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Nr. 21.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

Arschetnunglwkise: Smal wöchentlich. Snzetgenpret«: Im Oberamt«» Sqtkk r-ilw für die einjpaltiae Borgt«,eile 10 Psg., außerhall, d-Sj-lden 12 Psg., ««»mul Psg. Schluß für Jnseratannahme 10 llhr vormittag». Telesvn S.

Mittwoch, de« 27. Januar 1915.

I BezugSpret«: In der Etadt mit Trägerlohn Mk. I.2S vierteljährlich, Post» I bezugSprei« für den Ort«- und RachbarortSverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr I Mk. I.Sll. Bestellgeld in Württemberg M Psg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Live bedeutende Niederlage der EWSuder bei la Baisse.

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Zum Geburtstag des Kaisers.

Unter dem Donner der Kanonen hat auch dies­mal der Kaiser ein neues Lebensjahr angetreten, aber der eherne Gruß zu seinem 56. Geburtstag be­deutet heute nicht nur wie sonst den frohen Wunsch des deutschen Volkes zu diesem Festtage, er trägt im jetzigen Augenblick auch noch einen bitter ernsten Charakter: die Würfel der Weltgeschichte sind wieder einmal im Rollen, es geht um den vollen Einsatz der Existenz des jungen deutschen Kaiserreichs, des­sen Repräsentant so eng mit der ganzen Entwick­lung und dem Schicksal des deutschen Volkes ver­bunden ist, daß gerade am heutigen Tage unsere Ge­danken unwillkürlich eine Beziehung suchen zwischen der Person unseres Kaisers und dem Kriege, der von unfern Feinden entfacht wurde, um unser Vater­land wieder in feine Jahrhunderte lange schmähliche Abhängigkeit zurückzuwerfen.

Als vor 2 Jahren anläßlich des 25jährigen Re­gierungsjubiläums das deutsche Volk die Gelegen­heit erhielt, zu der Person des Kaisers und seiner Regierungstätigkeit Stellung zu nehmen, da geschah das unter anderen Gesichtspunkten, als wir sie heute wohl in Rechnung ziehen, manche hatten dies und das auszusetzen, aber in der Beurteilung seines Cha­rakters waren alle Schichten des deutschen Volkes einig: Ein sittlich hohes Verantwortungsgefühl, ge­paart mit tiefer Religiosität, die manchen vielleicht beinahe zu mystisch erschien, ein ehrlicher Wille und ein nie versagendes Pflichtgefühl gegenüber den Auf­gaben des Staates, dazu ein reines harmonisches Familienleben diese Eigenschaften mutzten auch dem extremsten politischen Gegner die Achtung vor der Persönlichkeit des Kaisers erzwingen. Und dann noch eins nicht nur innerhalb unseres Vater­landes, in der ganzen Welt, ja besonders bei unse­ren jetzigen Feinden, wurde damals die Friedens­liebe unseres Kaisers gerühmt, und der heutige Krieg gegen eine Welt von Feinden, die wir früher bei kriegerischerem Geiste leichter hätten einzeln abfer­tigen können, ist trotz aller gegenteiligen Behaup­tungen unserer Feinde gerade der Hauptbeweis da­für, datz der Kaiser den Frieden bis zur äußersten Grenze der Staatsklugheit gewahrt hatte.

Wenn wir nun mit der Perspektive des Krieges die Persönlichkeit des Kaisers und seine Regierungs- Handlungen betrachten, so erscheint uns heute man­ches in anderem Lichte, hier finden wir eine hellere Beleuchtung der Zweckmäßigkeit der getroffenen Maßnahmen, dort zwingt sich uns die Notwendig­keit einer feineren Abtönung etwa geübter Kritik auf Die Worte des 29jährigen bei seinem Regie­rungsantritt:Ich führe Euch herrlichen Tagen ent­gegen" bezeichnen eigentlich so recht sein ganzes We­sen. Ein hoher Idealismus, der Wille, aber auch das Gefühl der Fähigkeit, sie vereinten sich in dem jungen begabten Monarchen zur Erreichung des hochgesteckten Zieles.

