Nr. 253

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Altensteig, den 29. Oktober 1935.

Geburtstagskinder. Heute dürfen zwei angesehene Mit­bürger in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit ihren Geburtstag begehen und zwar Fritz Flaig sen. seinen 77 ., und Steuersekretär i. R. Louis Fegert seinen 75. Wir gratulieren den beiden Senioren aufs herzlichste.

Zmker. Die Kreisfachgruppe Imker Altensteig hielt am Sonntag unter Vorsitz von Hauptlehrer Fegert - Martins­moos ihre Herbsttagung bei Albert Luz in Altensteig ab. Trotz des regnerischen Wetters war dieselbe gut besucht. Aus den geschäftlichen Mitteilungen ist von Wichtigkeit, daß in den kommenden Wochen in sämtlichen Ortschaften die statistischen Erhebungen über Völkerzahl und deren Verteilung, Alter und Berufsstellung der Imker, Honig- und Wachsernte 1935 usw. Lurchzuführen sind. Pünktliche Angaben sind Pflicht. Von den Feststellungen hängt es ab, ob und wieviel Honigeinfuhr vom Ausland zugelassen wird. Dieselben stehen somit im Dienst der Aufbauarbeit des Reiches. Anschließend hielt der Vorstand einen äußerst tiefgründigen Vortrag über das Leben des Viens von Oktober bis Mai und die sich daraus ergebenden Arbeiten für den Imker in dieser Zeit. Aus den Ausführungen konnten die Imker viele neue Anregungen mit nach Hause nehmen. Eine Aussprache schloß sich an. Beschlossen wurde noch, das 50jährige Bestehen des Vereins nächsten Sommer festlich zu begehen. Zum Schluß stattete Oberlehrer Schwarz dem Vorsitzenden den Dank für seine Mühewaltung um den Verein ab.

Nagold, 28. Oktober. (Herbstkonzert des Ver. Lieder­und Sängerkranzes.) Der Ver. Lieder- und Sängerkranz Nagold veranstaltete am Sonntagnachmittug 16.30 Uhr sein traditionelles Herbstkonzert. Dabei wurde zum erstenmal der Versuch gemacht, mit heimischen Kräften, d. h. mit unserer vorzüglichen Stadtkapelle sich zu zeigen, und es darf hervorgehoben werden, der Versuch ist voll und ganz gelungen. Neben alter klassischer Musik kamen auch zeitgemäße Volkslieder zum Vortrag. Um 19.30 Uhr traf sich dann die Vereinsfamilie zu einem gemütlichen Abend imTraubensaal".

Calw, 28. Oktober. (Verkehrsunfall.) Samstagnach­mittag gegen 13.30 Uhr begegneten sich auf der Waldhorn- briicke in Calw der Verkehrsgroßkraftwagen von Rupps, Eaugenwald und ein Lastkraftwagen des Schotterwerks Alrhengstett. Anstatt abzuwarten, bis der Eaugenwalder Wagen durch Rückwärtsfahren die enge Durchfahrt frei- gab, versuchte der Fahrer des Althengstetters Wagens, der es anscheinend eilig hatte, vorbeizufahren. Dabei streifte er den stehenden Verkehrswagen und beschädigte ihn über die ganze Längsseite. Der angerichtete Schaden dürfte etwa 100 Mark betragen.

Herzogsweiler, 28. Oktober. (Abschied.) Am Samstag­abend fand im Gasthaus zumWaldhorn" eine schlichte Abschiedsfeier zu Ehren des Revierförsters Rot- hacker und seiner Frau statt, der sich jetzt im Ruhestand befindet und nach fast 30jähriger Amtszeit nun unseren Ort verläßt. In allen Reden kam die große Beliebtheit des Försters, der Freud und Leid immer ehrlich mit seinen Mitbürgern teilte, zum Ausdruck.

