WMosales Nachrichten- mrd Aszeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbü^

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WMosales Nachrichten- mrd Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbü

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Nummer 255

Altensteig, Donnerstag, den LI. Oktober 1935

8 8. Inhrt»»-

Livair neue Anlwort an England

Gegenseitiger Beistand aber nur, falls es Genf fordert

Paris, 30. Okt. ImEcho de Paris" berichtet Pertinax. daß Laval am 26. Oktober der englischen Regierung eine ergän­zende Klarstellung zur französischen Note vom 18. Oktober übermittelt habe. Sie stimme mit den bereits münd­lich dem britischen Botschafter gegebenen Versicherungen überein. Es sei ausdrücklich erklärt worden, daß die englische Flotte, wenn sie im Mittelmcer von italienischen Geschwadern an­gegriffen werde, aus den Beistand der französischen Marine rech­nen könne. Aber bei der Lage der Dinge sei die französisch-eng­lische Solidarität nicht auf das Meer begrenzt, sondern erstrecke sich auch auf das Festland und auf die Luft.

Als Folgeerscheinung dieser Verständigung könne man das Zurückrufen einer gewissen Anzahl von englischen Kriegsschiffen aus dem Mittelmeer erwarten, auf jeden Fall aber die Rückkehr von zwei Linienschiffen und mehreren Kreuzern.

Die französisch-englischen Verhandlungen der letzten Wochen hätten also zusammengesaßt folgendes Ergebnis: Unter den gegenwärtigen Umständen ist der gegenseitige Beistand der beiden Flotten erlaubt. Die Zahl der englischen Kriegsschiffe im Mittel­meer wird icdoch vermindert, ohne allerdings auf den Normal­stand zurückgefllhrt zu werden. Für die Zukunft besteht Einigkeit darüber daß jede gegen Italien zur Durchführung gebrachte Maßnahme für Frankreich nur in dem Falle militärische Ver­antwortlichkeiten nach sich zieht, wenn sie aus einem gemein­samen Beschluß der Genfer Mächte hervorgeht und die vorherige Billigung von Paris gefunden hat. Dies ist. so sagt Pertinax, die französisch-englische Verständi­gung, die in den Noten vom 18. und 26. Oktober nieder- qelegt ist.

EnylW-franzSsifcher LuslSeistandspakt?

London, 30. Okt. Der Pariser Berichterstatter derNews Chro- nicle" will von gut unterrichteter Seite erfahren haben, daß zur Zeit wichtige Besprechungen zwischen Paris und London über die Möglichkeit einer gegenseitigen Luftunterstützung im Gange sind. Diese Besprechungen seien eine Folge des kürzlichen englisch-französischen Notenaustausches über den gegenseitigen Flottenbeistanü im Falle eines Angriffes. Frankreich sei nun gewillt, den Engländern eine aktive und sofortige Zusammen­arbeit in der Luft im Falle eines Angriffs zu versprechen. Es sei aber gleichzeitig bemüht, die Verhandlungen zu erweitern, um die Garantie eines sofortigen britischen Luftbeistandes, wenn Frankreich angegriffen wird, zu erhalten.

Französisch-britische Flottendesprechungen

London, 30. Okt. In London sind zwei französische Flotten­sachverständige eingetroffen, um in Vorbereitung der von der britischen Regierung für den 2. Dezember einberusenen Flotten­konferenz mir den englischen Sachverständigen zu verhandeln.

Laut Reuter besteht die Möglichkeit, daß die Erörterungen mit den französischen Sachverständigen auch die Frage einer Zu­sammenarbeit der beiden Luftflotten im Mittelmeer um­fassen werden. Ein weiterer Programmpunkt sei die Frage, auf welche Weise die französischen Häfen im Notfall zur Verfügung der britischen Flotte gestellt werden könnten.

