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Altensteig, Mittwoch, den 1. Augnst 1934

Schuldner braucht Ausfuhrüberschuß

Die These Deutschlands grundsätzlich auch von Frankreich anerkannt

WPD. Auf dem Wege zur Wiederherstellung gesunder zwischenstaatlicher Austauschbeziehungen ist jetzt durch das Zustandekommen und die Unterzeichnung des deutsch-fran­zösischen Wirtschaftsabkommen ein Erfolg erzielt wor­den. Es wird hoffentlich eine Auswirkung auf die weitere Gestaltung des entscheidenden Problems der Weltwirtschaft haben, wie sie schon seit langem von Deutschland insbeson­dere erstrebt wird, um jedem Lande den friedlichen Genuß seiner Arbeit zu ermöglichen.

Was speziell das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland betrifft, so ist gerade auch von deutscher Seite in den letzten Monaten wiederholt betont worden, welchen Wert es auf wirtschaftliche Zusammenarbeit dieser beiden kontinental-europäischen Völker legt, zumal gerade diese Zusammenarbeit wie kein zweites Mittel geeignet er­scheint. auch die politischen Beziehungen zwischen beiden Vertragskontrahenten zu untermauern.

Ein Blick in die letzte Entwicklung der beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen genügt, um zu beweisen, welche ka­tastrophalen Verhältnisse sich hätten enwickeln müssen, wenn mit dem Ablauf des am 17. August 1927 geschlossenen Han­delsvertrages jener bereits von vielen interessierten Krei­sen befürchtete vertragslose Zustand eingetreten wäre. Das erste Halbjahr 1934 hat im Zeichen d-- Vorfeldgesechte ei­nes ernstlich drohenden deut,.q-sranzösischen Wirtschafts­krieges gestanden, der nunmehr endgültig durch beidersei­tiges Entgegenkommen im Interesse beider Staaten verhin­dert worden ist. Mit dem 1. Januar 1934 begann eine Zeit ständig zunehmender Erschwerung der deutschen Einfuhr nach Frankreich. Innerwirtschaftliche Schwierigkeiten, poli­tische Empfindlichkeiten, vor allem aber die ziffernmäßige Tatsache, daß Deutschland fast doppelt jo viel nach Frankreich einführte, als Frankreich nach Deutschland, mö­gen die Triebfeder zu den bekannten französischen Maßnah­men gewesen sein. Da Druck Gegendruck erzeugt, mußte Deutschland Gegenmaßnahmen ergreifen, die darauf hin­ausliefen, die französische Einfuhr nach Deutschland ent­sprechend im gleichen Verhältnis zu erschweren, wie dies die Gegenseite tat. Die Folge war die am 17. Januar 1934 er­folgte Kündigung des deutsch-französischen Handelsvertra­ges durch Frankreich.

Es war schon als ein Fortschritt in der sich anbahnenden, mehr und mehr auf Kampfmaßnahmen abgestellten Ent­wicklung zu bezeichnen, daß es gelang, beide Partner an einen Verhandlungstisch zu bringen. Selbstverständlich er­gaben sich Schwierigkeiten, die wiederholt eine provisorische Verlängerung des Zwischenzustandes notwendig machten, aber das ohne Frage vorhandene Aufeinanderangewiesen­sein bis zu einem bestimmten Ausmaß führte nunmehr zur Schließung und Unterzeichnung jenes neuen Abkom­mens, das mit Wirkung ab 1. August 1934 an die Stelle des bisherigen Handelsvertrages vom Jahre 1927 tritt.

VON SCOKS

Copyright: Prisma-Korrespondenz, Berlin-Schöneberg, öt Fortsetzung. (Nachdruck verboten)

Det würde ick sehr bedauern!" sagte Brösicke und wunderte sich, daß er den Mut dazu fand.Aba ick habe da neulich wat jehört... det war in die Fledamaus... von Meister Strauß... da haben sie den Eisenstein acht Tage injesperrt, weil er 'nen Schutzmann jeschlagen hat! Aba das war so fidel in dem Jefängnis!"

