Der gewaltige Sieg Hindenburgs ia Masuren.

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Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Zur Lage.

Das Ergebnis derWinterschlacht in Masuren", wie diese denkwürdige Vefreiungsschlacht Ostpreußens von nun an in der Weltgeschichte auf ewige Zeiten eingegraben sein wird, ist selbst für unsere verwöhn­ten Ansprüche ein Ereignis, das geradezu überwäl­tigend gewirkt hat. Man denke sich in einer offenen Feldschlacht eine Gefangenenzahl von über 100 000 Mann! Dazu das unermeßliche Kriegsmaterial. Wir können an diese militärische Glanzleistung aller­ersten Ranges die besten Hoffnungen knüpfen, nicht nur inBezug auf die außerordentliche Schwächung des Feindes, die selbst für die Russen einen unersetzlichen Aderlaß bedeutet, sondern auch nach strategischer und politischer Richtung hin.

Der letzte Tagesbericht bringt schon Andeutung­en über das erfolgreiche Borwärtsschreiten der deut­schen Offensive jenseits der ganzen ostpreußischen Grenze gegen die russische Festungslinie Lomscha- Ossowiez-Grodno, und wir werden wohl in der näch­sten Zeit von diesem Teil des östlichen Kriegsschau­platzes bedeutsame Nachrichten zu gewärtigen haben, denn allem Anschein nach setzt die deutsche Heeres­leitung alles daran, den russischen Rückzug in Nord- volen nicht zum Halten kommen zu lassen. Unterdes­sen geht wahrscheinlich der Kampf gegen Warschau seinen Weg weiter und unsere Verbündeten voll­führen mit deutscher Hilfe auf dem rechten Flügel der Front dasselbeGeschäft", wie unsere Truppen in Ostpreußen. Die beiden russischen Heeresflügel sind in andauerndem Rückfluten unter ungeheuren Verlusten begriffen, die sich nach oberflächlicher Schätzung in den letzten 14 Tagen allein auf diesen beiden Kampfplätzen auf mindestens 300 000 Mann, zusammen mit Toten und Verwundeten, belaufen dürften.

Der westliche Kriegsschauplatz trägt immer noch den Charakter örtlicher Kämpfe, die sich namentlich im Zentrum, um Verdun, und anscheinend auch am Kanal, heftig gestalten. Die wiederholt angekiindigte und versuchte Offensive Joffres will eben nicht vor­wärts kommen, und das trotz der angeblichen Ent­blößung der deutschen Westfront infolge der Offensive im Osten. Die bisherigen Offensivversuche der Fran­zosen und Engländer brachten uns wesentliche Fort­schritte im Elsaß und in den Vogesen, und besonders scheint auch Verdun von unfern Truppen stark be­droht zu werden. Auch am Kanal sind die deutschen Gegenangriffe nach neutralen Berichten tüchtig vor­wärts gekommen.

Die militärische Lage auf dem Kontinent ist also für uns angesichts der zahlenmäßigen Ueberlegenheit unserer Feinde so günstig wie nur irgend möglich. Und daß wir auch die Herren Engländer zur Aende- runq ihrer Ansicht über den Krieg als Geschäft be­kehren werden, das werden allen Anzeichen nach die nächsten Wochen zeigen.

Diese durchaus günstige militärische Situation scheint aber auch von Einfluß auf die Gestaltung der diplomatischen Lage zu werden. Wir hören vom Bal­kan merkwürdige Stimmen, die von einem baldigen Eingreifen Bulgariens gegen Serbien und damit zu Gunsten der Zentralmächte zu berichten wissen, und auch in Rumänien hat sich anscheinend ein star­ker Stimmungsumschwung vollzogen. Die Bezieh­ungen Italiens zu den Zentralmächten sind zur Zeit wie es heißt der Gegenstand eifrioer Verhandlungen, die jetzt wohl zu einem für alle Teile befriedigenden Ergebnis führen dürften und Japan ist durch die chinesisch-japanischen Verwicklungen derart in An­spruch genommen, daß es als Faktor für die euro­päische Auseinandersetzung nicht mehr in Betracht kommt. O. 8.

Die Gesamtbeule in Ostpreußen.

(W.T.B.) Berlin. 22. Febr. Die Verfolgung nach der Winterschlacht in Masuren ist beendet. Bei der Säuberung der Wälder nordwestlich von Grodno nnd bei den in den letzten Tagen gemeldeten Gefech­ten im Bobr- und Narewgebiet wurden bisher 1 kommandierender General. 2 Divisionskommandeure, 4 andere Generäle und annähernd 40000 Mann ge­fangen. 75 Geschütze, eine noch nicht festgestellte An­zahl von Maschinengewehren nebst vielem sonstigen Kriegsgerät erbeutet.