Eden nach Genf abgereist

Hoare über eine friedliche Regelung

London, 30. Okt. Völkerbundsminister Eden ist am Mittwoch nach Genf abgereist. In seiner Begleitung befanden sich mehrere Mitglieder des Foreign Office. In einer Rede auf einer kon­servativen Versammlung betonte Außenminister Hoare. daß Eden und er die ganze Zeit über in vollster Uebereinstimmung zusammengearbeitet hätten. Alle anderen Behauptungen seien unwahr. Im übrigen werde er die Gelegenheit seines Aufent­halts in Genf zu einer Unterhaltung mit Laval und anderen Ministern von Mitgliedsstaaten wahrnehmen.

Sir Hoare schloß seine Ausführungen mit folgender Feststel­lung:Es ist allgemein bekannt, daß kürzlich mehrere Regie­rungen die Möglichkeit einer friedlichen Regelung er­wogen haben, und daß im besonderen die britische und die fran­zösische Regierung ihre Ansichten über die Möglichkeit, eine Ver­handlungsgrundlage zu finden, ausgetauscht haben. Damit wir die gegenseitigen Ansichten in vollem Matze kennen­lernen, hat der Leiter der abesstnischen Abteilung des Foreign Office in Paris mit Beamten des französischen auswärtigen Amtes eine Reihe verwickelter Einzelheiten erörtert."

In Beantwortung einer aus der Versammlung heraus ge­stellten Frage erklärte Hoare. daß die britische Wiederaufrüstung stch nicht gegen irgend ein besonderes Land richte. Sie erfolge im Interesse des Weltfriedens innerhalb der Genfer Satzungen. Was in der Welt draußen benötigt werde, sei ein Luftabkom- wen. in dem sich die großen Luftmächte verpflichten, einander Legen Luftangriffe zu verteidigen.

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und Vereidigung der Rekruten

Berlin, 30. Okt. Am 7. November, 8 Uhr vormittags, wird ;um erstenmal dieneueReichskriegsflaggein feierlicher Form von der Wehrmacht gehißt werden. Bei dieser Feier wird ein Erlaß des Führers und Obersten Befehlshabers der Wehrmacht an die Soldaten bekanutgegeben. Anschließend findet einheitlich in den Standorten der Wehrmacht die feier­liche Vereidigung der am 1. November eingetretenen Re­kruten der allgemeinen Wehrpflicht statt.

Der Reichskriegsminiftcr und Oberbefehlshaber der Wehrmacht hat angeordnet, daß die Oefsentlichkeit zu diesen Veranstaltungen Zutritt erhält. Die Bekanntgabe der neuen Reichskriegsslagge erfolgt am 7. November

Der 7. November wirb durch die Vereidigung der jungen Rekruten, der ersten, die auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht eingezogen worden sind, und feierliche Hissung der neuen deutschen Reichskriegsflagge für die Geschichte der deutschen Armee und darüber hinaus für die deutsche Geschichte über­haupt von historischer Bedeutung sein. Die neue Kriegsflagge wird auch der Armee das Symbol geben, in dessen Zeichen sich die deutsche Wandlung und damit die Erneuerung und Wiedererstarkung der Armee vollzogen hat.

Am 16. März hatte der Führer und Reichskanzler die Wie­dereinführung der allgemeinen Wehrpflicht dem deutschen Volke verkündet. Am Spätsommer fanden die ersten Musterun­gen der Rekruten statt. Am 15. September hat der Deutsche Reichstag in Nürnberg das Flaggengesetz beschlossen, das dem im Nationalsozialismus geeinten Reich das Hakenkreuz­banner als einziges allgemeines Symbol gab. Entwurf und Ausgestaltung der Reichskriegsflagge hatte sich der Führer und Reichskanzler Vorbehalten. In diesen Tagen sind die aus­gemusterten Rekruten nun aus ihrer Heimat in die Standorte ihrer Regimenter gefahren. Am 1. November beginnt ihr Dienst. Am 7. November werden sie unter der neuen Reichs­kriegsflagge vereidigt und damit der Armee fest verbunden wer­den, die der unbeugsame politische Wille des Führers und sein

staatsmännisches Geschick dem deutschen Volk wiedergegeben haben. Die jungen Rekruten werden ihren Eid auf dis Fahne schwören, die der sichtbare Ausdruck dafür ist, daß im Geiste alter soldatischer Treue das Reich zu neuem Leben und neuer Festigkeit erstand.

