den sind, und auf die Ungerechtigkeit, die in der langen Hinhaltung der Schiffe und Ladungen liegt. Die englische Regierung braucht unerträglich lange Zeit, um ihren Argwohn in die Tat umzusetzen; sie soll doch redlich zu Werke gehen. Sie hat den Handel mit den Neutralen, der doch nicht durchweg Konterbande sein kann, überflüssig aufgehalten. Der Schutz der Rechte der Neutralen ist die Pflicht der Vereinigten Staaten. Unsere nationale Würde und unsere Interessen würden leiden, wenn wir die Controverse im gegenwärtigen Stadium fallen ließen. Obwohl Großbritannien nicht immer dieser Ansicht war, kann nach seiner Ansicht jeder mächtige Kriegführende willkürlich bestimmen, was als Konterbande zu gelten hat. Das Blatt fährt fort: England führt Krieg mit Deutschland und ist berechtigt, sich aller Hilfsmittel der Zivilisation zu bedienen. Um Deutschland zu blockieren, hat es die Nordsee geschlossen und doch hat es nicht, wie es seine Pflicht gewesen wäre, die Blok- kade erklärt und dafür die Verantwortung übernommen. Es hat den Handel der Neutralen terrorisiert, um gewisse Waren aus Deutschland fernzuhalten. Um seine große Seemacht gegen den Feind zur äußersten Geltung zu bringen, hat es nicht gezögert, seine Freunde ins Unglück zu stürzen. Hält man das Großbritannien entgegen, so schützt es die Notwendigkeit vor, die in Kriegszeiten weder Freunde noch Gesetz kennt, und wirft uns unlautere Handlungen vor, ohne dafür die Beweise zu erbringen. Das englische Reich muß darüber von den Vereinigten Staaten iroch mehr zu hören bekommen, denn es handelt in einer ernsten Frage zweideutig.
(W.T.B.) Kopenhagen, 13. Jan. Einem Londoner Bericht der „Politiken" zufolge wird aus Washington gemeldet: Die Regierung will unter keinen Umständen den englischen Anspruch annehmen, daß amerikanische Schiffe zur Untersuchung in einen englischen Hafen gebracht werden und beansprucht, daß die Durchsuchung ausschließlich auf hoher See stattfinden soll.
In der englischen Antwort heißt es. daß nur 45 Schiffe vor ein Prisengericht gebracht wurden und es wird verschwiegen, daß englische Kreuzer eine große Anzahl Schiffe aufbrachten und erst freigaben, nachdem die Schiffe lange Zeit in englischen Häfen zurückgehalten worden waren. Den Anlaß zu der Note bildete nicht nur der Verlust, den die amerikanischen Reedereien erlitten, sondern insbesondere der Wunsch der amerikanischen Regierung, daß derartige englische Uebergriffe in Zukunft endgiltig verhindert werden.
(W.T.B.) Newport, 13. Jan. „Newyork World" veröffentlicht einen Bericht vom 12. Dez. aus Viktoria in Britisch-Columbia, wonach der russische Dampfer „Nowgorod" von der russischen Freiwilli- gen-Flotte nach Wladiwostock abgegangen ist. Er war mit 52 Waggons Kriegsmaterial für Rußland beladen, das in der Hauptsache aus vier großen Kanonen bestand, die mit der Munition je 10 Tonnen wogen. Die Sendung ist nach Viktoria auf der Ca- nadian-Pacific-Bahn befördert worden und dürfte aus einer Fabrik in Pennsylvanien stammen.
Die Bereinigten Staaten und Mexiko.
