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Nummer 244

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Altensteig, Freitag, den 18. Oktober 1935

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Regierungsumbildung in Sestemlch

Unruhen befürchtet - Schuschnigg schifft Minister Fey aus

Wien, 17. Oktober. Ein heute nachmittag zusammen­getretener Ministerrat befaßte sich, wie verlautet, mit einer Umbildung des Kabinetts. Nach noch nicht bestä­tigten Gerüchten sollen Staatssekretär Minister Fey, dem die Wiener Heimwehr als ihrem Landesführer gestern an­läßlich seiner dreijährigen Ministerschaft Kundgebungen bereitete, ferner Finanzminister Bure sch, Landwirt­schaftsminister Reith er, sowie der Minister für soziale Verwaltung Neustädter-Stürmer ausscheiden. Fey würde durch den Landeshauptmann von Niederösterreich, v. Baar-Baarenfels, Neustädter-Stürmer durch den Staatssekretär Gros sau er ersetzt werden.

Da man angeblich im Zusammenhang mit diesen Ver­änderungen, besonders wohl bezüglich des Ausscheidens des Ministers Fey, möglicherweise Unruhen in Wien be­fürchtet, sind die öffentlichen Gebäude in den späten Nach­mittagsstunden besonders stark gesichert worden. Die Um­bildung des Kabinetts wird teilweise mit Gegensätzen in der Heimwehr in Verbindung gebracht. Eine amtliche Verlautbarung über den Ministerrat steht unmittelbar bevor.

Aus Niederösterreich sollen Lastautos mit niederöster­reichischer Heimwehr nach Wien auf dem Wege sein.

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Sie neue Regierung

Wien, 17. Okt. Amtlich wird mitgeteilt: Bundeskanzler Dr. Schuschnigg hat am Donnerstag nachmittag dem Vundes- präsidenten Miklas einen Vorschlag unterbreitet, sämtliche Mitglieder seiner Regierung laut Artikel 8 der Bundes­verfassung 1934 zu entlassen. Gleichzeitig gab der Bundes­kanzler dem Bnndespräfidenten gemäß Artikel 8K der Verfassung 1934 seine Demission. Der Vundespräfident gab dem Vor­schlag hinsichtlich der Entlassung der Regierungsmitglieder statt, nahm jedoch das Ersuchen des Bundeskanzlers um seine Ent­hebung vom Amt nicht zur Kenntnis. Er ersuchte den Bundes­kanzler Dr. Schuschnigg, ihm unverzüglich Vorschläge hinsichtlich der neuen Zusammensetzung der Regie­rung zu erstatten. Bundeskanzler Dr. Schuschnigg kam diesem Auftrag des Vundesprästdenten nach und erstattete seine Vor­schläge. die vom Bundespräsidenten genehmigt wurden.

Im Kabinett wird somit Bundeskanzler Dr. Schu­schnigg die Ressorts Bundeskanzleramt, Vundesministerium für Landesverteidigung und Bundesministerium für Unterricht führen.

Außerdem wurden vom Bundespräsidenten folgende Persönlich­keiten zu Mitgliedern der Bundesregierung auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernannt:

Ernst Rüdiger Starhemberg, Vizekanzler.

Egon Berger-Waldenegg, Bundesminister für die Aus­wärtigen Angelegenheiten,

Eduard Baar-Varenfels, Bundesminister für fachliche Leitung der Angelegenheiten der inneren Verwaltung und des Sicherheitswesens,

Ordentlicher öffentlicher Universitätsprofessor Dr. Debrets- berger, Bundesminister für soziale Verwaltung,

Staatsrat Rechtsanwalt Dr. Ludwig Draxler, Vundes- minister für Finanzen.

Fritz Stockinger, Bundesminister für Handel und Verkehr,

Generalprokurator Dr. Robert Winter stein, Bundes- minister für Justiz,

Ingenieur Ludwig Strobl, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft,

Dr. Karl Vuresch, Bundesminister ohne Portefeuille, be­traut mit der Verwaltung gemeinsamer wirtschaftlicher An­gelegenheiten und dem Vorsitz in wirtschaftlichen Minister­komitees.

Zu Staatssekretären wurden bestellt:

Sektionschef Dr. Hans Pertner dem Bundesminister für Unterricht als Staatssekretär zur Unterstützung beigegeben,

General der Infanterie Wilhelm Zehner, dem Bundesmini- fter für Landesverteidigung als Staatssekretär zur Unterstützung beigegeben,

Theodor Znidaric. bisheriger Obmann der Metallarbeiter­gewerkschaft, dem Bundesminister für soziale Verwaltung für die Angelegenheiten des gesetzlichen Schutzes der Arbeiter und Angestellten beigegeben.

