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Nummer 5

Riefendemonstralion an -er Saar

SS0 »UV Saarländer demonstrieren für Deutschland Die Rie­senkundgebung auf dem Wackenberge

S" ^brücken, 6. Jan. Der erste Ianuarsonntag wird in der Geschichte des Saargebietes für alle Zeiten ein Tag bleibenden Gedenkens werden. Denn er war die größte und eindrucksvollste Kundgebung des deutschen Saarvolkes für das deutsche Vater­land. 350 000 Saarländer gaben an diesem Tage ihrem unbe­dingten Willen zu Deutschland Ausdruck Weit über 150 000 Menschen standen auf dem Platz auf dem Wackenberge. 50 000 aus einem kleineren, 100 000 standen in die ganze Etraßen- breite füllenden, viele Kilometer langen Marschkolonnen, ohne bis in die Mittagsstunden auf den Kundgebungsplatz gelange» zu können.

Auf allen Bahnhöfen des Saargebietes mutzten viele Tau­sende Zurückbleiben, allein 15 000 in Neunk-rchen. weil an Stelle der 81 an geforderten Sonderzüge die Saarbahnen nur 32 Züge stellen konnten und trotz stärkster lleberfüllung der Züge ein großer Teil der Demonstranten nicht nach Saarbrücken befördert zu werden vermochte. Aber allein durch ihren Willen, nach Saarbrücken zu fahren, haben auch diese Saarländer ihrem Willen zu Deutschland in einer außerordentlich eindrucksvollen Weise Ausdruck gegeben. Allein die Bahnen hatten 75 000 Men­schen zur Kundgebung der Deutschen Front nach Saarbrücken transportiert. 45 000 Menschen wurden vom Deutschen Auto­mobilklub in Omnibussen und Autos in ununterbrochenem Pen­delverkehr nach Saarbrücken gebracht. 100 000 aus Saarbrücken und weitester Umgebung kamen in langen Zügen trotz strömen­den Regens zu Fuß marschiert, davon allein ein 10 000 Menschen fassender Zug aus Dudweiler.

Der Morgen ist grau und windig. Auf dem nassen Asphalt spiegeln sich letzte Lichter der Nacht. Und dünn und stetig rinnt der Regen. Da: Marschtritt von fern. Dunkle Kolonnen mit schwarzen Mützen und weißen Armbinden: der Ordnerdienst der Deutschen Front, dem die Polizei Organisation und Lei­tung der Menschenströme überlassen hat, rückt an. Langsam wird es hell. Dan ist der Morgen da und mit ihm Saarbrückens größter Tag. Dann quellen aus dem Bahnhof plötzlich rie­sige Menschenmassen. Die ersten von den 32 Sonderzügen sind eingetroffen. In allen Straßen sammeln sich trotz des Regens die einzelnen Ortsgruppen der Deutschen Front zum Marsch zum Kundgebungsplatz, der weit über der Stadt auf dem Wacken­berge liegt. Und lO OOOte treffen in breiten Kolonnen zu 10 und 12 Mann aus den umliegenden Orten ein.

Nur mit Ausweis darf man passieren, so will die Polizei Störungsversuchen durch die Separatisten Vorbeugen, eigent­lich ein überflüssiges Unterfangen, denn wer von diesen Ver­rätern in diese breiten, nicht mehr aufzuhaltenden Menschen- ströme gerät, wird milgerissen. Die Flut geht über ihn hin­weg und spült ihn fort. Jetzt treffen zu Hunderten Autos und Autoomnibusse ein, alle überfüllt mit begeisterten Menschen­massen. Nun strömt es in der ganzen Breite über alle Saar­brücken, und unabsehbar sieht man die ganzen Anmarschstraßen nur gefüllt mit wogenden Menschenströmen. Nun Hallen all die Lieder durch die Straßen, die von Deutschland künden, vom Heimatland, vom Vaterland. Gesungene Schwüre sind es, fest­lich und feierlich. Die Straßen zum Wackenberg sind lebendig geworden, langsam schieben sich hier die Menschenmassen em­por, und es ist manchmal, als würden sie die Mauern spren­gen, die die Straßen säumen: Volk will zu Volk, und dieser Wille ist übermächtig und allmächtig.

