weis der Deutschen Reichsbank, so erkenne man, dag der Geldumlauf in Deutschland normal sei. Auch außerordentliche Finanzoperationen würden dort mit großer Leichtigkeit vollzogen. Frankreich allein sei gegen die wirtschaftliche Versumpfung ohnmächtig. Das Blatt schließt: Wir wollen siegen und dürfen uns deshalb ein solches Armutszeugnis nicht aus- steilen.

Noch 17000 Personen in de» französischen Konzentrationslager«.

(W.T.B.) Paris, 9. Febr. Der Minister des In­nern antwortete auf die Frage eines Delegierten, ob die Nachricht, daß Deutschen, Oesterreichern und Ungarn Berechtigungsscheine zum Aufenthalt in Frankreich ausgestellt worden seien, richtig sei, daß nur denen die Berechtigung erteilt wurde, deren Söhne in der französischen Armee Dienst tun. Bisher wurden nur 90VV deutsche, österreichische und unga­rische Frauen und Männer unter 17 Jahren und über 80 Jahren über die Schweiz heimbefördert. In den Konzentrationslagern befinden sich noch 17 000 Per­sonen.

aus Brüssel schreibt: Die 21 amerikanischen Repub­liken der Panamerikanischen Union haben eine Kom­mission ernannt, deren Vorsitzender Bryan ist. Von ihr ist der Vorschlag ausgegangen, alle neutralen Länder sollten zu einer internationalen Konferenz zusammentreten, die die Aufgabe hätte, die Rechte der Neutralen in diesem Kriege festzulegen. Dieser Vorschlag verdient, von den neutralen Staaten Europas, namentlich von Holland und den skandi­navischen Ländern, ausgenommen zu werden. Auch der Papst würde zweifellos an einem Vorgehen in diesem Sinne teilnehmen. Wie wir aus Kreisen der Kurie vernehmen, hält sich der Papst bereit, zugun­sten des Friedens einzugreifen. Um diplomatische Schwierigkeiten zu vermeiden, wird er seine Vermit­telung nicht anbieten, sondern sich persönlich an die Staatsoberhäupter der gewinnenden Länder wen­den, um seine Vermittelung bedingungslos zur Ver­fügung zu stellen.

Tagung

des Preußischen Abgeordnetenhauses.

Die russischen Sozialisten.

Krakau. 7. Febr.Glos Naroda" entnimmt einem Berichte der russischen sozialistischen Partei: Nach dem anfänglichen Ueberschäumen des nationa­len Chauvinismus ist jetzt in Rußland Ernüchterung eingetreten, und in dieser Richtung wirken trotz un­geheuren Schwierigkeiten die russischen sozialistischen Dumaabgeordneten mit großem Erfolg. Die ent­stehende, gegen das herrschende Regime gerichtete Be­wegung werde bereits in nächster Zeit einen solchen Umfang annehmen, daß im ganzen Lande ein Sturm entstehen wird, wie er noch nicht erlebt wurde.

Die österreichisch-italienischen Kriegsgefangenen in Rußland.

Rom, 9. Febr. Nach hier bekannt gewordenen Mitteilungen der russischen Regierung beläuft sich die Zahl der kriegsgefangeneu Oesterreicher italieni-! scher Nationalität angeblich auf 3227, die abgeson-l dert von den übrigen Gefangenen untergebracht! seien. Rußland konnte jedoch, angeblich wegen Zeit- j mangels, bisher kein Namensverzeichnis aufstellen.!

Gin japanischer Panzerkreuzer gestrandet.

Tokio, 9. Febr. Die japanische Admiralität gibt bekannt, daß der PanzerkreuzerAsama" an der Küste von Mexiko auf ein Riff gelaufen ist.

Die Neutralen und der Krieg.

Bulgarien bereit.