Freudenstadt, 28. Oktober. (Tödlich verunglückt.) Der in der Firma des Photohauses Kaiser in der Loßburger- Etraße beschäftigt gewesene Photograph Kurt Schmitt, gebürtig aus Badenweiler (Südbaden), ist am letz­ten Donnerstag mit dem Motorrad tödlich ver­unglückt und wurde gestern in seinem Heimatort be­erdigt. 40 Mann der Freudenstädter aktiven SA., in deren Reihen der Verstorbene stand, gaben ihm das letzte Ge­leite. Der Verunglückte weilte am Donnerstag in seiner Heimat bei der Hochzeit seines Bruders. Ein Freund des Verunglückten wollte diesen in der Donnerstagnacht auf dem Motorrad wieder nach Freudenstadt bringen. Zn Erötzingen bei Freiburg fuhr ein von einer Nebenstraße in die Hauptstraße einbiegender Lieferwagen auf die Mo­torradfahrer auf. Schmitt flog in hohem Bogen vom Sozius, zuerst auf einen Passanten und dann weiter auf den Gehweg. Besinnungslos wurde Schmitt ins Kranken­haus eingeliefert und starb dort, ohne die Besinnung wie­der erlangt zu haben.

Freudenstadt, 27. Oktober. (Bezirks-Obstausstellung.) Die auf Anregung der Lan'desbauernschaft von sämtlichen Obstbau- fachschaften unseres Bezirks in der Städtischen Festhalle ver­anstaltete Bezirks-Obst au sstellung wurde am Samstagvormittag 11 Uhr feierlich eröffnet. Bezirksbauern­führer Haas hob in seiner Eröffnungsansprache den im heu­rigen Jahr in unserem Bezirk besonders reichen Obstsegen her­vor, für den wir dem Geber aller Gaben zu Dank verpflichtet feien. Der unverkennbare Fortschritt im Obstbau habe aber bloß erreicht werden können durch die von der Landesbauern­schaft angeordneten Maßnahmen und die einmütige Zusammen­arbeit sämtlicher Ortsfachwarte mit dem Bezirksfachwart für Obstbau K. Bliklen und dem Kreisbaumwart Mayer- Loßburg. Die Ausstellung zeige, daß auch unser Bezirk sich vor- Wlich für den Anbau edler Obstsorten eigne und sich nicht aus Mostobstsorten zu beschränken brauche, wie es früher vielfach üblich gewesen sei. Jeder Obsterzeuger sollte daher bestrebt sein, seinen Obstertrag nach Möglichkeit zu steigern. Als Vertreter des Oberamts und des Kreisverbands gab Freiherr v. W a t - ter seiner Befriedigung über die wohlgelungene Ausstellung Md dem dadurch gegebenen Bild von dem guten Stand des Obstbaues im Bezirk Ausdruck und drückte den Wunsch aus, daß der erzielte Erfolg den Anreiz zu weiteren Fortschritten bilden möge. Bezirksfachwart Bliklen warf einen Rückblick über die Entwicklung des Obstbaues in unserer Stadt seit der vor 41 Jahren erfolgten Gründung unseres hiesigen Obstbauvereins Md zeigte dabei die stetige Aufwärtsbewegung desselben. In Verbindung mit der Ausstellung fand nachmittags 15.00 Uhr im HotelHerzog Friedrich" ein Vortrag über den OLst - bau von Landwirtschaftsrat Winkelmann- Stuttgart statt, der von hier und auswärts zahlreich besucht war. Der Redner hob hervor, daß das ausgestellte Obst zum größten Teil recht schön sei und auch die geeigneten Sorten vertreten seien und möchte er daher die Mahnung an die Obstzüchter richten, sich noch mehr als bisher auf den Obstbau zu verlegen. Im ersten Teil seines Vortrags verbreitete er sich eingehend über dre rrch- üge Auswahl der Sorten und empfahl dabei die Einschränkung der Sommer- und Herbstsorten zu Gunsten der Dauersorten, ebenso die Beschränkung des Anbaues von reinen Mostobstsor­ten. da Mostobst durch Auslese von Tafel- und WirtschHtsobst immer noch genügend gewonnen werden könne. Unsere Gegend

