Nr. 15. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.
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Mittwoch, den 2V. Januar ISIS.
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MiSerleltSWse U der Westfront. — RllWe Vorstöße in Nordpotev ndgemesev.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, IS. Jan. Westlicher Kriegsschauplatz. Auf der ganzen Front fanden, abgesehen von unbedeutenden Scharmützeln, nur Artillerielämpfe statt.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Witterung war sehr ungünstig. Zn Ostpreußen nichts Neues. Bei Radzanow, Biezun und Sierpc wurden die Nüssen unter schweren Verlusten zurückgewvrfen. Mehrere Hundert russische Gefangene blieben in unfern Händen. Westlich der Weichsel und östlich der Piliza ist die Lage im allgemeinen unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.T.B.) Wien, 19. Jan. Amtlich wird ver- lautbart vom 19. Jan. mittags: In Polen und Westgalizien Artillerielämpfe. In den Karpathen hat sich nichts ereignet. Aus einigen Gegenden wird neuer starker Schneefall gemeldet. Bei Jakobeny in der südlichen Bukowina wurde ein russischer Vorstoß unter schweren Verlusten des Gegners zurückgeschlagen. Auf dem südlichen Kriegsschauplatz ist die Situation unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer. Feldmarschalleutnant.
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Dom östlichen Kriegsschauplatz.
Wien, 19. Jan. Wie sich der „Tag" von hier berichten läßt, heben amtliche russische Mitteilungen hervor, daß an allen Fronten sehr ungünstige Wetterverhältnisse herrschen und den Fortgang der Operationen sehr erheblich hemmen. Daher herrsche, abgesehen von unbedeutenden Artilleriegefechten und Zusammenstößen zwischen Vortruppen, im allgemeinen Ruhe. Nur in den Räumen von Kozlow und Borzymow seien die Verbündeten zu heftigen Angriffen übergegangen, denen gegenüber Abwehrmaßnahmen angebracht erscheinen. Mit Rücksicht auf die schwierigen Bedingungen des Nachschubs und die mißlichen Bodenverhältnisse müßten sich die Russen darauf beschränken, sich defensiv zu verhalten. — In Ostpreußen sei ein Stillstand des russischen Vormarsches eingetreten, da plötzlich stärkere deutsche Kavalleriemassen, unterstützt von Infanterie, angrif- fen. Von den Rüsten aber sei dieser Stillstand dazu ausgenützt worden, die gewonnenen Positionen zu befestigen. —Am Dunajec seien vorbereitende Aktionen in der Entwicklung. In den Karpathen hätten energische russische Vorstöße gegen mehrere Pässe gute Aussichten. In der südlichen Bukowina würden die Operationen ungehindert fortgesetzt. Die „Birshewija Wjedomosti" berichten, daß die Sümpfe vor den Warschauer Außenforts wertvolle Stützpunkte der russischen Defensive seien, da die deutschen Angriffe trotz kräftiger russischer Gegenmaßnahmen unaufhaltsam bis zu diesen Punkten vorgedrungen seien.
Rotterdam, 19. Jan. Nach einer Meldung des „Lokalanzeigers" berichtet der Petersburger Korrespondent des „Daily Telegraph": Ein von der Front zurückgekehrter russischer Oberstleutnant erklärte, die aus Süden längs der Linie Czenstochau—Wlosczowa —Kielce vorrückende deutsch-österreichische Armee sei in Kielce eingetroffen. Es sei niemals die Absicht der Rüsten gewesen, den letztgenannten Ort zu halten, denn er habe eine unvorteilhafte Lage. Vor einigen Tag enseien sämtliche Akten aus der Stadt
fortgeschafft worden. Die russische Heeresleitung sei der eMinung, für den Fall, daß die Deutschen und Oesterreicher in jener südlichen Gegend einen ernstlichen Angriff machen sollten, sei es besser, die Truppen in der Nähe von Radomsk zusammenzuziehen und dort standzuhalten. Die Russen seien Meister in der Defensive. Es sei möglich, daß die Bewegung der Deutschen in der Richtung auf Kielce eine Ve-r spätung der russischen Offensive zur Folge habe.
Beide Nachrichten, die aus feindlicher Quelle stammen, geben, wenn auch verschleiert, Fortschritte der Deutschen und Oesterreicher zu.
(W.T.B.) Berlin, 20. Jan. Das „Berl. Tageblatt" meldet aus Rotterdam: lieber den angeblich bevorstehenden Rückzug der Rüsten in Südpolen wird nunmehr auch aus London gemeldet, daß die Rüsten auf der Linie Radom-Opatow 10 Kilometer zurückgehen werden. Die Vorbereitungen hiezu seien getroffen. — Nach einem weiteren Telegramm aus Budapest nehmen die Kämpfe für die österreichischungarischen Truppen wieder einen günstigeren Verlauf, da das Weiter jetzt bester geworden ist. Die Russen sollen fast bis zur Grenze zurückgehrängt sein. Infolge des Positionswechsels der russischen Artillerie mußte auch die Infanterie zahlreiche wichtige Positionen räumen.
Przemysl
Aus Budapest wird dem „Berliner Tageblatt" berichtet. Ueber die Belagerung der Festung Przemysl meldet der „Pesti Naplo", daß nach Mitteilungen eines ungarischen Fliegers, der auf dem Luftwege aus der Festung zurückgekehrt ist, die Ausfälle der Besatzung große Erfolge gezeitigt hätten. Ein Ausfall auf Tyrow habe allein außer dem zahlreichen erbeuteten Kriegsmaterial 1200 Gefangene gebracht.