Adolf Hitler wird in der denkwürdigen Stunde in einem Erlaß als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht zu seinen jungen Rekruten sprechen. Die örtlichen Dienststellen der Wehrmacht werden Vereidigung und Flaggenhissung zu feierlichen Kundgebungen ausgestalten, an denen alle Volks­genossen sich beteiligen können. Diese Feiern werden die Volksverbundenheit des neuen deutschen Hee­res der allgemeinen und gleichen Wehrpflicht offenbaren. Mit den jungen Rekruten werden sich die alten Frontsoldaten, mit den Soldaten alle Volksgenossen unter der neuen Reichskriegs- flagge vereinen zu einer würdigen und bedeutungsvollen Feier­stunde der Nation.

Neugliederung des Heeres

Berlin, 30. Okt. Zm Laufe des Monats Oktober find im Heer allgemein neue Bezeichnungen für die Truppenteile eingesührt worden. Anstelle der bisherigen Ortsbezeichnungen führen die Regimenter, selbständige Bataillone usw., wieder Nummern­bezeichnungen. Gleichzeitig ist eine Neugliederung des Hee­res in Kraft getreten. Dem Kreisgruppenkommanüo unterstehen zehn Generalkommandos, diesen wiederum die Divisionen mir folgenden Standorten der Städte: Königsberg, Allenstein, El­bing. Stettin, Schwerin, Frankfurt a. O.. Magdeburg, Pots­dam, Ovpeln, Liegnitz, Ulm, Würzburg, Bielefeld. Münster, Gießen, Hannover. Dresden. Leipzig, Chemnitz, München, Re­gensburg. Nürnberg, Hamburg, Bremen.

Die Stäbe der Kavalleriedivisionen bezw. -Brigaden haben Potsdam, Breslau und Insterburg als Standorte.

Außerhalb dieser Divisionen sind Panzerlruppen vorhanden, deren endgültige Gliederung noch nicht feststeht.

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Vorbereitende Maßnahmen -er Italiener

Asmara, 30. Okt. (Funkspruch des Kriegsberichterstatters des DNB.) Der Kriegsberichterstatter des DNB. ist von einer fünf­tägigen Vesichtigungsreise an die im äußersten Nordwesten gelegene Setit-Front nach Asmara zurückgekehrt.

Am Seki-Fluß wird von italienischen eingeborenen Truppen eine Verteidigungslinie gehalten und jeder Versuch der Abessi­nier, einen Flußübergang zu erzwingen, vereitelt. Die abessi- nischen Streitkräfte haben in dieser Gegend mehrfach Vorstöße versucht. Besonders schwere Kämpfe fanden um Om Ager in der Nähe der Sudangrenze am 8. und 9. Oktober statt. Die Abessinier wollten den Uebergang über den Sekisluß erzwingen, sie wurden jedoch mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Von italienischer Sette verlautet, daß die Verluste der Verteidiger verhältnismäßig gering gewesen seien. Seither liegt dieser Frontabschnitt unter ständigem Gewehr- und Maschinengewehr­feuer.

Dem erfolgreichen italienischen Vormarsch bei E n - tischo wird im Hauptquartier große strategische Bedeutung bei­gemessen, da er die früher bestandene Einbuchtung der Front ausgeglichen und außerdem den abessinischen Truppen die Mög­lichkeit genommen habe, sich in der Nähe von Adua und Adigral festzusetzen Nunmehr sind italienische Eingeborenen-Patrouillen und Genietruppenabteilungen damit beschäftigt, die Möglichkeit einer Nutzbarmachung der Karawanenwege festzustellen und da­mit die Vorbereitungen für einen weiteren Vormarsch des lin­ken italienischen Flügels unter General Santini sicherzustellen.