Tageszeitung

sei zum Anbau von Tafel- und Wirtschaftsobst wie die Aus­stellung zeige vorzüglich geeignet, vorausgesetzt, daß die An­sprüche der einzelnen Sorten an Boden, geschützte Lage etc. beim Setzen der Bäume berücksichtigt werden. Das Tafelobst unserer Gegend habe sogar den Vorzug, daß es besonders kräf­tig im Geschmack sei und größere Haltbarkeit besitze als das aus milderen Gegenden stammende. Die Ausstellung weise aber auch noch Sorten auf, für die er ein Umpfropfen mit besseren Sorten empfehlen möchte. Als besonders brauchbare Apfelsorten bezeichnete er u. a. Schöner v. Boskoop, Goldrenette von Blend­heim, Goldparmäne (beste Vatersorte), Transparent, Danziger Kantapfel, Schwäb. Rosenapfel, Gewürzluiken, Ontario, Jakob Lebel (mehr Wirtschaftsapfel), Berner Rosenapfel, Rheinischer Bohnapfel, Oehringer Blutstreifling. Auch^ einige Birnsorten nannte er, Kongreßbirn, Herzogin Elsa, Williams Lhristbirn, Doppelte Philippsbirn, Alexander Lukas u. a. Wenn er diese Sorten als besonders brauchbar bezeichnet habe, so sei damit nicht gesagt, daß dieselben nun auch überall gedeihen, vielmehr müssen immer die besonderen Ansprüche jeder einzelnen Sorte berücksichtigt werden, worüber bloß der Fachmann richtig Be­scheid geben könne. Im zweiten Teil seines Vortrags berichtete der Redner über die Behandlung des Tafelobstes und besonders auch über die sachgemäße Verpackung zum Versand, worauf er noch eingehend über die Pflege der Obstbäume, die Düngung und Schädlingsbekämpfung zu sprechen kam. Der Besuch der Ausstellung war sowohl am Samstagnachmittag wie am heu­tigen Sonntag aus Stadt und Bezirk ein sehr reger. Da das zur Schau gestellte Obst verkäuflich ist, wurde besonders von der hiesigen Einwohnerschaft die Gelegenheit benützt, ihren Be­darf an Tafelobst vollends zu decken, während der verbleibende Nest bereits auch schon einer auswärtigen Firma zugesagt ist, soweit die Aussteller ihr Obst absetzen wollen.

Neuenbürg, 29. Oktober. (Abschiedsfeier für Tierarzt Dr. Boepple) Nach rund zwölfjähriger erfolgreicher Tätigkeit als Tierarzt verläßt dieser Tage Dr. Boepple seine Heimatstadt, um tu Gaildorf die Stelle als Oberamtstierarzt anzutre:en. Um dem Scheidenden die Versicherung zu geben, daß die Verbuud-n- heit zwischen ihm und Neuenbürg auch nach seinem Wegzug von hier lebeadig besuhen soll, versammelten sich Samstagabend im Restaurant Schumacher eine stattliche Anzahl von Freunden und Belannien um den Abschiednehmenden. Bürgermeister Knödel hatte sich mit den Ratshcrren, Beigeordneten und den Beamten des Rathauses eingefunden, die Partei war eben­falls anwesinr und auch sonst waren Vertreter erschienen, u. a. Bürgermeister Dr. Steimle von Birkenfeld. Propago.noalej- ter Blaich würdigte in einer humvorvollen Ansprache die vor­trefflichen menschlichen Eigenschaften des von hier scheidenden Mitbürgers. Bürgermeister Knödel gedachte der wertvollen Mitarbeit des scheidenden Ratsherren am Wohle seiner Vater­stadt, besonders auch als Stadttierarzt und als solcher habe er auch im Bezirks stets zur großen Zufriedenheit gearbeitet. Möge es ihm in Gaildorf als Oberamtstierarzt und »einer Familie wohl ergehen. Dr. Boepple sagte zum Schluß allen Sprechern herzlichen Dank. Von seiner Heimatstadt, der er vieles ver­danke, nehme er eine liebe Erinnerung mit; er versicherte die Anwesenden, daß er die Verbundenheit mit Neuenbürg pflege, so out es ihm möglich sei. Er erinnerte auch an die Kamvf- zeit der NSDAP, und rüttelte manche Erinnerung wach. Seiner Heimatstadt wünschte der Scheidende eine gedeihliche Ent­wicklung.