Die Menge harrt auf dem Wackerberg. Schon lange vor 10 Uhr ist der große, weit mehr als 100 080 Menschen fassende Platz zum größten Teil gefüllt, und noch längst ist nicht die Hälfte der Sonderzüge in Saarbrücken eingetroffen. Fast eine Stunde aber dauert der Marsch vom Bahnhof zum Wackenberge. Der Platz ist aufgeweicht, in blanken Pfützen stehen die Massen und gehen nicht von der Stelle. Sie wissen, daß es gilt! Frauen und Greise sollen heimgeschickt werden, doch sie wollen nicht ge­hen.

Das Schneetreiben hat jetzt einen Schleier über Saarbrücken gezogen. Auf dem nun fast ganz gefüllten Riesenplatz haben sich etwa 140 000 Menschen eingefunden, und immer neue Ströme quellen herauf. Von dem Lautsprecherwagen aus werden in höchster Eile neue Leitungen gelegt, neue Lautsprecher montiert, damit möglichst viele teilhaben können an dieser Demonstration des Willens der Saarbevölkerung. Vor dem Schulgebäude habe« sich Hunderte von Fahnen angesammelt.

Kurz nach 11 Uhr klingt der Badenweiler Marsch aus. Der Fahneneinmarsch beginnt. Dann ergreift Karl Drück, der Lan- desorganisatiousleiter der Deutschen Front, das Wort. Er ge­denkt der 20 000 Toten Saarländer, die für Deutschland gefallen find. Die Fahnen senken sich, und, ergreifend in dieser Stim­mung und in dieser Stunde, verhallt getragen das LiedIch halt' einen Kameraden". Dann spricht Karl Drück kämpferische Worte, die mit Jubelbrausen ausgenommen werden. Es ist eine harte Abrechnung mit jenen bezahlten Elementen, die versu­chen, für 30 Silberlinge ihr Vaterland zu verkaufen.

Inzwischen hat es aufgehört zu schneien und gleichsam wird es lichter um den Berg. Jetzt spricht der Führer der Deutschen Ge- werkschaftsfront und Larrdespropagandaleiter der Deutschere

Front, Peter Kiefer. Er hat sofort die Herzen der Bevöl­kerung gewonnen und den Weg zu ihnen gefunden. Auch er wird immer wieder von Jubel unterbrochen, insbesondere, wenn er mit den sogenannten Arbeiterparteien und den freien Gewerk­schaften abrechnet, die den Saarbergarbeiter, den Saarkumpel, verraten und verkauft haben.

Hunderttausende singen das Saarlied, nehmen es auf und tra­gen es weiter, sodaß es wie ein einziger Schwur wirkt.

Dann spricht der stellvertretende Landesleiter der Deutschen Front, Nietmann, der dem seit Wochen schwer kranken Lan­desleiter Pirro dankt, daß er trotz seiner schweren Krankheit zu dieser Kundgebung erschienen ist. Deutschlandlied und Horst

Nom, 8. Jan. Am Schluß des Banketts zu Ehren des franzö­sischen Außenministers Laval sind zwischen Mussolini und Lava! Trinksprüche gewechselt worden, in denen folgende Stellen be­sonderes Interesse verdienen: Mussolin' gab zunächst der Freude Italiens und der italienischen Regierung darüber Aus- dreuck, nach mehreren Jahrzehnten in Rom den Außenminister Frankreichs begrüßen zu können. Die Reise des französischen Außenministers sei ein greifbares Zeichen für die i t a l c e n i s ch- französische Wiederannäherung, bei der gemein­same Ziele verfolgt würden, die aus der Sphäre der italienisch­französischen Beziehungen heraustreten und eine umfassendere europäische Bedeutung hätten. Der Begegnung lägen gewisse Grundsätze allgemeinen Charakters zugrunde von denen die ita­lienische Politik während der letzten zehn Jahre getragen sei. Es handele sich nicht darum, daß Frankreich und Italien in Mit­teleuropa auf ihre gegenseitigen Freundschaften verzichten, son­dern darum, im Donauraum die Interessen und Lebensnot­wendigkeiten jedes Staates mit den Ergebnissen allgemeinen Charakters mit dem Ziel der Befriedung Europas in lleberein- stimmung zu bringen.Unter diesen weiteren Gesichtspunkten gesehen, glaube ich", so wandte sich Mussolini an Laval,daß Sie mit mir darin übereinstimmen, daß unsere Abmachungen im Hinblick auf andere Mächte, die ihre Mitarbeit an dem Werk, das wir beginnen wollen, beizutragen wünschen, nicht als ge­gensätzlich oder auch nur störend ausgelegt werden können oder dürfen." Mussolini schloß mit dem Wunsch, daß das Einverneh­men (Entente) zwischen den Regierungen Frankreichs und Italiens bald hinsichtlich aller Einzelheiten verwirklicht werde und daß damit ein erstes Zusammengehen in der Politik zweier Großmächte hergestellt werden könne.

