Die Furcht vor der Nordseefahrt.
Kopenhagen, 22. Febr. Die Furcht vor der Nordseefahrt wächst, nach Mitteilungen an den „Lokrl- anzeiger", bei den dänischen Seeleuten in beunruhigendem Mähe. Gestern lagen nicht weniger als fünf Dampfer im Hafen, die nicht nach England abgehen können, weil sich die Mannschaft weigert, die Fahrt zu wagen. Aehnlich liegt der Fall bei mit Lebensmitteln beladenen Dampfern in anderen dänischen Häfen. Für Aarhus, Aalborg und Frederiks- haven bestehen die gleichen Schwierigkeiten hinsichtlich der englischen Route. Die Wfahrt einiger Dampfer ist nur nach Bewilligung höherer Kriegszulagen für die Mannschaft zustande gekommen.
(W.T.B.) Berlin. 23. Febr. Zahlreiche Dienstverweigerungen holländischer Seeleute werden laut einem Bericht des „Verl. Lokalanzeigers" aus Rotterdam gemeldet. So weigerte sich ein großer Teil der Mannschaft des Dampfers „Amstelström", der in der Nacht zum Sonntag Amsterdam verlassen sollte, wegen der Unterseeboots- und Minengefahren den Dienst weiter zu versehen. Auch die Mannschaften zweier weiterer Dampfer weigerten sich hartnäckig, unter den früheren Bedingungen die Fahrt anzutreten.
Der Untergang des „Belridge".
Hamburg, 22. Febr. Der im Kanal gesunkene, angeblich norwegische Dampfer „Belrtdge" ist, wie die i„Vosstsche Zeitung" erfährt, im Besitze eines englischen Reeders, der sowohl in London, als auch in Christiania Schiffskoniore besitzt. Seinen Schiffen steht es also frei, die englische oder die norwegische Flagge zu führen. In ähnlicher Lage befindet sich auch ein Reeder, der seine Geschäfte zugleich in London und in Madrid betreibt. Während des spanisch-amerikanischen Krieges hihte er die englische Flagge, um der Beschlagnahme durch die Amerikaner zu entgehen.
Ein spanischer Dampfer verunglückt.
London, 22. Febr. „Daily Mail" zufolge ist gestern bet Eoodwinsand ein Rettungsboot des spanischen Dampfers Horcio aus Bilbao gefunden worden. Es wird befürchtet, dah das mit Eisenerz nach Wefthartlepool bestimmte Schiff einen Unfall erlitten hat.
Italienische Maßnahmen.
(W.T.B.) Rom. 22. Febr. (Ag. Stef.) Der Marineminister hat mit Rücksicht auf die Bedingungen für die Schiffahrt in den nordwestlichen Meeren Europas, um die Erkennbarkeit der italienischen Schiffe zu erleichtern, angeordnet, daß die italien. Handelsschiffe, die die genannten Gewässer befahren, die Flagge stets gehißt halten und außerdem auf beiden Seiten rechtwinklig in großen Ausmaßen die nationalen Farben, ebenso wie die in der Flagge angeordneten, tragen sollen. Ferner soll der Name des Schiffes und sein Heimathafen in weithin sichtbaren Buchstaben angebracht werden. Nachts sind die Erkennungszeichen zu beleuchten. Die Kapitäne sind aufgefordert, sobald sie ein Unterseeboot sehen, die Maschinen anzuhalten und womöglich eine Mannschaft mit den Schiffspapieren zu dem Unterseeboot zu entsenden, um die Feststellung der Nationalität ihres Schiffes zu erleichtern.
Unsere Feinde und der Krieg.
Der amtliche englische Mordversuch.
(W.T.B.) Berin, 23. Febr. Aus Stockholm wird der „Voss. Zeitung" gemeldet: In Sachen der von Sir Casement erstatteten Anzeige wegen Mordversuchs hat die norwegische Regierung das Veweisergeb- nis der englischen Negierung zur Kenntnisnahme überreichen lassen. Der englische Gesandte Findlay soll am 1. März seinen Urlaub antreten.
Die Stimmung des Burenvolkes.
Amsterdam, 19. Febr, „Nieuwe van den Tag" berichtet nach dem südafrikanischen Blatt „Volks- stem", daß der Krieg den Parteistreit in Südafrika auf die Spitze getrieben habe. Im Provinzialpar- lament von Transvaal sagte ein Mitglied der Arbeiterpartei, Botha und Smuts hätten das Vertrauen des Volkes unwiederbringlich verloren. Man erwartet, daß bei den nächsten Wahlen die Votha- partei und die britisch-unionistische Partei verlieren, die Herzogpartei und die Arbeiterpartei aber gewinnen werden.
Innere Strömungen in Frankreich.
