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Nr. 178

Seitmelchs neue Regierung

Ein Kabinett aus Dauer oder nur sür den Uebergang?

Bei einem ersten lleberblick über das umgebildete öster­reichische Kabinett springt sofort in die Augen, dag die drei Christlich-Sozialen die wichtigsten Aemter besetzt haben, während die Heimwehr-Vertreter trotz ihrer Stärke von vier Mann nicht ganz den Einflug haben, den sie wohl erwarteten. Allerdings darf nicht ver­kannt werden, dag nunmehr Sicherheitswesen und innere Verwaltung völlig in die Hände von Starhemberg und Fey übergegangen sind. Dag der Außenminister von Ber- ger-Waldenegg ein Heimwehrmann ist, erscheint deshalb nicht so bedeutungsvoll, als nach der Gepflogenheit der letz­ten Jahre die Außenpolitik ausschließlich vom Bundeskanz­ler geführt wird. Der bisherige Minister von Neustädter- Stürmer, dem das Ressort für soziale Angelegenheiten und der berussständischen Neuordnung anvertraut wurden, ist für den Eesamtkurs von keiner ausschlaggebenden Bedeu­tung.

Eine^ ergibt sich aus dem neuen Kabinett aber bereits heute, daß es sich nicht um eine Entscheidung des M ach t- kampfs zwischen Christlich-Sozialen einerseits und den Heimwehren andererseits handelt, sondern nur um eine Vertagung. Die kritischen Stunden, in denen am Sonntag abend das kaum gebildete Kabinett infolge der Bedrohung der Heimwehr ausgejetzt war, zer- gen bereits, daß unter der Asche die Glut weiterglimmt.

Infolge der italienischen Demonstration«!! der österreichischen Grenze ist die Regierung Schuschnigg noch unfreier als ihre Vorgängerin. Man darf nicht verges­sen, daß Starhemberg der Vertrauensmann Mussolinis ist und seine Heimwehren aus italienischen Geldquellen ge­speist werden. Die inneren und äußeren Hemmungen sind, wenigstens im Augenblick, jo groß, daß sich die neue Regie­rung aus keinerlei Experimente irgendwelcher Art einlassen darf. Sonst erreicht sie ihr Ziel, Ruhe im Innern und nach außen niemals.

Der neue österreichische Bundeskanzler ist der jüngste seines Amtes. Während es Dollfuß mit 40 Jah­ren übernahm, steht Schuschnigg erst nn 38. Lebensjahre. Er wurde 1897 in Riva am Gardasee als Sohn eines Gene­rals geboren. Er besuchte die Universität und Handelshoch­schule in Innsbruck, wo er Rechts- und Handelswissenschaf­ten studierte. Von 1915 ab nahm er am Kriege teil. Im Sommer 1918 geriet er in italienische Gefangenschaft, aus der er erst im September 1919 zurückkehrte. Er widmete sich dem Rechtsanwaltberuf. Politisch schloß er sich den Christlich-Sozialen an, aus deren Lifte er 1927 in den Na­tionalrat gewählt wurde. Im Kabinett Burejch übernahm er das Innenministerium, das er auch im Kabinett Dollfuß deibehielt. Nach dem Rücktritt Dr. .Rmtelens als Unter­richtsminister übernahm Schuschnigg auch dieses Amt. Der neue Kanzler ist der Gründer der Ostmärkischen Sturmscha­ren, junger Katholiken, die in erheblichem Gegensatz zu den Heimwehren stehen. Er hat sich damit eine Privatarmee geschaffen, deren Stärke auf 50 bis 60 000 Mann geschätzt wird.

