Meere wurde ein großer französischer Kreuzer torpediert, doch entstanden dabei keine Verluste an Menschenleben. Die Beschädigungen seien in 6 Wochen ausgebessert gewesen.
Keine Derlustttsteu in Frankreich.
(W.T.B.) Paris, 26. Jan. Wie der „Temps" meldet, hat Kri-egsminister Millerand auf das Ersuchen der Liga für Menschenrechte um Beröfsent- lichmug amtlicher Verlustlisten geantwortet, der Zeitpunkt für die Veröffentlichung fei noch nicht gekommen, da die Negierung annehme, daß eine große Anzahl Soldaten gefallen sei, ohne daß hierüber volle Gewißheit bestehe. Viele seien zweifellos auch unter den Händen des Feindes gestorben, der nur mit großer Verspätung und wahrscheinlich ungenaue Nachrichten übermittele. Durch Jrrtümer könnten aber die Familien unnötigerweise in Trauer versetzt werden. Sobald die Umstände es erlaubten, werde die Regierung Listen veröffentlichen.
Der Viehbestand in Frankreich.
(W.T.B.) Paris. 27. Jan. Wie der „Matin" ineldet, hat der Ackerbauminister dem Vudgetaus- schutz einen Bericht unterbreitet, demzufolge am 1. August die Bestände an Kühen, Ochsen und Kälbern in Frankreich 12 397 000 betrugen. Der Bestand habe seitdem eine Verminderung von über 10 erfahren. Der Ackerbauminister betont, daß große Vorsicht in dem Verbrauch des Bestandes geübt werden müsse. Das beste Mittel sei, die Einfuhr von Gefrierfleisch zu erhöhen, damit den Bedürfnissen in der Ernährung nachgekommen werden könne.
Französisches.
(W.T.B.) Paris, 27. Jan. Die „Gazette de (a Croix" meldet, daß der Generalzahlmeister der Armee Desclaud und seine Geliebte von den Militärbehörden wegen Diebstahls von Militärlieferungen verhaftet worden sind.
Japan und die Türkei.
Berlin. 27. Jan. Aus Kopenhagen meldet die „Deutsche Tageszeitung": Petersburger Zeitungen berichten aus Tokio, Japan habe bis heute nicht de« Kriegszustand mit der Türkei erklärt. Die türkischen Staatsangehörigen in Japan werden von der Regierung noch nicht als feindliche Staatsangehörige angeseben. Schritte der drei verbündeten Mächte find in Tokio unternommen, um einen Anschluß Japans gegen die Türkei herbeizuführen.
Eine japanische Flotteubafis.
Frankfurt, 27. Jan. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus der Schweiz. 26. Januar: Aus Tokio meldet eine offiziöse russische Quelle: Mit Ein- »iMgung Englands machte Japan die deutsche Insel Jap zu einer japanischen Flottenbafis.
Mißtrauen gegen Japan.
Kopenhagen, 26. Jan. Wie von hier an den ..Lokalanzeiger" berichtet wird, find, russischen Zeitungsmeldungen zufolge, in Tokio Gerüchte verbreitet, Australien bereite die Absendung von Truppen nach den von Japan besetzten deutschen Südfee» Kolonien vor, um sich gegen deren dauernde Besetzung durch Japan zu schützen. In Tokio schenkt man diesen Gerüchten keinen Glauben.
Die Neutralen und der Krieg.
Hollands militärische Bereitschaft.
Amsterdam, 27. Jan. In der zweiten holländische» Kammer wurde heute beschlossen, die Landwehr unter den Waffen zu behalten. Auch die weitere Beibehaltung der Miliz unter den Fahnen wurde beschlossen. Der Führer der Sozialisten Troelstra erklärte, zu bedauern, daß ihm keine Gelegenheit gegeben worden sei, näheres über die politischen Gründe der Regierung zu erfahren, die diese veranlaßten, die gesamte Mobilmachung beizubehalten.
Italien und Rumänien.
Berlin, 26. Jan. Aus guter Quelle erfährt die „Siationalzeitung". daß die Besorgnisse und Gerüchte über die Haltung der neutralen Staaten, die sich im der letzten Zeit bemerkbar gemacht haben, der Begründung entbehren. Es liegt kein Anlaß für die Zentralmächte vor, ihr Verhältnis zu den Neutralen anders zu beurteilen, als vor dem Kriege. Gerade in diesen Tagen hat man infolge äußerer Vorgänge einen gewissen inneren Zusammenhang zwischen der politischen Haltung Italiens und Rumäniens zu konstruieren versucht und allerhand Rückschlüsse auf bestimmte Möglichkeiten und Entscheidungen gezogen, die aus den Gang der internationalen Politik
bestimmend einwirken sollten. Auch diese Vermutungen entbehren aller Unterlage. Nach den von uns eingezogenen Erkundigungen ist weder im der Haltung Italiens noch in der Rumäniens irgend eine Acnderung eingetreten, die eine solche Vermutung rechtfertigen könnte und es bereitet sich auch keine vor. Die augenblickliche Lage ist derart, daß nicht der mindeste Anlaß zur Besorgnis neuer Verwicklungen gegeben ist; unsere Beziehungen zu den Neutralen werden von genau dem gleichen Geiste aufrichtigen Vertrauens getragen, der sie bisher erfüllt hat.