Zu gleicher Zeit wird die Vereinheitlichung der Wehrverbände in der vom Bundesführer der Vaterländischen Front und Führer der Wehrfront. Ernst Rüdiger Starbeinberg im Einvernehmen mit

Bundeskanzler Dr. Schuschnigg bereits vor einiger Zeit angekün­digten Form Surchgeführt. Dre neue gemeinsam Wehrvervand führt die BezeichnungFreiwillige Miliz Oester- reichischer Heimatschutz" und wird der einzige Träger der freiwilligen Wehrbewegung in Oesterreich sein. Um die zweckmäßige Ausbildung und Vereinheitlichung der gesamten Wehrkräfte des Volkes zu ermöglichen, wird für eine enge und stete Fühlungnahme zwischen Wehrmacht und Miliz vorgechrgt

Berlin, 17. Okr. Der Reichskirchenausschuß und der Landes­kirchenausschuß für die evangelische Kirche Ser Altpreußischen Union erläßt folgenden Aufruf:

Auf Grund des Gesetzes zur Sicherung der deutschen evange­lischen Kirche vom 24. September 1935 und der ersten Durchfüh­rungsverordnung vom 3. Oktober 1935 hat der Reichs- und preu­ßische Minister für die kirchlichen Angelegenheiten uns in den Reichskirchenausschuß bezw. in den Landeskirchenausschuß tür die evangelische Kirche der Altpreußischen Union berufen Wir haben damit durch staatlichen Auftrag als Männer.der Kirche die Leitung und Vertretung der deutschen evangelischen Kirche und der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union über­nommen. Wir wissen uns als Treuhänder für eine Uebergangszeit, an deren Ende eine in sich geordnete selbständige deutsche evangelische Kirche stehen soll.

Die unantastbare Grundlage der deutschen evangelischen Kirche ist das Evangelium von Jesus Christus, wie es uns rn der Heiligen Schrift bezeugt und in den Bekenntnissen ser Reformation neu ans Licht getreten ist. (Verfassung der deut­schen evangelischen Kirche, Artikel 1.) Alle Arbeit der deutschen evangelischen Kirche, auch ihre Theologie und ihre Verwaltung, müssen der Verkündigung dieses Evangeliums dienen.

Aus dieser Glaubensgebundenheit ermahnen und bit­ten wir die evangelischen Gemeinden, in Fürbiite. Treue und Gehorsam zu Volk. Reich und Führer zu stehen. Wir bejahen die nationalsozialistische Volkwerdung auf der Gri?.id-

Berlin, 17. Okt. Der Reichs- und preußische Minister für kirch- j liche Angelegenheiten, Kerrl, sprach vor Vertretern der Presse über den Aufruf des Reichskirchen- und des Landeskirchenaus­schusses der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Minister Kerrl betonte einleitend, daß dieser Aufruf von geschichtlicher Bedeutung sei. weil er eine völlige Wendung inner­halb des Lebens in der evangelischen Kirche darstelle und ging dann un einzelnen näher auf den Streit innerhalb der evangelischen Kirche in den letzten Jahren selbst ein.

Als er vom Führer berufen worben sei, diese Streitigkeiten möglichst schnell zu Ende zu bringen, habe er sich von vornherein gesagt, es könne gar nicht in Frage kommen, daß der Staat in Glaubens- und Bekenntnisfragen eingreife. Der nationalsozia­listische Staat habe von jeher die Auffassung vertreten, daß Partei und Staat auf dem Boden des positiven Christentums ständen, ohne sich an eine Konfession zu bin­den. Allerdings müsse hierbei festgestellt werden, Laß positives Christentum nichts mit engstirnigem Dogmatismus zu tun habe, sondern nur mit der Tar. Die Konsequenz des Nationalozialis- mus, der aus dem Glauben und aus der Liebe zum deutschen Volk gekommen sei, habe von selbst die Grundlage für ein sol­ches Programm gegeben. Der Nationalsozialismus greife nie­mals in die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Einzelnen ein, sondern überlaste einem jeden, sich leinen Gott so vorzustellen, wie er es für richtig halte. Diese Auffassung sei von der na­tionalsozialistischen Partei und vom Staat immer vertreten wor­den. Wenn in den vergangenen beiden Jahren hierin scheinbar eine Verwirrung aufgetreten sei, so seien Partei oder Staat als solche niemals betroffen gewesen. Sie sei höchstens auf Einzelne zurückzuführen gewesen.

An sich glaube er, Ser Minister, daß die Verwirrung notwendig gewesen sei. Denn in der Zeit eines so gewaltigen Umbruches, wie er Lurch die nationalsozialistische Revolution herbeigeführt worden sei, eines Umbruches, der eine vollkommen neue Blickrichtung für die geistige Haltung gebe, sei es selbst­verständlich, daß auch über Wesen und Form des Glaubens an sich Meinungsverschiedenheiten ausbrechen. Deswegen sei es Un­sinn, wenn man Bewegungen, wie z. B. die Deutsche Glau­bensbewegung, die innerhalb der nationalsozialistischen Weltauffassung entstanden sei. als Eottlosenbewegung bezeichne.

sein. Der Bundeskanzler und Bundesminister für Landesver­teidigung, Dr. Schuschnigg, hat den Vizekanzler und Führer Ser Wehrfront. Starhemberg, alle diesbezüglichen notwendigen Voll­machten eingeräumr, die erforderlich sind, um die zweckmäßige und reibungslose Zusammenarbeit der Wehrmacht und der Frei­willigen Miliz zu gewährleisten.