O Gott, o Gott... o Gott!" stöhnte Frau Lydia.Sie

Sie haben sich wohl schon damit abgefunden?"

Jawoll, det habe ick!"

-Und eine Scheibe haben Sie eingeschlagen?"

Hm... das kann stimmen! Da gabs so einen Krach! War sehr lustig!"

Frau Lydias Atem pfiff.

Und... warum... warum... haben Sie sich an einem unschnltZ-n Schusterjungen vergriffen?"

Doch," sagte Brösicke lustig,der Bengel sagte: Kiekt mal den reichen Brösicke an, der is der Jappelkaspar und muß nach die Pfeife von seine Schwiegermutter tanzen!"

Das ist ja unerhört!"

Jawoll, drum habe ick ihm eene jelangt I"

Das war das einzige Vernünftige!"

Was er gesagt hat?"

Nein... sind Sie toll geworden! Was Sie getan haben! Daß Sie für mich eingesprungen sind!"

So war det nu nich jemeent, mir hat nur der Jappel- kaspar jeärgert."

Wollen Sie mir versprechen, Herr Schwiegersohn, daß dergleichen Dummheiten nicht mehr Vorkommen? Denken Sie an die Familie, der anzugehören Sie jetzt die Ehre haben. Die Familie Krantzewitz ist schon seit den Kreuzzügen...I"

Jawoll... det glaube ick... seit die Kreuzzüge... daher ooch det Kreuz mit die Familie!" fiel ihr Brösicke ins Wort und verzog sich.

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E»« neuer »Nixe«"-Rekord

Bei den Deutschen Kampfspielen siegte die Kraul-Staffel von Nixe"-Charlottenburg und stellte für die dreimal 100-Meter- Staffel mit 3:47,6 einen deutschen Rekord auf. Die Staffel bestand lauf unserem Bild von oben nach unten) aus Gisela Arendt, Hilde Salbert und Ruth Halbsguth. Letztere wurde auch Kampfspielsiegerin im 4ÜV-Meter-Kraul-Schwimmen.

Es muß zugegeben werden, daß der bisherige H a n- delsvertragin keiner Weise mehr dem neuesten Stand der Entwicklung gerecht wurde. Es entsprach daher den bei­derseitigen Interessen, zu einer grundsätzlichen Neuordnung der Wirtschaftsbeziehungen zu kommen. Wenn nun auch nicht vollkommen neue Wege eingeschlagen wurden, so beste­hen doch zwischen altem und neuem Vertrag große Unter­schiede. Zunächst einmal sind es von nun an zwei Verträge, die nur bis zu einem gewissen Grad miteinander verkop­pelt sind, aber nicht jo, daß die Auflösung des einen unbe­dingt die Auflösung des anderen nach sich ziehen müßte. Den grundsätzlichen, auf lange Zeit berechneten Vertrag bildet der Handels- und Schiffahrtsvertrag, dem ein solcher über die Regelung des Warenverkehrs an die Seite gestellt ist. Letzterer, jo sollte man meinen, dürfte von Zeit zu Zeit dem neuesten Stand der Entwicklung entsprechend angepaßt werden, ist also nicht als starres System gedacht. Dieser zweite Vertrag ist von höchster Wichtigkeit, enthält er doch die Bestimmungen über Zölle und Kontingente. Die Ver­öffentlichung der Abmachungen dürfte sehr bald erfolgen.

Wie sichert die Glückshütter Aktien?" fragte Brösicke im Büro.

27, Herr Brösicke!"

Brösicke sah Deeringen entsetzt an.

Wat 27? Jestern waren sie noch 38! Da wird ja der Zeitpunkt nich' mehr ferne sin, wo ick se als Wurschtpapier vawenden kann, wat!"