Köln, 9. Febr. DieKöln. Zeitung" meldet aus Zürich: Nach einer Meldung desGiornale d'Jtalia" aus Sofia haben die bulgarischen Reservisten Wei­sung erhalten, sich bereit zu halten. Nach einer Mel­dung der MailänderJtalia" unternahmen die Ge­sandten des Dreiverbandes neuerdings erfolglose Bemühungen in Sofia. Der Ministerrat hat den Gesandten erklärt, die Regierung und das Volk seien einig in der Auffassung, daß Bulgarien Kom­pensationen verlangen müsse, die seine nationalen Ansprüche befriedigen könnten. Man will jetzt nur noch die Ankunft Ghenadiews aus Rom abwarten.

Italienische Bereitschaft.

Rom. 9. Febr. Nach dem römischen Amtsblatt werden die Soldaten der zweiten Kategorie der Zahraanae 1883 uud 1894 bis zum 31. Mai unter den Waffen behalten.

Italien und die englische Seepolitik.

Mailand, 9. Febr. Wie dieUnione" aus Paris meldet, ist der Durchgangsverkehr Paris- London wieder unterbrochen. Es werden seit Don­nerstag keine direkten Fahrkarten nach London mehr ausgegeben. Die italienischen Schiffahrtsge­sellschaften sind,Terra" zufolge, angewiesen worden, jede Anhaltung ihrer Handelsschiffe im Mittelmeer durch englische Kriegsschiffe in Zukunft sofort dem Ministerium des Aeußern zur Kenntnis zu bringen.

Russische Anleihe in Amerika.

(W.T.B.) London, 9. Febr. DieMorning Post" meldet aus Washington: Rußland erhielt von der Morqangruppe eine Anleihe von 5 Millionen Pfund Sterling. Das Syndikat besteht aus 18 leitenden Bankfirmen. Der Zinsfuß betragt etwas über 6 Prozent.

Die Rechte der Neutralen.

Amsterdam, 8. Febr. DieTjid" veröffentlicht lautVoss. Zeitung", einen Bericht des General­sekretärs des internationalen Arbeiterverbandes, der

(W.T.B.) Berlin, 9. Febr. Im Preußischen Ab­geordnetenhause führte Finanzminister Dr. Lentze bei Einbringung des Etats etwa Folgendes aus: Wenige Monate nach Einbringung des letzten Etats haben uns Rußland, England und Frankreich ge­meinsam überfallen, um uns zu vernichten. Nie ist ein friedliches Volk schmählicher überfallen worden, aber auch niemand hat sich so gründlich verrechnet, wie unsere Feinde. Unsere unvergleichlichen Trup­pen stehen nach Ost und West in Feindesland. Un­sere Flotte hat dafür gesorgt, daß England einen An­griff auf unsere Küste bisher nicht gewagt hat. Je­dermann in unserem Volk ist felsenfest davon durch­drungen, daß wir siegen wollen und auch siegen wer­den, so große Opfer der Krieg von uns auch erfordert. Die Staatsregierung hat durch große Staatsaufträge Arbeitsgelegenheit verschiedenster Art geschaffen und Handel und Wandel belebt. Nur wo es an Arbeits­kräften mangelte, wurde von der Ausführung ge­planter Bauten abgesehen. Auch der Krieg selbst hat sich als starke Quelle neuer Arbeitsgelegenheit er­wiesen. Ueberall im Lande ist die Arbeitslosigkeit von Tag zu Tag zurückgegangen. Die Landwirtschaft hat ihre Ernte zu guten Preisen abgesetzt, so daß der Krieg in wirtschaftlicher Hinsicht uns noch keine zu harten Wunden geschlagen hat. Unsere Volkswirt­schaft ist durchaus im Stande, den gegenwärtigen Zu­stand noch lange zu tragen.

