Unterschlagung verhafteten Generalzahlmeisters Des- claud größeren Umfang an. Bei einer Haussuchung in der Pariser Wohnung des Anqeschuldigten und in seiner Billa in SavWiy-sur-Orge ron.rde eine größere Menge von Kaffeeballen. Konserven, Militäraus- rüstungsgegenständen und Gewehren gefunden. Die Verteidigung Desclauds hat Labori übernommen.

(W.T.B.) Kopenhagen, 29. Jan. DieNational Tidende" meldet aus Paris zu der bereits gemelde­ten Verhastuitg des französischen Generalintendan­ten Desclaud: Desclaud wird beschuldigt, Futter­waren und Wollstoffe in großen Mengen nach der Wohnung seiner Geliebten, die mit dem Inhaber eiges Pariser Handelshauses verheiratet ist. geschafft zu haben. Die gestohlenen Waren sollen dann an Pariser Handelshäuser verkauft worden sein. Die Geliebte Desclauds ist eine in der Pariser Gesell­schaft sehr bekannte Persönlichkeit. Die Betrügereien wurden dadurch entdeckt, daß es auffiel, wie Solda­ten die Waren über den Bendöme-Platz nach der Wohnung der Geliebten hinschafften. Desclaud. der unter Caillaux Chef der Steuererhebung war und für diesen Posten ein Gehalt von 34 000 Francs be­zog. wurde heimlich überwacht und dann verhaftet.

Ei« Lob der deutschen Verwaltung.

DemBulletin des Ardennes" entnimmt das Pariser Journal" (vom 12.) Mitteilungen über die deutsche Verwaltung im Ardennen-Departement und besonders im Bezirk Sedan, die zwar mit aller­lei giftigen Gemeinheiten durchflochten sind, im Grunde aber ein hohes Lob der deutschen Verwal­tung in Frankreich enthalten. Es heißt da:

Als die Deutschen ins Ardennen-Departement ein rückten, stand die Ernte noch auf dem Felde Ein Teil ist verdorben: die Weizen- und Haberfelder sind von Fußvolk und Reiterei niedergetreten, von der Artillerie zermalmt worden. Soweit das Getreide und das Heu geschnitten und auf Stapel gesetzt war, ist es allen Unbilden der Witterung ausgesetzt ge­wesen und hat an Ort und Stelle wieder neu gekeimt. Die Deutschen haben davon zu retten gesucht, was sich retten ließ,' sie haben alle arbeitsfähigen Leute zwangsweise aufgeboten, um den Rest der Ernte ein­zubringen. Die Kartoffel- und Zuckerrübenernte war gut. Die Deutschen haben über den Wert der Ernte genaue Erhebungen gemacht, ebenso über das Vieh in den Ställen, über die Möglichkeit eines Wieder­auflebens der Gewerbe und über die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide und Mehl. Eine neue Volkszählung ist sehr sorgfältig durchgeführt worden. Wie für die Ernte haben die Deutschen auch für die Aussaat einheimische Bauern zwangsweise ange- stellt. Allerdings bleibt die neue Anbaufläche hinter der früheren zurück. Mit dem Brote wird gespart. Jede Person erhält täglich nur ein Pfund Mehl. Einige Mühlen arbeiten. Die Bauern müssen dts Korn von den Tennen in diese Mühlen schaffen. Die Deutschen geben für das angebrachte Korn 70 v. H. in Mehl. In einigen Dörfern mahlen und backen die Bauern nach alter Sitte bei sich zu Hause. Beim Einmarsch der Deutschen fehlte vielerorten mehrere Tage lang Brot, Zucker, Kaffee, Salz. Feuerzeug und Tabak. Aber das hat sich ball, gebessert. Luxembur­ger und Deutsche haben in Automobilen den Fran­zosen die Lebensbedürfnisse gebracht, die diese nötig hatten. Anfang November kostete der Kaffee 5 Fran­ken das Kilo, das Petroleum kostete 1 Franken das Liter und war dabei knapp. Um die Haushalts­bedürfnisse einzukaufen, mußten die Hausfrauen ' mit einer Kiepe auf dem Rücken oder einem Kinder­wagen vor sich bis zu 30 Kilometer über Land wan­dern. Der Verkauf von Schnaps ist verboten. Die Post ist eingestellt. Die Eisenbahnen dienen nur für Militärtransporte. An den Straßenkreuzungen sind überall Wegweiser in deutscher Sprache angebracht. In bestimmten Dörfern ist die deutsche Ortszeit vor­geschrieben worden. In Romilly, Villers-le-Tour- neur, Pouru-Saint-Romy. Pouru-aux-Bois und Tarignan sind die Schulen wieder eröffnet, die fran­zösischen Lehrer arbeiten hier unbehelligt von den Deutschen. Diese suchen sich bei der Bevölkerung möglichst beliebt zu machen. Ihr A und O ist, Frankreichs Landwirtschaft und Deutschlands Ge­werbefleiß ergänzten sich in wunderbarer Weise; wir sollten uns darum mit ihnen gegen die Englän­der verbünden ... Der Feind hat auch eine Wehrliste ausgestellt, sowohl für die gedienten Leute wie für die Rekruten von 1914 und 1915 und für die Hilfs­dienste. Alle Wehrpflichtigen haben Befehl, ihr Dorf nicht zu verlassen; sie werden beim Reinigen der Straßen, beim Unterhalt der Wege, bei Brücken­bauten und ähnlichem beschäftigt, als wenn es für . immer wäre ...

