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Nummer 128

Altensteig, Freitag, den 5. Juni 1938

S9. Jahrs«,,

Ae» Blum lnmziMer RWWvlWtUt

Serriot zum «ammervrüsjbeuten gewählt

MMimkrM des Reich-schatzmeisler- der WSW.

Eröffnung der 7. Neichslotterie für Arbeitsbeschaffung

München, 5. Juni. Bei Eröffnung der neuen Arbeits­beschaffungslotterie führte der Reichsschatzmeister der NSDAP. Schwarz in einer Rede folgendes aus:

Mit dem heutigen Tage eröffne ich die 7. Reichslotterie für Arbeitsbeschaffung.

Wenn auch der große Erfolg der bis jetzt Äurchgeführten Arbeitsbeschaffungslotterien gezeigt hat, daß Sie, meine Volksgenossen, diese Art der Mittelbeschasfung freudig aus­genommen haben, so ist es mir ein Bedürfnis, der neuen Arbeitsbeschaffungslotterie einige Worte mit auf den Weg zu geben.

Das Ziel der Arbeitsbeschaffungslot- t e r i e i s t d e r g r o ß e R u f a n S i e z u r f r e i rv i l l i- gen Mithilfe am mächtigen Aufbauwerk unseres Führers. Bedenken Sie, daß Sie mit jedem Los dem Führer einen Baustein schenken zur Fortsetzung seines großen Werkes. Bauen Sie nach besten Kräften mit; Sie können dadurch die Faust des Arbeiters zu froher Arbeit fördern, die Handwerksbetriebe beschäftigen, bis zu­letzt das rastlose Räderwerk großer Industrien das eiserne Lied der Arbeit singt.

Ich grüße die 5000 Losoerkäufer. Wieder habe ich Euch gerufen, damit der Schwung der nationalen Arbeit nicht erlahme. Seit drei Jahren steht das deutsche Volk im zähen Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Die Erfolge die- > , ses Kampfes stehen beispiellos da in der ganzen Welt und überall wohin Ihr seht, treten Euch die gewaltigen Werke, die der Nationalsozialismus auf ewigen Fundamen­ten geschaffen hat, entgegen.

Werke, die für sich selbst sprechen Werke, die den Tat­willen der Nation betonen Werke, die den anderen Län­dern die Auferstehung Deutschlands und das unbegrenzte Vertrauen des Volkes zu seinem Führer beweisen. In inniger Verbundenheit von Partei und Staat und privatem Unternehmungsgeist entstehen Straßen und Brücken und Dämme, in tausenden von Siedlungen, die zum Teil der See und dem Meer abgerungen, findet der deutsche Arbei­ter zurück zur Scholle.

Aber nicht nur Arbeit hat der Nationalsozialismus dem ^ deutschen Volke gegeben, sondern auch den Lebensmut wie­der wach gerufen und Freude am Schaffen. Die Schönheit der Heimat und der Natur sind dem deutschen Arbeiter in s seinen Erholungstagen erschlossen.

! In diesem Kampfe um das Wohl des deutschen Volkes ! seid Ihr, Losverkäufer, nicht nur Helfer, Ihr müßt Kämpfer

s sein für den Führer. Eure Tätigkeit ist Ehrendienst am

deutschen Volk!

M ei n e V o l ks - un d P a r t e i g e n o s s en! Wenn in diesen Tagen der braune Losverkäufer vor Sie hintritt, denken Sie daran, daß er Ihr Arbeitskamerad ist, der seine s ganze Kraft dafür ein setzt, für einen anderen, un - s bekannten Arbeitslosen einen Platz an der Werkbank zu erobern.

I Heil Hitler!

Am« b« Luftwaffe

Berlin, 1. Juni. Aus Anlatz des Fliegertodes des Chefs des Eeneralstabes der Luftwaffe, Generalleutnant Wever, hat der Oberbefehlshaber der Luftwaffe eine achttägige Trauer fürdiegesamteLuftwaffe und eine dreiwöchige Trauer für das Reichsluftfahrtministerium und das Fliegergeschwader Gotha", das künftig den NamenFliegergeschwader General Wever" führt, angeordnet. Das Reichsluftfahrtministerium setzi die Flagge bis zum Tage der Beisetzung Halbmast, und sämtliche Dienststellen der Luftwaffe setzen am Tage der Beisetzung Halbmast.

Das Beileid des Führers

Berlin, 1. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat der Witwe des tödlich verunglückten Eeneralstabschefs der Luftwaffe, Ge­neralleutnant Wever, sein Beileid mit folgenden Worten aus- gedrückt:

.Zu dem schweren Verlust, den Sie durch den Unglücksfall Ihres Mannes, des hochverdienten Eeneralstabschefs der Luft­waffe, erlitten haben, spreche ich Ihnen meine aufrichtigste Teil­nahme aus."