Erlauben Sie, Herr Brösicke!" sagte Egon von Dee­ringen kühl.Man arbeitet ge'gen uns, aber das geht nur eine Weile. Jener unverschämte Artikel in der Presse ist mit schuld daran. Aber es besteht für Ihr investiertes Kapital keinerlei Anlaß zu Befürchtungen. Die Glückshütte verfügt über Kohlenflöze von einem Umfang...!"

Lassen Sie det, Herr von Deeringen! Ich will Sie das ja glauben! Aba... eene faule Sache is das doch! Wis- sense... ick habe ja jerne een bißken spekuliert, aba... det is doch nischt für mir! Ick nehme in die Zukunft nur noch Staatsanleihen!"

Am liebsten hätte Brösicke Egon von Deeringen raus­geworfen, aber er wagte es nicht.

Der junge Aristokrat hatte aber das Gefühl, daß seine Stellung wackelte. Wie, wenn es einmal eintrat, daß sich der Alte mit seiner Tochter versöhnte und wenn dann Grete Brösicke erzählte... was sie gehört hatte?

Die Ohrfeigen brannten heute noch auf seinen Wangen, wenn er dran dachte«

Bist ein Schweinehund gewesen, Deeringen!" sagte er zu sich«

Brösicke bekam Appetit auf Backstubenluft und Lux der Konditor staunte nicht schlecht, als plötzlich Brösicke seit langer Zeit wieder einmal bei ihm erschien.

Tag, Herr Brösicke!" erwiderte er den Gruß.Na... Sie haben sich sehr rar jemacht, die janze Zeit!"

Ja... man hat so seine Sorjen!"

Ein Mann wie Sie, Herr Brösicke, mit einer so reizen­den Tochter, die nächstens die Dreierbrötchen ein ganzes Pfund schwer backt! Wat könn' Sie für Sorjen haben?"

Eben, wejen meine Grete! Das Mädel macht Dumm- heeten! Und von Vätern will sie nischt mehr wissen! Det sie ausjerückt ist, det is mein Kummer!"

Den Kummer sieht man Sie an, Herr Brösicke!

Hineingearbeitet in das Abkommen ist entsprechend dem im Abkommen mit der Schweiz gegebenen Vorbild ein zwei­seitiges allgemeines Verrechnungsabkommen. Für die ge­genseitige Ein- und Ausfuhr werden grundsätzlich ab 1. Au­gust 1934 nur zwei Konten geführt.

Einem Wunsch der Franzosen folgend, ist eine Verknü­pfung des Abkommens mit den Dawes- und Boung-An- leihe-Coupons vorgenommen worden. Es wird von ent­scheidender Bedeutung für die weiteren Transferver­handlungen zwischen Deutschland und seinen Gläubi­gern allgemein sein, daß Frankreich sich im Anschluß an Holland ebenfalls zu dem Anerkenntnis durchgerungen har. daß DeutschlandjeineSchuldennurüannbe-

ahlen kann, wenn es einen Ausfuhrüber-

chuß erzielt. Das neue deutsch-französische Wirtschafts­abkommen ist also nicht etwa darauf abgestellt, einen voll­ständigen Ausgleich zwischen Einfuhr und Ausfuhr zu er­reichen, sondern Frankreich findet sich mit der Tatsache und Notwendigkeit einer über die Ausfuhr Frankreichs nach Deutschland hinausgehenden Einfuhr Deutschlands nach Frankreich von vornherein ab. Es hat also dem Verblei­ben eines Ueberschusses an Devisen zugunsten Deutschlands zugestimmt, wenn die Dawes- und Ssoung-Anleihe-Cou- pons eingelöst sind.

Mit dem Abkommen stellen beide Länder unter Beweis, daß bei einigermaßen gutemWillen selbst unter schwie­rigen Verhältnissen ein W - g zu finden r st, der den beiderseitigen Interessen gerecht wird und der, was man in diewm Zusammenhang nicht vergessen soll, auch der Welt­wirtschaft Dienste leistet, indem er grundsätzlich die Not­wendigkeit der Kaufkrafterhaltung Deutschlands für den Weltmarkt unterstreicht. Der freie Ueber>chuß an Devisen, der Deutschland aus dem deutsch-französischen Warenverkehr verbleiben soll, kann und wird vielleicht in Frankreich, vielleicht auch in anderen Ländern dem Kauz von Rohstoffen und dergleichen dienen. Ga.