Aus Deutschland.

Eine Kartoffelpflanz»ng?-Ge»ossenschast.

Berit«, SS. Jan. Nach Vorbesprechungen mit dem Landwirtschaftsminister haben der Schutzver­

band für deutsche« Grundbesitz, die Berliner Ge- werlschaflslommisfion, die christlichen und Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine eine Kartofselpslanz- unasgenossenschast von Gewerkschaften und Grund­besitzern gegründet, um die Oedländerein in der Umgebung Berlins im Interesse der Vo'ksernäh- rung landwirtschaftlich aufzuschließen. Nach der Schätzung Sachverständiger kommen in Groß Berlin etwa 300 Morgen ertragsfähiger Baugelände für Anpflanzung während der Kriegszeit in Betracht. Man denkt daran, außer den bisherigen Gruppen auch noch die Konsumvereine zur Mitwirkung her­anzuziehen. Das preußische Landwirtschofismini« steriurn, bei dem insbesondere Reg »Rat Dr. Horp'er dieses Werk angeregt hat, beteiligt sich nicht nur beratend, sondern auch mit Geldmitteln an der Förderung der Kartoffelbaugenossenschaft Die Art der Nutzbarmachung ist so gedacht, daß die Grundstücke zunächst einmal nicht wie sonst an Laubenkolonisten verpachtet werden, die dann darauf ziehen, was ihnen gutdünkt. Vielmehr übernimmt eine Zentralstelle das Düngen, Pflügen, den An­kauf und das Einlegen von Saatkartoffeln. Auf den Morgen Land werden sechs Kolonisten oder Losinbaber berechnet, sodaß auf den einzelnen rund 440 Quadratmeter entfallen. Die Bebau­ungskosten einschließlich des von der Zentrale ge­lieferten Saatgutes stellen sich für den Morgen auf ungefähr 100 bis 150 Mark. Die Losinhaber, die das Gelände noch der Einsaat zur weiteren Bear­beitung übernehmen, haben während des Wachtums der Frucht das Anbäufeln, die Entfernung des Unkrautes und schließlich das Einernten zu besorgen. Die Losinhaber bezahlen für das ihnen überlassene Land 22,50 Mark bis 25 Mark, doch kann diese Summe durch Ausgabe von Sparkarten zu wöchent­lich 50 Pfg. eingezahlt werden.

Die Kupfervorräte Deutschlands.

Berlin, 28 Jan. Zu der Äußerung des General­stabschefs von Falkenhayn gegenüber einem Inter­viewer, wir hatten freilich kein Kupfer unter der Eide, das sei wahr, aber über der Erde hätten wir mehr als genug für alle unsere militärischen Er­fordernisse, bemerkt mit Recht dieTägliche Rund­schau": Hier ist dem Generalstabchef ein erheblicher Irrtum mit unterlaufen- Tatsächlich besitzt Deutsch­land außer seinen durchaus genügenden Vorräten an Kupfer eine wertvolle eigene Kupfersörderung. So fördert die Mansselder kupferschieferbauende Eewe-kschaft jährlich 25000 Tonnen Kupfer und es werden Anstrengungen gemacht, jetzt diese Förderung noch zu vergrößern. Auch die Etodtberger Hütte in Ntedermarsberg i. W. fördert nach ihren Angaben 16 Millionen Pfund Kupfer. Außerdem beschäftigen sich mehrere Hütten mit der Ausbeutung gelegent­licher Kupfervorkommen. Wir wären also sehr wohl imstande, selbst, wenn das Kupfer in den Metallagern unserer Fabriken nicht ohnehin aus reichte, das fehlende zur Deckung unseres Bedarfs aus eigener Förderung beizusteuern.