Es liegt eine ergreifende Tragik der Geschichte darin, daß fast gleichzeitig mit dem Regierungsan­tritt des Kaisers, dessen Regierunqszeit das junge Deutschland zu ungeahnter Blüte führen sollte, der Mann d-e Führerschaft des deutschen Volkes abtrat, der in seiner überragenden Wucht der Persönlichkeit als der eigentliche Gründer des neuen deutschen Rei­ches gelten muß. Heute noch stehen sich die extremsten Auffassungen über den Rücktritt Bismarcks gegen- übkr. von denen wohl keine Anspruch auf volle Gel­

tung haben dürfte. Die einen sehen die Rücktritts-1 gründe in dem Gegensatz von Kaiser und Kanzler! bezüglich der inneren Politik: der Kaiser zeigte sich! arbeiterfreundlich, während Bismarck angeblich noch­mals das Sozialistengesetz durchdrücken wollte,' die andern glauben die Meinungsverschiedenheiten auf dem Gebiet der äußeren Politik suchen zu müssen, was gerade im jetzigen Augenblick eine gewisse Ak­tualität hat. Es handelte sich damals gerade um die Erneuerung des bekannten Rückversicherungsver­trags mit Rußland, über dessen Vorhandensein das verbündete Oesterreich-Ungarn in seiner natürlichen Gegnerschaft gegenüber Rußland selbstverständlich nicht erbaut war. Bismarck in seiner fortwährenden Besorgnis vor einem Bündnis des revanchelüsternen Frankreichs mit Rußland soll sich stark für die Er- ! Neuerung des Rückversicherungsvertrags eingesetzt, i haben, während der Kaiser sich zu Gunsten Oestreichs 'entschied. Man kann heute wohl ruhig sagen, daß s aus natürlichen Ursachen heraus die""Freundschaft > Deutschlands und Rußlands nicht von allzu langer 'Dauer hätte sein können, so daß also die Geschichte dem Kaiser Recht gegeben hätte. Die angeführten Gesichtspunkte bezüglich der inneren und äußeren Politik mögen wohl zur Steigerung der Gegensätze geführt haben, man wird aber wohl im großen Gan­zen der Anschauung derjenigen folgen können, die den Rücktritt Bismarcks im wesentlichen aus per­sönlichen Rücksichten herleiten: Auf der einen Seite sah der Altreichskanzler sich in seinen Entschlüßen zu sehr von dem eigenen Willen des jungen Kaisers beengt, auf der anderen Seite drückte aber auch den Kaiser, der mit der Ueberzeugungskraft der Jugend in die von ihm als richtig erkannten Bahnen einlen­ken wollte, die überlegene Erfahrung des Alters, mit der Bismarck wohl seiner Meinung über die Dinge Ausdruck gab. Rach dem ewigen Gesetz der Natur hat auch hier die Jugend den Sieg über das Alter davongetragen.

Und wir haben diesen Sieg der Jugend im gro­ßen Ganzen nicht zu beklagen gehabt. Wenn auch hier und dort das Temperament mit dein jungen Monarchen durchgegangen ist, auf der andern Seite war er doch mehr von den Ueberlieferungen, die einen alten Staatsmann beeinflussen, unabhängig, und konnte so auch viel leichter neue Wege finden. Wollten wir heute die Verdienste des Kaisers um unser Volk aufzählen, wir müßten die ganze, gerade­zu erstaunliche Entwicklung des deutschen Reiches auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens ver­folgen. In allen großen Fragen spüren wir ein Stück persönlicher Mitwirkung des Kaisers. Es sei hier nur an die Fortführung der sozialen Gesetz­gebung erinnert, die der Kaiser mit aller Kraft ge­fördert hat, an sein großes Interesse für die Entwick­lung von Handel, Industrie und Gewerbe, desien Be­tätigung ihm vielfach von seiner feudalen Umgebung übelgenommen wurde, an die Förderung des Aus­baus der deutschen Flotte, die heute als achtunggebie­tender Faktor im Kampfe gegen unsere Feinde da­steht, und nicht zuletzt an die leider vergebliche Mühe, die sich der Kaiser genommen hat, durch versöhnliche und entgegenkommende Haltung gegenüber Frank­reich, und dann gegenüber dem englischen Vetter, den heutigen fürchterlichen Krieg von seinem Volke ab­zuwenden.

