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Rationales NachrichLm- mrd Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 1S3

Altensteig, Dienstag, den 2V. August 1935

58. Jahr,«»,

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Gwßbnmt ln dtt FimkauSWimg l« Berlin

2. gnternalionaler «ongreß für ElädlkverMgmg

Frankfurt a. M., 19. Aug. Im großen Saal des Palmengas- tens wurde am Montag der 2. Internationale Kongreß für Straßenreinigung mit einer Ansprache des bisherigen Präsiden­ten I. C. Dawe s-London eröffnet, der seiner Freude darüber Ausdruck gab, die Präsidentschaft nunmehr Direktor Schrö­der-Frankfurt a. M. übergeben zu können.

Reichsminister Dr. Frick betonte in seiner Rede, daß die Etädtereinigung in allen ihren Erscheinungsformen wesentliche Voraussetzungen jeder öffentlichen Gesundheitspflege sei. Ihre Anwesenheit in dieser Stadt möge Sie davon überzeugen, daß die Wirklichkeit doch wesentlich anders aussieht, wie sie von ei­nem gewissen Teil der ausländischen Presse immer wieder ge­schildert wird. Gewiß, der gewaliige Umbruch, der sich in Deutschland vollzogen hat, und die weitere Entwicklung in den folgenden Jahren haben ihre eigenen Gesetze, die in erster Li­nie aus dem Wesen des deutschen Volkes und aus den politi­schen Erlebnissen Deutschlands in Len letzten Jahrzehnten ihre Erklärung finden. Gesetze, die sich dem ausländischen Betrachter nicht immer leicht erschließen. Deshalb begrüße ich besonders, Laß Sie als hervorragende Vertreter ausländischer Länder und Gemeinden in den nächsten Tagen neben der Arbeit auf diesem Kongreß auch Gelegenheit finden, die deutschen Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen zu lernen und ich glaube, daß Sie dabei den Eindruck gewinnen werden, daß das deutsche Volk mit gestärktem Vertrauen und neuer Zuversicht in die Zukunft blickt und daß es nur den einen Wunsch hat, in Frieden mit aller Welt seiner Aufbauarbeit nachzugehen.

Der Minister begrüßte dann die Vertreter der deutschen Ge­meinden und betonte dabei u. a., daß die Anspannung aller Kräfte und die zweckmäßigste Anwendung aller dem Volkswohl dienenden Einrichtungen notwendig sei. Auf allen Gebieten müsse es unser Ziel sein, mit den besten und wirtschaftlichsten Methoden die Höchstleistung zu vollbringen. Die Einrichtun­gen auf dem Gebiete der Städtereinigung seien im wahrsten Sinne des Wortes Einrichtungen des Volkswohles und des Ge­meinwohles.

Nach weiteren Begrüßungsansprachen sprach Direktor Schrö­der, der neue Präsident des Kongresses überDie hygienische »nd wirtschaftliche Bedeutung der kommunalen Reinigungsbe­triebe.-

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Anläßlich des Kongresses fand im Kaisersaal des Rathauses eine Begrüßung des Reichs- und preußischen Ministers des In­nern, Dr. Frick, statt, bei der nach einer Ansprache des Ober­bürgermeisters der Retchsminister erneut das Wort nahm.

Dr. Frick sprach nochmals den Wunsch aus, daß der Kongreß, der der Etädtereinigung und damit der Gesundheit in den Städten der ganzen Welt gewidmet sei, seine Aufgaben erfülle. Wenn es aber darüber hinaus gleichzeitig zur Reinigung der Atmosphäre zwischen den Völkern beitrage »ad die Luft des Mißtrauens und des Hasses dadurch besei­tigen würde, daß alle Vertreter das im Deutschen Reich Gesehene in ihren Ländern verbreiten «nd Mitteilen, dann würde er nicht nur seinen Zweck erfüllt, sondern auch dem Frieden der Welt gedient haben.

