ran, die masurischen Teen unpassierbar zu machen. Die Zugangsstellen zu den Teen bildeten zusammen mit den Seeflächen selbst auf einer Front von 86 Werst eine fast uneinnehmbare Schranke.

Die türkische Flotte.

London. 13. Jan. Nach hier vorliegenden halb­amtlichen Depeschen hat, derDeutschen Tageszei­tung" zufolge, die türkische Schwarze-Meer-Flotte die befestigte russische Hafenstadt Makjali, etwas süd­lich von Datum, bombardiert und die Befestigungen fast vollständig zerstört. Besonders heftig war das Bombardement der jüngeren Hafenanlagen; dort wurden sämtliche russischen Handelsschiffe, die sich dorthin geflüchtet hatten, zum Sinken gebracht. Wohnhäuser wurden nicht zerstört. Die russischen Geschütze konnten das Feuer nicht erwidern, da sie keine genügende Tragweite besitzen. Weitere Ein­zelheiten sind noch nicht bekannt.

Täbris besetzt.

Berlin, 14. Jan. DerBerliner Lokalanzeiger" meldet aus Haag: Reuter berichtet aus Petersburg, daß die türkische Vorhut Täbris besetzt habe.

Rücktritt des Grafen Berchtold.

(W.T.B.) Wien. 13. Jan. DasFremdenbl." veröffentlicht in seinem heutigen Abendblatt fol­gende Mitteilung: Der Minister des K. K. Hauses und des Aeußeren Graf Berchthold, welcher Se. Maj. schon vor längerer Zeit gebeten hatte, ihn in Gnaden seines Amtes zu entheben, hat diese Bitten nunmehr an allerhöchster Stelle erneuert. Der Kaiser hat die gewichtigen persönlichen Gründe, die den Minister des Aeußern zu seinem Rücktritt bewogen haben, ge­würdigt und allergnädigst geruht, seiner Bitte zu willfahren. Zum Nachfolger des Grafen Bercht­hold wird der ungarische Minister beim allerhöchsten Hoflager Baron Stefan Burian zum Minister des K. und K. Hauses und des Aeutzern ernannt werden.

(W.T.B.) Berlin. 13. Jan. DasBerl. Tage­blatt" sagt zu dem Rücktritt des Grafen Verchthold, dieser habe sich wiederholt mit Rllcktrittsgedanken ge­tragen. Sein Rücktritt könne zur Verminderung be­stehender Schwierigkeiten mit Italien beitragen, da er einer Ausgleichspolitik abgeneigt gewesen sei. Er habe erwartet, daß Tisza das Ministerium des Aeu- ßern übernehmen werde, doch habe er sicher bei der Ernennung Burians mitgewirkt.

Unsere Feinde und der Krieg.

Albions Pläne.

Nom, 13. Jan. DerLokalanzeiger" läßt sich von hier berichten, auf Grund geheimer Mitteilun­gen aus Kairo bringe dasGiornale d'Jtalia" die Meldung, daß England des Sieges über die Türken sicher sei und nach diesem Syrien zu einen:unab­hängigen" Staate unter einem mohammedanischen Fürsten erheben wolle. Das italienische Blatt be­merkt dazu, daß dabei natürlich nur die Schaffung eines ähnlichen Staatswesens wie Aegypten gemeint sei und daß vonUnabhängigkeit" keine Rede sein könne. England würde dadurch in: östlichen Mittel­meere die gleiche Machtstellung gewinnen, die es im westlichen bereits hat. Seine afrikanischen und asia­tischen Besitzungen würden durch eine Bahnverbin­dung von Kapstadt über Kairo, Jerusalem, Delhi nach Kalkutta zu einen: einzigen Territorium ver­bunden werden und durch Verwirklichung dieses Rie­senplanes würde Englands inländische Herrschaft eine neue Festigung erfahren. Freilich werde Eng­land erst den Widerstand Frankreichs überwinden müssen, das ältere Rechte auf Syrien habe. Unbe­greiflich sei es, daß immer noch englische Blätter Deutschland anklagen könnten,aus Weltherrschafts­gelüsten" einen Krieg entfesselt zu haben, während sie gleichzeitig solchen englischen Plänen ernsthafte Betrachtungen widmen.

Rußland und England.

(W.T.B.) Kopenhagen, 14. Jan. Anläßlich der Polemik des britischen Botschafters Si George Bu- chanan mit den russischen Germanophilen veröffent­licht derPetrograder Kurier" Nachrichten, daß in offiziellen diplomatischen Kreisen die von Sir Bu- chanan berührten Fragen bereits früher Gegenstand öfterer und längerer Beratungen zwischen Sasanow und den französischen und englischen Botschaftern in Petersburg waren. Darnach hätte in her letzten Zeit der französische und englische Botschafter dem Mini­ster des Auswärtigen über den unangenehmen Ton einiger Preßorgane und Staatsmänner Vorhaltun­gen gemacht. Namentlich hätten die Ausführungen Wittes in der Versammlung der russischen Industri­ellen Orgainsationen, daß England sich durch den ge­

genwärtigen Krieg bereichere, in England einen schlechten Eindruck gemacht. Die Botschafter hätten um Maßnahmen gegen diese unbegründeten Verdäch­tigungen gebeten. Sir George Buchanan hätte im Namen Englands die Bereitwilligkeit Englands ausgesprochen, ohne vor irgendwelchen materiellen und Menschenopfern zurückzuschrecken, bis zum Schluß seine Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten zu erfüllen.