England und die Industrie Italiens.
Rom, 26. Jan. Der „Popolo Romano" schreibt: „Ungeachtet der Vorstellungen der italienischen Regierung und der Bemühungen des englischen Botschafters in Rom hält England fast alle Maßregeln aufrecht, welche Italien die notwendigen Rohstoffe für die Industrie entziehen, aus unbegründeter Furcht, daß Deutschland und Oesterreich aus der Versorgung Italiens Nutzen ziehen könnten. Infolgedessen nimmt die Arbeitslosigkeit in Italien immer mehr zu, weil zahlreiche Industrien die Arbeit einstellen oder einschränken mußten. Da der unsinnige englische Erlaß, welcher Schwefel als Kriegskonterbande erklärt, die Lage in Sizilien verschärft, sind die jüngsten Unruhen in Catania nichts anderes als Reflexe der Krisis in der Schwefelindustrie." Das Blatt gibt sodann eine Statistik des Mailänder Finanzblattes „Sole" wieder, aus der hervorgeht, daß die Einfuhr von Rohmaterialien für Industrie, Heer und Marine in diesem Jahr abgenommen hat, und daß die Ausfuhr von Fertigfabrikaten von August ab zurückg-eg-angen ist, mit Ausnahme der Ausfuhr nach England, und schließt: „England verletzt ohne jeden Grund die höchsten Interessen Italiens und schafft unleugbar eine Atmosphäre der Unzufriedenheit."
Spanien.
Madrid, 27. Jan. Die heute wiedereröffneten Cortes werden über Fragen von hoher Wichtigkeit zu entscheiden haben; da ist in erster Linie die Marinevorlage, die mit einer Forderung von 259 Millionen Pesetas verbunden ist. Es sind indes rund 100 Millionen weniger, als auf Grund des ursprünglichen, im Juli vorigen Jahres verlesenen Entwurfs gefordert wurden. Wie aber der Marineminister gleich in der Einleitung zu dem neuen Projekt verlegt, haben sich aus den bisherigen Vorgängen des Weltkriegs zur See Lehren ergeben, die nicht übersehen werden dürfen. Spanien sei ein Land, das nur auf Defensive bedacht sei, und unter diesen Umständen glaube es, vom Bon der großen Einheiten, wie sie anfangs vorgesehen waren, absehen zu dürfen, um desto größere Sorgfalt auf die Beschaffung von Unterseebooten und Minen zu verwenden, deren Defensivkraft sich jetzt glänzend bewährt habe. Außerdem sollen die Kriegshäfen Ferrol, Cadiz und Cartagena in Stand gesetzt werden. Ministerpräsident Dato hat heute die Führer aller politischen Fraktionen um sich versammelt und ihnen die rasche Erledigung der Marinevorlage ans Herz gelegt. Im Anschluß an die Marinevorlage wird der Kriegsminister General Echagüe seine Heeresreform-Ent- würse verlesen, deren Schwerpunkt in der Herabsetzung der Altersgrenze der höheren Offiziere und der Vervollkommnung des Eeneralstabs liegt. — Man erfährt, daß englische Agenten ungeheure Ankäufe von Lebensmitteln in Spanien bewerkstelligen, die über Portugal und Gibraltar nach England geschafft werden. In einer einzigen Woche seien in Estremadura 10000 Schweine, 8000 Schafe, 3000 Ochsen und viele Tonnen Kartoffeln und Gemüse aufgekauft worden. Infolge dieses Exports sind in
Das amerikanische Probierfchiff.
Berlin, 27. Jan. Aus Amsterdam meldet die „Voss. Zeitung": Der Korrespondent der „Times" drahtet aus Wasbington: Die „Dacia" wird beute Ealvestone verlosten und über Norfolk ihre Reise nach Europa antreten. Sie führt II VW Ballen Baumwolle im Werte von über 3V- Millionen Mk. mit sich. Das Schiff ist zu 4°/° versichert. Die Fracht kostet 14 Schilling der Ballen, die höchsten Preise, die je gezahlt wurden. Die Decköffnungen find durch Beamte der Vereinigten Staaten versiegelt worden und die Ladung ist zum Verladen in Rotterdam nach Bremen adressiert. Niemand hier glaubt, daß das Schiff Rotterdam erreichen wird. Man darf den Ereignissen nicht mit allzu großer Ruhe entgegensetzen. Viele Leute glauben, daß der Fall der „Dacia" noch zu Unannehmlichkeiten führen wird. Andere find über den Fall des amerikanischen Schiffes „Wilhelmina" beunruhigt, das mit einer Ladung von Lebensmitteln im Wert von 80WO Mark nach Hamburg unterwegs ist.
