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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstodt und Neuenbüra

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Nummer 277

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Altensteig, Mittwoch» den 27. November 1935

»8 Z»hr,«»,

Sr. Göbbel- übergibt Büchereien

den Arbeitern an den Neichsautobahnen

Berlin, 26. Nov. Reichsminister Dr. Eöbbels empfing am Dienstag mittag 3V Arbeiter an der Reichsautobahn aus allen Teilen Deutschlands, um ihnen 30 Wanderbüchereien zu über­geben. die auf sein« Veranlassung von der Reichsschrifttumsstelle zusammengestellt wurden und nun in 30 besonders abgelegenen Lagern der Reichsautobahnen umlaufen sollen. In einer An- sp rache wies der Minister darauf hin. daß alle Schwierig­keiten. die bei der Inangriffnahme des ganz neuartigen und großartigen Unternehmens des Baues der Reichsautobahnen sich Herausstellen mutzten, nicht von Anfang an zu übersehen gewesen seien. Trotzdem sei der Plan mit derselben mutigen Initiative begonnen worden, mit der der Nationalsozialismus jede Arbeit anzuvacken pflege. Die Arbeiter hätten dadurch, daß sie Familie. Wohnung und städtisches Leben im Dienste ihres Werkes ver­lassen mutzten, große Opfer gebracht. Der nationalsozialistische Staat habe sich daher verpflichtet gefühlt, nachdem ihm gewisse Mängel in der Unterbringung und Verpflegung zu Ohren ge­kommen seien, für die Erstellung würdiger Arbeitslager And für auskömmliche und gute Verpflegung zu sorgen und darüber hinaus durch Aufstellung von Rundfunkgeräten. Vermittlung von Varietes, Theatern und Filmen auch den kulturellen Bedürfnissen zu genügen. Aber auch als Einzelmenschen hätten die Arbeiter das Recht auf geistige Ansprüche und dazu sollten die Büchereien dienen, die er hiermit übergebe.

Die Arbeiterabordnungen hätten jetzt Gelegenheit gehabt, die Reichshauptstadt zu sehen und festzustellen, wie ungeheuer sich Berlin gewandelt habe, seitdem der Einfluß des Judentums ge­brochen sei. Berlin sei eine fleißige und betriebsame Stadt. Der Berliner, den Dr. Eöbbels ja bei seinem Kampf um Berlin mit allen seinen Tugenden und Schwächen kennengelernt habe, sei besser als sein Ruf. Wenn die Arbeiter nunmehr in ihre Lager zurllckkehrten, sollten sie Sendboten der kulturellen Sendung des Nationalsozialismus sein und ihren Kameraden erzählen, daß die nationalsozialistische Regierung sich stets um ihr Wohl bekümmere. Sie arbeiteten am modernsten Werk des Nationalsozialismus. In Jahrhunderten würden diese Bauten noch stehen und das Andenken an die Arbeiter, die dieses Werk mit ihrer Hände Arbeit geschaffen haben, unvergänglich machen.

Der Generalinspekteur für das deutsche Stratzenwesen, Dr. Todt, dankte Dr. Eöbbels namens der Arbeiter für alle Hilfe und gab dem Wunsche der Arbeiter Ausdruck, daß der Minister sie gelegentlich einer Aufführung der von ihm ins Leben ge­rufenen Wandertheater für die Arbeitslager besuchen würde. Dr. Eöbbels sagte einen solchen Besuch noch für diesen Winter zu.

England für Aenbrrnng der BölkrrbnndMiing?