Der französische Außenminister Laval entbot Mussolini den Gruß Frankreichs. Er sei glücklich, daß die Umstände ihm diesen Besuch erlaubt hätten, dessen Plan er bereits im Jahre 1931 gefaßt habe. Nach einigen bewegten Worten der Erinnerung an Barthou sagte Laval:Vor wenigen Tagen habe ich vor dem Senat meine Zuversicht auf einen Erfolg der Verhandlungen ausgesprochen, die wir eingeleitet hatten. Die Verständi­gung zwischen Italien und Frankreich war not­wendig Wir sind im Begriff, sie für das höchste Wohl unserer beiden Länder und im Interesse des Weltfriedens zu be­siegeln. Wir haben Fragen regeln wollen, die uns betreffen; wir haben auch die Uebereinstimmung unserer Gesichtspunkte über die Hauptfragen der allgemeinen Politik suchen wollen. Ich spreche im Namen Frankreichs, das kein selbstsüchtiges Ziel verfolgt. Frankreich ist mit Recht um seine Sicherheit be­sorgt. Es hat aber auch die Absicht, sein Teil an dem zur Versöhnung der Völker notwendigen Werk auf sich zu nehmen." Laval rühmte dann Mussolini als den Leiter eines großen Landes, dem er durch seine Autorität den rechtmäßigen Platz im Konzert der Völker zu geben verstanden habeObwohl in Genf vor kurzem die Gefahr eines Konfliktes aus der Welt geschafft worden sei, bleibe der Frieden unsicher. Der Friede verlange alle Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Die Völker wollten nicht mehr warten. Sie lebten in einer Unsicherheit und allzuoft im Elend."Jeder von uns", so sagte Laval weiter,hat Sie Pflicht, zuerst sein Vaterland zu oerteidigen, es stärker und schöner zu machen. Aber die Liebe zum Vaterland verbietet nicht einen Anteil an der internationalen Solidari - tät zu übernehmen. Ich weiß, daß diese Pflicht zuweilen schwer zu erfüllen ist; aber der Mut muß von jedem aufgebracht wer­den, von allen, die die Verantwortung für das Schicki al der Völker haben. Die große Hoffnung der Völker dürfe nicht ent­täuscht, der Friede müsse erhalten und gefestigt werden "

Eine halbamtliche französische Verlautbarung

Paris, 8. Jan. 2n einer Besprechung der Verhandlungen zwt- > scheu Laval und Mussolini in Rom weist Havas daraus hin, daß ! über die Unterredungen, soweit sie die politische Stabilijie- ° rung Mitteleuropas betreffen, nicht veröffentlicht wer­den wird, bevor di: daran interessierten Mächte Oesterreich, di» Tschechoslowakei. Südslawien, Ungarn und Deutschland ihre Zu­stimmung zu dem in Rom paraphierten Wortlaut gegeben ha­ben. Wohl aber werde eine amtliche Mitteilung am Schluß ocs Besuche» Laval« ausgegeben werden, in der die Uebereinstim«

I Messel-Lied, mir erqobenew Arm gesungen, schließen dann -SW Kundgebung, und als die Fahnen in den Wind gehoben werden», bricht für eine Minute an einer Stelle die Sonne durch di» Wolken, überhellt den ganzen Berg und schafft ein Gemälde^ das wie ein lichtes Vorfrühlingsbild wirkt.

i Bis 2 Uhr sind die Saar-Brücken gesperrt, da aus dem rechts» ; Saarufer die sogenannte Status-quo-Front aafzumarschiere» ? versucht. Wer vergleicht, wie am Morgen diese breiten Men- ? fchenströme durch die Straßen quollen, und nun diesen kummei- ? lichen Aufmarschversuch mit roten Fahnen sieht, der bat di« - feste und unumstößliche Gewißheit, daß das Schicksal des Saarg«- s Lietes heute entschieden ist, und daß diese Entscheidung die ist^

> die das deutsche Saarvolk will und wünscht: für Deutschland.

