Bemühungen unterstützen werde, die darauf gerichtet find, die Beziehungen unserer beiden Nationalwirtschaften enger und nutzbringend erfürbeideTeilezugestalten.

Deutsch-jugoslawisches Protokoll über Fragen des Verrechnungs- und Reiseverkehrs unterzeichnet Belgrad, 12. Juni. Anläßlich der Anwesenheit des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht wurde hier am Freitag zwischen der deutschen Verrechnungskasse und der jugosla- vischen Nationalbank ein Protokoll über Fragen des Ver­rechnungsverkehrs und die weitere Erleichterung des gegen­seitigen Reiseverkehrs unterzeichnet.

Dr. Schacht bei Prinzregent Paul

Reichsbankpräsident Dr. Schacht hatte am Freitag vormittag '»mit dem Gouverneur der hiesigen Nationalbank, Radosavl- jevitsch, eine längere Unterredung, in der verschiedene Fra­gen der deutsch-jugoslawischen Wirtschaftsbeziehungen behandelt wurden.

Mittags wurde Dr. Schacht vom Prinzregenten Paul in Audienz empfangen. An die Audienz schloß sich ein Frühstück, das der Prinzregent zu Ehren Dr. Schachts gab und dem u. a. der Ministerpräsident und Außenminister Stojadinowitsch und der deutsche Gesandte von Heeren beiwohnten.

Mer »er Maske »er Semekrakst

Sie neue SowjetlmWuns nichts wie Spiegelfechterei

Moskau, 12. Juni. Amtlich wird der Entwurf der neuen Sowjetverfassung bekannt gegeben, der nach einem Vortrag Stalins von dem Zentralvollzugsausschuß ange­nommen wurde. Der Berfassungsentwurf ist, wie es in der amtlichen Mitteilung heißt,den Werktägigen zur Begut­achtung vorgelegt worden" und soll nunmehr vom Räte­kongreß beraten werden» der zu diesem Zweck auf den 25.11. dieses Jahres einberufen wurde.

Der Verfassungsentwurf besteht aus 12 Kapiteln und 146 Paragraphen. Der erste Teil behandelt den Staats­aufbau und die Grundlagen des staatlichen Lebens. Im KapitelDie höchsten Organe der Staats­gewalt" ist vorgesehen, daß anstelle der bisherigen Kör­perschaften, und zwar des Rätekongresses und des Zentral- oollzugsausschusses, der oberste Rat der Sowjetunion tritt, der nach der neuen Verfassung die einzige gesetzgebende Ge­walt des Landes bildet, während sein Präsidium zugleich die höchste ausführende Gewalt besitzen soll. Der oberste Rat wird auf die Dauer von vier Jahren gewählt und zwar, wie es der Entwurf bestimmt, auf derGrund­lage des allgemeinen, direkten und gehei­men Wahlrechts". Jeder Bürger der Sowjetunion vom 18. Jahre ab soll das aktive und passive Wahlrecht be­sitzen. Diese demokratische Maske, mit der sich die bolsche­wistische Partei bekleidet, um im Sinne einer Verschärfung der Volksfrontbewegungen im Auslande propagandistisch zu werben, wird aber wieder in dem Artikel gelüftet, in dem es heißt, daß das Recht der Aufstellung von Kandida­ten außer der kommunistischen Partei nur noch die Gewerk­schaften, die Jugendverbände, Genossenschaften und kul­turellen, d. h. ebenfalls kommunistische Organisationen be­sitzen. Wenn also Stalin sich in diesem Entwurf auch zu einem gewissen Teil die westlichen Wahlmethoden zu eigen gemacht hat, so ist andererseits Vorsorge getroffen, daß der kommunistische Geist unverfälscht aufrechterhalten bleibt und die Macht der kommunistischen Diktatur nicht etwa Einbuße erleidet. Als Spiegelfechterei muß es an­muten, wenn man in dem neuen Verfassnngsentwurf liest, daß die sogenanntenbürgerlichen Freiheiten" dem Sowjetbürger gewährleistet werden. Zur Tarnung seiner Regierungsmethoden kann Stalin sich unbedenklich die im Westen üblichen Schlagroorte zu eigen

machen, da der ganze Unterbau seines Staates durch die ausschließliche Beherrschung des Apparates in kommunisti­schem Sinne gesichert erscheint. Das gleiche ist hinsichtlich der angeblichenDuldung jeder Religion" zu sagen. Dieser Satz erscheint besonders heuchlerisch, zumal in dem gleichen Artikel auch die Freiheit der antireligiösen Propaganda ausdrücklich festgestellt wird.

Hinsichtlich der staatlichen Verwaltung zeigt der neue Entwurf der Verfassung eher die Tendenz einer Verstär­kung der zentralen Gewalt, da verschiedentlich in den Be­ziehungen der Moskauer Zentrale zu den Bundesrepubli­ken deren Befugnisse verschiedentlich auf Kosten der Repu­bliken weitgehend erweitert werden. So wird nicht nur das Justizwefen und zum Teil auch das Bankwesen endgül­tig zentral geregelt, sondern es wird nunmehr auch verfas­sungsmäßig festgelegt, daß der gesamte Zuständigkeitsbereich des Kommissariats für Schwerindustrie und somit die indu­strielle Grundlage der Kriegswirtschaft (Kohle, Eisen, Naphta usw.) der Zuständigkeit der Bundesrepubliken ent­zogen bleibt und allein Moskau untersteht. Im Vergleich damit kommt dem Ausrücken Georgiens, Armeniens, Asser- beidschans, Kasakstans und Kirgisiens in die Reihe der so­genannten Bundesrepubliken mehr äußerliche Bedeutung zu.

Zuspitzung der Strelklage in Belgien

Brüssel, 12. Juni. Wie dieLibre Belgique" meldet, hat der Generalstreik im Lütticher Kohlenbecken einen eindeu­tig revolutionären Charakter angenommen. Die Arbeiter hätten auf einer Grube, die von ihnen besetzt worden sei, rote Fahnen gehißt. Der sozialistische Bürgermeister von Herstel habe sich ge­weigert, Gendarmerie anzufordern, um die Grube zu räumen. Man befürchte, daß sich die Arbeiter der Metallindustrie der Streikbewegung anschließeu werden. Im Hafen von Ant­werpen ruht die Arbeit immer noch vollständig. In der Dia­mantindustrie befinden sich 2000 Arbeiter im Streik.

Die Zentralleitung der belgischen Metallarbeiter hat. im Brüsseler Volkshaus getagt und als Bedingung für eine Be­teiligung der Sozialisten an der Regierung u. a. eine Erhöhung der Löhne und dre Einführung der 40-stündigen Arbeitswoche gefordert. Aehnliche Forderungen sind von der Zentralleitung der belgischen Bergarbeiter auf einer Brüsseler Tagung erhaben worden.