London, 13. Jan .Die gestrige „Times" meldet aus Washington vom 10. Jan.: Präsident Wilson hat in seiner Rede in Indianapolis erklärt, Amerika könne Mexiko nicht das Recht nehmen, bei Regelung seiner inneren Angelegenheiten soviel Blut zu vergießen. als ihm zweckmäßig erscheine. Die Vereinigten Staaten müßten anderen Staaten in ihren Angelegenheiten ebensoviel Freiheit einräumen, wie sie selbst genössen. Der Korrespondent der „Times" vergleicht diese Erklärung Wilsons mit seiner Haltung, als noch Huerta an: Ruder war und glaubt, daß die Politik des Präsidenten zu einer erbitterten Auseinandersetzung im Senat führen werde. Man frage sich bereits, ob es sich mit der Verantwortlichkeit der Vereinigten Staaten vertrage, wenn sie einer Zügellosigkeit im Nachbarlande ruhig zusehen, die an die schlimmsten Zeiten der französischen Revolution erinnere.
— Die „Times" dokumentiert den Charakter ihres Landes: Scheinheilig. Es ist ihr ja sicherlich nicht um die Menschenopfer zu tun, sondern lediglich darum, daß die Vereinigten Staaten sich irgendwo engagieren, damit der englische Vetter umso mehr im Trüben fischen kann.
Vermischte Nachrichten.
Kampf bis aufs Aeutzerste.
Dresden, 13. Jan. Das sächsische Ministerium des Innern veröffentlicht heute folgende auch außerhalb Sachsens beherzigenswerte Bemerkungen: Gewiß ist nicht daran zu zweifeln, daß eine Anzahl vernünftiger Leute in Frankreich und Rußland jetzt, nachdem die kühle Besonnenheit den Kviegstaumel der ersten Monate überwunden hat, einzusehen be
ginnen, wie sie ihre Söhne und ihr Gut in der Hauptsache dafür opfern, daß der englische Geldbeutel in der Zukunft noch runder werde als bisher. Es ist auch zu hoffen, daß sich diese Wahrheit immer mehr Bahn brechen wird. Weiter darf man auch wohl annehmen, daß die Berichte mancher neutralen Blätter über französische Finanzschwierigkeiten oder russische Verpflegungsnöte nicht aus der Luft gegriffen sind. Grundfalsch aber wäre es, daraufhin sich übereilten Hoffnungen auf einen in kurzer Zeit zu erwartenden Friedensschluß hinzugeben oder Schlüsse auf eine baldige Sinnesänderung unserer Feinde zu ziehen. Hüben und drüben heißt es zur Zeit noch: Durchhalten und Kampf bis aufs Aeußerste.
Die Hindenburgfpende.
Posen 13. Jan. ,Der „Voss. Zeitung" zufolge werden die Vorstandsmitglieder des Deutschen Städtetages, Geheimrat Dr.'Beutler, Bürgermeister von Dresden, Geheimrat Dr. Wilms-Posen und Stadtrat Dr. Lutter, heute abend im Hauptquartier des Ostheeres von Generalfeldmarschall von Hinden- burg einpfangen werden. Sie werden dort Mitteilung von-dem bisherigen Ergebnisse der Hinden- burg-Spende nrachen. Es sind bis jetzt zwei Millionen Mark eingegangen, die zur Beschaffung von Pelzwerk für etwa 50000 Mann des Ostheeres Verwendung finden sollen. Um die Verteilung der Spende, deren Sammlung noch nicht als abgeschlossen zu betrachten ist, soll Exzellenz von Hindenburg gebeten werden.
Die Geretteten bei den Falklandsinseln.
(W.T.B.) Berlin. 13. Jan. Nach hier eingegangenen Nachrichten über die Geretteten der bei den Kämpfen bei den Falklandsinseln untergegangenen Schiffe ist von der „Scharnhorst" niemand gerettet; von der „Gneisenau" sind gerettet 17 Offiziere, 171 Deckoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, von der „Nürnberg" kein Offizier, 7 Unteroffiziere und Mannschaften, von der „Leipzig" 4 Offiziere und 15 Deckoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. Von den Begleitschiffen „Baden" und „Santa Jsabell" sind alle gerettet. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß noch einige Offiziere und Mannschaften mehr als angegeben gerettet sind.
Deutsche Reservisten.
Berlin, 14. Januar. Ein römisches Telegramm des „Berliner Tageblattes" meldet: In Genua sind 200 deutsche Reservisten eingetroffen, die auf ihrer Fahrt von Spanien den Nachstellungen der feindlichen Schiffe glücklich entgangen find.