»Di« alten Schwierigkeiten im Wiener Kabinett unverändert"

London, 31. Juli. In einem Bericht über das neue österrei­chische Kabinett beurteilt der Wiener Vertreter desDaily Te­legraph" die Aussichten wie folgt: Das Kabinett weist in seiner Zusammensetzung keine besondere Neuerung aus. Es fehlt ihm nur die magische Persönlichkeit des kleinen Bundeskanzlers. Die alten verborgenen inneren Eifersüchteleien bleiben bestehen. Die alten Schwierigkeiten, die sich für einige Minister aus ihrer dop­pelten Treue zum österreichischen Staat und zu der deutschen Rasse immer ergeben haben, sind unverändert. Die Mitglieder des Kabinetts, die früher abgeneigt gegen Feindseligkeiten gegen­über den Nationalsozialisten waren, in dem Gedanken, daß eines Tages ein Umschlag eintreten könne, werden heut« dieselbe Nei­gung haben, es sei denn, sie stellen fest, daß der Nationalsozialis­mus dem Untergang geweiht sei.

Der «eve Bundesminister für Landwirtschaft

Wien, 31. Juli. Zum Bundesminister für Landwirtschaft wurde Joseph Reither. der bisherige Landeshauptmann von Nieder­osterreich, ernannt. Ferner wurde zum Staatssekretär für Sicher­heitswesen der bisherige Sicherheitsdirektor für Oberösterreich Baron Hammerstein-Equord, ernannt.

Frankreich Md das Kabinett Schuschnigg

Paris, 31. Juli Das Kabinett Schuschnigg wird in der fran­zösischen Presse im großen und ganzen mit Sympathie ausgenom­men. Man findet allerdings hier und da die Frage berührt, ob vom innerpobtischen österreichischen Standpunkt aus die Zusam­mensetzung des Kabinetts eine lange Lebensdauer verspreche. »Oeuvre" schreibt: Keine Sei Persönlichkeiten genieße beim öster­reichischen Volk und bei der internationalen öffentlichen Mei­nung das persönliche Ansehen, das Bundeskanzler Dr. Dollfuß trotz gewisser Schwächen besetzen habe. Außerdem scheine sich zu bestätigen, daß die Regierung erst nach einem ziemlich drama­tischen Kampf zwischen den Christlich-Sozialen und den Heim- wehroertretern zustande gekommen sei. Sogar von einem Ulti­matum der Anhänger Srarhembergs an den Präsidenten Miklas habe man hören können. Man wisse mithin nicht, ab der Waffen­stillstand von kurzer oder langer Dauer sein werde.Journal" erklärt, die Entschlossenheit Italiens sei das beste Unterpfand der Entspannung. Italiens Haltung iei vernünftiger und wirk­samer als eine platonische Befragung des Völkerbundes.Action francaise" erklär: daß man bei Bestrebungen zur Erhaltung Oesterreichs nicht auf den tschechoslowakischen Staat zählen dürfe.

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Stabilität brr MisHvreise

Berlin, 31 Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Am 1. August 1934 tritt die Marktregelung für Schlachtvieh in Kraft. Sie wird zunächst an 33 Schlachtoiehmärtten wirksam. Für einen der wichtigsten Zweige der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und der Nahrungsmittelveriorgung wird damit der Grundsatz vertreten. Len Bedarf der Bevölkerung zu gerechten Preisen zu befriedigen. Die Vieh- und Fleischpreise sollen für Erzeuger und Verbraucher tragbar sein und den viehaufkaufenden und rleischverteilenden Wirtschaftszweigen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit bieten. Darüber hinaus wird es ftdoch in Zukunft keine Möglichkeit mehr geben, volkswirtschaftlich nicht berechtigte Gewinne auf Kosten Ser Landwirtschaft oder der Verbraucher zu machen.

Im Hinblick aus diese grundsätzliche Aufgabe der Viehmarkt- regelung wird es. wie eine am 31. Juli 1934 im Reichsministe­rium für Ernährung und Landwirtschaft abgehalten« Besprechung ergab, nicht nur von der Retchsregierung. sondern auch von allen am Vieh- und Fleischabsatz beteiligten und im Reichsnährstand zusammengeschlotzenen Wirtschaftsgruppen für selbstverständlich erachtet, daß unter den gegenwärtigen Kaufkrafkoerhältnitzen des deutschen Volkes jede allgemeine Erhöhung der Fleischpreise im Kleinverkauf unterbleibt.