Makal« und Umgebung sind von abessinischen Truppen, deren Stärke jedoch nicht festzustellen ist. besetzt. Alle Anzeichen iprechen dafür, daß die italienischen Streiträfte demnächst den Vormarsch auf Makale antreten werden, um die Herstellung einer Verbindung mit der Somalifront zu erreichen.

An der Somalifront herrscht zur Zeit gleichfalls lebhafte Tä­tigkeit. Nach italienischen Verlautbarungen verläuft die Front­linie gegenwärtig über Eerlogubi, Selawie, Eoderai, Pet, Ual Adai.

Die Möglichkeit einer Einstellung der Feindseligkeiten infolge diplomatischer Verhandlungen wird in Asmara weiterhin leb­haft erörtert.

Addis Abeba, 30. Okr. Auf abessinischer Seite berichtet inan. Laß an beiden Fronten Bewegungender italienischen Truppen zu verzeichnen seien. Die Italiener betreiben gegen­wärtig die Vorbereitungen zum Vormarsch mit besonderem Eifer. Die Lage läßt erkennen, daß größere Unternehmungen in Vor­bereitung sind. Die abessinischen Truppen setzen ihre Aufmarsch­bewegung, die nahezu vollendet ist. weiter fort. An der Süd­front führten die Italiener wieder Erkundungsflüge mit ver­einzelten Bombenabwürfen durch Auch der Patrouillenvormar'ch der Italiener wurde weiter fortgesetzt. Die italienischen Be­wegungen sollen, wie in Addis Abeba behauptet wird, durch Wassermangel stark beeinträchtigt sein. Am 2. November findet voraussichtlich der letzte große Empfang beim Negus statt, der dann in das Hauptquartier abreist. Am Mittwoch durchzog ein«, Karawane von über tausend Kaufleuten mit großen Geldsäcken Addis Abeba, um dem Kaiser 200 000 Taler als ihren Kriegs­opferbeitrag darzubringen.

Die Italiener vor Makale

Addis Abeba, 30. Okt. Der bisherige Vertreter Abessiniens in Paris und beim Völkerbund, Takle Hawariate, ist in Addis Abeba eingetroffsn. Hawariate, der den Wunsch hatte, das Kom­mando Uber ein Armeekorps zu übernehmen, wird nicht an der Front Verwendung finden. Er wurde vielmehr vom Kaiser mit der Durchführung eines Sonderauftrages betraut, der sich nicht auf Europa beziehen soll. Hawariate wird die abessinische Haupt­stadt bereits in den nächsten Tagen wieder verlaßen.

Bei den letzten italienischen Fliegerangriffen an der Ogadsn- froni wurde die Sradt Magalo mit Bomben belegt.

Italienische Meldungen, wonach Makale bereits von den italienischen Truppen erobert worden sei, entsprechen, wie auf abessinischer Seite versichert wird, nicht den Tatsachen. Man hält es hier aber nicht für ausgeschlossen, daß die Italiener Makale im Zusammenhang mit größeren Eefechtshandlungen in Kürze erreichen, da das Vorgelände und die Stadt selbst von den abef- ünschen Truppen befehlsgemäß geräumt wurden.

Nach einem Hinweis darauf, Saß gerade Frankreich und Eng­land von der Teilnahme Italiens am Weltkrieg die größten Vorteile gehabt hätten, über auch jetzt wie seinerzeit in Ver­sailles Italien auf Sem Wege zu einer kolonialen Ausdehnung aufhalten wollten, ichreibl das Blatt, der Zweck der Sanktionen fei. die lebenswichtiaen Keimzellen der italienischen Arbeit zu