Das neue Soldatenlied als Hymne der Nation

Berlin, 19. Aug. NLZ. Nach Mitteilung der Reichsrundfunk- gesellschaft wird während der großen deutschen Rundfunk-Aus­stellung 1935 allabendlich um 19 Uhr auf der Festspielbühne der großen Thingstätte des Ausstellungsgeländes beim feierlichen Aufmarsch von Arbeitsdienst, Militär und Volksgruppen aus Stadt und Land das neue SoldatenliedFlieg, deutsche Fahne, flieg" als Hymne der Nation, in die alle einftimmen sollen, den Höhepunkt und Abschluß des Tagesprogramms bilden. Den Text dieser neuen deutschen Hymne hat Hansjürgen Nierentz nach be­kannten Worten des Führers klar und eindrucksvoll gestaltet. Die volkstümliche Vertonung stammt von Heinrich Steiner. Das Ecmeinschaftslied. dessen drei Strophen zugleich für die Lieder­bücher von Bewegung, Heer und Volk bestimmt ist, bringt de« einmütigen Friedens- und Arbeitswillen der deutsche« Nation Mm Ausdruck.

Mutige religiöse Unruhen in Vessarabien

Bukarest, 18. Aug. I« dem Dorfe Aldinesti i« Vessarabien kam es zwischen Gendarmen «nd Anhängern einer religiösen bekte, die für die Beibehaltung des alten orthodoxe« Kalen­ders kämpft, zu einem blutigen Zusammenstoß. Die Eendar- taeu hatten den Auftrag, den Führer der Sekte und einige sei­ner Anhänger zu verhaften. Die religiösen Fanatiker griffen lcdoch die Gendarmen an und töteten zwei von ihnen durch Reoolverschiisse. Die Gendarmen erwiderten darauf das Feuer, koteten vier von den Angreifern und verletzten zwölf weitere. Nach Herbeiholung von Verstärkungen des Sicherheitsdienstes »nute die Ruhe «nd Ordnung in dem Dorf wiederhergestellt «erden.

Berlin, 19. August. Zn den Ausstellungs­hallen am Kaiserdamm, die im Augenblick die Filmausstellung beherbergen, brach am Mon­tagabend um 28.38 Uhr infolge von Kurzschluß Feuer aus. Sämtliche Berliner Feuerwehren haben sich mit allen verfügbaren Geräten zur Brandstätte begeben.

Der Brand hatte bald nach dem Entstehen sehr große Ausmaße angenommen. Die Hallen 3, 4 und 5 wurden innerhalb einer Stunde von den Flammen fast restlos ver­nichtet. Das Feuer schlug annähernd 58 Meter hoch zum Nachthimmel empor und setzte auch das Restaurant auf dem Funkturm in Brand.

Aus unzähligen Schlauchleitungen wird fieberhaft Was­ser gegeben, um ein Uebergreifen des Feuers aus die noch verschonten Hallen zu vermeiden.

Auf Anordnung der Brandbekämpfungsleitung wurden sofort Sonderkommandos der Schutzpolizei» des Arbeits­dienstes, der SA., der SS. und des Reichsheeres zur Hilfe­leistung herangezogen. Es galt besonders die Menschen, die sich zu Hunderttausenden um das Gelände herum ein­gefunden hatten, von der Straße sernzuhalten, um eine wirksame Bekämpfung des Brandes zu ermöglichen.

In allen westlichen Vororten Berlins zeigte sich am dunklen Nachthimmel schon von weitem ein riesiger Feuer­schein. Oft blitzte es ganz hell auf. Ein Funkenregen wurde durch die ungeheure Hitze, die am Brandherd herrschte, bis zu 50 Meter hoch geschleudert und dann vom Winde erfaßt und ostwärts getrieben.

Soweit bis gegen 21.00 Uhr zu übersehen war, ist von den Hallen 3, 4 und 5 kaum noch etwas zu retten. Durch mustergültiges Verhalten verschiedener Ausstellungsbesu­cher und Hilfsmannschaften konnte wertvolles Ausstel­lungsmaterial in aller Eile auf die Straße geschafft und gerettet werden. Vor allem gelang es, die kostbaren Fern­sehapparate sicherzustellen. Die beiden großen Autohallen, die Hallen 1 und 2, sind außer Gefahr.

