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Wett verringern und Sicherheitsmethoden auf Grund regiona­ler Vereinbarungen erwägen, die von jenen Völkern verbürgt werden müßten, die mit diesen Gefahren in enger Verbindung stünden. Bevor aber derartige Schlußfolgerungen aus den Er­eignissen der letzten Zeit verwirklicht werden könnten, müsse sich Großbritannien vor allem mit den Dominions ins Einverneh­men setzen. Eine Politik der Isolierung, der Bündnisse oder der kollektiven Sicherheit sei uur möglich, wenn Großbritannien ent­sprechend gerüstet sei. Ein Blick auf Europa, Afrika und Asien genüge, um klar zu erkenne», daß, wen« Großbritannien seine Reichsinteresfen aufrechterhalten wolle, die sofortige Instand­setzung seiner Machtmittel unerläßlich sei.

Reich-minlfter Sr. SöbbeiS

als Zeuge im Prozeß wegen des großen Straßenbau- Unglücks in Berlin

Berlin, 12. Zuni. Die Donnerstagverhandlung im Bau- gruben-Unglücksprozeß stand fast ganz im Zeichen der Ver­nehmung von Reichsminister Dr. E o e b b-e l s, der bekannt­lich an der Unglücksstelle in der Hermann Eöring-Straße wohnt. Der Reichsminister machte längere Ausführungen über seine Eindrücke und hob insbesondere hervor, daß in den Zimmern seiner Privatwohnung sich nach und nach tiefe Einrisse in den Wänden gezeigt hätten. Er habe die Baubehörde darauf hingewiesen, worauf ihm geantwortet worden sei, das liege in der Natur des Bauvorhabens. Er habe immer den Eindruck gehabt, daß an dieser Baustelle verantwortungslos gearbeitet werde. Er führte weiter aus: Es gehe nicht, Verantwortungslosigkeit und Leicht­sinn bei so großen Bauvorhaben damit zu rechtfertigen, daß man sage: die Regierung will, daß gebaut wird. Es sei ebenso selbstverständlich, daß die Regierung bei jedem Bau­vorhaben auch die allerstrengste Rücksichtnahme auf die Sicherheit und das Leben der am Bau beschäftigten Arbei­ter wolle. Jeder Führer müsse sich für dasoer- «ntwortlich fühlen, was innerhalb seines Aufgabengebietes geschehe.

Sramolische UntttlMS-Mung

Thomas legt sein Mandat nieder London, 11. Juni. Im Unterhaus fand am Donnerstag die mit großer Spannung erwartete Aussprache über den llntersuchungs- bericht zum Haushaltsskandal statt. Der bisherige Ko­lonialminister Thomas, der von einigen Abgeordneten mit ge­dämpftem Beifall begrüßt wurde, erklärte, noch nie habe ein Abgeordneter unter so schmerzlichen Umständen vor dem Unter­haus gesprochen. Er erinnerte daran,-daß er sofort nach dem Abschluß der richterlichen Untersuchung aus der Regierung aus­getreten sei. Ohne Rücksicht auf irgend einen Bericht sei er jedoch zu der Erklärung berechtigt, daß er niemals ein Haushaltsgeheimnis mit Bewußtsein verraten habe. Er wiederhole diese Erklärung trotz des richterlichen Be­fundes. Thomas, dessen Stimme zunehmend leiser wurde, teilte dann mit, daß ersofort seinen Parlamentssitz nie­derlege und nicht beabsichtige, an einer Nachwahl teilzuneh­men. Er dankte hierauf allen Parteien für die Freundlichkeit, die sie ihm während seiner Amtszeit erwiesen hätten, und drückte die Hoffnung aus, daß er während seiner 27jährigen Regierungs­tätigkeit zum Wähle des Staates beigetragen habe.