Herrenberg, 28. Oktober. (Schulhausanbau.) Das starke Anwachsen der Schülerzahl in unserer Volksschule führte in den letzten Zähren zu einer sich immer mehr stei­gernden Schulraumnot. Alle Auswege, die gesucht wur­den, konnten dem Mangel nicht abhelfen, sondern führten oft zu ganz mißlichen Verhältnissen, so daß die Schüler unserer achtklassigen Volksschule oft in fünf verschiedenen Schulhäusern untergebracht waren. Dieser Mangel wird nun gründlich abgestellt. An das Schulgebäude der Real­schule wird gegenwärtig ein Seitenflügel für vier V o l k s s ch u lk l a s s e n angebaut, in dem etwa 200 Schüler untergebracht werden können, außerdem ist auch die Einrichtung einer Hauswirtschaftsschule in Aussicht genommen. Die Erstellung des Gebäudes ist nun soweit fortgeschritten, daß am Samstag nach der Errichtung des Daches das Richtfest gefeiert werden konnte.

Horb a. N., 28. Oktober. Zn den letzten Tagen ist aus der Landesstrafanstalt Rottenburg ein 25jähriger Häft­ling ausgebrochen. In Nordstetten konnte er bei einem Einbruch gestellt und wieder festgenom - men werden. Er wurde in die Landesstrafanstalt zurück­transportiert.

Stuttgart. 28. Okt. (Beisetzung.) Unter außerordent­lich starker Anteilnahme sämtlicher Parteigliederungen, der Wehrmacht, der Polizei und vor allem der Stürme der Ma­rinestandarteTsingtau" und der Marine-HI. wurde am Sonntag vormittag nach feierlicher Ueberführung vom Ka­tharinenhospital die sterbliche Hülle von Bereichfiihrer und Fregattenkapitän a. D. Wittmann aus dem Pragfriedhof zur letzten Ruhe bestattet. Die Grabrede hielt Pfarrer Schimpf-Ludwigsburg, während SA.-Eruppenführer Ludm in seiner Ansprache des dahingeschiedenen Kameraden und Kämpfers in bewegten Worten gedachte. Er legte im Na­men der SA.-Eruppe Slldwest einen großen Lorbeerkranz nieder.

Heilbronn. 28. Okt. (Ins Auto gesprungen.) In der Nacht zum Sonntag gegen 2.30 Uhr sprang ein 28 Jahre alter Fußgänger von hier von der Eerberstraße heraus in die Kaiserstraße und geriet auf einen von der Neckarbrücke herkommenden Personenkraftwagen. Er wurde von dem Kraftwagen erfaßt, zu Boden geworfen und getötet. Die Ermittlungen über die Schuldfrage sind eingeleitet

Lausten a. N.» 28. Okt. (25JahreBürgermeister.) Am 29. Oktober sind es 25 Jahre, daß Bürgermeister Lam- parter an der Spitze der Stadtverwaltung steht.

Ulm, 28. Okt. (Totgejchleift.) Bei der Haltestelle im Donautal wurde der 29 Jahre alte aus Ringmgen gebür­tige Fuhrknecht Lorenz Maier aus Einsingen unter seinem beladenen Pferdefuhrwerk liegend tot aufgefunden. Der Vorgang des Unfalls konnte noch nicht einwandfrei geklärt werden. Der Verunglückte ist 200 Meter weit zwischen den Pferden und dem Wagen fortgefchleift worben.

Ohrnberg OA. Oehringen, 28. Okt. (Eine verirrte Kugel.) Dieser Tage war eine hiesige Frau auf dem Felde mit dem Ausziehen von Zuckerrüben beschäftigt, als sie plötzlich einen scharfen Knall hörte und einige Sekunden später einen heftigen Schmerz auf dem Kopk spürte. Es war die verirrte Kugel eines Jägers, die auk dem Kopf der Bäuerin aufprallte, aber nichts weiter als eine Beule vernriackte.

Göppingen, 28. Okt. (Bei der Arbeit vom Tode ereilt.) Am Samstag vormittag wurde der Stanzer Jo­hannes Sihler aus Wangen mitten in der Arbeit vom Tod überrascht. Er fiel plötzlich vor seiner Maschine um, ein Schlaganfall hatte seinem Leben ein rasches Ende bereitet. Sihler war jahrzehntelang bei Gebrüder Märklin be- sckiäftiat.