Schwierige Löscharbeiten am brennenden Funkturm

Berlin, 19. August. Durch das mutige Verhalten zweier Feuerwehrleute gelang es, eine Schlauchleitung vom Erdboden bis zu dem in etwa 50 Meter Höhe befindlichen Funkturmrestaurant zu leiten, in das sich etwa 18 Personen geflüchtet hatten und das, wie gemeldet, durch die hoch­lodernden Flammen ebenfalls in Brand geraten war. Die Feuerwehrleute kletterten an den eisernen Masten des Funkturm.s hoch und brachten auf diese Weise die Schlauch­leitung bis unmittelbar an die in Brand geratenen Teile des Restaurants heran. Es gelang auf diese Weise, die Funkturmbesucher, die nach Ausbruch des Brandes im Sprechchor mehrfach heruntergerufen hatten:Rettet uns", außer Gefahr und in Sicherheit zu bringen.

Inzwischen konnte man ziemlich einwandfrei feststellen, daß das Feuer in der Halle 4, wahrscheinlich bei dem Stand der Firma Siemens, ausgebrochen ist.

Das Feuer in der Funkausstellung eingekreist Sämtliche Ausstellungshallen geräumt Das Ausstellnngsmaterial größtenteils gerettet

Berlin, 19. August. Der Riesenbrand in den Ausstellungshallen war, dank der aufopferungsvollen Be­mühungen der Feuerwehr gegen 22 Uhr eingekreist. Die Feuerbeliimpfung setzte systematisch bei dem ursprüng­lichen Brandherd in der Halle 4 ein. Von Halle 3 und von Halle 5 sowie von dem riesigen Znnenhof und von der Ostseite des ausgedehnten Ausstellungsgeländes wurde aus annähernd 39 Schlauchleitungen größten und mittleren Kalibers ununterbrochen Wasser in die auflodernden Flam­men geschleudert. Ueberdies muß die H a ll e 4 als voll­kommen vernichtet angesehen werden. Auch der größte Teil der in dieser Halle ausgestellten Gegen­stände dürfte völlig zerstört sein. Auch Teile der Halle 3 und 5 haben durch das Feuer etwas gelitten. Zum Glück gelang es aber, die Hallen 1 und 2, die durch eine breite Straße von den übrigen Hallen getrennt liegen, so­wie die Hallen 6, 7 und 8 zu erhalten.

Der Vorsicht halber haben die zahlreichen Aussteller mit Hilfe der herangezogenen SA.- SS.- und Arbeits­dienstmänner sowie von Angehörigen des Reichshecres auch die vom Feuer verschont gebliebenen Hallen geräumt. Schon eine Stunde nach dem Ausbruch des Brandes wurde ein großer Teil des Ausstellungsmaterials verladen und in Sicherheit gebracht.

Der amtliche Bericht über den Brand auf der Funkausstellung

Berlin, 19. August. Amtlich wird über den Brand auf der Funkausstellung folgendes mitgeteilt:

Zn der Ausstellungshalle 4 am Berliner Funkturm brach heute abend kurz vor 28.38 Uhr ein Grotzbrand aus» durch den auch das Funkturmrestaurant zeitweilig in Mit­leidenschaft gezogen wurde. Es gelang den vereinten Kräf­ten von Feuerwehr, SA., SS. und politischen Leitern, Neichsheer, Arbeitsdienst und Landespolizei, das Feuer auf die Ausstellungshalle 4 zu beschränken, die wie alle an­deren Hallen zu dieser Zeit schon vom Publikum geräumt war. Die Hallen des Volkssenders und die Fernsehhalle wurden ebenso wie die übrigen Hallen nicht in Mitleiden­schaft gezogen. Soweit bis jetzt bekannt geworden ist, sind Menschenleben nicht zu beklagen. Zur Zeit des Brandes im Funkturmrestaurant befanden sich noch 8 Personen auf dem Funkturm. Dem mutigen Eingreifen eines Feuerwehrtrupps, der von Baurat Dr. Schäfer ge­führt wurde, gelang es, alle auf dem Funkturm befind­lichen Personen mit nur geringfügigen Verletzungen in Sicherheit zu bringen. Reichsminister Dr. Göb- bels, der um 28.45 Uhr aus der Brandstätte erschien» ordnete sofort eine weitgehende Absperrung an. Gegen 22.88 llhr traf Reichsminister Dr. Frick am Brand­ort ein. Der Brand der Halle 4 dauert an. Das Feuer ist aber eingekreist, so daß die Gefahr eines Umsichgreifens nicht mehr besteht.