Roosevelt zu de» Angriffen

des republikanischen Parteitages

Little Rock (Arkansas), 11. Juni. Während der frühere Präsi­dent Hoover vor dem republikanischen Parteitag Roosevelts Re­gierung schärfer als je zuvor angriff, den Newdeal alsFaschis­mus" denunzierte und das amerikanische Volk unter ungeheurer Begeisterung der versammelten Konventionsteilnehmer zum Heiligen Kreuzzug für die Freiheit" aufrief, nahm Präsident Roosevelt den Fehdehandschuh auf und antwortete seinen repu­blikanischen Gegnern in einer Rede in dem großen, in Little Rock anläßlich der Jahrhundertfeier der Gründung des Staates Arkansas gebauten Stadions. Roosevelt benutzte einen histori­schen Rückblick auf die Geschichte der Union und die Entstehung der Verfassung, um Vergleiche mit den Problemen unserer heu­tigen Zeit zu ziehen und seinerseits größere Vollmachten für dis Bundesregierung zu fordern. Er glaube, führte er weiter aus, an die Rechte der Staaten und das Recht des Volkes zur Selbst­regierung, doch gäbe es heutzutage soziale wirtschaftliche Pro­bleme, die von den Einzelstaaten nicht mehr gelöst werden könnten.

Roosevelt bezeichnete sich wiederum als Beschützer der Rechte des gemeinen Mannes gegenüber der Kontrolle weniger Bevor­zugter, womit er offenbar die Republikaner meinte. Er legte damit die allgemeinen Richtlinien seiner eigenen Präsident­schaftskampagne, nämlich eine liberalere Auslegung der Ver­fassung, die Zentralisierung der Staatsgewalt und die Fort­setzung der Newdeal-Politik nieder.

Wrstchdm für BvrmarfK gegen gavan

Kanton, 11. Juni. Die Führer Südwestchinas haben den Friedensaufruf Marschall Tschiangkaischeks in unversöhn­licher Haltung zurückgewiesen, womit die Aussicht auf eine friedliche Lösung der Spannung in China immer mehr schwin­det. In ihrem Antwortkabel, das in einem äußerst scharfen Ton gehalten ist, lehnen die Führer des Südwestens jede Verant­wortung für die kritische Entwicklung ab und werfen der Nanking-Regierung vor, daß die gemeldete Einberufung der Vollsitzung der Kuomintang für den 10. Jul, nur ein Ver­schleppungsmanöver darstelle. Sie machen ferner die Nanking- Regierung wegen der Entsendung von Regierungstruppen nach Hunan für den etwaigen Ausbruch eines Bürgerkrieges verant­wortlich und betonen schließlich die Notwendigkeit eines sofortigen Vormarsches gegen Japan.

Nanking, 11. Juni. Die grundsätzliche Ablehnung der Versöhnungsvorschläge der Nanking-Regierung durch die Südwestführer kam hier unerwartet. Obgleich die Lage da­durch noch ernster geworden ist, strebt man in Nanking immer noch eine Offenhaltung des Verhandlungsweges an. Es wird allerdings betont, daß die Nanking-Regierung fest ent­schlossen sei, ihre Autorität unter allen Umständen zu wahren, falls die Kwangst-Führer ihre selbständige Aktion nicht einstellen.

Aaö dem Schweizer Parlament

Bern, 11. Juni. Der Schweizerische Nationalrat hat sich am Donnerstag mit 96 gegen 72 Stimmen gegen die Wieder­aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Sowjet- cußland entschieden. Für die Aufnahme stimmten die So­zialdemokraten und Kommunisten, ferner die unabhängige Gruppe Outtweiler, die Sozialpolitiker sowie einzelne Vertreter der Jungbauern, der Freiwilligen und der Bürger- und Bauern­partei. Die katholisch-konservative Gruppe sowie der größte Teil der übrigen bürgerlichen Parteien stimmten dagegen.

Der schweizerische Ständerat hat die neue Wehrvor­lage mit sämtliche» 35 Stimmen, also einstimmig, gutgeheißen. Damit ist die Vorlage über die Verschärfung der schwei­zerischen Landesverteidigung nun in Kraft getreten und der betreffende Bundesbeschluß kann sofort ausgeführt werden.