Paris, 26. Nov. Die Autzenpolitikerin desOeuvre" will auf Grund von Unterredungen, die sie vor kurzem mit einflußreichen englischen Persönlichkeiten in London hatte, die Gewißheit ge­wonnen haben, daß die englische Regierung sofort nach Bei­legung des italienisch-abesstnischen Streitfalles eine grundlegende Renderung der Völkerbundssatzung vorschlagen werde. Diese Ab­änderung würde sich so auswirken, daß England in Zukunft in Fällen, in denen die Regeln der Kollektivsicherheit es in einen europäischen Krieg hineinziehen könnten, nur noch in ganz ge­ringem Maße daran beteiligt sein würde. Es sei außerdem vor­auszusehen, daß das kommende Jahr nicht vorübergehe, ohne daß die englische Regierung, um Deutschland den Wiedereintritt in den Völkerbund zu ermöglichen, die von der Reichsregierung ge­forderten grundsätzlichen Abänderungen vorschlagen werde, von denen sie bisher nicht gewagt habe zu sprechen. Es handle sich um Artikel 16 des Völkerbundspaktes, wobei Eng­land unter gewissen Bedingungen eine Art Versprechen abgeben werde, auf die Anwendung militärischer Sühnemaßnahmen in Durchführung dieses Artikels zu verzichten, oder bester gesagt verspreche, die Anwendung solcher Maßnahmen von einer vor­herigen Beratung der großen europäischen Mächte abhängig zu machen. Englischerseits sei man der Ansicht, daß Frankreich zwar Mgen eine derartige Aenderung protestieren werde, daß es sie aber angesichts seiner Haltung im italienisch-abesstnischen Streit­fall nicht werde verhindern können.

Der Ausstand in der polnischen Schwerindustrie

Kattowitz, 26. Nov. Am Dienstag morgen, dem zweiten Tag des Ausstandes in der polnischen Schwerindustrie, war eindeutig M erkennen, daß die Streikbewegung im Abbröckeln begriffen ist. In der Nachtschicht und der Dienstagmorgen- bchicht streikten nur noch 45 Prozent der gesamten Erubenbeleg- schasten Ostoberschlesiens gegenüber 80 v. H. in der Montagnach­mittag-Schicht. Auch in der ostoberschlesischen Hüttenindustrie hat di« Streikbeteiligung eine fühlbare Verminderung erfahren. Die Haltung der Arbeiterschaft ist nach wie vor uneinheitlich

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Er gab dem Wunsche Zu guten nachbarlichen Beziehungen zu Deutschland Ausdruck

Paris, 26. November. In einer über sämtliche fran­zösischen Sender verbreiteten Rundfunkansprache, die etwa 20 Minuten dauerte, behandelte Ministerpräsident Laval am Dienstagabend die inner- und außenpoli­tisch e L a g e. Er sprach bei dieser Gelegenheit die Hoff­nung aus, daß zwischen Deutschland und Frankreich gute nachbarliche Beziehungen unter gegenseitiger Achtung Zu­standekommen möchten.

Der erste Teil der Rundfunkrede war ein Rechenschafts­bericht über die Betätigung des Kabinetts Laval im Rah­men des Auftrages vom 7. 6. 1935, der dahin lautete, den Franken zu verteidigen und die Spekulation zu schlagen. , Mit 324 gegen 160 Stimmen, so führte Laval aus, habe die Kammer dem Kabinett Laval das Ermächtigungsgesetz zugestanden.

Laval schilderte dann die Auswirkungen seiner zahl­reichen Notverordnungen. Eine neue Abwertung des Franken sei abzulehnen. Die Regierung werde auch nicht zulassen, daß durch Schwächung der Re-gierungsgewalt über eine schleichende Krise das gleiche Ergebnis erzielt werde.

Zur Innenpolitik betonte Laval/ daß die, die für s die Ordnung und Sicherheit verantwortlich seien, auch die i Währung der republikanischen Einrichtungen übernehmen. : Keine Partei habe das Recht, ihre Autorität an die Stelle ' der Autorität des Staates zu setzen. Nur in der nationalen l Aussöhnung liege das Heil.