Generaloberst Eöring und Frau Eöring suchten am Mitt­woch nachmittag die Gattin des tödlich verunglückten Chefs des Generalstabes der Luftwaffe, Generalleutnant Wever, auf und «prachen, stu persönlich ihre Anteilnahme aus. Der Reichs- knegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Eeneral- feldmarschall von Blomberg, hat der Gattin des General­leutnants Wever kn einem Handschreiben sein aufrichtiges Bei­leid übermittelt.

Paris, 4. Juni. Am Douuerstag nachmittag nahm die Kammer die namentliche Abstimmung über die Wahl des Prä­sidenten vor. Danach ist Herriot mit 377 Stimmen zum Kam­merpräsidenten gewählt worden. Der rechtsgerichtete Abgeord­nete Balat erhielt ISS Stimmen.

Bereits einmal, im Jahre 1925, hat Herriot den Vorsitz det Kammer inne gehabt. Ais Kammerpräsident hat er sogar ein­mal eine Regierung gestürzt, indem er für kurze Zeit das Prä­sidium einem Stellvertreter überließ und als Abgeordneter den damaligen Ministerpräsidenten Briand in einer entscheiden­den Rede angriff und stürzte.

Herriot ist 1872 geboren. 1912 wurde er als Bürgermeister von Lyon in den Senat gewählt. 1915 trat er zum ersten Mal «üs Transport- und Ernährungsminister in das Kabinett Bri­and in ein Ministerium ein. 1924 wurde er zum ersten Mal Ministerpräsident. Nach seinem Sturz 1925 übernahm er den Po­sten des Kammerpräsidenten und wurde, nachdem er Briand ge­stürzt hatte, für vier Tage zum zweiten Mal Ministerpräsident. Unter Poincars war er Erziehungsminister. 1928 ging er «ach dem Kongreß der Radikalsozialisten von Angers in die Opposition, in der er vier Jahre blieb. Dann bildete er 1932 zum dritten Mal ein Ministerium, das aber nur vom Juli bis Dezember Bestand hatte. Herriot stürzte über die Frage der frän­kischen Schulden an Amerika. Bis vor wenigen Monaten war Herriot Vorsitzender der Radikalsozialistischen Partei.

Der Rücktritt Sarrauts angenommen

Paris, 4. Juni. Der Präsident der Republik hat das Riick- trittsgesnch der Regierung Sarraut angenommen und den bis­herige« Minister» seinen Dank für ihre Arbeit ausgesprochen.

Der Präsident hat daraus Leon Blum mit der Kabinetts­bildung betraut. Noch in der Nacht soll das neue Kabinett dem Präsidenten vorgestellt werde»

Leo» Vlmn beauftragt

Paris, 4. Juni. Der Vorsitzende der Sozialistischen Partei Leon Blum hatte kurz nach 18.00 Uhr eine Be­sprechung mit dem Präsidenten der Republik Lebrun. Die

Paris, 4. Juni. Den Bewohnern von Paris ist am Donners­tag, dem neunten Tage des Streiks, am unangenehmsten aus­gefallen, daß sie morgens auf dem Wege zur Arbeitsstätte und zum Büro nicht ihre gewohnten Zeitungen erhalten konnten. Durch den in den Nachtstunden auch auf das Zeitungsvertriebs­gewerbe ausgedehnten Streik wurde vor allem die Verteilung der Zeitungen nach den Vororten lahmgelegt. Selbst im Stadt- innern und in den Untergrundbahnhöfen konnte man an den Kiosken nur etwa zehn verschiedene Morgenblätter finden gegen sonst über 40. Der Versand der großen Pariser Blätter in die Provinz ist unmöglich gemacht worden.

Trotz der Besprechungen, die im Arbeitsministerium im Gang sind, breitet sich der Streik in Paris und seiner Umgebung aus und erfaßt immer mehr Verufsgruppen; so neuerdings auch die Lebensmittel-Industrie. Zwiebackfabriken, Vekleidungssirmen, Zuckerraffinerien sowie Möbel- und Margarinefabriken und Fleischereibetriebe. Man verzeichnet, wie derParis Midi" wißen will, bereits eine lebhafte Unruhe in wichtgen Nah­rungsmittelunternehmen. In den Vorstädten von Paris schlie­ßen die Tankstellen nach und nach ihren Betrieb.

Abbruch der Schlichtungsverhandlungen

Paris, 4. Juni. Der immer mehr uni sich greifende Streik in der französischen Metallindustrie dürfte eine weitere Verschär­fung durch den Beschluß der Arbeitgeber erfahren, die im Gange befindlichen Verhandlungen mit den Arbei­tern abzubrechen, weil diese nickt die Vorbedingung er­füllten, die bestreikten Fabriken zu räumen. In dem Schreiben an den Ministerpräsidenten wird zum Ausdruck gebracht, daß die gegenwärtige Lage einen revolutionären Charakter habe. Die Besetzung der Fabriken bedeute eine flagrante Verletzung des Eigentumsrechtes. Die Verhandlungen zwischen Arbeitge­bern und Arbeitnehmern hätten unter dem Vorsitz des Arbeits- Ministers bereits zwei wichtige Ergebnisse gezeitigt: Ge, verk- schaftsfreiheit und Arbeiterabordnungen. Die Verhandlungen hätten weitergehen sollen über die Frage des bezahlten Ur­laubs. Die Besetzung der Fabriken dehne sich aber immer weiter a»s und es drohe die Gefahr einer Lähmung des gesamten sran-

Besprechung dauerte etwas über eine Stunde. Dabei wurde Leon Blum mit der Kabinettsbildung beauf» tragt.