Köln, 22. Febr. Die „Deutsche Tageszeitung" übernimmt einen Bericht an die „Kölnische Zeitung", wonach zwischen Poincare und einer Gruppe von Staatsmännern, zu denen Clämenceau uud Caillaux gehören, eine Spannung eingetreten sei. In dem
Pariser Briefe an die römische „Tribuna", auf den sich jene Mitteilung gründet, wird gesagt, daß PoincarL den Krieg um jeden Preis wollte, während Caillaux mit Deutschland verhandeln wollte. Die Wahl des Königs Albert der Belgier zum Könige von Frankreich werde in weiten Kreisen Frankreichs befürwortet. Es haben bereits mehrere geheime Versammlungen in dieser Sache stattgefunden. König Albert genieße heute in Frankreich eine Volkstümlichkeit, wie sie keiner der Kronprätendenten besitze.
Berlin, 21. Febr. Aus Rosendaal wird dem „Lokalanzeiger" gemeldet: Aus Le Have wird berichtet, daß Marineminister Augagneur amtsmüde sei und wohl Ende Februar aus dem Amte scheiden werde. Augagneur hatte mit dem Kriegsminister Millerand einige sehr erregte Auftritte. U. a. wurde ihm von Millerand zum Vorwurf gemacht, daß er Journalisten gegenüber Dinge ausspreche, die geeignet seien, das Vertrauen in die Sache der Verbündeten zu erschüttern.
Die Iahresklasse 1916 in Frankreich.
Lyon, 20. Febr. Der Nouvelliste meldet aus Paris: Die Iahresklasse 1916 wird am 20. März einberufrn werden.
Russische Phantasie.
Budapest, 22. Febr. Aus Sofia wird laut „Lokal-Anzeiger" gemeldet, es seien dort Berichte eingetroffen, wonach die Russen bei Odessa eine Armee konzentrieren, deren Aufgabe es sein werde, nach erfolgter Ausschiffung in Midia Konstautinopel vom Lande her anzugreifen.
Rußland und der chinesisch-japanische Konflikt.
(W.T.B.) Petersburg, 22. Febr. Der „Rjetsch" schreibt über den chinesisch-japanischen Konflikt: Das, was man für eine Zeitungsente hätte halten können, hat sich als eine Tatsache herausgestellt. Das weite Programm, das in der Erklärung der Tokioter Regierung enthalten ist, verwandelt die politische Unabhängigkeit Chinas in eine Fiktion. Wichtiger ist, daß die Vereinigten Staaten von Amerika die Monopolisierung des chinesischen Marktes nicht zulassen können. Wenn die japanische Negierung trotzdem fest entschlossen ist, die Verwirklichung ihrer Forderungen durchzusetzen, so ist sie offenbar bereit, es auf einen Konflikt mit den Vereinigten Staaten ankommen zu lassen, der in beträchtlichem Grade die Weltkatastrophe kompliziert.
Die Neutralen und der Krieg.
Die Kriegshetzer in Italien.
(W.T.V.) Rom. 22. Febr. Die offizielle sozialistische Partei hielt gestern hier eine Versammlung ab, in der für die Neutralität und gegen den Krieg Stellung genommen werden sollte. Republikaner störten die Versammlung, die schließlich abgebrochen werden mußte. Polizei zerstreute die Ruhestörer. — Man sollte meinen. Sozialisten und Republikaner verfolgen dasselbe Ziel. Jedoch trennen beide verschiedene Anschauungen. Die italienischen Republikaner bilden die „Bourgoisie", wie sie bisher in Frankreich zum Verderben des Volkes geherrscht hat, eine Clique Finanziers und ehrgeiziger Geschäftspolitiker, die das Volk mit freiheitlichen Phrasen beglücken und es auf gute Art und Weise an der Nase rumfiihren. Ein Vergleich der Verhältnisse in der sozialen Gesetzgebung und der Steuerverteilung zwischen Deutschland und Frankreich stellt das wahre Gesicht der französischen Republik dar; der bekannte Wahlspruch „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" bedeutet nichts als eine greuliche Fratze. Eine ähnliche „Republik" wünschen sich auch die italienischen Glaubensbrüder dieser politischen Richtung. Die Schriftl.
Slimumngsumschwung in Rumänien.
Bukarest, 22. Febr. Rumänische Blätter stellen jetzt laut „Deutscher Tageszeitung" fest, daß sich in der Gesellschaft seit dem Zusammenbruche der russischen Offensive in Ostpreußen ein bedeutender Stimmungsumschwung vollzogen hat. Die Sympathien gegenüber Rußland sind zurückgeganen. und man hört wieder den bestimmten Wunsch, die Regierung solle auf keinen Fall ihre Neutralität aufgeben. Die Stimmungen und Ereignisse haben anscheinend auch auf die Bukarester diplomatische Vertretung Rußlands eine einschneidende Rückwirkung ausgeübt. Bekanntlich war der russische Gesandte plötzlich abgereist. Jetzt vernimmt man über die Angelegenheit, der Gesandte habe eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Vratianu gehabt und daraufhin seine Reise nach Petersburg zum Zaren angetreten.
