Nationales Nachn^tm- und Anzeigenblatt für die OberamLsbezirke Nagold. Calw, FreudenstadL und Neuenbürg

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Freitag, den 8. Februar 1935

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der Gegenwart

Breslau, 8. Februar. Auf Einladung der Jndustrie- und Handelskammer Breslau sprach am Donnerstagnach- mittag im Breslauer Konzerthaus vor etwa 1700 Vertre­tern der schlesischen Wirtschaft der mit der Führung des Reichswirtschaftsministeriums beauftragte Reichsbankpräsi­dent Dr. Schacht überW i r ts ch af t s p o l i t is ch e Fragen der Eegenwar t". Dr. Schacht schickte sei­nen Ausführungen, die wiederholt durch starken Beifall unterbrochen wurden, voraus, daß ein absolutes Sichver- stehen zwischen denen, die leiten, und denen, die ausführen, notwendig sei, ein absolutes Hand-in-Hand-Arbeiten, um an den gewaltigen Aufgaben mitzuwirken, die sich das Dritte Reich gestellt habe. Um zu ermessen, was in den letzten zwei Zähren seit der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus geschehen ist, müssen wir, so führte der Reichsbankpräsident aus, uns ins Gedächtnis zurllckrufen, was vorher war. Nachdem wir den Krieg verloren hatten, der eine Anzahl von Produktionsquellen einfach zum Ver­schwinden brachte, gab es zwei Möglichkeiten, um aus die­sen Schwierigkeiten herauszukommen. Die eine, leider von den Nachkriegsregierungen nicht befolgte, wäre eine frie- derizianische Politik gewesen, die aus eigener Kraft versucht hätte, das Verlorene wieder auszubauen. Der Marxismus bediente sich der anderen Möglichkeit, die Dinge einfach treiben zu lassen und Wünsche nach Annehmlichkeiten zu er­füllen. Die Mittel, um eine derartige Politik verfolgen zu können, wurden freilich vom Auslande geborgt.

Dr. Schacht ging sodann über zu der bekannten Krisis des Jahres 1031. Zwei Faktoren haben im wesentlichen zu ihr geführt: das wachsende Mißtrauen über die Zahlungs­fähigkeit Deutschlands und der Mangel an politischem Ver­trauen zu Deutschland. Die damalige Wirtschaftsderoute hatte jene in unseliger Erinnerung stehende Brüningsche Deflationspolitik zur Folge. Niemals ist unser Warenaus- fuhrüberschuß so groß gewesen wie 1931. Was war aber die Folge davon? Herabgedrückte Löhne» anwachsen der Arbeitslosenzahl auf 8 Millionen, eine ruinierte Landwirt­schaft und eine ruinierte Volkswirtschaft überhaupt. Diese Politik hat sich zwangsläufig totgelaufen und sie endete mit dem Umschwung, in dem der Nationalsozialismus an die Macht kam.

Dr. Schacht behandelte nun die Fragen der deutschen Auslandsverschuldung, der Rohstoffbeschaffung sowie der Finanzierung der Arbeitsbeschaffung, wobei er insbeson­dere die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbeschaffung und Rohstoffbeschaffung eingehend darlegte. Er betonte, daß es sehr wertvoll für die Mitglieder der Reichsregierung sei, dann und wann zur Wirtschaft zu kommen und ihr zu sagen, daß es nicht allein an der Regierung liege, wenn die Dinge nicht alle wunschgemäß vorwärtskommen, daß es nicht schlechter Wille, Bürokratie usw. sei, sondern daß die zu bewältigenden Aufgaben überaus schwierig sind, so daß wir Verständnis und Duldung und nicht zuletzt die zweckvolle Mitarbeit der Wirtschaft benötigen. Das folgerichtige Er­gebnis der im Außenhandel überhandnehmenden Schwie­rigkeiten war der neue Plan, der ein unerläßliches Instru­ment zur Gesundung der deutschen Wirtschaft ist. Auf eine einfache Formel gebracht, ist der Sinn dieses Planes folgen­

der. Nicht mehr kaufen, als man bezahlen kann» und so viel verkaufen, wie nur irgend möglich. Um das Ziel zu erreichen, daß tatsächlich nur das hereinkommt, was bezahlt werden kann, sind die bekannten Üeber wachung sstellen ein­gerichtet worden, die die Einfuhr ausnahmslos kontrollie­ren. Das ganze basiert auf einem System desVordring­lichen, d. h. weniger wichtige Einfuhr wird gegen die lebensnotwendige abgebogen".

