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1877
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Nummer 177
Alten steig, Donnerstag, den 2. August 1934
5 7. Zahrga«,
Ser RMSorMM SemrMltmmschaü von Finveabmg 4
Neudeck, 2. August. (Telegramm.) Der Herr Reichspräsident Generalfeldmarschall v. Hindenburg ist heute
früh 9 Uhr in die Ewigkeit eingegangen.
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Wir alle wußten es. daß der schmerzlich-schwere Augenblick kommen must, da Hindenburg von uns gehen würde. Und nun. da dieses Abschiednehmen von einem Menschen, der uns über alles hoch und teuer war. vor uns tritt, vermögen wir es kaum zu fassen oder gar zu erfassen. Hindenburg ist tot, das deutsche Volk hat den Vater des Vaterlandes verloren!
Fast 87 Jahre ist Hindenburg alt geworden, bis er -er Natur den Zoll zahlte, den jeder von uns entrichten muh. Ueber das biblische Alter hinaus ist es ihm vergönnt gewesen, nicht nur zu leben, sondern vor allem auch zu wirken. Bei aller unendlichen Mühe und Arbeit. die ihm in seinem Amt als Reichspräsident in überreichem Maste zuteil ward, wird er. der sein Leben lang ein gläubiger Christ gewesen ist. es als eine Gnade des'Höchsten angesehen haben, datz es gerade ihm vergönnt gewesen ist, der Vollender der deutschen Einheit zu werden. Mit diesem Ruhmestitel begabt, zieht er ein in die Walhalla unserer Geschichte, und doppelter Lorbeer wird sein Bildnis krönen: Dem Sieger im Kriege und dem Einiger im Frieden!
Ueberblickt man das Leben Paul v. Hindenburgs, so 'äegt es gradlinig vor uns Aber zwischen den beiden Lebensmarken, dem Tage, an dem er als Kadett die Uniform anzog. bis zu dem Tage, da er uns als Reichspräsident im Amte verlassen Hai, stosten wir immer wieder von neuem auf die Pole seines Lebens: Dienen und Pflichterfüllung. Beides aber bedeutet Opfern, und so ist in Wahrheit das Leben Hindenburgs ein einziger Opfergang. Das gröstte Opfer hat er aber dem deutschen Volke gebracht, als er sich im 78. Jahre, also in einem Alter, in dem die Strahlen der Lebensjonne schon schräg durch die Bäume fallen, sich dem Rufe aus die höchste Ehrenstelle, die das deutsche Volk überhaupt zu vergeben har. nicht versagte Damit verzichtete er auf einen ruhigen Lebensabend, und dadurch bekundete er seine Bereitschaft, bis zum letzten Atem dem deutschen Volke zu dienen, wie er auch einst in schwerster Stunde Deutschlands im August 1914 die Führung im Osten übernahm und das schon fast verlorene Ostpreußen durch die Schlacht bei Tannenberg rettete.
Fast ein Jahrzehnt hat er an der Spitze des Deutschen Reiches gestanden. Durch alle Jahre erwies er sich als der wuchtende Fels in den Stürmen des politischen Lebens. Kabinette und Minister kamen und gingen. Parteien wuchsen und versanken. Parlamente wurden gewählt und wieder aufgelöst, unerschütterlich über der Zeit stand Hindenburg in eiserner Ruhe, an der unantastbaren Würde seiner Persönlichkeit prallte alles ab. was gegen ihn anbrandete. Eine spätere Geschichtsschreibung wird es bester darstellen können als wir. die wir dieses Jahrzehnt miterlebt haben. Aber sie wird dem Urteil des amerikanischen Staatsmannes Recht geben. der nach einem Deutschland-Besuch erklärte: „Wie merkwürdig, alle hat Hindenburg irgendwie enttäuscht, aber alle lieben ihn!" Dies Geheimnis zu enträtseln ist nicht einmal so schwer. Er versagte sich allen Wünschen und erfüllte nicht die Hoffnungen, auf welcher Seite sie auch gehegt wurden. Er war weder ein Reaktionär. noch ein Abhängiger der Linken, er wollte weder den Krieg, noch versagte er sich der Versöhnungspolitik Stresemanns. Er verschrieb sich überhaupt niemanden und keiner politischen oder wirtschaftlichen Richtung, er war nichts, sondern nur eines: Hindenburg.
