MrtissaLes Nachrichten- and Anzeigenblatt für die OberamLsbezirke Nagold, Calw. Freudensta^t und NeuendLn 7

»ezugspr.: Mouatl. d. Post 1.20 einschl. 18 L Beförd.-Geb., zuz. 86 L Zustellungsgeb.: d. Ag.

1.40 einschl. 20 L Austrägergeb.; Einzeln. 10 Bei Nichterscheinen der Zeit. ins.höh. Gewalt »d. Betriebsstör. besteht kein Anspruch auf Lieferung. Drahtanschrift: Tannenblatt. / Fernruf 321.

Anzeigenpreis: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig, Text« Millimeterzeile 15 Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschluß Nachlaß nach Preisliste. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.

Nummer 243

Alt

en steig, Donnerstag, den 17. Oktober 1935

8 8 .

Nationalsozialismus und Glauben

NeWmlMer Kml vor dem WirWaftsrat der Deutschen Akademie

Berlin, 16. Oktober. Der Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten Kerrl beschäftigte sich zu Beginn seiner Aus­führungen vor dem Wirtschaftsrat der Deutschen Akademie ein­gehend mit den Stimmen aus dem Auslände, die öfters die Behauptung aufstellen, das neue Deutschland sei Christen­tum- bezw. k i r ch e n f e i nd l i ch geworden. Hier lie­gen Mißverständnisse vor, die durch persönliche Aussprache am allerbesten geklärt werden könnten. Denn in seltsamem Kon­trast mit solchen Stimmen aus dem Auslande stehe doch die Tatsache, daß es dem Nationalsozialismus gelungen ist, Kommu­nismus und Gottlosenbewegung niederzuschlagen und völlig auszurotten.

In Deutschland herrscht dienationalsozialistische Ide e", wie sie der Führer selbst bezeichnet. Heber Ideen zu streiten ist zwecklos. Ideen kommen aus dem Glauben. Erfolg oder Mißerfolg entscheiden über ihre Gültigkeit. Der Minister zog, um die heutige Lage Deutschlands verständlich zu machen, einen Vergleich mit dem kopernikanischen Zeitalter. Das neue Weltsystem des Kopernikus ist aus dem Glauben entstanden. Heute bestehen die Religionen weiter neben der damals neuen kopernikanischen Anschauung der Welt.

Seitdem sind 400 Jahre verflossen. Uns hat die Not zur Besinnung gezwungen, hat unsere Blicke in eine andere Rich­tung gelenkt. In der Stunde der größten Gefahr erklang die Stimme eines einsamen unbekannten Mannes. In den Chaos der Nachkriegszeit rief der Führer zur neuen Besinnung, forderte neue Menschen, einen Glauben, der Berge versetzen kann. Die­ser Glaube ist da gewesen, ist das Geheimnis unseres Kampfes und unseres Sieges, dieser Glaube, der keine Sache eines Dog­mas oder der Geschichte ist, sondern der die neue Botschaft ge­boren hat und verbreitete: Nationalsozialismus und Sozia­lismus sind in Wahrheit dasselbe. Das neue Werden liegt in uns, in unserem Blute. Das haben wir erkannt und erlebt, so fuhr der Minister fort, daß hier die uns von Gott gegebene Gemeinschaft liegt, in die er uns hineingestellt hat, das Volk, das aus Familie, Sippe und Stamm geworden ist. Organisch aus Gottes Wille gewachsen uttd nicht entstanden durch irgend­welche Kriege um Grenzen oder Landstriche.

So gab uns der Führer die neue Idee, die einst revolutio­nierend nnd weltumstürzend sein wird, wie jene vor 400 Jah­ren. Sinn und Zweck des einzelnen ist die Nation, die Erhal­tung ihres Bestandes, für uns also die der deutschen Rasse.

Nach diesem Grundsatz gestalten wir heute das Gemein­schaftsleben unserer Nation. War es nicht fast selbstverständ­lich, daß wir heute dasselbe hörten wie Kopernikus vor 400 Jah­ren:Anathema! Das ist Vergottung der Rasse und unchrist­lich."