Was man gern möchte.
(W.T.B.) Wien, 22. Febr. Das „Wiener K. K. Tel.-Corr.-Bur." ist ermächtigt, ausdrücklich festzu
stellen, daß die aus dem „Universul" stammende Nachricht über einen Zusammenstoß österreichischungarischer und rumänischer Truppen bei Verciorova, die nunmehr auch vom Pariser „Matin" und von der Petersburger „Birschewija Wjedomosti" mit Linzel- angaben über den Namen des Kommandanten und die Verluste gebracht wurde, auf tendenziöser Erfindung beruht.
Vermischte Nachrichten.
Eine Mahnung des Kaisers.
Königsberg, 22 Febr. Im Tone ernster Mahnung erklärte der Kaiser, wie wir in der „Deutschen Tageszeitung" lesen, während seiner Anwesenheit in Lötzen dem Kommandanten der Feste Doyen gegenüber, von einem jeden Deutschen erwarte er, daß er in dieser Zeit mit Nahrungsmitteln Haushalte, namentlich aber mit Kartoffeln. Unter keinen Umständen dürften diese als Viehfutter dienen.
Die Ueberlebenden des „Blücher".
Berlin, 22. Febr. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeiger" aus Köln haben die Ueberlebenden des „Blücher" ihren Angehörigen schriftlich Mitteilen können, daß von der Besatzung des „Blücher" 234 Mann durch englische Torpedoboote gerettet worden seien. Sie seien von den englischen Seeleuten sehr gut ausgenommen worden.
Ein russisches Urteil über unsere Soldaten.
Berlin, 22. Febr. Ein russisches Urteil über unseren Landsturm und unsere Freiwilligen findet sich laut „Deutscher Tageszeitung" im „Rjetsch". Der Landsturm besitze vorzügliche Soldaten. Sie seien selbstbewußt und von der großen Aufgabe vollkommen erfüllt. Auch die Freiwilligen seien nach einem oiermonatigen Dienst vollwertige Soldaten und sie hätten alle gute Schulbildung genoffen. Die Unterschätzung des Gegners habe sich schon im japanischen Kriege gerächt.
Rückkehr der flüchtigen Belgier.
Berlin, 22. Febr. Mit den letzten Schiffen sind aus England, so wird dem „Berliner Tageblatt" aus Amsterdam gemeldet, zahlreiche Belgier in Vlisstngen angekommen, die noch vor dem 1. März in die Heimat zurücklehren wollen, um der bevorstehenden Strafbesteuerung zu entgehen.
Rücktritt des luxemburgischen Ministeriums.
Luxemburg, 22. Febr. Das luxemburgische Ministerium, bestehend aus Staatsminister Eyschen und den Generaldirektoren Mongenast, de Wana und Braun, ist heute um seine Entlassung eingekommen.
Die Behandlung der englischen Gefangenen.
London, 21. Febr. Die „Times" veröffentlichen einen Brief von den Eltern eines englischen Gefangenen in Ruhleben, in dem gesagt wird, sie hätten direkte Beweise dafür, daß die Gefangenen von den deutschen Behörden rücksichtsvoll und freundlich behandelt werden.
Caruso singt für Frankreich.
Berlin, 19. Febr. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" aus Zürich beginnt am 2. März in Montkcarlo eine Opernsaison, deren Ertrag für die französische Kriegsfürsorge bestimmt ist. An der Spitze des Ensembles steht Caruso, der eigens aus Amerika herübergekommen ist.
Deutsche Flieger in England.
London» 22. Febr. Reuter meldet: Gestern abend zwischen 8 und 9 Uhr wurde ein Flugzeug über Essex wahrgenommen. Eine Bombe wurde abgeworfen. Sie fiel auf ein Feld dicht bei Bromtree, ohne Schaden anzurichten. Eine andere Bombe schlug in den Garten eines Hauses bei Colchester ein. Das Haus wurde leicht beschädigt, niemand wurde verletzt.
Aus Stadt «ud Land.
Cal», den 23. Februar 191S. Das Ueberschrelten von Höchstpreise».
Wegen Ueberschreitung der Höchstpreise standen 22 Personen, meist Landwirte, aus dem Gerichtsbezirk Ellwangen in der Gegend von Giengen a. Br. vor der Strafkammer. Vor dem Inkrafttreten des Gesetzes über Höchstpreise von Gerste war der Preis pro Zentner 12 Mk. bis 12,50 Mk. Das Gesetz bestimmte für gut gereinigte Gerste, den Hektoliter von über 68 Kilo angesehen, als Höchstpreis 11,10 Mk. pro Zentner. Diese Feststellung vevanlaßte die Produzenten mit dem Verkauf von Gerste zurückzuhalten, so daß die Bierbrauereien und Malzfabriken