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f ' mung der französischen und italienischen Regierung Uder r- 1 « s wichtigsten Linien einer gemei nsamen Politik zum s Ausdruck kommen wird Diese Uebereinstimmung wird auf dem - gegenseitigen Verständnis der gegenseitigen Interessen beider Länder und des allgemeinen Interesses Europas beruhen.

Laval beim König von Italien

Rom, 6 . Jan. Der König von Italien empfing am Samstag den französischen Außenminister Laval. Im Anschluß an de» Empfang gab der König zu Ehren seines Gastes ein Frühstück» an dem auch die Königin, Prinzessin Maria, Mussolini, der fran­zösische Botschafter in Rom und der italienische Botschafter i» Paris teilnahmeu.

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Pariser Mutmaßungen über den Stand der römischen Besprechungen

Paris, 6. Januar. Gemäß einer Erklärung des Außenmini­sters Laval an die französischen Pressevertreter unterstreicht Havas, daß der erste Tag des Besuches in Rom einen günstige» Eindruck hinterlasse. Ein endgültiges Ergebnis sei nicht oo» Sonntagabend zu erwarten, aber man könne schon jetzt dessen sicher sein, daß die Reise von Erfolg gekrönt sei» werde. Eine Reihe Pariser Blätter schließt sich diesem Opti­mismus an und fährt fort, den Verlauf der Römer Veranstal­tungen in lichten Farben zu schildern. Es fehlt aber nicht a« Stimmen, die auf die grundsätzliche Verschiedenheit der fran­zösischen und italienischen Auffassung Hinweisen, wobei als Be­weis der Inhalt der zwischen Mussolini und Laval gewechselte» Trinksprüche herangezogen wird.Echo de Paris", das stets da« Interesse der Kleinen Entente im Auge hat, unterstreicht, Mus­solini habe mit großer Deutlichkeit betont, daß Italien nicht be­absichtige, mit den Grundsätzen zu brechen, denen seine Diplo­matie seit 10 Jahren gedient habe, und daß es ebensowenig wi« Frankreich seine Freundschaften verleugnen werde. Man soll« also nicht glauben, daß das versöhnte Italien sich dem Bündnis der Völker anschließe, die den Frieden wahren wollten.

Mangels amtlicher Informationen geben die römischen Be­richterstatter der französischen Blätter im wesentlichen nicht viel neue Angaben über den Inhalt des geplanten Abkommens übe» Mitteleuropa. Die Berichterstatter desEcho des Paris" und oesOeuvre" stimmen aber in der Annahme überein, daß de« ursprüngliche Entwurf, wie er vor der Abreise Lavals nach Rom von der französischen Presse besprochen wurde, eine Aenderung erfahren habe.

Dritte Unterredung Mussolini-Laval am Montag?

Rom» 6. Januar. Nach der heutigen dreistündigen Unterredung Laval-Mussolini, die besonders den Kolonial- ' fragen gegolten haben dürfte, wird allgemein angenom­men, daß am Montag eine dritte Unterredung zwischen dem italienischen Regierungschef und dem französischen Außen­minister stattfinden wird. Es steht noch dahin, ob bei die­ser Gelegenheit bereits die Unterzeichnung der italienisch­französischen Abmachungen erfolgt, oder ob zu einem spä­teren Zeitpunkt noch ein besonderer Akt für die Unterzeich« ! nung angesetzt wird.

Orden für Laval und Mussolini

Rom, 6. Januar. Laval und Mussolini sind vom König von Italien bezw. vom Präsidenten der französische»! Republik hohe OrLensauszeichnungen verliehen wordene Laval hat das Großkreuz des Maurizius- und Lazarus- Ordens, Mussolini das Großkreuz der Ehrenlegion er­halten.

Ein Telegramm Simons an Mussolini und Laval

Rom, 5. Januar. Außenminister Simon hat über Li» englische Botschaft in Rom Mussolini und Laval ein Tele­gramm geschickt, in dem er die wärmsten Wünsche für der» . Erfolg ihrer Verhandlungen ausspricht. Er sagt weiter, , daß die englische Regierung hoffe, daß die Verständigung ! erzielt sei und diese ein gutes Zeichen für eine umfassen« : dere europäische Verständigung bilden werde.

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AilMrüche zwischen und Laval - Ein Telegramm Simons an «ab Laval