Die gesamte Beute aus der Winterschlacht in Masuren steigt damit bis heute auf 7 Generäle» über 100 000 Mann, über 150 Geschütze und noch nicht an­nähernd übersehbarem Gerät aller Art einschließlich

Maschinengewehren. Schwere Geschütze und Muni­tion wurde vom Feind mehrfach vergraben oder in den Seen versenkt. So sind gestern bei Lötzen und im Widminnersee 8 schwere Geschütze von uns ausge­graben oder aus dem Wasser geholt worden.

Die 10. russische Armee des Generals Baron Sieoers kann hiermit als völlig vernichtet angesehen werden.

Die deutsche amtliche Meldung.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 22. Febr. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Oestlich Ppern wurde gestern wieder ein feindlicher Schützengraben genommen. Feindliche Gegenangriffe auf die ge­wonnenen Stellungen blieben erfolglos.

In der Champagne herrschte auch gestern ver­hältnismäßig Ruhe. Die Zahl der von uns in den letzten der dortigen Kämpfe gefangen genommenen Franzosen hat sich auf 15 Offiziere und über 1000 Mann erhöht. Die blutigen Verluste des Feindes haben sich als außergewöhnlich groß herausgestellt.

Gegen unsere Stellung nördlich Berdun hat der Gegner gestern und heute nacht ohne jeden Erfolg angegriffen. In den Vogesen wurden die Orte Hoch­rod und Stoßweiler nach Kampf genommen. Sonst nichts Neues.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Wie in unserm Extra­blatt bereits gemeldet, kann die 10. Armee als völlig vernichtet angesehen werden.

Neue Gefechte beginnen sich bei Grodno und Suchawola zu entwickeln. Die gemeldeten Kämpfe nordwestlich Ossowiec und Lomza sowie in Pras- niez nehmen ihren Fortgang.

In Polen südlich der Weichsel nichts Neues.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(W.T.B.) Wien, 22. Febr. Amtliche Mitteilung vom 22. Febr.. An der Front in Russisch-Polen und Westgalizien Artilleriekämpfe und Geplänkel. Ver­einzelte Vorstöße des Feindes wurden mühelos ab­gewiesen. In den Karpathen zahlreiche russische An­griffe die im westlichen Abschnitte auch während der Nacht andauerten. Alle diese Versuche, bis zu unseren Hindernislinien vorzugehen, scheiterten unter großen Verlusten für den Feind. Südlich des Dnjestr ent­wickeln sich die Kämpfe in größerem Umfange. Eine starke Gruppe des Feindes wurde gestern nach länge­rem Kampfe geworfen, 2000 Gefangene gemacht, 4 Geschütze und viel Kriegsmaterial erbeutet. Die in einem offiziellen russischen Communiqus als falsch bezeichnete Summe von 28 000 Mann Kriegsgefan­genen. die unsere Truppen bis vor einigen Tagen in den Karpathenkämpfen seit Ende Januar einge­bracht haben, hat sich mittlerweile erhöht und ist auf 64 Offiziere, 40 806 Mann gestiegen. Hinzu kommen 34 Maschinengewehre und 9 Geschütze.

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Der Sieg in Ostpreußen in russischer Beleuchtung.

Amsterdam, 22. Febr. DiePetersburger Te- legraphen-Agentur" verbreitet eine vom 21. Febr. datierte offizielle Schilderung der russischen Nieder­lage in Masuren, die von hier demLokalanzeiger" übermittelt wird: Nachdem der deutsche Generalstab sich in verschiedenen hartnäckigen Angriffen, die ent­setzliche Opfer gekostet hatten, von der Unmöglichkeit hatte überzeugen müssen, uns vom linken Weichsel­ufer zu vertreiben, schritt er Mitte Januar zur Aus­führung eines neuen Plans. Nach Bildung verschie­dener neuer Armeekorps in Deutschland und unter Heranziehung anderer aus dem Westen machte die deutsche Heeresleitung mit großem Vorteile Gebrauch von dem außerordentlich entwickelten Eisenbahnnetz Deutschlands. Dies ermöglichte es ihr, eine bedeu­tende Truppenmacht nach Ostpreußen zu werfen und mit der Aufgabe zu betrauen, unsere 10. Armee in ihren verstärkten Stellungen zu schlagen. Um den Erfolg dieser Operationen zu sichern, brachte die deutsche Heeresleitung auch einen Teil ihrer Truppen von den Vzura- und Rawka-Fronten nach dem rech­ten Weichseluser. Die Vorbereitungen zu diesen Operationen wurden bereits am 4. Febr. beobachtet, doch konnte ihr Umfang erst einige Tage später fest­gestellt werden. Um mit der nötigen Schnelligkeit die erforderlichen russischen Truppen an der Front in Ostpreußen zusammenzubringen und um dem Drucke des Feindes widerstehen zu können, beschlossen die russischen Befehlshaber, mit Rücksicht auf den Eisen­bahnmangel das russische Heer an die Grenze zurück-