Als Außenminister habe er nur ein Ziel: der fran­zösischen Heimat den Frieden zu bewahren. Seine Auf­gabe werde leichter zu erfüllen sein, wenn Frankreich stark j bleibe, wenn seine Finanzen gesund und seine Stimmung i gut sei. Die internationale Lage mahne zur Vorsicht. ! Neben der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Groß- ! britannien habe Frankreich die Freundschaft mit , Italien wahren müssen, die er selbst am 7. Januar dieses Jahres in Rom besiegelt habe. So habe die fran­zösische Politik alle militärischen Sllhnemaßnahmen sowie alle Maßnahmen gegen Italien abgelehnt, die zu einer Blockade zur See hätten führen können. Die Schließung ! des Suezkanals sei niemals ins Auge gefaßt worden. Er > habe das Gefühl, auf diese Weise den Belangen Frank- ! reichs und des Friedens gedient zu haben. !

Laval äußerte sich dann optimistisch über die Möglich- ? keit einer Beilegung des i kal tem sch-abessmischen Streites. ! Er hoffe, daß man im gegebenen Augenblick nicht vergeh- ! lich den Ver söhnungsgeist Mussolinis an- j rufen werde. Frankreich werde dann das Werk wieder i aufnehmen können, das in Stresa begonnen, so hoffnungs­voll gewesen sei. -

Frankreich sei dem Grundsatz der kollektiven Sicherheit treu geblieben. Es habe das bei allen seinen diplomatischen Unternehmungen bewiesen. So sei namentlich der fran­zösisch-sowjetrussische Pakt gegen kein Land gerichtet. Diese Versicherung habe der französische Botschafter in Berlin neuerlich dem Reichskanzler gegeben.

Frankreich verzichte auf keine seiner Freundschaften. Es achte alle seine Verpflichtungen. In Verfolg der Festigung des europäischen Friedens suche es die Mithilfe aller und es wünsche aufrichtig, gutnachbarliche Beziehungen gegen­seitiger Achtung mit Deutschland herzustellen und zu för­dern. Das starke, wachsame, friedliche Frankreich habe nichts zu fürchten.

Zum Schluß erklärte Ministerpräsident Laval, als er die Regierung übernommen habe, habe er gewußt, daß er eine schwere Verantwortung auf sich nehme. Er sei bereit, diese Verantwortung noch weiter zu tragen. Aber die Regierung müsse ihre Autorität behalten. Frankreich würde sich nicht selbst aufgeben. Es habe schlimmere Schwierigkeiten gekannt.

SoAvanvung in Frankreich

Putschgeriichte rechts und links

Paris, 26. Nov. DasOeuvre" kündigt allerdings mit einem Fragezeichen einen Staatsstreich der Feuerkreuz» ler für Donnerstag, dem Tag des Kammerzusammenlritts, an. Oer Führer der Feuerkreuzbewegung, Oberst de la Rocque, der oft genug auf die bevorstehende Stunde der Entscheidung hin­gewiesen habe, könne diesmal wahrscheinlich das Drängen seiner Anhängerschaft, besonders eines Teiles der Unterführer, nicht mehr bremsen. Der Angriffsvlan gliedere sich in: Erstürmung des Parlaments, der Verwaltungszeniren, der Ministerien und der Gebäude der großen republikanischen Linkszeitungeu. In den ersten Stunden des Eewaltstreiches bereits würden zahlreiche Hinrichtungen vollzogen werden (!). Viele Namen würden be­reits genannt. So ständen z. B. sämtliche ehemaligen radikal­sozialistischen Minister auf den schwarzen Listen, eben-alls gewisse höhere Beamte der verschiedenen Ministerien und der Polizei.

Im Gegensatz dazu stehen die Ausführungen des rechtsgerich­tetenJour", der behauptet, daß in sämtlichen um Paris lie­genden Vororten und Gemeinden, d. h. in dem sogenannten roten Gürtel, unter dem Vorwand, die demokratische Freiheit zu ver­teidigen. überall bewaffnete Selbstschutzabteilungen der Roten Volksfront gebildet worden seien, die in den Bürgermei­stereien oder in den Gemeindeialen in Bereitschaft liegen sollen. Auch die sogenannte Rote Feuerwehr habe persönliche Einberu­fungen erhalten und stehe zur Verfügung der Bürgermeister, lleberall seien die Sirenen und Kanonenschläge bereit, die die Verteidiger der Republik" zusammenrufen sollen.