Man kann die Konfessionen fragen: Was habt Ihr gegen diese Lehre? Wo kränkt sie Euch? In Wahrheit kränkt sie die Religion nirgendwo. Wartet doch ab! Ihr könnt ja doch ab- warten und Ihr werdet es erleben, daß unsere Idee in keiner Weise in das Gebiet der Religion kränkend eingreift. Aber Ihr werdet gleichzeitig erleben, daß alle Wissensgebiete unter der Idee Adolf Hitlers neu erstrahlen und von der Erkenntnis der Rassenfrage ebenso selbstverständlich befruchtet werden wie vor 400 Jahren von der Erkenntnis der Umdrehung der Erde. Kir­chen und Konfessionen haben nichts mit den praktischen Dingen des Lebens zu tun, soitdern mit denen des Glaubens. Wir überlassen es der Religion, das Wesen der Dinge zu erahnen und dogmatisch zu fassen.

Wir verlangen aber, daß sie nicht gottlos find. Denn der Nationalsozialismus bedingt Gottes Glauben. Jeder Natio­nalsozialist muß religiös sein, nur die Form seines Glaubens ist seine Sache. Der Artikel 24 des Programmes ist unumstöß­lich, der Nationalsozialismus steht zum positiven Christentum. Ich kenne die Lehre Jesu und bekenne mich zu ihr als evangeli­scher Christ. Ich bekenne aber gleichzeitig, daß mir die wahre Lehre Christi erst im nationalsozialistischen Kamps aufgegangen ist, denn da habe ich erlebt, was es heißt: Der Glaube kann Berge versetzen. Weil wir den Glauben hatten, haben wir er­reicht, was wir erreicht haben. Nicht, weil wir redeten, son­dern weil wir positives -Christentum lebten, hörte Deutschland aus uns. Die Liebe dem Nächsten gegenüber setzen wir in die Tat um, als praktische Liebe zum Nächsten, den Gott «ns gege­ben hat, den Volksgenossen der deutschen Nation.

Mußten die Konfessionen nicht einen solchen Staat mit Freu­den begrüßen? Was aus der Lehre des Christentumes heraus­gewachsen ist, das fordern wir vom Menschen. Nicht unsere Taren widersprechen Gott, wohl aber hat cs viele ^.aten von christlichen Predigern gegeben, die sich zu Gott in Widerspruch setzten. Es gibt allerdings Verbände in Deutschland, die mit der Kirche nichts zu tun haben, und sie streiten sich nur um die

Form ihres Glaubens. Das geht uns als Staat aber nichts an. Wir greifen in die Majestät des Glaubens des Einzelnen nicht ein. Die christliche Religion braucht keine Furcht zu Haben, wenn st- sich in praktischer Liebe betätigt. Auf diesem Boden werden wir uns in einer ideellen Konkurrenz immer treffen und im edlen Wetteifer begegnen.

Das sind die Gesichtspunkte, erklärte der Minister, unter denen ich an meine Aufgabe herangegangen bin. Als ich mit einzelnen Pfarrern erst zusammensatz, habe ich gemerkt, daß wir nicht weit auseinander sind. Ich habe den katholischen Prie­stern gesagt, daß ich nicht daran denke, irgendwie in Glaubens­dinge einzugreisen. Ich habe den evangelische« Pfarrern gesagt, daß ich keinen Wert auf eine Staatskirche lege. Denn ich wünsche mir eine evangelische Kirche, die aus innerster Ueberzeugung und freiwillig zu unserem Staate kommt. Und sie muß dahin kommen, wenn sie leben will, denn sie hat mit den gleichen Volksgenossen zu tun, mit denen wir zu tun haben, mit der Blutgemeinschast» in die Gott uns hineingestellt hat. Nicht ich, sondern das Schicksal hat sie vor diese Frage gestellt. Sie möge sich in Freiheit unter dieser Tatsache beugen. Die Spitze unserer Nation marschiert, das Groß hat sich formiert. Dahin­ter herrscht noch Lärm und Streit und das hat man für eine entscheidende Realität gehalten. Die wahre Realität ist aber eine andere: Dieses Volk marschiert mit dem Führer. Ich zwinge niemanden dazu, mitzumarfchieren. Wenn Ihr Eure Aufgabe erfüllten wollt, dann müßt Ihr mit dem Volke sein und ihm auf seinem Wege Stärkung geben. Entweder die Kirche marschiert mit oder sie bleibt allein in ihrer absoluten Kirche und wird eines Tages die Nachhut unseres Volkes am Hori zont verschwinden sehen.