Was Nürnberg lehrte

Zum ersten Mal in der Geschichte der Leibesübungen ha­ben alle Turner und Sportler gemeinsam an einem Fest teilgenommen. Zahlenmäßig waren die Turner am stärksten vertreten. Sie stellten nicht nur rund 1100 Mehrkämpfer, sondern auch Hunderte von Teilnehmern auf beinahe allen anderen Gebieten. Allein beim Fechten ge­hörte über die Hälfte dem Turnerlager an und der DT.- Meister von Stuttgart Eeiwitz-Ulm wurde ja bekanntlich deutscher Degenmeister. Doch den breitesten Raum füllten die Turner selbstverständlich bei den Mehrkämpfen aus, die bestimmt keinen gewaltigen Zuschauererfolg hatten, wohl aber glänzende Leistungen zeigen konnten und einen hohen inneren Wert besaßen. Denn, welch eine ungeheure Leistung, 12 Hebungen an einem Tage auszuführen und bei jeder Uebung eine körperliche Höchstleistung aufzustellen! Besonders schwierig war beim Zwölfkampf der Stabhoch­sprung, doch paßt er ganz ausgezeichnet für die Turner, die ja durch ihr Geräteturnen am besten für diese Sportart ge­eignet sind und auch seit jeher die erfolgreichsten Springer

Vielleicht fühlt sich Ihr Frollein Tochter zu Hause nich wohl?"

Als ob ick mir selber wohl fühlen täte! Aba ick halte doch aus!"

Sie wollten Ihre Tochter mit so 'nem alten Tatter­greis »erheiraten, Herr Brösicke!"

Alta Tattergreis! Na nu aba halblang, Jeselle! Wat denken Sie denn, wat ick fürn Vata bin? Ick hätte mein Kind nich jezwungen! Nich in die Tüte! Jawoll! Aba mußte das Mädel denn ausrücken?"

In dem Augenblicke betrat Max Lehmann, der Chef, die Backstube.

Ah... Tag Herr Brösicke!"

Tag!" brummte Brösicke und sah den jungen Mann schief an.

Aber Herr Brösicke... warum denn so bösicke?"

Da begehrte Brösicke auf:Sie... det is 'ne Injurie det vabitte ick mir! Und von Sie übahaupt... wo Sie d- an allem schuld sin!"

Max stemmte beide Arme in die Seiten.

Als wie ich?"

Jawoll! Als wie Sie? Det Mädel war Sie so jut und Sie... Sie Rabenbräutijam Sie... Sie haben das arme Mädel von sich jestoßen... wie... wie... een Stück Holz! Jawoll, det haben Sie jetan!"

Max wurde wild.

Und Sie... Sie... Rabenvater... wollten Sie Ihr junges, blühendes Kind nicht an einen alten halbverschimmel­ten Greis verkaufen?"

Sie... det is 'ne doppelte Injurie... wenn die der Herr von Feldern hörte! Det is keen vaschimmelter Greis und von wejen vakoofen! Sie lesen woll Vordertreppenromane, heh! Det is een respektabler Mann, aber den hätte die Grete ooch nich heiraten brauchen!"

Warum haben Sie mich denn, als ich die Grete im Arme hatte, so... quasi rausgeschmisscn? Statt glücklich zu sein, daß Ihre Grete die Ehre hat, einen Großbäcker... den Chef einer rühmlichst bekannten Berliner Großbäckerei zu heiraten... statt uns in die Arme zu schließen! Dann... dann wäre ich nicht so ein Idiot gewesen und wäre fort­gelaufen wie... wie..."

».. wie'n wildgewordenes Hörnchen!"

Fortsetzung folgt! - "