KriegsbeMfe privater Organisationen.

Welch starken Rückhalt jetzt die organisierten Handlungsgehilfe« an ihren Verbänden haben, geht aus der Tatsache hervor, daß die allein von den drei großen Verbanden in den ersten fünf Krieas- monaten geleisteten Unterstützungen hoch in die Hunderttausende geben. So betruaen allein die ousgezahlten Stelleifto*engelder 350000 Daran find der Leipziger Verband Deutscher Handlungs­gehilfen mit 76000, der 58er Verein mit 88500 und der Deutschnationale Verband mit 190000 beteiligt. Außer den Stellenlosen wenden die Ver­bände ihr Hauptaugenmerk den Familien der ins Feld gezogenen Mitglieder zu. An sie zahlte der Leipziger Verband bis 41000 und der Deutsch­nationale 132000 Die Zahlen des dritten Vereins liegen noch nicht vor, dürften aber in der Mitte zwischen diesen beiden liegen. Außerdem zahlten alle drei Verbände, bezw. ihre Krankenkassen, Sterbegeld an die Hinterbliebenen ihrer gefallenen Mitglieder, und zwar wurden bisher ausaezablt vom Leipziger Verband 9000, vom 68er Verein 12 660 und vom Deutschnationalen Verband 15000^.

Krüppelsürforqe.

Karlsruhe, 27. Jan. Im Ministerium des In­nern fand dieser Tage unter dem Vorsitz des Mini­sters v. Bodmann eine Konferenz über die Frage der Kriegskrüppelsürsorge statt. Es waren Vertreter des Roten Kreuzes, der Wissenschaft und sonstige Sach­verständige. ferner Vertreter der Wohlfahrtsvereine, der Landwirtschafts- und Handwerkskammer und des Arbeiterstandes anwesend. Die Beratung drehte sich in der Hauptsache um die zwei Grundfragen: Ver­hütung des Krüppeltums nud Fürsorge. Es kam zum Ausdruck, daß der Gegenstand unter die allgemeine Jnvalidenfürsorge falle. Der stellvertretende Ge­neralarzt teilte mit. daß von der Militärbehörde einige orthopädische Anstalten errichtet werden sol­

len. Der Staat hat Kuranstalten in Baden-Baden und Badenweiler zur Verfügung gestellt. In allen größeren Orten und Amtsstädten sollen Arbeitsaus­schüsse in Angliederung an die Ortsgruppe des Krüp­pelfürsorgevereins gebildet werden. In Freiburg wurde bereits eine Krüppelschule errichtet, in der in valide Krieger unterwiesen werden. In der hiesigen Gewerbeschule sollen entsprechende Kurse eingerichtet werden.

Wie weit schießen die Deutschen?