An einen Wiederaufbau der Provinz Ostpreußen und der vom Kriege betroffenen westpreußischen Kreise ist zur Zeit noch nicht zu denken. Wir müssen uns mit der Abstellung der derzeitigen Not begnü­gen. Die Flüchtlinge sind in den verschiedensten Pro­vinzen und in Mecklenburg auf Staatskosten unter­gebracht. Der Verschleuderung des Viehes ist nach Möglichkeit vorgebeugt. Die Hauptaufwendungen kommen erst nach dem Friedensschluß. Zu unserem Glück ist unsere Landwirtschaft unter dem Schutze der seit Jahren befolgten Wirtschaftspolitik so leistungs­fähig geworden, daß sie durchaus im Stande ist, unser Land mit Brot und Fleisch zu versehen. Es sind nur Vorsichtsmaßregeln erforderlich. Wir haben Brot­getreide und Lebensmittel genug und da auch unser wirtschaftliches Leben vorwärts geht und unsere Truppen zu Wasser und zu Lande vom Willen zum Siege beseelt sind, dürfen wir getrost hoffen, die Feinde niederzuringen. Preußen und das Reich werden aus diesem Kriege fester und unangreifbarer erstehen.

Sozialdemokratische Erörterungen.

(W.T.B.) Berlin, 9. Febr. Abgeordneter Hirsch (Soz.) erklärt namens seiner Partei, diese erwarte, daß dem Kampfe gegen die Arbeiter, die Sozial­demokratie und die Gewerkschaften ein Ende gemacht werde. Sie fordere vor allem die Beseitigung des Dreiklaffenwahlrechts und die Einführung des all­gemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahl­rechts. Sie hoffe, daß unter dem Einfluß des Frie­denswillens insbesondere der Arbeiterklaffe aller Länder ein baldiger gesicherter Friede zustande kom­men werde. Abgeordneter v. Heydebrand (Kons.) erklärt im Auftrag der übrigen Parteien des Hau­ses, auch diese hätten Wünsche und Beschwerden, wür­den sie aber zu einer Zeit und an einem Orte, wo es nach ihrer Meinung paffender sein würde, Vor­bringen. In der Zeit dieses Existenzkampfes, wie ihn die Welt noch nie gesehen habe, erwarte das preu­ßische Volk nicht Klagen und Beschwerden von seiner Vertretung, sondern Entschlossenheit und Einigkeit, und das preußische Volk ist bereit, dieser Situation gegenüber Opfer zu bringen. (Abgeordneter Lieb­knecht (Soz.) ruft: Sie haben nicht das Recht, im Namen des Volkes zu sprechen. (Pfuirufe und Rufe: Liebknecht!) Heydebrand schließt: Die Aufgabe die­

ser Stuirde ist Pflichterfüllung, Opferwilligkeit, Kampf, Sieg, einiges Zusammenstehen. (Brausender langanhaltender Beifall und Händeklatschen.) Hier­auf werden der Etat sowie der Gesetzentwurf betref­fend Beihilfen zu Kriegswohlfahrtsausgaben der Gemeinden und Gemeindeverbände ohne weitere Be­sprechung der verstärkten Budgetkommiffion über­wiesen. Damit ist die erste Beratung des Etats be­endigt. Nächste Sitzung Montag, 15. Febr. Zweite Beratung des Etats. Schluß 3^ Uhr.

Vermischte Nachrichten.

Vorzüglicher Stand der Neichsbank.

(W.T.B.) Berlin, 9. Febr. Hinsichtlich des Goldbestandes kann der Reichsbankausweis alsrecht erfreulich" bezeichnet werden, da die Goldzufuhr fcfft das Doppelte wie in den Vorwochen beträgt. Der neue Zustrom an Gold stammt lediglich aus dem in­neren Verkehr und alle gegenteiligen Behauptungen des feindlichen Auslandes gehören in das Reich der Fabel. Durch die Zunahme des Goldbestandes hat sich der Silberbestand auf 45,9 Millionen und der Bestand an Darlehenskaffenscheinen um 19,6 Milli­onen und um weitere 45,2 Millionen vermindert, weil eine weitere Entlastung der Darlehenskassen stattgefunden hat. Der gesamte Bestand der Reichs­bank an Darlehenskaffenscheinen beträgt nur noch 194,5 Millionen, ein Beweis dafür, wie töricht auch hier wieder die Bemerkungen des feindlichn Auslan­des sind, daß die Aktionskraft der Reichsbank durch die Darlehenskassenscheine wesentlich gehoben werde. Von dem Notenumlauf entfallen Ä74 Millionen oder 18 Millionen mehr als am 30. Jan. auf kleine Noten. Die Golddeckung der Noten beträgt 47 A> ge­gen 46,4, die Deckung der Noten durch den Barvorrat 52,3 A und die Deckung sämtlicher täglich fälligen Verbindlichkeiten durch Gold 35,9 gegen 35,4 in der Vorwoche.