Die Kehrseite.

(W.T.B.) London. 13. Jan. Die Frachtsätze für Weizen von La Plata nach London sind auf 62 Schil­ling 5 Pence gestiegen. Die Frachtgüter stauen sich im Londoner Hafen. Man erklärt dies mit dem Mangel an Arbeitskräften und an Leichtern und mit der mangelhaften Leistungsfähigkeit der Eisen­bahnen. Die Dockarbeiter, die enorme Löhne erhal­ten. weigern sich, an inehr als drei Wochentagen Ueberstunden zu machen. Die Kaufleute erleiden durch die Verzögerung in der Entladung der Schiffe und in der Abfuhr der Güter bedeutenden Schaden.

Das wahre Bild russischer Freiheit.

Kopenhagen, 13. Jan. DerRjetsch" vom 2. Januar berichtet über das 150. Slavendine: in Pe­tersburg, das der polnischen Frage gewidmet war. Der Hauptredner des Abends, Schtscheglowitow, hielt den Polen ihre Sünden vor und betonte, indem er auf Kocziuskos AusspruchFinis Poloniae" hin­wies, daß sich die Polen nichts davon träumen lassen sollten, es würde ein neues Polen ohne die russischen gesetzgebenden Institutionen zustande kommen. Von den anwesenden Polen war keiner dazu zu bringen, das Wort zu ergreifen. Endlich ergriff auf die allge­meine Aufforderung hin der Vertreter der polnischen Presse das Wort. Er begnügte sich mit der Bemer­kung, daß der Deutsche auch nach einem Siege Ruß­lands kraft seiner inneren Organisation noch ein schrecklicher Gegner sein werde. Man müsse die pol­nische Frage mit zärtlicher Aufmerksamkeit behan­deln und nicht mit einem so umnachteten Verstände, wie dies seitens der Russen geschehen sei. Da diese Anspielung den: Vorsitzeichen nicht gefiel, wurde der Redner am Weitersprechen gehindert und die Ver­sammlung geschlossen.

Kopenhagen, 13. Jan. Nach demRjetsch" von: 4. Januar hat im Moskauer Stdtbezirk in Peters­burg in diesen Tgen die Polizei eine Razzia abge­halten nach Juden, die sich in Petersburg aufhalten, ohne das gesetzliche Recht dazu zu haben. Cs wurde eine Menge Juden verhaftet und mit Arreststrafen belegt.

Frankfurt, 13. Jan. DieFranks. Zeitung., meldet aus Stockholm: Der Bürgermeister der finni­schen Stadt Pasa, Hasselbladt, hatte die Aeußerung getan, Deutschland werde sicherlich den Krieg sieg­reich bestehen. Er wurde deswegen verhaftet und nach Sibirien verschickt, wo ihn: der Flecken Tara nördlich von Omsk als Berbannungsort angewiesen wurde.

GKG. Kopenhagen, 13. Jan. Hier sind fünf sozialistische Abgeordnete der russischen Dnma ein­getroffen, denen es gelungen ist, über Schweden aus Rußland zu entkomme«. Sie entgingen dadurch ihrer fVerhaftung. Den Berichten der Flüchtlinge ist zu entnehmen, daß bisher allein in Petersburg seit Kriegsausbruch über 2VV politische Verhaf­tungen erfolgt sind und daß die Rücktransvortieruno der Garderegimenter des Zaren aus Polen nach Petersburg zu dem ausgesprochenen Zwecke des per­sönlichen Schutzes des Kaiserhauses und der der­zeitigen Regierung erfolgt ist. Die großen russischen Niederlagen in Ostpreußen und Polen sind in Peters­burg durch die Briefe der eingezogenen Soldaten bekannt geworden.

Die Eröffnung der französischen Kammer.

Paris, 13. Jan. Zu der gestrigen Eröffnung der Kammer waren die Kammerdeputierten in großer Zahl anwesend. Unter allgemeiner Aufmerksamkeit eröffnete der Alterspräsident Mackau, die Session mit einer Ansprache, in der er sagte, der einzige Ge­danke und der Wunsch Frankreichs sei, einen lang vorbereiteten Angriff znriickzuschlagen und den Feind niederzuwerfen. Er fordere die Kammer auf, auch weiterhin der Armee ein ermutigendes Schauspiel von Einigkeit zu bieten. (Lebhafter Beifall.) Wir halten durch, ohne schwach zu werden, bis zun: end­gültigen Siege, der uns Ehre, Freiheit und einen dauerhaften Frieden sichert! (Einmütiger Beifall.)

Friedenspropaganda in Frankreich.

Paris. 14. Jan. DerTemps" veröffentlicht einen Erlaß an die Amtmänner, in dem jede Agi­tation für den Frieden strengstens verboten wird. Gewisse Personen, beißt es in dem Erlaß, reisen umher und machen Propaganda für den Frieden.