zubringen und noch weiter zurück in der Richtung des Njemen und des Bobr. Bei diesen Operationen wurde jedoch der rechte Flügel der 10. Armeee durch eine vorgedrungene starke feindliche Macht mit Umziing- lung bedroht und zu einer sehr schnellen llmschweuks- bewegung in der Richtung auf Kowno gezwungen. Infolge dieser schnell ausgefiihrten Operation wurde wiederum die Flanke des folgenden Korps entblößt und kam in eine äußerst schwierige Lage. Sich dieser zu entziehen, war nur einigen abgesonderten Abtei­lungen möglich. Andere Korps der 10. Armee, die sich mit Hartnäckigkeit durchschlugen, zogen sich lang­sam zurück, indem sie dabei den angreifenden Feind tapfer abwiesen und ihm schwere Verluste zufügten. Außerordentlich erschwert wurden die Operationen durch den tiefen Schnee. Dieser machte die Straßen für Autos unbenutzbar. Deshalb blieb der Train zurück und konnte seinen Bestimmungsort nicht er­reichen. Langsam, Schritt für Schritt zurückweichend, boten die Truppen, die den linken Flügel unserer 10. Armee bildeten, dem Feind neun Tage lang Wi­derstand, und das auf einer Wegstrecke, die sonst in vier Tagen durchmessen werden kann. Am 19. Febr. kamen unsere Truppen, während sie sich auf Augu- stow zuriickzogen, aus dem Kampfgebiete und nah­men die ihnen angewiesenen Stellungen ein. In­zwischen entwickelte sich die deutsche Front in der Umgebung von Ossowiec auf dem Wege von Lomsha nach Edkabno nördlich Kadzialy. An einigen Punk­ten waren diese Kämpfe sehr hartnäckig.

Die Kümpfe auf der Westfront.

Haag, 22. Fer. Ein Bericht derTägl. Rund­schau" gibt eine Aeußerung des LondonerDaily Chronicle" wieder, es sei an der südlichen Westfront eine erheblich lebhaftere Angriffsbewegung der ver­einigten Franzosen und Engländer festzustellen. Der Pariser Korrespondent des genannten Battes führt die lebhaftere Gefechtstätigkeit darauf zurück, daß in der ersten Februarhälfte weitere Zufuhren englischer Truppen eintrafen, durch die die bereits im Januar angelangten englischen Streitkräfte in solchem Maße verstärkt wurden, daß die englischen Truppen jetzt über drei Viertel der gesamten französischen Front anscheinend bereits bis über Reims hinaus verteilt sind. Dieses Verfahren werde auch weiter­hin beobachtet werden, zumal die in den Argonnen kämpfenden Franzosen dringend Verstärkungen nötig hätten, und da außerdem die Bedrohung von Verdun zwar langsam, aber doch stetig wachsend gefährlicher werde. An der Pser-Front sind jetzt 10000 von bel­gischen und französischen Offizieren ausgebildete bel­gische Soldaten geschickt worden. Ebenso hat das bel­gische Heer jetzt zur Beschleunigung seiner Truppen­bewegungen und seiner Munitionszufuhr weitere hundert Londoner Auto-Omnibusse erhalten. Eine gewisse Schwächung der Front sei allerdings durch die Fortnahme gewisser Teile der indischen Truppen und der französischen Marineinfanterie eingetreten.

Amsterdam. 22. Febr. LautVoss. Zeitung" meldet derTelegraaf" aus Sluis: Der Kampf um Ppern wütet besonders an zwei Punkten, im Gebiet von Vecelaere-Zillebeke und weiter an der Eisen­bahn Ppern-Rousselaere und dann nördlich des Ka­nals von Dixmuiden in der Gegend von Bixschote.

Der Kampf gegen England.

UnsereV*-Boote an der Arbeit.

(W.T.B.) Berlin. 23. Febr. Nach demBerl. Lokalanzeiger" meldetLorriere della Sera" aus London: Am 21. d. M., 6 Uhr abends, wurde in der Irischen See wenige Meilen von Belfast ein weiterer englischer Dampfer, das kleine KohlenschiffDown- shire", von einem deutschen Unterseeboot vernichtet. Der Besatzung wurde von dem Unterseeboot eine Frist von 5 Minuten zum Besteigen der Boote gegeben.

Die englische Flagge verschwindet.

(W.T.B.) Kopenhagen, 22. Febr.Politiken" schreibt: Heute ist hier der erste Dampfer aus Eng­land seit der Blockade eingetroffen. Er war am 18. Febr. aus Goole abgefahren. Er fuhr die englische Küste entlang. Der Kapitän erklärte, die englische Flagge sei von der Nordsee verschwunden. Cr habe auf der ganzen Fahrt von der englischen Küste bis zu den Faröer-Jnseln kein einziges Schiff unter eng­lischer Flagge gesehen, sondern nur Kauffahrteischiffe mit neutraler Flagge. Der DampferKnuthenborg" von Kopenhagen erhielt neue Mannschaft und se­gelte gestern nach Newcastle ab. Die Schwierigkeiten bei den anderen Dampfern sind noch nicht erledigt.