Ulm, 28. Okt. (Kasernen-Einweihung.) Die neue Kaserne der Nachrichtenabteilung 5 wurde am Sams­tag mit einer kurzen Feier ihrer Bestimmung übergeben, nachdem schon einige Tage zuvor die Stammtruppe eingezo­gen war. Bald werden die neuen Rekruten die geräumigen Gebäude füllen Zu Beginn der llebergabe schritt der Divi­sionskommandeur, Generalmajor Hahn, die Front der auf dem Kasernenhoj angetretenen Stammtruppe der Nachrich­tenabteilung 5 ab Dann übergab der Vorstand des Heeres­bauamtes Ülm, Regierungsbaurat Bauer, die Schlüssel zur neuen Kaserne an die Heeresstandortverwaltung, für die sie Jntendanturamtmann Klingler entgegennahm, um sie an den Abteilungskommandeur Major Stemmermann, weiter­zugeben. Generalmaior Hahn beglückwünschte die Stamm­truppe zu ihrer neuen Unterkunft und nahm in Begleitung von Oberbürgermeister Förster den Vorbeimarsch ab.

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Pfalzgrafenweiler, 28. Oktober. Am Samstagnachmittag 15.00 Uhr fand in derPost" in Pfalzgrafenweiler die Mit­gliederversammlung statt. Der Versammlung voraus ging wenn man so sagen darf eine Parade von Zuchtvieh aus Pfalzgrafenweiler. Vor den kritischen Augen erfahrener Sachkenner, so vor Veterinärrat Dr. Honeker, seinen Kolle­gen und Züchtern, wurden die Eemeindefarren von Pfalzgra­fenweiler und andere Zuchttiere aus der dortigen Gemeinde vorgeführt. Außerdem ließ Distriktstierarzt Dr. Erfle- Pfalzgrasenweiler Tiere vorführen, an denen er das bisher in unserem Bezirk weniger bekannte Experiment der Fremdkör­peroperation vorgenommen hatte, und zwar wie die vor­geführten Tiere bewiesen mit sichtbarem Erfolg.

Die Versammlung selbst war von den Tierzüchtern und be­sonders von den Farrenhaltern aus der näheren und weiteren Umgebung ansprechend besucht. Sie wurde eröffnet vom Vor­sitzenden des Viehzuchtvereins, Veterinärrat Dr. Honeker- Freudenstadt, der als Gäste besonders begrüßte Bezirksbauern­führer. Haas, Rechnungsrat Steeb, Kreispfleger Holz­äpfel, sämtliche von Freudcnstadt, dann die anwesenden Distriktstierärzte und den Geschäftsführer des Silchgau-Fleck- viehzuchtverbandes, Tierzuchtinspektor Dr. D o b l e r - Herren­berg, außerdem eine Reihe Bürgermeister des Kreises.

Der Vorsitzende, Veterinärrat Dr. Honeker, gab einleitend einen kurzen Geschäftsbericht, der im großen und ganzen dem des Geschäftsführers Dr. Dobler über die Arbeit des gesam­ten Silchgau-Verbandes entnommen war. Erfreulich war aus dem Bericht zu hören, daß im Bezirk Freudenstadt die offene Tuberkulose unter den Viehbeständen wesentlich zurückgegangen und daß überhaupt der Gesundheitszustand des Viehes befrie­digend ist. Auf einem Gebiet jedoch muß nach dem Bericht von Dr. Dobler im Bezirk Freudenstadt noch mehr geschehen: in der Nachzucht weiblicher Tiere.