Ich habe nach Uebernahme meines neuen Amtes drei Mo­nate nach den Männern gesucht, die geeignet sind, die Leitung

der Evangelischen Kirche zu übernehmen. Ich habe sie gefunden und ihnen gesagt: In geistlichen Dingen nützt nicht das Kom­mando, sondern Ueberzeugung und Gemeinschaft. Ihr habt die Berufung in Eurer Hand. Beratet Euch frei und in der Verantwortung vor der Evangelischen Kirche.

Es war einer der glücklichsten Tage meines Lebens, als diese 13 Männer des Reichskirchenausschusses und des Ausschusses der Altpreußischen Union mir eine einstimmige und einmütige Er­klärung übergaben, die sie unter sich gefunden hatten, ohne daß ich ein Wort dazu gesagt hatte, und die sie gefunden hatten unter der Mitarbeit eines Mannes, wie des Generalsuperinten­denten Zöllner, eines der geachtetsten und bekanntesten Führer des Weltprotestantismus. Als ich diese Erklärung gelesen habe, habe ich sie mit der Leitung der Evangelischen Kirche beauf­tragt, Männer, die aus allen Lagern der in sich immer noch uneinigen Evangelischen Kirche kommen.

Ich sage nicht zu viel, wenn ich glaube, daß sich damit eine Wendung im deutschen Volke vorbereitet, und daß das deutsche Volk aus diesem Wege auch anderen Völkern noch viel zu sagen haben wird. Die protestantische Welt stand immer unter der Führung Deutschlands. Die Befürchtung, die im Ausland laut geworden ist, daß aus der protestantischen Welt Deutschland ausscheiden wird, ist unbegründet. Noch nie ist das religiöse Leben in unserem Lande so lebendig gewesen wie heute, aber wir wissen, daß das alles langsam und organisch wachsen mutz. Und ich weiß, daß es wachsen wird, und daß gerade die ver­gangene Zeit in diesem Wachstum ihre Frucht tragen wird.

In dieser Ueberzeugung habe ich mein Werk in die Hand genommen. Was wir tun, tun wir im besten Sinne für die Menschheit. Denn die nationalsozialistische Idee hat den Vor­zug, daß sie keinerlei Imperialismus kennt. Sie weiß, daß man Menschen nicht germanisieren kann. Ihre Aufgabe ist es viel­mehr, den Bestand des deutschen Volkstumes zu sichern. Man soll auch nicht von einembedauerlichen Ringen" innerhalb der Kirche sprechen, sondern von einem werteschaffenden, unerhör­ten Ringen, von dem -die Welt außerordentlich viel zu erwarten hat. Dadurch tragen wir gemeinsam mit anderen Völkern dazu bei, die Völkerverständigung zu ermöglichen und die erhabenen j Ziele der Menschheit durchzusetzen.

Edtns B«i>kot1-Ai»rag gegen Aalten

Ekgömts Derbotölljle für MMnsen-unsen nach Rallen avaenommeu

Genf, 16. Okt. Der Antrag Edens über den Boykott ita­lienischer Waren hat folgenden Wortlaut:

Die Regierungen der VölkerbunLsmitglieüer verbieten die Ein­fuhr in ihr Gebiet für alle Waren, außer gemünztem und un- gemünztem Gold und Silber, die aus Italien oder den italie­nischen Besitzungen stammen, dort erzeugt oder hergestellt sind, ohne Rücksicht auf den Absenüungsort.

Erzeugnisse oder Fabrikate Italiens oder der italienischen Be­sitzungen. die in einem anderen Land weiter verarbeitet worden sind, und Waren, die teils in Italien oder den italienischen Be­sitzungen und teils in einem anderen Land hergestellt sind, fallen unter das Verbot, es sei denn, daß mindestens 25 Prozent ihres Wertes beim Verlassen des letzten Versandortes auf Verarbei­tungsprozesse feit dem letzten Verlusten Italiens oder der italie­nischen Besitzungen zurückzuführen sind.

