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Rationales Nachrichten- und 2lnzeigenblatt für die OberarntsbezirLe Nagold, Calw» Freudenstadt und Neuenbürg

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Altensteig, Freitag, den 12. Z««i 1936

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Günstige Gestattung -er ArbettstosenMern « Steuereinnahmen

Wilhelmshaven. 11. Juni. Der Führer traf am Donners­tag in Begleitung des Reichskriegsministers Eeneraldseldmar- jchall von Blomberg und des Generaladmirals Dr. h. c. Reeder in Wilhelmshaven ein. In seiner Begleitung befan­den sich weiter u. a. Obergruppenführer Brückner, der Führer der Lsibstandarte SS.-Obergruppenführer Sepp Dietrich, und der Reichspressechef der NSDAP., Dr. Dietrich. Auf dem Bahn­hof wurde der Führer vom Kommandierenden Admiral der Nord- jeestation. Vizeadmiral Schnitze, begrüßt. Unter den Klängen -er Nationalhymne schritt der Führer die Front der von der Besatzung des LinienschiffesSchleswig-Holstein" gestellten khrenkompagnie ab. Der Bahnhofsplatz sowie alle Straßen, die der Führer passierte, waren von einer dichten Menschenmenge besetzt, die d«» Führer begeistert begrüßte.

Vara-e -er Martuetruvven vor dm Führer

Wilhelmshaven, 11. Juni. Anläßlich der Anwesenheit des Führers fand am Donnerstag eine Parade sämtlicher Marinetrupp enteile der Garnisonen statt. Auf der Fahrt vom Bahnhof bis zum Kasernenplatz am Mühlensee sah sich der Führer von einer Begeisterung ohnegleichen umjubelt. Tausende und Abertausende drängten sich in den reichgeschmück­ten Straßen hinter dem Spalier der nationalsozialistischen For­mationen, um den Führer zu sehen. Von überwältigendem Ein­druck war die Fahrt des Führers durch die Adalbertstraße am Stationsgebäude vorbei und durch die Eoekerstraße durch das vvig wechselnde Bild der spalierbildenen Formationen.

Hie große Parade war ein auch in der Kriegsmarine- hart selten erlebtes militärisches Schauspiel. Die Marinetrup­penteile der Jadestädte in weißem Paradeanzug, unter ihnen Abordnungen der LinienschiffeSchlesien" undSchleswig-Hol­stein" waren in einem großen Viereck angetreten. Schon von weitem hörte man auf dem Platz den anbrandenden Jubel der Menge, der die Ankunft des Führes angekündigte. Kommandos hallten über den weiten Platz. Die Musik begann den Präsen- tiermasch. Dann nahte der Führer, begleitet vom Reichskriegs­minister, Eeneralfeldmarschall von Blomberg, und dem Ober­befehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Raeder, zur rechten Seite den Kommandierenden Admiral der Nordsee, Vizeadmiral Schultze.

Der Führer begrüßte zunächst die am rechten Flügel der Offi­ziere stehenden Hoheitsträger der Partei und ihrer Gliederungen im Gau Weser-Ems, die mit dem Gauleiter Karl Roever aus den Städten Bremen, Oldenburg, Aurich usw. erschienen waren. Dann schritt er die lange Front der Truppenformationen ab. Nach dem Abschreiten der Front formierten sich die Truppen zum Vorbeimarsch. Nach der Parade begab sich der Führer zu einer kurzen Besichtigung de Marinewerft.

Am Nachmittag stattete der Führer dem kleinen Fischerdorf «m der Nordseeküste. Orumerstel, einen Besuch ab, wo er im Strandhotel schon des öfteren während der Kampfzeit ge­weilt hat.

Sampferunglülk bet Wen

7 Todesopfer

Wie», 11. Juni. Der PassagierdampferWien" ist auf der Donau mit voller Wucht von Strömung und Maschine gegen einen Pfeiler der im Umbau befindlichen Reichsbrücke gefahren, llnter furchtbarem Krachen zerbarstdasSchiffinTrüm- mer und war nach wenigen Minuten unter der Wasserober­fläche verschwunden. Passagiere waren noch nicht an Bord, da her Dampfer sich auf der Fahrt zum Kohlefassen befand.