Das „Schlimmste.«
Berlin, 13. Jan. Rach dem „Berliner Tageblatt" ist in Bayern eine Bierpreiserhöhung in Sicht, die durch den Mangel an Gerste hervorgerufen wird.
Deutschfeindliche Gesinnung.
(W.T.B.) Straßburg, 13. Jan. Am Montag hatte sich die Ehefrau des Arztes Professor Dr. Blind hier vor dem außerordentlichen Kriegsgericht wegen Bekundung deutschfeindlicher Gesinnung zu verantworten. Sie war in dem von Professor Dr. Blind geleiteten Lazarette als Pflegerin tätig und kam so auch mit den darin befindlichen französischen Verwundeten in Berührung. Der französische Oberleutnant Humbert übergab ihr einen Zettel mit Eeheim- zeichen zur Uebermittlung von Nachrichten über französische und russische Siege oder Niederlagen an seinen späteren Aufenthaltsort, ferner ein Verzeichnis von französischen Offizieren und ein von Humbert verfaßtes Schmähgedicht auf den deutschen Kaiser, den Kronprinzen und die deutsche Armee. Durch die Annahme solcher Schriftstücke von dem Angehörigen einer feindlichen Armee hat die Angeklagte bewiesen, daß sie im Verkehr mit diesem deutschfeindliche Gesinnung geäußert hat. Für diese Vergehen wurde sie zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Das Gericht erließ dieses milde Urteil in Rücksicht auf die Pflege, welche die Angeklagte seit Ausbruch des Krieges den Verwundeten des Lazaretts hatte angedeihen lassen.
Die Fürsorge de« Roten Kreuzes.
Vom Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Noten Kreuz wird mitgeteilt, daß die ihm zugewiesene Aufgabe, invaliden Kriegsteilnehmern und kranken, unterstützungsbedürftigen Hinterbliebenen auch nach dem Friedensfchluß private Fürsorge angedeihen zu lassen, von ihm zu lösen beabsichtigt wird. Das Zentralkomitee wird das deutsche Volk bitten, ihm die dazu notwendigen großen Mittel zu geben, damit die Aufgabe in einer des deutschen Volkes würdigen Weise gelöst werden kann.
Lebensmittelversorgung von Russisch-Polen.
Berlin, 13. Jan. Die Nordd. Allg. Zeitung schreibt unter dem Titel: Die amerikanische Kriegs-
hilfsmisfion und Ruffisch-Polen": Der Vorsitzende und einige Mitglieder der von der Rockefeller- Stiftung in Washington eingesetzten Kriegshilfs- kommtsston sind hier eingetroffen, nachdem sie sich über das Wirken des amerikamschen Komitees für die Lebensmittelversorgung Belgiens eingehend unterrichtet haben. Die Herren wollen sich auch über die Lebensmittelversorgung der von den deutschen besetzten Teilen Russisch-Polens unterrichten und werden zu diesem Zweck in Begleitung eines Direktors aus dem Retchsamt des Innern und eines Offizieres vom Hauptquartier-Ost eine Reihe von Orten in Russisch-Polen aufsuchen. Es würde freudig begrüßt werden, wenn sich Amerika auch der durch den Krieg notleidend gewordenen Zivilbevölkerung Russisch-Polens annehmen würde.
Volkswirtschaftliches aus Rußland.