Die Haupttätigkeit des Silchgau-Fleckviehzuchtverbandes hat sich auf die Durchführung von Verbands-Zuchtviehmärkten, Zuchtfarrenversteigerungen und -Prämiierungen erstreckt, die in Böblingen und Herrenberg stattgefunden haben. Diese Veran­staltungen seien gut aufgezogen, besucht und stark mit Tieren beschickt gewesen, so daß man es nicht verstehen könne, wie es bei uns immer noch Gemeinden und Viehhalter gäbe, die ihre Zuchtfarren z. B. in Rottweil oder gar im Badischen aufkaufen, ganz abgesehen von den weiblichen Tieren. Wesentlich gebessert hätten sich die Verhältnisse jedoch darin, daß ein großer Pro­zentsatz von Viehhaltern ihr Vieh nicht mehr beim nichtarischen Händler kaufen. Immerhin aber gäbe es unverständlicherweise noch Gemeinden, die auf jede Gefahr hin Zuchtfarren beim jüdischen Händler aufkaufen und dies mit den fadenscheinigen Ausrede entschuldigen:Wer nimmt uns dann den alten Farren ab?" Diese Gemeinden würden sich aller Vorteile eines Farrenkaufs auf den Verbandszuchtfarrenversteigerungen ent­ziehen, denn hier seien nach den neuen Bestimmugnen nur Farren zugelassen, für die der Käufer jede Gewähr habe. Die Zuchtviehmärkte sind also von ausschlaggebender Bedeutung. Der Silchgau-Fleckoichzuchtverband selbst besucht jeweils auch die Versteigerungen und Märkte in anderen Zuchtgebieten des Landes.

Dann noch etwas, das nicht minder wichtig ist: Auf 1. Januar 1936 wird für die Herdbuchzllchter die obli­gatorische Milchleistungsprüfung eingeführt. Nach Dr. Dobler werden von dieser Milchleistungsprüfung im Kreis Freudcnstadt sämtliche Herdbuchzllchter erfaßt. Einige davon haben sich dieser Prüfung schon seit längerer Zeit unterzogen. Der Zweck dieser Prüfungen ist offensichtlich: nämlich der, fest­zustellen, welche Tiere auch in der Nutzleistung den Anforde­rungen entsprechen und zur Nachzucht geeignet sind.

Aus den Mitteilungen über den Farrenbestand im Kreis Frcudenstadt ist folgendes zu entnehmen: Einige Ge­meinden haben wegen des schlechten Futterjahres 1934 ihren Farrenbestand vermindert; so ist die Gesamtzahl der Farren von 122 im Jahre 1934 auf 117 im Jahre 1935- gesunken. Be­trächtlich ist der Rückgang also nicht. Dem Wert nach gehören von diesen 117 Farren etwa 25 zur ersten Klasse, 80 bis 90 zur zweiten Klasse und der Rest zur dritten Klasse. Zu den Farren- haltungsvereinen im Silchgau-Fleckviehznchtverband gehört auch der Farrenhaltungsverein Mörnersberg-Earrweiler.

Der Mitgliederbestand des Viehzuchtvereins Freudenstadl beträgt im Jahre 1935: 154 (1934: 155), die Zahl der Farren 35 (27), die Zahl der Kühe 221 (196), im ganzen Silchgauver- band ist die Zahl der Herdbuchkühe von 1281 auf 2349 angewach­sen. Ins Herdbuch wurden im Bezirk Freudenstadt 6 Farren und 38 Kühe neu ausgenommen.

Dem Geschäftsbericht des Vorsitzenden, Veterinärrat Dr. Honeker, schloß sich nun der Vortrag von Distriktstierarzt Dr. E r f l e - Pfalzgrafenweiler über dieFremdkörper- ent zündung des Rindviehs" an.

Zum Schluß der Versammlung konnte Veterinärrat Dr. Honeker an eine ganze Reihe von Gemeinden und Tierzüchtern Medaillen und Ehrenurkunden für die auf der letzten Zucht- viehprämiierung in Dornstetten gezeigten Leistungen vertei­len. Dann nahm noch Bezirksbauernführer Haas das Wort, um die Bedeutung der Viehzucht für die Erzeugungsschlacht be­sonders herauszuheben. Ganz besonders wichtig war noch, daß Dr. Dobler noch sagte, daß der Bezirk Freudenstadt hinsicht­lich seiner Viehzüchtung überall einen guten Klang hat, daß aus dieser Gegend z. B. sehr gern Zuchtfarren gekauft wür­den, daß es übrigens viel besser sei, bei uns bodenständiges Vieh nachzuziehen als solches, das sich erst bei uns angewöhnen müsse und dann auch nie Gewähr für Voll-Leistnng biete.