Man hat es oft kritisiert, daß das neue deutsche! Reich schon so viele Kanzler gehabt hat, und schreibt

diese Tatsache der Vermutung zu, daß der Kaiser sein eigener Kanzler sein wolle. Man wird auch hier den Charakter des Kaisers nicht richtig treffen. Die bis­herigen Erfahrungen lassen eher den Gedanken auf- kommen, daß die neuen Männer einen gewissen Aus­gleich im Widerstreit der Meinungen ermöglichen, zugleich aber auch bestimmten neuen Richtungen, die sich aus der Entwicklung der politischen Lage als not­wendig erwiesen halten, Vorarbeiten sollten. In diesem Sinne aber entspricht die Stellungnahme des Kaisers ganz der staatsrechtlichen Auffassung des konstitutionellen monarchischen Prinzips, das wir gerade heute umso höher einschätzen können, als wir gesehen haben, wie das republikanische Frankreich und das parlamentarisch regierte England sich völ­lig den Händen einer Clique raffinierter gewissen­loser Geschäftspolitiker und Finanziers ausqeliefert haben.

Der oft angeführte Satz, ein Volk habe die Fürsten, die ihm gebühren, läßt sich in gutem Sinne auch auf unser Verhältnis zu unserem Kaiser an­wenden. Das gebildete deutsche Volk will keine Puppe als staatliches Oberhaupt, es will einen Füh­rer, der seine Entwicklung milerlebt und miterstrebt Ein freies Bürgertum dem Fürsten als Führer ge­genüber. so steht es heute vor seinem Kaiser, der in seinem ganzen Wesen den Geist deutscher Eigenart und Sitte vereinigt, und blickt in diesen schweren Schicksalsstunden mit fester Zuversicht zu ihm auf, den Handschlag bei jener denkwürdigen Reichstaqs- sitzung erneuernd, den der Kaiser mit den Worten bekräftigt hatte:Ich kenne keine Parteien mehr, wir sind jetzt nur noch Deutsche".

So werden sich auch zum heutigen Geburtstags feste die Wünsche und Gedanken des Monarchen und seines Volkes wohl in derselben Richtung bewegen und ihren Ausdruck finden in der unverrückbaren Willensäußerung zum endlichen Sieg, der dem deut­schen Volke den Platz an der Sonne sichern soll, der ihm seiner kulturellen und natürlichen Entwicklung nach gebührt. In diesem Sinne ein kräftiges, freu­diges Hurra unserem Kaiser zum heutigen Tage.

Otto Leitinrion.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(W.T.B.s Großes Hauptquartier, 26. Ja«. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Der Feind nahm wieder wie gewöhnlich Middelkerke und West­ende Bad unter Artilleriefeuer. Eine große Anzahl Einwohner ist durch dieses Feuer getötet und verletzt worden, darunter de* Bürgermeister von Middel­kerke. Unsere Verluste waren gestern ganz gering. Beiderseits des Kanals von La Basste griffen unsere Truppen die Stellungen der Engländer an. Wäh­rend der Angriff nördlich des Kanals zwischen Eifen- chy und dem Kanal wegen starker Flankierung nicht zur Wegnahme der englischen Stellung führte, hatte der Angriff der Badener südlich des Kanals vollen Erfolg. Hier wurden die englischen Stellungen in einer Frontbreite von 11VV Metern im Sturm Lber- rannt, zwei starke Stützpunkte erobert, 3 Offiziere, 110 Mann gefangen genommen und 1 Geschütz und 3 Maschinengewehre erbeutet. Die Engländer ver­suchten vergeblich, die von uns sofort für unsere Zwecke ansgebauten Stellungen zuriickzuerobern, wurden aber mit schweren Verlusten zurückgeschla-