Die Not in Polen.
(W.T.B.) Kopenhagen, 20. Jan. „Warschawiki Dnewnik" meldet, daß Blomie von Einwohnern verlassen sei und in der Umgegend der Stadt schreckliches Elend herrsche. Die Stadt selbst bietet ein grausiges Pild. Der stellvertretende Warschauer Gouverneur Gretz und der Medizinalinspektor Brand haben sich nach Blomie begeben, um sich mit dem Charakter der unter der Bevölkerung aufgetretenen Magenkrankheiten zu beschäftigen (Hungeryphus?). Er hat festgestellt, daß keine Gefahr vorliegt.
Aus den Vogesen.
Berlin, 19. Jan. Der Kriegsberichterstatter der „Tägl. Rundschau" meldet aus dem Großen Hauptquartier: Die feindliche, mit allen nur erdenklichen Mitteln der Feldbefestigungskunst eingerichtete Stellung geht, beginennd Lei Steinbach, nördlich Senn- Heim, etwa in folgender Linie: Steinbach—östlicher Waldrand des Amselkopses — über Alt-Thann— Oberaspach — Gewenheim — Niedersulzbach — Büt- weiler—Vallersdorf—Nieder-Sept. östlich Pfetter- hausen vorbei an die schweizerische Grenze. Hinter dieser Linie haben dann die Franzosen ihre Reserven untergebracht, während ihre Hauptreserven in Vel- fort zu suchen sind. Ganz dem schwierigen Gelände entsprechend, befinden sich, dieser oben ängedeuteten Stellung gegenüber, unsere Linien, die vollkommen zur Verteidigung eingerichtet und mit starken Drahthindernissen versehen sind. Ihre ganze Einrichtung macht es fast unmöglich, daß die Deutschen, einige
Aufmerksamkeit vorausgesetzt, unvorbereitet überfallen werden könnten. Näheres über Art und Linie der Stellung darf ich natürlich aus naheliegenden Gründen nicht angeben. Wiederholt haben nun die Franzosen schon versucht, unsere Stellungen zu durchbrechen. Immer aber haben sie mit Verlusten den Rückzug antreten müssen, wenn es ihnen auch vorübergehend gelungen war, sich einzelner Teile unserer Gräben zu bemächtigen.
Um Soifsons.
Genf, 19. Jan. Der bedeutsamste gestern auf deutscher Seite erzielte Erfolg war die wirksame Beschießung des allerletzten Haltepunktes der Maunou- ryschen Truppen, nämlich der Vorstadt von Soistons, Saint-Paul. Gestern noch hatte Joffre, wie der „Lokalanzeiger" von hier erfährt, beruhigend Mitteilen lassen, die Deutschen befänden sich in einer für Saint- Paul ungefährlichen Stellung. Diese Auffassung des Generalissimus wurde aber gestern durch eine neue Beschießung Lügen gestraft, denn diese zerstörte den für die Verbindung mit Reims besonders wichtigen Bahnhof Saint-Paul und führte eine fast völlige Isolierung der Stadt Soistons herbei. Die Joffresche Note erwähnt dieses Bombardement, jedoch ohne die Beschwichtigungsversuche zu wiederholen. Der Wochenbericht des französischen Hauptquartiers bestätigt ferner die Verluste, die die Franzosen und Garibaldiner im Argonnenwalde erlitten, und fügt die Bemerkung hinzu, in den Fehler, ungedeckt vorzugehen, würden die todesmutigen Garibaldianer nicht wieder verfallen.
Lyon, 20. Januar. „Nouvelliste" berichtet aus Paris, Flüchtlinge aus Soistons erzählen, daß sich nur noch 150—200 Einwohner in Soistons befänden. Die Verproviantierung sei nahe-u unmöglich. Weder Bäcker noch Schlächter seien mehr in Soistons.
Spionenfurcht ia Dünkirchen.
(W.T.B.) Berlin, 19. Jan. Der Berliner „Lokalanzeiger" meldet aus Kopenhagen: In Dünkirchen greift die Spionenfurcht immer weiter um sich. Die Polizei traf außerordentliche Maßnahmen zur Verhinderung derselben und zwang 2500 Einwohner der Stadt zum Verlassen derselben. Viele hundert von Personen wurden verhaftet, von denen mehrere die Uniform der Verbündeten trugen. Die Hotels werden nachts durchsucht.
Die Schlappe der Inder vom 2V. Dezember.
(W.T.B.) London, 19. Jan. Der Berichterstatter der „Times" in Nordfrankreich erfährt über die Schlappe der Inder am 20. Dez. bei Givenchy: Die indischen Truppen griffen die deutschen Schützengräben an und besetzten sie im Sturm. Die Schützengräben waren jedoch unterminiert und wurden vom Feind in die Luft gesprengt. Die Inder erlitten hierbei entsetzliche Verluste. Der Feind, der bedeutende Verstärkungen erhielt, unternahm einen wütenden Gegenangriff und überschüttete die indischen Truppen mit einem vernichtenden Feuer. Die Stellung war unhaltbar und der Rückzug wurde befohlen. Eine Abteilung Inder wurde vollständig umzingelt und mußte sich ergeben. Zwei Tage später griff eine kombinierte englische und französische Abteilung von Neuem die Stellung an. Teile der Schützengräben wurden wieder erobert und behauptet. An einem Punkte ist ein und derselbe Schützengraben gleichzeitig von Freund und Feind besetzt. Eine vier Fuß breite, 9 Fuß hohe Lehmwand trennt