Eine Entwertung der Währung so, wie es andere Län­der getan haben, kommt für uns nicht in Frage. Wir haben den Beweis erbracht, daß man eine Währung auch ohne Gold aufrechterhalten kann. Diesem Ziel dient auch der neue Plan. Er muß das eine zeigen: Bedeutet der deutsche Markt noch etwas für das Ausland oder bedeutet er nichts mehr? Sind diese 65 Millionen Konsumenten im Herze» Europas etwas, wofür sich die Welt interessiert? Die Kompensationsgeschäfte, die so oft mißverstanden worden sind, haben den richtigen Kern, daß nämlich das Ausland, das an Deutschland verkaufen möchte, sich nun auch Mühe geben muß, für den Absatz der deutschen Waren auf dem Weltmarkt zu sorgen. Es gibt eine ganze Reihe von Waren, die auch ohne Kompensationsgeschäfte abgesetzt werden.

Dr. Schacht hob dann die Richtigkeit des nationalsozia­listischen Grundsatzes hervor, Laß die Leistung des einzelnen Menschen wieder in den Vordergrund gerückt werden müsse. Wenn der einzelne nicht in diesem Sinne arbeitet, kann die Regierung sich bemühen, so viel sie will, sie wird ihr Ziel nicht erreichen. Was nutzen Verordnungen, Vorschriften und Gesetze, wenn nicht jeder Einzelne von dem Pflicht­gefühl erfüllt ist, daß er in der Gemeinschaft steht und mit ihr zu leben und zu wirken hat und daß er selbst nicht leben und wirken kann, wenn das Ganze nicht besteht.

Im letzten Teil seiner Ausführungen gab der Reichs- bankpräsident einen lleberblick, in wie planvoller Weis« der Nationalsozialismus auf dem Gebiet der Finanz- und Kapitalpolitik vorgegangen ist. (Aufsicht über den Kapital­markt, Anleihestockgesetz, Kreditgewerbegesetz, Zinssenkungs­gesetz), es ist alles getan worden, um das Vertrauen der Volksgenossen zum Staat zu festigen. Ten nicht ausführ­lichen Plänen hat der Führer eine Politik der Ordnung und des Vertrauens entgegengesetzt mit der Ueberzeugung, daß man aus keiner Volkswirtschaft mehr herausholen kann, als in ihr ist. Es kommt nicht so sehr darauf an, unter wel­chen Bedingungen man hierbei vorgeht, sondern vielmehr darauf, daß die Gesamtheit weiß, die Ersparnisse des Volkes werden so angelegt, daß dem Einzelnen kein Unrecht ge­schieht und die Gesamtheit doch eine Förderung erfährt. Wir müssen erkennen, daß wir in einer Notzeit leben und daß wir für ein Jahrzehnt auf Annehmlichkeiten Des Lebens, wie wir sie vor dem Kriege hatten, zu verzichten haben. Wir müssen uns bescheiden einrichten, wenn wir durch diese Selbstbescheidung und dieses Zusammenstehen die Zukunft unserer Kinder sicherstellen wollen.

Wir befinden uns auf der richtigen Bahn und wir wer­den unter der nationalsozialistischen Führung unsere Lag« meistern, auch wenn sie noch so schwierig ist.