Alle Gefährdeten vom Funkturm gerettet

Berlin, 19. August. Schon kurz vor 22.88 llhr waren die Flammen an der Lichtreklame auf dem Funkturm uns tm Funllurm-Restaurant so weit abgelöscht, daß man da­ran gehen konnte, die Personen die durch das ver­heerende Element abgeschnittsn waren, in Sicherheit zubringen. Auf den noch glühend heißen Treppen stie­gen die Funkturmbesucher über Trümmer hinweg an der gefährlichsten Stelle vorbei und gelangten dann sehr schnell die 58 Meter hinab auf den Erdboden.

So weit zu übersehen ist, hat keiner von ihnen ernsten Schaden genommen.

Inzwischen schritten die Feuerwehrmannschaftcn die zum Teil so erschöpft waren, daß sie ahgelöst werden muß­te». zur restlosen Löschung des Brandes und zu den Auf- räuinrngsarbeiten.

Halle 4 vollkommen niedergebrannt Großer Sachschaden

Berlin, 19. August. Gegen 22.38 llhr war jede Ge­fahr der weiteren Ausdehnung des Feuers an der Brand­stätte im Ausstellungsgelände gebannt, so daß man eine» lleberblick über den Schaden gewinnen konnte. Die Halle 4 ist vollkommen niedergebrannt. Das Gebäude war bereits ungefähr eine Stunde nach der Entstehung des Brandes zum Teil i» sich zusammengestürzi. Gegen 23.88 llhr konnten die letzten Reste der Umfassungs­mauer, die auf der einen Seite einer ungeheuren Hitze aus­gesetzt waren» während sie auf der anderen Seite ununter­brochen von dem kalten Löschwasser überflutet wurden, nicht mehr standhalten. Es bildeten sich Nisse und bald krachten die Mauern mit großem Getöse zusammen. Ein Funken­regen stob in die Luft und erleuchtete für einen Augenblick die ganze im Dunkeln liegende Umgebung.

Gerade in Halle 4 hatten die führenden deutschen Fir­men ihre Geräte zur Schau gestellt. So sind die Stände der Firmen Siemens, Telefunken, AEG., Mende, Seibt usw. zum größten Teil zerstört worden. Auch die Neichs- post hat einen großen Schaden zu beklagen. Ferner sind die beiden llltrakurzwellensender, die das Fernsehpro­gramm sandten, durch die Flammen sowie durch herunter- stürzende Balken vernichtet worden. Auch der alte Rund­funksender Witzleben, der in der ersten Zeit des Rundfunks mit 4 Kilowatt für Berlin arbeitete, ist den Flammen zum Opfer gefallen. Er stand im ersten Stockwerk der Halle 4 vollkommen betriebsfertig als Notsender, für den Fall, daß der Tegeler Sender einmal aussetzte oder ausgeschaltct werden mußte.

Die ganze Umgebung des Ausstellungsgeländes, sowie das Gelände selbst gleichen einem Heerlager.. Hunderte von Kraftfahrzeugen stehen in den Straßen, riesige Men­schenmengen umlagern die Brandstätte. Trotzdem herrscht, nachdem SA. und SS., Arbeitsdienst, Reichsheer und ein Teil der Technischen Nothilfe eingegriffen haben, eine mustergültige Ordnung. Während am Brandherd selbst wohl aus annähernd 50 Schläuchen größten, mittleren und kleinsten Kalibers das Wasser in die zum Teil noch aus-