Die Schließung der Emeitzlücke

Ein Appell an die Bauern

Der Weg zur deutschen Nahrungsfreiheit ist in erster Linie ein Fett-Eiweiß-Problem und kann nur über die Schließung der Futtermittellllcke führen, da die Beschaffung der fehlenden Fett­mengen mit der Futtermittelfrage eng zusammenhüngt. Die Zu­kunftsaufgaben bestehen also einmal in dem Ersatz von Aus­landsfuttermitteln durch eigene Erzeugung und zum anderen in der Gewinnung von zusätzlichen Futter­mengen, um die jetzt noch eingeführten tierischen Erzeugnisst durch eigene Erzeugnisse zu ersetzen. Die fehlende Eiweißmena« beträgt etwa eine Million Tonnen. In derNS.-Landpost" dem Hauptblatt des Reichsnährstandes, weist Dr. Schneider da­rauf hin, daß die meisten bisherigen Untersuchungen daran kran­ken, daß man mit Flächen operiere, die niemals für denFutter- dau zur Verfügung gestellt werden könnten, ohne die Eetreide- oder Kartoffelversorgung zu gefährden. Es wäre sinnlos, durch Ausdehnung der Erünlandflächen oder des Feldfutterbaues meh­rere hunderttausend Tonnen Eiweiß mehr aus deutschem Boden zu erzeugen und dafür eine halbe bis eine Million Tonnen Getreide weniger zu ernten. Die Mehrerzeugung an Eiweiß müsse auf anderen Wegen gefunden werden. Neben einer besse­ren Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden und einer gewissen Anbauverschiebung im Feldfutterbau kämen vor allem Maßnah­men der Landeskultur, die Ausdehnung des Zwischenfruchtbaues, die Verstärkung des Oel- und Eespinstpflanzenanbaues, die Aus­breitung der Gärfutterbereitung, die bessere Verwertung des ge­wonnenen Futters, der Anbau von Zuckerrüben für Futterzwecke und die Minderung von Verlusten bei der Kartoffelaufbewah­rung, in den Brennereien und Schlachthöfen in Betracht. Da­durch könne es im Laufe eines Jahrzehntes ohne große Schwie­rigkeiten gelingen, die Eiweißlücke zu schließen, und darüber hin­aus die notwendigen Eiweißmengen für unsere wachsende Be­völkerung zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung sei allerdings, daß jeder Bauer und Landwirt es als seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit ansehe, an diesem Ziel mitzuarbeiten.

Dr. Schacht in Belgrad

Belgrad, 11. Juni. Reichswirtjchaftsminister Dr. Schacht ist hier im Flugzeug singetroffen, um in seiner Eigenschaft als Neichsbankpräsident dem seinerzeitigen Berliner Besuch des Gouverneurs der jugoslawischen Nationalbank, Dr. Radosavlje» witsch, zu erwidern. Dr. Schacht erklärte nach der Begrüßung oen erschienenen Pressevertretern, daß sein Besuch in Belgrad leinerlei politische oder wirtschaftspolitische Bedeutung habe, son­dern nur den Charakter eines Gegenbesuches bei Dr. Radosavlje- vitsch trage. Er freue sich sehr, nach 17 Jahren wieder nach öelgrao zu kommen und das neue Belgrad kennenzulernen.

Graf Zeppelin" in Pernambneo

Hamburg, 11. Juni. Das LuftschiffGraf Zeppelin" erreichte, wie die Deutsche Seewarte mitteilt, am Donnerstag gegen 19 Uhr MEZ. seinen Zwischenlandeplatz Pernambuco.

Die belgische Kabinettskrise

Auch van Zeeland gescheitert Brüssel. 11. Juni. Die Verhandlungen des Ministerpräsiden­ten van Zeeland über die Neubildung einer Regierung der nationalen Einigung sind an den Forderungen der S o- zialisten gescheitert. Die Sozialisten forderten unter Hinweis darauf, daß sie die stärkste Partei seien, sechs Minister- vosten, während van Zeeland ihnen fünf zugestehen wollte. Au­ßerdem haben sie an den Ministerpräsidenten das Ansinnen ge­stellt, daß die Entscheidung über Sie Beteiligung sozialistischer Minister an der Regierung von einer Entscheidung des Eene- ralrates der Partei, der einberufen worden ist, abhängig ge­macht werde. Auch dieses Ansinnen hat van Zeeland abgelehnt.