Der Heizer des DampfersWien" konnte sich durch einen Sprung auf den Brückenpfeiler retten. Er schildert Len Hergang des Unglücks wie folgt: Der Dampfer wurde durch die starke Strömung und die Wucht des großen Wellenganges infolge des Hochwassers mit dem Schaufelrad an den Brückenpfeiler gedrückt. Der Kapitän versuchte, das Schiff doch noch an dem Pfeiler vor­beizulenken. Dabei stieß das Schiff mit der Breitseite an den Pfeiler und brach mit einem fürchterlichen Krach entzwei. Ver­mißt werden von der 32köpfigen Besatzung bisher noch acht Mann. Während sich die Heizer vermutlich retten konnten, wird das Küchenpersonal, darunter fünf Frauen, zur Zeit noch ver­mißt. Die Köchin konnte sich durch Schwammen retten. Der Ka­pitän, der ebenfalls durch einen Sprung auf den Brückenpfeiler sein Leben in Sicherheit bringen konnte, erklärt das Unglück ebenfalls mit der ungewöhnlichen Stärke der Strömung.

7 Todesopfer des Wiener Dampferunglücks

Rach den nunmehr vorliegenden amtlichen Feststellungen hat das Schiffsunglück auf der Donau 7 Opfer gefordert. Diese 7 Personen werden vermißt und es gilt als sicher, daß sie unter dem Deck des Schiffes eingeschlossen sich nicht retten ftmnten und ertrunken sind. Nach den Leichen wird gesucht. Der Schiffsverkehr auf der Donau ist zur Zeit eingestellt, da das Wrack der gesunkenenWien" die Fahrrinne teilweise sperrt.

Rostock, 11. Juni. Der Reichsfinanzminister Graf Schwerin v. Krosigk führte am Donnerstagabend in Rostock in einer Rede über Finanz- und Wirtschaftspolitik n. a. folgendes aus:

Innerhalb der politischen und wirtschaftlichen Unruhe, die die Welt erfülle, biete Deutschland das Mld fried- l ich er Arbeit und kraftvollen Aufbaues. In der Aufwärtsentwicklung, die seit 1933 in Deutschland eingetreten sei, habe sich noch kein Rückschlag oder Still­stand gezeigt. Die günstige Gestaltung der Arbeitslosen­ziffern und der Steuereinnahmen in den letzten Monaten beweise die Stetigkeit der Aufwärtsentwicklung auch im Jahre 1936. Die Stimmen, die in den vergangenen Zäh­ren den bevorstehenden wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenbruch Deutschlands prophezeit hätten, seien mehr und mehr vor der überzeugenden Sprache der Tatsachen verstummt.

Diese staunenswerten Erfolge seien uns nicht als Ge­schenke in den Schoß gefallen, sie seien aber auch nicht das Ergebnis irgendwelcher Tricks oder Zauberkunststücke. Sie seien vielmehr der Ausdruck und die Folge der erst durch die Machtübernahme durch Adolf Hitler möglich gewor­dene zielbewußten Ausnutzung und Zusammenfassung der gesamten finanziellen» wirtschaftlichen und politischen Kräfte der Nation. Diese Konzentrierung der Kräfte und die Weckung des durch Inflation, Mißwirtschaft und Krise ver­loren gegangenen Vertrauens hätten eine aktive Kredit- und Konjunkturpolitik möglich gemacht, die durch eine Reihe ineinandergreifender Maßnahmen die Krisenerstarrung überwunden und die wirtschaftliche Grundlage für die Wehrhaftmachnng des deutschen Volkes geschaffen habe.