So konnte es wahrlich nicht wundernehmen, dast fe länger je mehr die ehrwürdige Gestalt des greisen Reichspräsidenten empor- und herauswuchs aus den Nichtigkeiten der Tagespolitik. Richteten sich die Blicke aut ihn, dann ward es uns leichter ums Herz, denn immer wieder von neuem durchströmte uns das Gefühl des Eeborgenseins in seiner Hut. Und da er über uns hin- ..usragte. sah er auch weiter als wir alle. Im Sommer 1932 kehrte er das Staatsschiff ab vom Kurse des reinen Parlamentarismus. Er erkannte beizeiten, datz die Zukunft Deutschlands dem Bolschewismus ausgeliefert sein würde, wenn es nicht vorher aelänae. der dro-
henden Flut einen rettenden Damm der Staätsautori- tät entgegenzusetzen.
Dann kam der unvergeßliche 30. Januar 1933. Mochten vorher auch zwischen Hindenburg und dem Führer des neuen Deutschland, Hitler, Mißverständnisse gestanden haben, im Grunde ihrer Herzen hatten sich diese beiden wahrhaft Deutschen längst verstanden, sodatz sie sich finden mutzten. Dieser Treubund der Herzen wurde dann am 21. März in der Potsdamer Earnisonkirche vor dem Sarge Friedrichs des Großen besiegelt, der treue Eckart des deutschen Volkes hatte der Einigung Deutschlands den Weg geebnet. Nunmehr gab es in Wirklichkeit nur noch ein Reich und einVolk.
Noch ist die Wunde zu frisch, noch die Trauer zu groß. Aber das Eine wissen wir schon heute: Neben die Großen unserer Geschichte darf sich Paul v. Hindenburg einreihen. Sein Andenken wird nie verlöschen, solange es überhaupt noch einen Deutschen auf Erden gibt.
Saß Amt -es Reichspratt-enten mit dem -es Skeichs- koizlers vereinigt
Berlin, 2. August. (Telegramm.) Die Neichsregie- rung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:
8 1: Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und s Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seine« i Stellvertreter.
> 8 2: Dieses Gesetz tritt mit Wirkung und dem Zeitpunkt
i des Ablebens des Reichspräsidenten v. Hindenburg in Kraft.
Am zwanzig Mn» - L August
SKWalstag -er MItgeWckte
Ser 2. August 1M4:
Die Reichsregierung ließ an die belgische Regierung die Mitteilung gelangen, daß Deutschland einen Teil Belgiens besetzen müsse, um einem feindlichen Angriff durch Belgien zuvorzukommen. Denn es bestehe kein Zweifel darüber, daß Frankreich durch belgisches Gebiet gegen Deutschland Vorgehen wolle. Deutschland verpflichte sich, im Falle der wohlwollenden Neutralität Belgiens den Besitzstand und die Unabhängigkeit des Landes zu garantieren, das besetzte Gebiet nach Friedensschluß wieder zu räumen und alle Schäden zu ersetzen. Zm anderen Falle müsse Deutschland Belgien als Feind betrachten. Die Antwort Belgiens wurde binnen 12 Stunden erwartet.
Zm Bereich von vierzehn deutschen Armeekorps wurde der Landsturm aufgerufen. Die Znsel Helgoland wurde von den Bewohnern geräumt. Die englische Admiralität ordnete aus eigenem Ermessen die Mobilmachung der Flotte an.