Anfrage im Unterhaus über den Dragebogen

London, 11. Juni. Der liberale Abgeordnete Mander und der Arbeiterparteiler Garro Jones verlangten im Unterhaus Aus­kunft über den ZeitpunktderdeutschenAntwortauf den britischen Fragebogen. Eden sagte, daß die Re­gierung noch keine Antwort auf die durch ihren Botschafter am 6. Mai an die deutsche Regierung gerichtete Mitteilung erhal­ten hat. Am 23. Mai wurde der britische Botschafter beauftragt, sich erneut mit der deutschen Regierung rn Verbindung zu setzen, um sie an die Beantwortung zu erinnern. Die Absicht der bri­tischen Regierung, so sagte Eden, gehe dahin, sicherzustellen, daß die allgemeinen Verhandlungen über den Abschluß der west- und osteuropäischen Sicherheitsabmachungen und über die Rück­kehr Deutschlands in den Völkerbund erörtert werden sollten mit dem Ziel einer dauerhaften Klärung der Lage, die durch das Vorgehen der deutschen Regierung vom 7. März geschaffen wurde. In einer Antwort wurde Sir Eric Phipps am 26. Mai zu verstehen gegeben, daß vor der Bildung der neuen französischen Regierung keine Antwort zu erwarten sei.

Neuer Vizekönig in Abessinien

MarschaN Vadoglio zurückgetreten Nom, 11. Juni. Nach einer Meldung derAgenzia Stefani" ist der Vizekönig von Abessinien, Marschall Badoglio, unter Beförderung zum Herzog von Addis Abeba von seinem Amte zurückgetreten. Marschall Graziani ist an seiner Stelle zum Vizekönig von Abessinien ernannt worden.

Inslaiionspropaganda in Frankreich

Paris, 11. Juni. Die Auswirkung der Lohnerhöhung auf di- Preisgestaltung und auf die französische Währung rückt immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. In den Zeiuinqen mehren sich die Hinweise auf eine bereits vorhandene ver, schleierte Inflation. So schreibtParis Midi", die fi­nanzpolitische Losung der neuen Regierung lasse sich umschreü ben? Jedermann die Selbstbeschaffung erleichtern! In dem heu­tigen Wochenausweis der Bank von Frankreich werde man seit-' stellen, daß in den letzten Monaten bereits eine getarnte Ju- flation in Höhe von 12 Milliarden geschaffen worden sei. werde keinWährungsstaatsstreich" erfolgen, aber man werde zwangsläufig auf diesem Wege wsitergehen. In einem Artikel in der ZeitungRepublique" bemüht sich der ehemalige P, nanzminister Senator Caillaux, dem Begriff der Abwertung de» tadelnden Beigeschmack zu nehmen.

Das amtliche Gesetzblatt veröffentlicht am Donnerstag eine» Bericht, der von dem Vorsitzenden des Studienausschusses Anpassung des Zollsystems, dem Finanzmann Rist, stamm M für das Handelsministerium ausgearbeitet wurde. Rist har schm» kürzlich in zwei Artikeln im Petit Parisien die Technik einer Abwertung erläutert.

Frankreichs Schulden an USA.

Paris» 11. Juni. Auch die neue Regierung scheint die Schul­denzahlungen an die Vereinigten Staaten einstweilen nicht wie­der aufnehmen zu wollen. In einer langen Unterredung, die Außenminister Delbos mit dem französischen Botschafter in Wa­shington gehabt hat, ist die Frage der Kriegsschuldenzahlung a» die Vereinigten Staaten besprochen worden, und ebenso die Ant­wort, die zum Fälligkeitstage, dem 15. Juni, an die amerika­nische Regierung gegeben werden soll. WieLe Jour" mitteilt, wird diese Antwort sich wahrscheinlich nicht von den vorhergehen­den unterscheiden.

Bombenanschlag auf britischen Truppentransport

London, 11. Juni. Nach einer in Kairo eingetroffenen Mel­dung ist nördlich von Lydda (Palästina) ein Bombenanschlag auf einen britischen Truppentransportzug ausgeführt worden. Ein dem Transportzug vorausgesandter Sicherheitszng wurde in die Luft gesprengt. Dagegen blieb der aus einer Feld­kompagnie der britischen Pioniere bestehende Transport unver­sehrt. Die Pionierabteilung, die zur Verstärkung aus Aegypten entsandt war, traf am Donnerstag in Jerusalem ein. und über­nahm den Schutz der Verkehrsverbindungen. Nach einem Be­richt aus Jerusalem haben die arabischen Katholiken einen Aus­ruf an den Patriarchen gerichtet, in dem die Intervention des Papstes zur Klärung der Lage in Palästina erbeten wird. Ein ähnlicher Appell war vor kurzem von den anglikanischen Arabern an den Erzbischof von Canterbury geichtet worden.