Es sei die der deutschen Finanzpolitik auch für die Zu­kunft gestellte Aufgabe, die großen nationalen Aufgaben durch eine bewußte Konzentrierung aller finanziellen und wirtschaftlichen Kräfte auf ein Ziel zu ermöglichen. Die Größe eines Zieles lasse sich an der Größe der Schwierig­keiten, die überwunden werden müßten und an der Größe der Opfer ermessen, die ein Volk für dieses Ziel zu bringen

simimr noch Etzel» in Frankreich

Noch keine Wiederaufnahme der Arbeit im nordfranzösischen Industriegebiet

Paris, 11. Juni. Im nordfranzösischen Industrie- und Gruben-' gebiet ist zwar eine Einigung zustande gekommen über die Wie­deraufnahme der Arbeit durch 270 000 Arbeiter, aber die für den Donnerstag bereits erwartete Wiederherstellung des Arbeits­friedens läßt teilweise doch noch einen Tag auf sich warten. In Lille muß außerdem noch der Lohnstreik in der Vaumwoll- industrie, in der chemischen Industrie, in der Binnenschiffahrt, in der Bekleidungsindustrie, im Transportgewerbe, im Bau­gewerbe und im Kommissionshandel beigelegt werden.

Eine Meldung aus Marseille besagt, daß dort die Kraft­droschkenfahrer in den Ausstand getreten sind. Auch sind die Zeitungskioske geschlossen worden. Auf den Straßen von Mar­seille werden nur die mit dem Nachtzug angekommenen Pariser Zeitungen verkauft.

Paris, 11. Juni. Die Minister und Unterstaatssekretäre hiel­ten am Donnerstag einen Kabinettsrat ab. Es wurde fest­gestellt, daß die Streikbewegung im Abflauen begriffen sei und daß mit einer baldigen Wiederaufnahme der Arbeit in allen Betrieben gerechnet werden könne.

Die allgemeine Streiklage in Frankreich nimmt aber trog dieser verhältnismäßig optimistischen Verlautbarung immer ernsteren Charakter an. In Paris selbst ist in fast kei­nem Betrieb von einer Wiederaufnahme der Arbeit die Rede. Sämtliche großen Kaufhäuser sind nach wie vor geschloffen. Da- > rüber hinaus haben am Donnerstag auch die Fleischereien und fast sämtliche Kaffeehäuser ihren Betrieb schließen müssen. 2n verschiedenen Betrieben, in denen die Arbeit bereits seit einigen Tagen wieder ausgenommen worden war, ist der Streik er­neut aus gebrochen.

Es macht sich bereits eine Verknappung gewisserLe- bensmittel bemerkbar. So gibt es z. V. seit mehreren Tagen keinen Würfelzucker, da die Raffinerien streiken. Alle anderen Lebensmittel sind trotz strengster polizeilicher Ueberwachung merklich im Preise gestiegen.

Ausdehnung der Streikbewegung in Mühlhausen und Belfort Paris, 12. Juni. In Mühlhausen, wo. wie bereits gemeldet, die Straßenbahnangestellten in den Ausstand getreten sind, hat sich die Streikbewegung weiter ausgebrcitet. lieber 15 000 Ar­beiter der Textil- und Metallindustrie sowie des Baugewerbes haben die Arbeit niedergelegt. Auch in Belfort breitet sich die Streikbewegung weiter aus.

bereit sei. Auch das deutsche Volk werde auf manche« Wunsch verzichten und manchen berechtigten Anspruch ans spätere Zeiten verschieben müssen. Nur wenn die Ans­gabenpolitik der öffentlichen Hand, und zwar in allen ihren Teilen und Zweigen, sich dem Gebot schärfster Sparsamkeit unterordnet und auf ein großes Ziel ausgerichtet werde, könne sich dieses Ziel erreichen lassen.

Diese Sparsamkeit habe sich nicht nur in der Achtung vor den Steuergroschen zu erweisen, an dem Schweiß und oft genug Tränen des Steuerzahlers klebten, sondern vor allem in einer einfachen und zweckmäßigen, Doppelarbeit und Neben- und Eegeneinanderarbeften vermeidenden Durchorganisation unseres gesamten öffentlichen Apparats. Dabei müsse man sich vor einer lebensfernen Zentralisie­rung hüten.

Ebensowenig wie der Staat auf die schöpferische Kraft des Unternehmers in der Wirtschaft verzichten wolle und könne, dürfe er die Initiative und Verantwortung der ört­lichen Stellen in Staat und Gemeinde über Gebühr beein­trächtigen.