Waren, die Gegenstand laufender Verträge sind, sind von dem Verbot nicht ausgenommen. Waren, die zur Zeit der Ver­hängung des Verbotes sich unterwegs befinden, werden von «ei­ner Anwendung befreit.

Bei der Durchführung dieser Bestimmungen können die Re­gierungen zur Erleichterung der Handhabung und unter Berück­sichtigung der normalen Transportzeit einen Stichtag festsetzen. Persönliches Geväck von Reisenden, die aus Italien und den italienischen Besitzungen kommen, kann ebenfalls von dem Ver­bot befreit werden.

Der Entwurf Edens hat die Zustimmung der skandinavischen Staaten, sowie von Holland. Belgien, Rumänien und Sowjet­rußland gefunden. Ein aktiver Widerstand trat auf keiner Seite in Erscheinung, doch machten einige Länder, darunter Spanien und die Schweiz, gewisse Vorbehalte. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt, da zunächst der Ausschuß für gegenseitige Unterstützung befragt, d. h. die Frage der Entichädigungen geklärt werden soll.

«

EatWteßvng -er eatiktlonsronferenz

Genf, 16. Okt. Die Sanktionskonferenz hat am Mittwoch in öffentlicher Sitzung die ergänzte Verbotsliste für Waf­fensendungen nach Italien angenommen.

Der ungarische Vertreter enthielt sich der Stimme. Bundes- rat Motla-Schweiz erklärte zu dem Verbot der chemischen und Brandwaffen, diese Kricgsmitiel seien bereits durch das Völker­recht verboten und sollten deshalb auch nicht nach Abessinien ausgeführt werden dürfen. Die Konferenz nahm diese Erklärung lediglich zur Kenntnis.

Außerdem wurde eine vom Jurijtenausfchuß der Konferenz ausgearbeitete Entschließung angenommen, in der gesagt wird, es sei wichtig, die Maßnahmen, die die Konferenz vorgeschlagen habe und noch vorschlagen werde, rasch und wirksam durchzuführen. Jeder Mitgliedsstaat des Völkerbundes müsse die Durchführung dieser Maßnahmen nach den Regeln seines öffentlichen Rechts und entsprechend den Zuständigkeiten seiner Regierung hinsichtlich der Erfüllung vertraglicher Ver­pflichtungen bewirken.

Zu Beginn der Sitzung machte der Vertreter Venezuelas einen allgemeinen Vorbehalt hinsichtlich der Beteiligung seines Landes an Sanktionsmaßnahinen unter Berufung auf seine schlechte wirtschaftliche Lage. Er erklärte, es solle mit an­deren als Gewaltmitteln eine Lösung des Streitfalles angestrebt werden.

*

Sie Notschalter Englands and Nattens bet Lavat

Paris, 16. Oktober. Ministerpräsident und Außen­minister Laval hatte am Mittwoch Unterredungen mit dem italienischen Botschafter Lerruti und dem engli­schen Botschafter George Clerk. Ter englische Bot­schafter dürfte dem französischen Ministerpräsidenten die Ergebnisse des gestrigen englischen Kabinettsrates mitge- teilt haben. Der allgemeine Eindruck geht dahin, daß der Stand der eingeleiteten Vermittlungsverhandlungen un­verändert ist; jedoch kann man eine pessimistische Note nicht verhehlen, da vor allem die Haltung Englands eher ablehnend sein soll.

*

Neue englische Ausrage in Paris

Laval antwortet wieder ausweichend Paris, 16. Okt. lieber die Unterredung, die Laval mit dem mglischen Botschafter in Paris hatte, glauben die Blätter zu wissen, daß Sir George Clerk eine eindeutige Stellungnahme Frankreichs hinsichtlich der Auslegung des Aschnittes 3 des Artikels 16 der Völkerbundssatzung verlangt habe, mit an­seren Worten, er habe eine unzweideutige Antwort auf die letzte englische Note gefordert, in der England bekanntlich Sie Frage der Unter st ützung der englischen Flotte im Mit- telmecr aufgeworfen hat und auf die Frankreich mit Gegen­forderungen antwortete. Laval, so schreibenEcho de Paris"