Anschließend besprach er sich mit den Vorsitzenden der beiden Kammern. Darauf begab er sich mit den neuen Kabinettsmitgliedern in das Elysse, um seine Regierung dem Staatspräsidenten vorzustellen.

Wie Leon Blum mitteilte, wird seine Regierung am Freitagnachmittag zu einem Kabinettsrat und am Sams­tagvormittag zu einem Ministerrat zusammentreten, um die Regierungserklärung zu beraten, die vor dem Parla­ment am Samstagnachmittag abgegeben wird.

Das Kabinett Leon Blum

Paris, 4. Juni. Das Kabinett Leon Blum hat folgende Zusammensetzung:

Ministerpräsident: Leon Blum;

3 Staatsmimster: Ehautemps, Paul Faure und Violette;

Aeußeres: Ivan Delbos;

Landesverteidigung und Krieg, gleichzeitig stellvertreten­der Ministerpräsident: Daladier;

Kriegsmarine: Gasnier-Duparc;

Luftfahrt: Pierre Cot;

Inneres: Salengro;

Justiz: Marc Rucart;

Nationale Erziehung: Jean Zay;

Finanzen: Vincent Auriol;

Nationale Wirtschaft: Spinasse;

Handel: Basttd;

Oeffentliche Arbeiten: Albert Bedouce;

Kolonien: Marius Moutet;

Post: Jardillier;

Landwirtschaft: Georges Monnet;

Pensionen: Albert Riviere;

Arbeit: Lebas;

Volksgesundheit: Henry Sellier.

Ferner wurden eine Anzahl Staatssekretäre ernannt, unter ihnen drei Frauen. So wurde Frau Jolliot-Eurie, die bekannte Nobelpreisträgerin, Unterstaatssekretärin für wissenschaftliche Forschung.

zösischen Wirtschaftslebens. Da die Regierung, so schließt das Schreiben, für das allgemeine Interesse des Landes zu sorge« habe und für das Wirtschaftsleben, von dem das Schicksal der Arbeiter abhängig sei, liege die Verantwortung nunmekr bei ihr.

Streikmeldungeu aus der Provinz besagen, daß allein in Lille am Donnerstag vormittag etwa 13 000 Arbeiter der Metallin­dustrie und der Webereien die Fabriken besetzt halten. In Lens find die Arbeiter der Eisenbahnwerkstätten in den Ausstand ge» treten. In Toulouse streiken mehrere Kraftwagenfabriken. Der Streik zieht auch die Pariser Zeitungen immer stärker in Mit­leidenschaft. Die letzten Ausgaben der Mittagszeitungen konn­ten bereits nicht mehr die Verlagsgebäude verlassen. Das viel gelesene AbendblattParis Soir" und das katbolische Blatt Le Croix" sind noch nicht erschienen. Es heißt, daß die Drucker in den Streik getreten sind.

Da die Oesfentlichkeit somit nur sehr unvollkommen über die Streiklage unterrichtet wird, kursieren in der Bevölkerung zahl­reiche Gerüchte, die dadurch weitere Nalirung erhalten, daß sich bereits in der vergangenen Nacht die Versorgung mit Lebens­mitteln sehr schwierig gestaltete. Die Verknappung der Waren führt bereits zu einem Anziehen der Preise. So wurde an der heutigen Warenbörse Weizen wegen des schwachen Angebots und wegen Anlieserungsschwierigkeiten um 1.5 bis 4 Franken höher notiert und Hafer 0,75 bis 1,5 Franken.

Die Anarchie hat lang genug gedauert

Temps" fordert Eingreifen Leon Blums

Paris, 4. Juni. DerTemps" beschäftigt sich mit der Streik­lage, wobei er erklärt,daß die Anarchie nun lange genug ge­dauert habe". Man müsse den Mut haben anzuerkennen, schreibe das Blatt, daß man vor einer Bewegung stehe, die Revolutions­manövern ähnlich sehe. Auf viele« Pariser Fabriken wehe di« rote Fahne. Die Lähmung der Industrie in der Provinz schreite fort. Die Erhebung dehne sich langsam auch auf öffentliche Un­ternehmungen aus. Alles gehe vor sich, als ob eine geheimnis­volle und mächtige Regierung neben der legalen Regierung herrsche. Die Eewerkschaftsoraaniiatione» seien vom Strom

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