Mcrnlchmm drs Bkglllubigiwgsickrcibcns

durch den neuen japanischen Botschafter

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London, 8. Februar. Ministerpräsident Macdonald hielt am Donnerstagabend in Luton in der Grafschaft Ded- ford eine Rede, in der er sich mit dem englisch-französischen Abkommen beschäftigte. Dieses Abkommen sehe die wirk­samste Vorbeugungsmaßnahme gegen einen Angriff vor, die jemals von der internationalen Diplomatie geschaffen worden sei. Wenn es irgendwo in der Welt einen Angrei­fer geben sollte, der einen Krieg plane, so wisse dieser Staat, daß er, so bald er seine Flugzeuge zum Angriff gegen seinen Feind entsende, er sich einer Verbündung von Mäch­ten gegenüber befinde, die ihm einen Sieg vollständig un­möglich machen würde. Dies sei ein großer Schritt zum Frieden, ein großer Schritt, um einen Krieg unvorstellbar und unmöglich zu machen. Außerdem würde Großbritan­nien, wenn dennoch ein Krieg ausbräche, nicht allein da­stehen. Macdonald äußerte sodann die Ansicht, sowohl Deutschland (?) wie Frankreich hätten Forderungen ge­stellt, die Großbritannien in dieser Form nicht hätte an­nehmen können. Die Schwierigkeit bei einer solchen Frage bestehe darin, zu entscheiden, mit wem man zu verhandeln ansangen solle. Wir begannen, sagte der Ministerpräsi­dent, mit beiden Ländern gleichzeitig und gaben Frankreich «ine Erklärung ab, die gegenwärtig vom deutschen Volk ge­prüft wird. Ich hoffe, das Ergebnis wird sein, daß Deutsch­land von neuem im Völkerbund erscheinen wird mit dem Ehrenkranz", auf den es Anspruch erhebt. Frank­reich und Deutschland könnten dort in Sicherheit miteinan­der sprechen und die Folge dieser Aussprache würde hoffent­lich darin bestehen, daß die zerstörte Straße zu einem größe­ren internationalen Abkommen über die Rüstungen wie­derhergestellt würde und daß die Nationen einen weiteren wesentlichen Schritt in Richtung auf den Frieden zurück­legen würden. Zu dem englisch-französischen Abkommen über einen Luftangriff erinnerte Macdonald daran, daß die Arbeiterpartei im Jahre 1924 das Genfer Protokoll an­genommen habe, das sich auf die gleichen Eedankengänge gründete.

VkrlSnierung der Mi!iiSrd!e»stz?ii in Frankreich?

Paris. 7. Febr. DasPetit Journal" beschäftigt sich noch einmal mit der Frage der Wiedereinführung der zweijähri­gen Dienstzeit in Frankreich. Das Dlatt will aus sicherer Quelle erfahren haben, daß sich die zuständigen Stellen sehr eingehend mit der Angelegenheit beschäftigen und dabei verschiedene Lösungen prüfen. Man habe die Essektivbestände ausgezählt, die sich bei einer Ikmonatigen. 18monatigen und zweijährigen Dienstzeit ergäben und sei schließlich zu dem Er­gebnis gelangt, daß nur die Wiedereinführung der zweijährigen Dienstzeit die notwendigen Truppenkontingente möglich mache. Die Regierung habe die Absicht, schon in allernächster Zeit, bestimmt aber noch vor der Einberufung der Rekruten im April die Frage der Militärdienstoerlängerung vor die Kammer zu dringen.

Bisher 20 Tale der Law'nendalastrovhen in Oesterreich

Wien, 7. Febr. Manche österreichischen Bundesländer, beson­ders Steiermark, versinken förmlich im Schnee. Dabei wird die Lage vieler von der Außenwelt abgeschnittener Ortschaften in­folge der wachsenden Lebensmittelknappheit bereits bedrohlich. Ueberall findet man Rehe und Hirsche, die im hohen Schnee stecken geblieben sind.

Soweit sich übersehen läßt, haben die Tage der Lawinenkata- strovhen bis jetzt im ganzen 20 Todesopfer gefordert. Diese Ziffer dürfte aber zweifellos noch eine bedeutende Erhöhung erfahren Die Wetterlage hat sich etwas gebessert, da es etwas kälter geworden ist und nach den bisherigen Meldungen wei­tere Kaltluft aus dem Norden heranrückt.