Kleine Nachrichten an- aller Well

Reichsmrnister Dr. Frrck spricht am Freitag im Roten Kreuztag im Deutschlandsender in der Zeit von 19.45 bis 20 Uhr. Die Rede des Ministers wird zu anderen Zeiten auch von den Reichssendern übertragen.

Minister Darre im Reichsjagdrat. Der Reichszägermeister Hermann Eöring hat den Reichsbauernführer Dar»,e in Anerkennung seiner großen Verdienste um das deutsche Jagdwesen zum Mitglied des Deutschen Reichsjagdrates er­nannt. Gleichzeitig wurden der Staatssekretär im Reichs­ernährungsministerium, Backe, und der Reichsobmann des Reichsnährstandes, Staatsrat Meinberg, in den Reichs­jagdrat berufen.

Sertcht-faal

Zwei Jahre Zuchthaus für Einbruch

Mm, 11. Juni. Der in Pfarrkirchen geborene 47 Jahre alte Max Kitzlinger, der als Landarbeiter in Ehrenstein beschäftigt war, hat seinem Mitknecht aus dessen verschlossenem Schrank 180 RM. sauer ersparten Lohnes gestohlen und dieses Geld innerhalb sechs Tagen bis auf 3 Pfg. durchgebracht. Er hat sich, als das Geld zu Ende war, in Augsburg der Polizei gesteift Der Angeklagte ist schon 27mal wegen Diebstahls, Notzucht, Bet­tels usw. vorbestraft. Bisher kam er immer mit Gefängnis weg. Diesmal hielt ihn das Gericht für zuchthausreif und schickte ihn zwei Jahre dorthin.

Sie wollten nach Kairo fliegen

Ulm, 11. Juni. Ein 16- und ein 19jähriger Bursche aus hie­sigen guten Familien leisteten sich einen recht dummen Streich. Den Jüngeren überkam der Drang, in die Kolonien auswan­dern zu wollen, und zwar nach Holländisch-Jndien. Er teilte dies seinem älteren Freund mit und beaustragte diesen, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen, eine Reiseroute mit Flug­zeug auszuarbeiten, die Pässe und Fahrkarlen zu besorgen und selbst mindestens bis Kairo mitzufliegen. Der Jüngere beschaffte das Geld, das er aus einer Kassette seiner Mutter entnahm. Es waren Wertpapiere, die der Angeklagte mit Vollmacht des Jüngeren bei der Bank verkaufte. Gegen den Eeldbeschaffer war kein Strafantrag gestellt, er saß deshalb auch nicht auf der Anklagebank. Der Aeltere bestellte bei einer Berliner Flug­reisegesellschaft zwei Fahrscheine RomKairo mit einer Vor- schußleistung von 1000 RM. Die Besorgung der Reisepäße »nacht« Reisen nach München notwendig, zu denen auch andere Freund« eingeladen waren. Der Angeklagte konnte glaubhaft Vorbrin­gen, daß er zu all den Vorbereitungen Vollmacht von dem Geld­geber hatte. Ihm sei von fernem Freund gesagt worden, daß dieser eine Erbschaft von einer Tante gemacht habe, was auch richtig war, aber er hatte trotzdem kein Verfügungsrecht über das Geld. Als aber die Beischaffung gegen 10 000 RM. er­reichte, glaubte der Angeklagte selbst nicht mehr daran, daß der Jüngere das Geld auf reellem Weg beschaffe. Vor Antritt der Reise wurde noch je eine Lebensversicherung von 10 000 RM. ab­geschlossen Die Pläne wurden aufgedeckt, bevor die Beidenda­vonfliegen" konnten. In Zürich wurden sie abgefaßt. Das End« des abenteuerlichen Planes ist, daß der Angeklagte, der vor dei Abschlußprüfung stand, wegen Hehlerei in Tateinheit mit Be­günstigung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde, wo­von die Untersuchungshaft abgeht, uns daß die Mutter des Geldbeschaffers um etwa 4000 RM. beschädigt ist.