Fahrplankonferenz.

München, 8. Febr. (W.T.B.) Letzte Woche begann im Verkehrsministerium die Fahrplankon­ferenz für den Sommerdienst 1915. Vertreter deut­scher, österreichisch-ungarischer Staatseisenbahnver- waltungen, der größeren Privatbahnen beider Län­der und Schiffahrtsunternehmungen, ferner Vertre­ter Dänemarks. Italiens. Luxemburgs, der Nieder­lande, Norwegens und der Schweiz nahmen an der Konferenz teil. Für die zweitägigen Beratungen sind bisher 10 Einzelvorschläge angemeldet. Ber­kehrsminister v. Seidlein begrüßte in dieser Hauptversammlung die Anwesenden und führte aus: Wenn wir bei Ausbruch des Kriegs noch annehmen mußten, daß die für den Nov. v. I. in Aussicht ge­nommene europäische Fahrplankonferenz gegen­standslos wurde, so ergab doch schon die im Dezember v. Js. in Berlin gehaltene Fahrplanbesprechung der Eisenbahnverwaltungen von Deutschland, Oester­reich-Ungarn, der Niederlande und der Schweiz die Möglichkeit der Herstellung eines den Verhältnissen angepaßten regelmäßigen Fahrplans.. Inzwischen hat sich das Wirtschaftsleben in Deutschland in er­freulicher Weise weiter gehoben. Wir stehen im Gü­terverkehr nur noch wenige Prozente hinter den ge­wohnten Ziffern des normalen Verkehrs und auch der Personenverkehr auf den deutschen Bahnen über­steigt schon des Verkehrs in den gleichen Monaten des Vorjahrs. Wenn auch der Reiseverkehr in der letzten Zeit naturgemäß eine wesentliche Einschrän­kung erleidet, so sucht sich doch der internationale Verkehr in zunehmendem Maß innerhalb der durch den Krieg nicht geschloffenen Grenzen zu entfalten. Diese Entwicklung tunlichst zu fördern und zu unter­stützen, wird die Aufgabe der Verhandlungen sein, zu denen wir Sie geladen haben. Darauf sprach der Generaldirektor Zingg der Schweizerischen Bundes­bahnen den Dank der Versammlung aus. Im Ver­laufe der weiteren Verhandlungen wurde beschlos­sen, die Wagenbeistellungskonferenz für den Som­mer 1915 ausfallen zu lassen, da zur Zeit der Ueber- gang von direkten Wagen über die deutschen Reichs­grenzen wesentlich eingeschränkt sei. Hinsichtlich der für den Winterdienst notwendigen großen Fahrplan­konferenz behalt die bayerische Staatseisenbahnver- waltung zunächst die Geschäftsführung bei. Sofern die Verhältnisse dies gestatten, wird namens der Schweiz die Eeneraldirektion der Schweizer Bundes­bahnen diese Konferenz rechtzeitig unter Beiziehung aller beteiligten Verwaltungen nach Bern einbe­rufen.

Dewet des Hochverrates angeklagt.

Berlin, 9. Febr. Aus dem Haag meldet der Lokal-Anzeiger": Exchange Telegraph" meldet aus Kapstadt, daß General Dewet bald wegen Hochver­rats vor dem Kriegsgericht in Bloemfontein er­scheinen werde.