London, 27. Januar. Die Times melden aus Washington vom 24. Januar: Präsident Wilson ist
mehr denn je entschlossen, die Gesetzesvorlage betreffend den Ankauf von fremden Schiffen durchzusetzen. Er scheint bereits die Unterstützung des größten Teils der Opposition gewonnen zu haben. Viele einflußreiche Senatoren, die den Gesetzentwurf bekämpfen, sagen, sie hätten wegen ihrer Haltung Proteste von ihren Wählern empfangen.
Ehina und Japan.
(W.T.B.) Frankfurt a. M., 27. Jan. Die „Frankfurter Zeitung" berichtet aus Petersburg: Wie die „Petersburger Telegraphenagentur" aus Peking meldet, verlangte China am 14. Januar die Abberufung der japanischen Truppen aus der Provinz Schantung. Japan verweigerte jedoch die Räumung des genannten Gebiets mit der Begründung, daß der Krieg mit Deutschland fortdauere.
Vermischte Nachrichten.
Ein Gedenkblatt des Kaisers.
Berlin, 27. Jan. (W. B. Amtlich.) Folgender Allerhöchster Erlaß wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht:
„Ich will den Angehörigen der im Kampfe um die Verteidigung des Vaterlandes gefallenen Krieger des preußischen Heeres in Anerkennung der von den Verewigten bewiesenen Pflichtteile bis zum Tode und in herzlicher Anteilnahme an dem schweren Verlust ein Eedenkblatt nach einem mir vorgelegten Entwurf verleihen. Das Kriegsministerium hat das Weitere zu veranlassen."
Großes Hauptquartier» 27. Januar 1815.
(gez.) Wilhelm R.
(gegengez.) Wild v. Hohenborn.
Ehrung deutscher Schriftsteller.
(W.T.B.) Berlin, 27. Jan. Der Reichsanzeiger meldet: Der König hat den Schriftstellern Richard Dehmel, Gerhard Hauptmann, Rudolf Presber, Cäsar Flaischlen, Ernst Lissauer, Paul Warncke, Richard Nordhausen, Gustav Falke, Dr. Ferdinand Aoena- rius, Willi Vesper, Walter Flox und Rudolf Alexander Schräder den Roten Adlerordeu 3. Klaffe mit der Kgl. Krone verliehen.
Gnadenerlasse zu Kaisers Geburtstag.
Das württ. Militärverordnungsblatt veröffentlicht folgenden Gnadenerlaß des Königs: Ich will anläßlich der rühm- und opferreichen Kämpfe dieses Feldzuges am Geburtsfeste S. Maj. des Kaisers alle« Militärpersonen des aktiven Heeres, der aktiven Marine und der Schutztruppen, die gegen sie von Militärbefehlshabern verhängten Disziplinarstrafen, sowie die von Militärgerichten des Württ. Kontingents verhängten Geld- und Freiheitsstrafen, bezw. den noch nicht vollstreckten Teil derselben aus Gnade erlaffen, sofern die ihnen auferlegten Freiheitsstrafen 6 Monate nicht übersteigen. Ausgeschlossen von der Begnadigung sollen jedoch diejenigen Personen fein,
1. die unter d er Wirkung von Ehrcnstrafen stehen,
2. die während der Strafverbüßung, sofern diese bereits begonnen hat, oder während einer vorausgegangenen Untersuchungshaft sich schlecht geführt haben. — Nach einer Verfügung des Kriegsministeriums sollen die bis zum 27 Januar einschließlich verhängten Disziplinär- und rechtskräftigen gerichtlichen Strafen, soweit sie unter den Gnadenerlaß fallen, erlaffen sein. — Auch der Kaiser und die andern deutschen Bundesfürsten haben anläßlich dieses Festtages weitgehende Gnadenerlaffe ausgegeben.
Kriminalität und Krieg.
Im letzten Jahresbericht der Dresdener Kriminalpolizei, den ihr derzeitiger Chef Dr. Robert Heindl kürzlich veröffentlichte, finden sich interessante Zahlen über das Abnehmen der Kriminalität seit Kriegsausbruch. Das Verbrecherhandwerk gehört offenbar zu den Branchen, die der Krieg besonders lahmlegt. Die Betrugsfälle haben in Dresden 40 Prozent abgenommen, die Einbrüche sogar um 70 Prozent; die Sittlichkeitsdelikte dagegen nur um 17 Prozent. Man sieht, daß nicht so sehr die Gelegenheitsverbrechen als vielmehr die Tätigkeit der Gewerbsmäßigen nachgelassen hat. Dies entspricht vollständig den statistischen Erfahrungen des Jahres 1870, in dem sich ebenfalls die schweren Verbrechen in Deutschland und die „affaires collectionelles" in Frankreich stark verminderten. Es wäre verfehlt, die Abnahme der Kriminalität etwa nur der Abnahme der Zivilbevölkerung zuzuschreiben. Es müssen vielmehr psychische Gründe mitspielen. Der beste Beweis dafür ist die preußische Kriminalstatistik des Jahres 1864 in dem nur sehr wenig preußische Truppen das Land verließen. Damals waren die wirtschaftlichen Verhältnisse Preußens zu Kriegsbeginn so schlecht, daß die gesetzliche Beschränkung des