DieTimes" hat ihren Lesern jüngst eine recht unangenehme Nachricht vorgesetzt: die Deutschen ha ben ein neues Schiffsgeschütz, so berichtete sie, das 3 Meilen weiter schießt, als die beste englische Kanone, und dessen Geschoß eine noch größere Wirkung habe, als die berühmten 42 Zentimeter-Mörser. Was ist an dieser Mitteilung wahr? Diese Frage wirft in denArtilleristischen Monatsheften" ein Fachmann auf. Zunächst, welches ist das beste englische Geschütz? Nach dem Taschenbuchs der Kriegsflotten 1914 mutz die 38,1 Zentimeter-Schiffskanone I./45 gemeint sein, deren Geschoß 885 Kilo wiegt und eine Anfangs­geschwindigkeit von 760 Metern hat. Tatsächlich hat Krupp, wie bekannt ist, ein 40,64 Zentimeter-Schiffs- geschlltz (I./50) hergestellt, dessen Geschoß 920 Kilo wiegt und eine Anfangsgeschwindigkeit von 940 Me­tern hat. Die Mündungswucht dieses Geschosses ist um 58 v. H. größer, als die der englischen Schiffs kanone, und daher klingt die Angabe derTimes", das Geschütz könne 5 Kilometer weiter feuern, durch­aus glaublich. Wie weit das Geschütz schießen kann, darüber liegen keine Angaben vor, allein man kann durch den Vergleich mit anderen bekannten Schuß leistungen zu einer ziemlich sicheren Schätzung kom­men. Der weiteste Kanonenschuß, dessen Fluglänge wirklich gemessen ist, ist vor 23 Jahren, am 28. April 1892 in Gegenwart des Kaisers abgefeuert worden Es handelte sich dabei um ein Kruppsches 24 Zenti meter-Geschütz (I./40), das 20,266 Kilometer weit schoß. Die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses dürfte dabei schwerlich 800 Meter betragen haben Demnach darf die Schußweite, die die Kruppsche 40,64 Zentimeter-Kanone erreicht, wenn man beim Schuß mit einer Erhöhung von 30 Grad rechnet, auf 42 Kilometer geschätzt werden. Was bedeutet das? Man macht es sich am besten an einer Strecke klar, von deren Ueberschießung in den ersten Krieqsmonaten oft die Rede war. Kann man über den Kanal schie­ßen? wurde da gefragt. Wenn man eine Schublei­stung von 42 Kilometer annimmt, ist diese Frage zu bejahen: an der schmälsten Stelle ist der Kanal etwa 33 Kilometer breit; feuert man von Calais aus nach Dover, so wird nicht nur die englische Kanalküste durch das Geschütz beherrscht, sondern noch ein Küsten­strich des englischen Festlandes von 9 Kilom. Breite.

Die Weinernte in Württemberg.

Im Jahre 1914 betrug die Zahl der Weinbau­gemeinden in Württemberg 430 gegen 441 im Vor­jahr, die im Ertrag stehende Weinbaufläche 13507 Hektar gegen 14 120 im Vorjahr. Der gesamte Er­trag des 1914er Weinherbstes, der durch die Nachwir­kungen der schweren Aprilfröste des Jahres 1913 und durch starkes Auftreten der Rebkrankheiten (nament­lich Peronospova und Oidium) im Verlaufe des Jah­res 1914 sehr beeinträchtigt worden ist, berechnet sich zu 47 547 Hektol., das macht auf 1 Hektar 3,52 Hektol. gegen 8104 Hektol. oder 0,57 Hektol. von 1 Hektar im Jahre 1913; dagegen betrug der Hektarerlrag im 10jährigen Durchschnitt 1903/12 14,60 Hektol. 1893/ 1902 16,98 Hektol.. 1883/92 17,36 Hektol.. 1873/82 19,84 Hektol., 1863/72 24,63 Hektol. In einer großen Zahl von Gemeinden: nämlich in 212 oder in nahe­zu der Hälfte sämtlicher Weinbaugemeinden wurde überhaupt kein Ertrag, in 148 oder mehr als einem Drittel sämtlicher Weinbaugemeinden ein Hektar­erlrag von weniger als 4 Hektol. gewonnen. Der Ab­satz des 1914er Erzeugnisses, das hinsichtlich der Güte befriedigend' zu nennen ist, ging, entgegen den ge­hegten Befürchtungen, daß der Krieg lähmend auf das Herbstgeschäft einwirken werde, flott von statten. Der bei den Verkäufen unter der Kelter erzielte Preis bereuet sich für das Jahr 1914 im Landes­durchschnitt zu 76,93 Mk., ein Preis, der bis jetzt nur ein einziges Mal. nämlich im Jahre 1911. wo er 80,24 Mk. für 1 Hektol. betrug, übertroffen worden ist und durch den der Ausfall an Menge wenigstens einigermaßen ausgeglichen wurde. Der Erlös aus dem unter der Kelter oder überhaupt während des Herbstes verkauften Wein berechnet sich zu 2 740 764 Mark gegen 312 658 Mk. im Jahre 1913, 14 744641 Mk. in dem guten Weinjahr 1904 und 7 555 250 Mk. im Durchschnitt 1903/12. Unter Zugrundelegung der bei den Kelterverkäufen erzielten Preise berechnet sich der Geldwert des qesamten Weinerträgnisses des Jahres 1914 zu 3 621 353 Mk _

gar die Sckirlftieitung verantwort!.: Otto Seitmonn. Tal» Druck und Verl«, der «. OelschUiger'schen Buchdruckeret, Cal».