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LuftschiffGraf Zeppelin" kann Vicht landen

Rio de Janeiro, 26. Nov- Nach amtlichen Mitteilungen sind die Aufstände in Pernambuco und Natal unbedingt als kommunistische Putsche anzusehen. Da ferner in Vara und in Maceio in der letzten Zeit Putschpläne zur Kenntnis der Behörden gekommen sind und ferner geheime Munitions­lager entdeckt wurden, n'mmt man an, daß die Kommunisten auch in anderen Staaten Aufstände planten, die aber wegen der dort sofort getroffenen Vorsichtsmaßnahmen nicht durchgefllhrt werden konnten.

Im Staat Pernambuco besetzten meuternde Soldaten des 29, Jägerbataillons mit Hilfe kommunistischer Massen die Stadt Olinda, die aber bald von Regierungstruppen wie­der erobert werden konnte. Die Aufständischen zogen sich in die Kasernen zurück, aus denen sie den letzten Nachrichten zufolge ebenfalls wieder vertrieben werden konnten. Da die Regierungs­truppen auch durch Flugzeuge Verstärkungen erhalten, hofft man, den Aufstand hier bald Niederschlagen zu können.

Das LuftschiffG r a s Z e p p e l i n" konnte am Montag wegen Besetzung des Flugplatzes durch Aufständische nicht in Pernam­buco landen. Es übergab die Post am Montag nachmittag 4.30 Uhr in Maceio und kreuzt gegenwärtig in Erwartung einer Landemöglichkeit.

In Natal »st die Lage ernst. Die Stadt befindet sich in Händen des aufständischen 21. Jägerbataillons. Alle Verbindun­gen des Staates Rio Grande de Norte mit dem übrigen Brasilien sind unterbrochen. Auch über das Schicksal des Staatsgouver­neurs. der angeblich von den Aufständischen gefangen genom­men wurde, hat man keine Nachricht. Das in Ratal stationierte

- Belagerungszustand über bas ganze Laub

Nondor-SIugzeuggeschroader befindet sich wahrscheinlich in de» Händen der Aufständischen.

Das Bundesparlament hat am Montag abend Le» schloffen, den Belagerungszustand über ganz Bra­silien zu verhängen und die Telegrammzensur einzuführen Gerüchte behaupten, daß der Aufstand von dem bekannten Kom­munistenführer Luiz Larloz Prestes geleitet wird. Um ein« Ausbreitung des Putsches zu verhindern, wurden in allen Haupt­städten die kommunistischen Rädelsführer verhaftet, unter ihnen in Pernambuco der Staatssekretär des Innern. Die Regierung betrachtet die Lage mit Ruhe und erklärt in Berichten, die Orb» nung in kurzer Zeit wieder herzustellen und alle neuen Aufstands» versuche im Keime zu ersticken.

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100 Tote

Rio de Janeiro, 26. Nov. Da seit Dienstag früh die Tele- -rammverbindung zwischen Bahia und Recife unterbrochen ist, sind keine weiteren Berichte über die Lage im Aufstandsgebiet eingelroffen. In amtlichen Kreisen ist man jedoch optimistisch über Len Fortgang der Unterdrückung des Aufstan­des in Recife, da inzwischen dort neun Bombenflugzeug« eingetroffen sind. Bisher soll die Zahl der Toten auf sei­ten der Aufständischen 100 betragen.

Aus Natal sind keinerlei weitere Nachrichten eingelroffen. Gerüchtweise wird behauptet, daß der vor einigen Monaten wegen eines kommunistiscl>en Putsches aus dem Bundesheer aus» aestoken« Serarant M«n» KL rum revolutionären Gouverneur