Der politische Umbau Hobe, so schloß der Minister, zu einer völligen Aenderung der Wirtschaftsausfassung in Deutschland geführt. Die starke Betonung des Gedankens der Ehre, wie sie sich in der Ehrengerichtsbarkeit anbahne, die Verurteilung von Steuerhinterziehungen als' eines Unrechts an der Allgemeinheit, der sich wieder altem deutschem Rechtsempfinden nähernde Begriff des Eigen­tumes als einer Verpflichtung, die stärkere Verbundenheit zwischen Betriebssichrer und Gefolgschaft, die Wiederein­setzung des Staates in das Recht und die Pflicht, die Wirt­schaft zu lenken und ihr die Ziele zu setzen, seien die kenn­zeichnenden Merkmale einer solchen Gesinnungsänderung.

Dem Wort:Die Wirtschaft ist unser Schicksal", stellte der Reichsfinanzminister die Worte Friedrichs des Großen entgegen, daß das Schicksal der Staaten auf den großen Männern beruhe, die ihnen zur rechten Stunde geboren wurden.

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Gegen die Anhänger der Anfrechterhaltnng der Sanktionen

London, 11. Juni. Auf einem großen Festessen desKlubs von 1900", an dem u. a. der Finanzminister Neville Chamberlain, Churchill und viele andere Persönlichkeiten teilnahmen, machte der Finanzminister bemerkenswerte Ausführungen zur briti­schen Politik und zur gegenwärtigen Lage. Der frühere Finanz­minister Horne hatte in einer Ansprache auf die vielen Schwie­rigkeiten der britischen Außenpolitik hingewiefen. Er knüpfte daran unter starkem Beifall die Bemerkung, daß er froh wäre, das Ende der Sanktionen und die Heimkehr der bri­tischen Flotte aus dem östlichen Mittelmeer zu sehen.

Neville Chamberlain wies zunächst auf die Besse­rung der britischen Wirtschaftslage hin und bedauerte, daß au­ßerhalb der Grenzen Großbritanniens nicht von erner gleichen vertrauenerweckenden Lage gesprochen werden könne. Niemals während seiner politischen Laufbahn seien derart beängstigende Fragen zu lösen gewesen wie gegenwärtig. Der Redner ging dann auf den italienisch-abessinischen Krieg ein und erklärte, daß sich Großbritannien in diesem Fall für eine Politik der kol­lektiven Sicherheit statt für das alte Bündnissystem entschlossen hätte, obwohl manche Staaten dem Völkerbund nicht angehör­ten. Dieser Politik wäre wohl ein Erfolg beschicken gewesen, wenn die im Völkerbund verbliebenen Staaten die von vielen übernommenen Verpflichtungen erfüllt hätten. Der Versuch sei schlgeschlagen. Weder sei der Krieg verhindert, noch habe ihm Einhalt geboten werden können, und es sei auch nicht gelungen, das Opfer vor dem Angriff zu schützen. Es sei nützlich, aus die­sen Ereignissen zu lerne».

In diesem Zusammenhang wandte sich Chamberlain gegen Lord Cecil, den Präsidenten der Välkerbundsoereinigung, von dem er behauptete, daß er sich bemühe, einen Druck auf Parla­ment und Regierung in Richtung einer verschärften Sanktions­politik auszuüben, in der Annahme, dadurch die Unabhängig­keit Abessiniens zu erhalten. Das sei, so erklärte er, wohl der Höhepunkt der Narrheit, denn es würde nur zu weiterem Un­heil führen.

Es sei an der Zeit, daß die Bölkerbundsmächte der Lage Rech­nung trügen, und die Aufgabe des Bunds in einer Weise ab­grenzten, die der tatsächlichen Macht des Bunds entspräche. Das würde das Ansehen des Völkerbunds wieder Herstellen. Man dürfe es aber dem Völkerbund nicht allein überlassen, für den Weltfrieden zu sorgen. Sanktionspolitik bringe nun einmal das Risiko des Kriegs mit sich, und diese Gefahr wüchse mit der Aus­wirkung der Sanktionen. Daher muffe man die Gefahren der