Ferner wird gleichzeitig auch die Vereinheitlichung der in einer Arbeitsgemeinschaft bereits erfaßten Jugendorgani­sation als Staatsjugend unter vollkommener Wahrung bestehender Rechte Ser einzelnen Verbände, insbesondere unter Berücksichtigung der im Konkordat vereinbarten Grundsätze durchgeführt.

tage von Rasse, Blut und Boden. Wir bejahen den Willen zu Freiheit, nationaler Würde und sozialistischer Opferbereitschaft bis zur Lebenshingabe für die Volksgemeinschaft. Wir erkennen darin die uns von Gott gegebene Wirklichkeit unseres deut­schen Volkes.

Diesem deutschen Volk hat die Kirche die Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, unserem Herrn, dem Heiland und Erlösung aller Völker und Rassen. So rufen wir alle lebendigen Kräfte im evangelischen Deutschland zum Gehorsam des Glaubens und zur Tat der Liebe. Vor allem liegt uns in der gegenwärtigen Stunde daran, die im Kamvf der letzten Jahre deutlich gewor­denen unaufschiebbaren Anliegen zu verstehen und die auf­gebrochenen Kräfte zu positivem Einsatz zu führen. Nur auf diese Weise können die zerstörenden Folgen des Krrchenstreits überwunden werden. Nur so kann ein neues Vertrauen im evangelischen Deutschland und darüber hinaus in der ganzen Christenheit wachsen und wird die Kirche der Refor­mation dem deutschen Volk auch in den religiösen Auseinander­setzungen unserer Tage den schuldigen Dienst leisten können. Spannungen sind unausbleiblich. Sie müssen in Würde, Ehrlich­keit und Wahrhaftigkeit ausgetragen werden. Das gilt für uns und unsere Gegner. So gehen wir ans Werk. Wir stehen unter dem Ernst einer schweren Verantwortung, sind aber getrost in der Gewißheit, daß Gott seine Kirche erneuern kann."

> Es sei ja bekannt, daß der nationalsoziaistische Staat nicht nur ? den Kommunismus ausgerottet habe, sondern auch die Eort- losenbewegung. Die deutsche Elaubensbewegung sei keine Gott­losigkeit, sondern es sei klar, daß sich hier ein Glaube zum Durch­bruch durchringe. Unsere Zeit sei so religiös wie vielleicht keine Zeit vor uns, wenn auch das Bewußtsein über die Form dieser Religiosität nicht immer bei jedem vorhanden sei.

Staat und Partei nähmen auf diese einzelnen Glaubensrich­tungen keinen Einfluß.' Sie ständen von jeher auf dem Stand­punkt. daß sie sich um kirchliche und konfessionelle Fragen nicht zu kümmern hätten So würden sie sich auch in Zukunft verhalten. Von dieser Richtung sei von selbst das Verhalten diktiert ge­wesen, das er als beauftragter Minister für die kirchlichen An­gelegenheiten in dem Streit der Kirchen untereinander habe ein­nehmen müssen.

Die einzige Möglichkeit, diesen Streit zu beenden, habe er darin gesehen, aus den verschiedenen gegeneinander kämpfende« Gruppen Männer zusammenzusühren, denen er die Führung und Leitung der innerkirchlichen Angelegenheiten habe anvertrauen können. Dabei habe er sich bemüht, die Auswahl der in Frag« kommenden Persönlichkeiten so sorgfältig wie nnr möglich zu treffen. Er habe auch in langem Bemühen die Männer gefun­den, die gewillt seien, das Beste für die deutsche evangelische Kirche zu leisten. Nun hätten diese Männer in voller Einmütig­keit den Aufruf erlasten, der durch seine Veröffentlichung auch dem evangelischen Kirchenvolk selbst zur Kenntnis komme.

Dieser Aufruf spreche nach seiner, des Ministers Ueber- zeugung für sich selbst. Er scheide die Ebene des Glaubens von der Ebene des Lebens, und Glauben und Leben kämen gleicher­weise zu ihrem Recht. Kirche und Staat hätten es mit den gleichen Volksgenosten zu tun. Ihre Pflicht sei, sie mitein­ander und nie gegeneinander zu führen. Im Auf­ruf sei das gemeinsame Ziel für alle gegeben: In der durch Gott gegebenen Wirklichkeit des deutschen Volkes und des deutschen Lebens werde die nationalsozialistische Erziehung aufgebaut. Auf der Grundlage von Raste, Blut und Boden, aus dem Willen zur Freiheit und aus der nationalsozialistischen Würde und Opser- . bereitjchaft bis zur Lebenshingabe für die Volksgemeinschaft.

Kerrl lider die Einigimg der evangelischen Kinde

Mens »es NetchskirchemniMusses

Sie religiöse Grundlage das Evangelium - Treue zu Volk, Reich und Führer