Kopenhagen, 13. Jan. (Nicht amtlich.) Der Moskauer Fabrikantenverein hat eine Statistik über die Zahlungseinstellungen von Handelshäusern aufgestellt. Im November haben im Moskauer Rayon 248 Firmen bankerott gemacht. Für 192 Firmen liegen Daten über den Umfang der Zahlungsverpflichtung vor. Die Passiven dieser 192 Firmen belaufen sich auf 23896000 Rubel, die Verpflichtungen der übrigen Firmen werden auf 4,5 Millionen Rubel geschätzt. Die Gesamtsumme von 28,4 Mill. Rubel Passiven für den Monat November stehen 28 Millionen Rubel Passive im Oktober gegenüber. — Rußkoje Slowo behauptet, daß sich trotz dieser hohen Zahlen im Moskauer Rayon die Konkurse im Vergleich zum Vorjahre vermindert hätten. Im November 1913 hätten die Konkurse 37 Millionen Rubel betragen. Dagegen habe sich die Zahl der Konkurse im Norden und im Ural vermehrt. Die Hauptzahl der Konkurse betrifft die Textilindustrie. — In Rußland ist man mit Bankerotterklärungen anscheinend nicht so „kleinlich" wie bei uns.
Dernburg in New-Dork.
Berlin, 13. Jan. Aus Amsterdam meldet die „Voss. Zeitung": Die „Times" berichtet aus New- Pork über eine Rede Dernburgs, gehalten im Re- publicainclub. die in Amerika Aufsehen erregt hat. Dernburg sagte unter anderem: Der ganze Kampf dreht sich um die absolute Herrschaft über die Meere auf der einen Seite, um ein freies Meer auf der anderen. Ein freies Meer wird das Ende der Kriege aller Welt bedeuten. Die See sollte frei sein. Sie gehört weder den Deutschen und Amerikanern, noch den Engländern. Wollen wir den Krieg in oer Zukunft verhindern, so haben wir zwei sichere Wege: Es dürfen nur Handelsschiffe das freie Meer befahren. Das Befahren heimischer Gewässer durch ein fremdes Kriegsschiff müßte ein Casus belli sein, oder Kriegsschiffe einer Nation müßten auf hoher See überhaupt verboten sein und erlaubt nur solche kleine Kreuzer, wie sie zur Verhinderung von Piratentum nötig sind. Ist dies durchführbar, so bedeutet dies den künftigen Frieden der Welt. Dernburg sagte noch, daß es England unmöglich sein werde, Deutschland auszuhungern. Dafür werde die Wissenschaft sorgen. Deutschland habe amerikanisches Petroleum durch Benzol ersetzt. Es werde im Notfall Kupfer durch andere Metällverbindungen ersetzen können.
Die Deutsch-Türkische Bereinigung.
Als Zentralstelle für alle deutsch-türkische Kulturarbeit ist im vorigen Frühjahr die Deutsch-Türkische Vereinigung gegründet worden, der die führenden Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaftspolitik und Wissenschaft, sowie türkische Staatsmänner angehören, so auch der türkische Botschafter in Berlin und der deutsche Botschafter in Konstantinopel. Vorsitzender ist Geheimrat Dr. Helfferich; die Geschäftsführung ist Dr. Jäckh übertragen. Die Tatsache der deutsch-türkischen Waffenbrüderschaft und das wachsende Bedürfnis türkischer Kreise, am deutschen Geistesleben teilzunehmen, haben auch der Deutsch-Türkischen Vereinigung im Krieg neben ihrer bisherigen Schulorganisation neue Aufgaben gebracht. So wünscht das türkische Volk jetzt die lieber setzung und Verbreitung deutscher Literatur in der Türkei, insbesondere militärische und wirtschaftspolitische Schriften in der Form eines „türkischen Reklam". Auch das türkische Theater, das bisher die französische Arbeit gepflegt hatz,xöffnet sich jetzt dem deutschen Drama: „Schiller Bekn wird gespielt und deutsche Kriegsdichtungen werden gewünscht. Hunderte fragen in der Türkeft näch einem türkisch-deutschen Wörterbuch, das in einer die türkischen Bedürfnisse befriedigenden Ausgabe noch fehlt. Der Vorstand der Deutsch-Türkischen Vereinigung hat nunmehr beschlossen, alle diese Aufgaben und andere zu übernehmen. Die Nachfrage auch deutscher Kreise nach Aufklärung über die deutsch-türkische Interessengemeinschaft gibt Veranlassung dazu, daß die Deutsch- Türkische Vereinigung entsprechende Vorträge in verschiedenen Städten veranstalten läßt. Dahin-