Mutter erdrosselt ihren iMlMeir Sohn

Erfurt, 7. Febr. Eine furchtbare Familientragödie spielte sich «m Donnerstag in einem Hause der Poststraße in Hochheim bei Erfurt ab Dort erdrosselte eine 46 Jahre alte Ehefrau ihren noch schlafenden 16jähr!g«n Sohn mit einer Wäscheleine. Sie versuchte dann sich selbst mit Leuchtgas das Leben zu nehmen. Bewohner der darunter gelegenen Wohnung, durch einen Fun- kenjall aufmerksam gemacht, benachrichtigten den Ehemann, der beim Betreten seiner Wohnung die bereits bewußtlos gewordene Frau und seinen toten Jungen vorsand. Die Frau wurde mit ^ner schweren Easvergistung ins Krankenhaus gebracht. Der Getötete war in einem Hochheimer Geschäft tätig und wurde am Mittwoch wegen Unregelmäßigkeiten fristlos entlasse«.

Berlin, 7. Febr. Der Führer und Reichskanzler empfing den j neuernannten Kaiserlich Japanischen Botschafter, Grasen Mu- ! sahkoji, zur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens und ! des Abberusungsschreibens seines Vorgängers. Der Botschafter f wurde nach dem üblichen Zeremoniell durch den Chef des Pro­tokolls abgeholt und im Wagen des Führers zumHause des Reichspräsidenten" geleitet. An dem Empfang nahmen außer den Herren der Umgebung des Führers und Reichkanzlers der Reichsminister des Auswärtigen. Freiherr von Neurath. re:l. Der Botschafter überreichte die kaiserlichen Handschreiben dem Führer und Reichskanzler mit einer Rede in seiner Landes­sprache, die in Uebersetzung wie folgt lautete:

Herr deutscher Reichskanzler! Ls ist mir eine besondere Ehre und lebhafte Freude. Eurer Exzellenz das kaiserlich« Handschrei­ben überreichen zu dürfen, durch welches Seine Majestät der Kaiser, mein allergnädigster Herr, mich als Allerhöchst deren ^ außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter bei Eurer s Exzellenz zu beglaubigen geruhen. Freundschaftliche Beziehungen zu der großen deutschen Kulturnation sind in Japan gewisser­maßen Tradition. Als Beispiel führe ich meine Familie an. Mein Vater wurde im Jahre 1870 von unserer damaligen Re­gierung nach Berlin entsandt und hat sich hier vier Fabre b:a-

durch als einer der ersten japanischen Studenten auf'deutschem Boden dem Studium der Rechtswissenschaft gewidmet. Ich selbst bin zum erstenmal im Jahre 1909 als Botschaftsattache nach Berlin gekommen und bis 1913 geblieben; ich habe damals bei dem hohen Stand des deutschen Geisteslebens, der deutschen Kunst und der deutschen Musik unauslöschliche Eindrücke ge­wonnen: die jugendlichen Erlebnisse bleiben bei jedem Men­schen immer in frischer und schöner Erinnerung und so habe ich auch später immer gern an Berlin zurückgedacht. Ew. Exzellenz werden darnach ermessen, mit welcher Freude ich nunmehr dem Befehl meines Kaiserlichen Herrn gefolgt und zum zweitenmal hierher gekommen bin. Und lassen Sie mich hinzufügen: Ich bin um so lieber hierhergekommen, als ich hier Gelegenheit habe, unmittelbar zu beobachten, wie Deutschland sich unter der klugen und energischen Leitung keines großen Führers auf seine alte Kraft besinnt und nach Jahren schwerer Not und leidooller Prüfung wieder neuen Lebensmut gewonnen hat.

Wir leben in eine, schwierigen Zeit, und kein Volk ist vor der allgemeinen Weltdepresston. welche den Wohlstand zerstört sowie Unruhe und Unfrieden im Gefolge hat, verschont geblieben. Die einzige Möglichkeit, diese Schwierigkeit zu überwinden, sede