Französische Zugeständnisse.

(W.T.B.) Paris, 14. Jan. DerTemps" ver­öffentlicht den Bericht eines französischen Universi­tätsmitglieds über den Zustand der besetzten Pro­vinzen. Danach wird jeder Person täglich ein Pftlnd Mehl ausgeliefert. Alle Mühlen sind im Gange. Der frühere Mangel an Brot, Salz, Zucker. Kaffee und Tabak hat gänzlich aufgehört. Die Verhältnisse haben sich bedeutend gebessert. Ueberall sind deutsche Wegweiser angebracht. Der Ausschank von Alkohol ist verboten. Der Betrieb in den Schulen wird über­all fortgesetzt. Die Deutschen versuchen, die Bevöl­kerung in jeder Weise zufrieden zu stellen und bei ihr die Vorstellung zu gewinnen, daß ein Ackerbau trei­bendes Frankreich und ein industrielles Deutschland natürliche Verbündete gegen das friedensstörende England seien.

Schwere Wirtschaftskrise in Japan.

Petersburg, 13. Jan. DerRußkoje Slowo" wird aus Tokio gekabelt, daß sich Japan in einer außerordentlich schweren wirtschaftlichen Krisis be­finde, der nur die größten wirtschaftlichen Firmen entrinnen würden. Die Reispreise seien um 20 Pro­zent gestiegen.

Die Neutralen und der Krieg.

Was tut Italien?

Wien, 13. Jan. Wie derDeutschen Tagesztg." von hier berichtet wird, meldet das offiziöseWiener Fremdenblatt" aus Konstantinopel: Nach sicheren Meldungen hat die italienische Regierung in London und Paris auf diplomatischem Wege erklärt, daß sie nicht untätig bleiben könne, wenn etwas gegen die Dardanellen unternommen werden sollte. Falls nichtsdestoweniger eine Aktion gegen die Meerenge erfolgen sollte, sähe sich Italien gezwungen, aus sei­ner bisherigen strengstens gewahrten Neutralität herauszutreten.

Gin russisch-rumänischer Grenzzwifcheufall.

Wien, 13. Jan. Bei der Verfolgung von Ru­mänen. die aus der Bukowina nach Rumänien ge­flüchtet waren, drangen, nach einer derVoss. Zei­tung" von hier zugegangenen Meldung, russische Truppen in rumänisches Gebiet ein. Da die Kosaken der Aufforderung, sich zurückzuziehen, nicht Folge lei­steten, so gab ein rumänischer Grenzhauptmann Be­fehl, auf sie zu schießen. Dabei wurden zwei Kosaken getötet, zwei weitere schwer verwundet; die übrigen flohen über die Grenze zurück.

Die norwegische Kammer.

Christiania, '13. Jan. (Nicht amtlich.) Der Storthing ist heute feierlich eröffnet worden. In der Thronrede wird ausgeführt: Die Bestrebungen sind darauf ausgegangen, das Land außerhalb des Welt­krieges zu Halter: und die Gefahren und die Schwie­rigkeiten abzuwenden, die die Lage für die Sicherheit und die Erwerbszweige des Landes mit sich brachte. Ferner erwähnt die Thronrede die Neutralitäts­erklärung Norwegens, die Uebereinkunft zwischen Norwegen und Schweden von: 8. August, die Drei- königszusammenkunft in Malmö und die dort fest­gestellte Einigkeit. Das neue Zusammentretsn der Spitzbergenkonferenz sei bis nach den: Kriege ver­schoben worden. Den: Storthing werden einige Ge­setzentwürfe über außerordentliche Maßnahmen zur Verstärkung der Land- und Seeverteidigung vorge legt. Ferner werden Gesetzentwürfe angekündigt über die Einsetzung einer Kommission zur Behandlung der Frage der Getreideversorgung des Landes und über ein Staatsmonopol für die Einfuhr von Ge­treide und Mehl.

(W.T.B.) Christiania, 13. Jan. Die norwegische Amerikalinie teilt mit, daß ihr DampferBergen- fjord", der gestern abend spät hätte in Bergen sein sollen, bisher nicht eingetroffen ist. Da seit gestern früh 0 Uhr keine drahtlose Nachricht zu erhalten war. wird angenommen, daß das Schiff zur Untersuchung nach Kirkwaü beordert worden ist. In dem Be­richt, der von der Regierung im Storthing über die Lage des Reiches abgegeben wird, wird jetzt zun: erstenmal mitgeteilt, daß die beiden in England be­stellten Panzerschiffe von der englischen Regierung beschlagnahmt worden sind.

Amerika und die englische Antwortnote.

(W.T.B.) London, 13. Jan. DieTimes" be­richten aus Newyork:Newyork World" bemerkt zu der englischen Note: Die Note geht nicht so freimütig, wie es wünschenswert wäre, auf die Hauptpunkte der amerikanischen Beschwerde ein. Amerika legt Nachdruck auf die ungewisse Politik Englands Ar­tikeln gegenüber, die als Konterbande erklärt wor-