Der italienische Außenminister erklärte dem deutschen Botschafter in Rom auf dessen Mitteilung von Deutschlands Kriegserklärung an Rußland, daß Italien „gemäß dem Geiste und dem Wortlaut des Dreibund-Vertrages" neutral bleiben werde.
Die Regierung der Niederlande forderte beim Parlament einen außerordentlichen Kredit von 50 Millionen Gulden für Zwecke der Mobilmachung an.
Die deutschen Kreuzer „Augsburg" und „Magdeburg" beschossen den russischen Kriegshafen Libau.
Eine Kundgebung Franz Eeldter
Berlin, 1. August. Der Bundesführer des NS.-Deutschen Frontkämpferbundes (Stahlhelm), Reichsardeitsminister FranzSeldle. veröffentlich! folgende Kundgebung zum 2. August:
K a m eraden !
Zn diesen sturmerfüllten Tagen des Juli und August begehen wir ernst und stolz zugleich das Gedenken jenes geschichtlichen Zeitpunktes, an dem vor zwanzig Jahren die wehrfähige Mannschaft zu den Waffen eilte, um das Vaterland in einem Kriege zu verteidigen, den das deutsche Volk nicht gewollt hat und den die deutsche Regierung mit besten Kräften zu verhindern bestrebt war.
Wir deutschen Frontsoldaten des Weltkrieges haben im .Kampfe um das Lebensrecht unseres Volkes unsere Pflicht getan. Fast zwei Millionen unserer Kameraden sind in der Erfüllung dieser Pflicht gefallen. Ihrer gedenken wir zuerst in diesen Tagen in unlöslicher Verbundenheit.
Wir deutschen Frontsoldaten sind stolz auf die Leistungen der deutschen Armeen im Weltkriege. Die Waffenehre des deutschen Heeres steht unversehrt vor der Geschichte. Deshalb bedurften und bedürfen wir auch in Zukunft keiner Revanche.
Wir deutschen Frontsoldaten haben nach dem Abschluß des Krieges alle unsere Kräfte für die innere Gesundung unseres Volkes und für den Aufbau einer sauberen ungeordneten Gemeinschaft der Nation eingesetzt. Deshalb gedenken wir in diesen Tagen mit besonderer Dankbarkeit auch jenes Tages vor anderthalb Zähren, an dem unser Führer im Weltkrieg, Eeneralfeldmarschall v. Hindenburg. einem Manne aus unseren Reihen, dem Führer der nationalsozialistischen Bewegung, Adolf Hitler, die Führung des Reiches übertrug. Zhm wollen und werden wir in treuer und kameradschaftlicher Hingabe helfen, sein großes Werk der Erneuerung der deutschen Nation zu vollenden.
Wir deutschen Frontsoldaten kennen den Krieg und wissen. welche Leiden und Zerstörungen höchster Werte er mit sich bringt. Wir wünschen daher mit derselben Unbedingtheit wie unser Führer Adolf Hitler den Frieden.
Wir deutschen Frontsoldaten sind überzeugt, daß die Männer, denen wir 4t> Zähre lang in den Schützengräben und Trichterfeldern des Weltkrieges gegenüber gestanden haben, und die wir als tapfere Gegner achten lernten, aus dem Erlebnis der Front heraus ebenso denken wie wir.
Wir deutschen Frontsoldaten richten daher an alle Frontsoldaten des Weltkrieges am 20. Jahrestag seines Ausbruches den ernsten Appell, gleich uns dafür zu wirken, daß unseren Völkern der Frieden in Ehren und die Möglichkeit friedlich schaffender Aufbauarbeit gesichert werde. Wir deutschen Frontsoldaten glauben, daß die Verständigung unter den Völkern ohne Hinterlist und in vollständiger Offenheit gerade von denjenigen am besten gefördert werden kann, die ihre Liebe zum eigenen Volk im Feuerorkan des Weltkrieges mit ihrem Mut erwiesen haben und