Log ische Kritik an der Naldwia Rede

London. 31. Juli In der Presse finden sich allerlei kritisch« Randbemerkungen zu Baldwins Unterhaus-Rede. DieMor- ningpost" nlmmi es Baldwui übel, daß die Notwendigkeit der Landesverteidigung ihm offenbar zur Begründung der geplante» ««glischeu Rüstungen nicht genügt habe. Statt dessen habe er mit Argumenten gearbeitet, die anscheinend in seinen Augen An­recht auf größere Achtung hätten, nämlich die angebliche Möglich­keit. durch die englischen Maßnahmen den Gang der Abrüstungs­konferenz stärker zu beeinflussen, die Rücksicht aus die kollektive Sicherheit und aus die Verpflichtung aus dem Locarnopakt. Das Blatt erhebt dagegen Einspruch. Es bedeute, daß die Notwendig­keiten der britischen Landesverteidigung der internationalen Po­litik untergeordnet wurden.

»News Lhronicle" wirft die Frage auf, wer denn der Feind sei. gegen den England angeblich unbedingt Flugzeuge bauen müsse. Es gäbe in Baldwins Rede verschiedene Stelle«, die man als Eingeständnis dafür deuten müsse, daß eigenr- ltch Deutschland gemeint sei.

WieDaily Hsrald" erklärt, bestehe auf Grund der Baldwin- Rede Anlaß zu der Sorge. Saß die Regierung in aller Stille die Wiederbelebung der alte» englisch-französische« Entente vor» bereite. Baldwins Behauptung, daß Englands Verteidi­gungslinie am Rhein liege, ist nach Feststellungen des Blattes in den Wandelgängen des Parlaments besprochen worden.

In linksgerichteten Kreisen wurde dabei auch die Vermutung geäußert, daß diese Stelle von den Militärtechnikern inspiriert worden sei. In militärischen Fachkreisen behaupte man nämliche daß eine Luftverteidigung Englands nur dann Aussicht auf Er­folg habe, wenn man über zwölf Flugplätze auf dem Kontinent verfüge, entweder in Belgien oder in Nordfrankreich oder m Holland (!) Das Blatt selbst bezeichnet in seinem Leitartikel die Aeußerung über den Rhein als bedauerlich. Sie müsse näm­lich den Eindruck erwecken, daß England einseitig an Frankreich gebunden >er. ..Daily Mail" ist unzufrieden mit dem Ausmaß der englischen Aufrüstung. Man müsse weitaus stärker rüste«.

Lestürzt zeigt sichDaily Expreß". »Wir sollen unsere Grenze bis zum Rhein vorschieben", so heißt es in dem Artikel, aber die Schnelligkeit der Flugzeuge wird immer größer. Bald wird auch schon der Rhein nicht mehr in Frage kommen. Sol­len wir dann womöglich die Elbe, die Weichsel oder die Wolga garantieren?"

Tadelsmttrag im Unterhaus a-gelehrtt

London, 31. Juli Das Unterhaus lehnte den Tadelsantrag der oppositionellen Arbeiterpartei, der die Regierunzspolitik als Politik der Wiederaufrüstung bezeichnet«, mit 494 gegen 69 Stimmen ab. Außenminister Sir John Simon schloß sie Aussprache mir der Erklärung, die Vorschläge für die Luftfahtt seien nicht nach Rücksprache mit irgend welchen anderen Mächten zustande gekommen. Sie seien auch nicht Gegenstand einer Unter­redung mit einer anderen Macht, sondern das Ergebnis eingehen­der Erörterungen der zuständigen Minister.

Ei« 18 Millionen Dollar-Erbschaft

eines Berliner und eines Esseners

Berlin, 31. Juli. Vor zehn Jahren starb in Amerika ein ge­wisser Daniel Petras, ein Auswanderer, der ein Vermögen von SS Millionen Dollar hinterlassen hat. Petras hatte vier Brü­der und eine Schwester. Letztere ist die in Berlin lebende Frau R Ein weiterer Erbe und zwar der Sohn eines der vier Brü­der. lebt in Essen, während ein dritter Erbe, ein Bruder des Verstorbenen, in Warschau seinen Wohnsitz hat. Unter diesen drei Personen wird die Riesensumme einschließlich der Zinsen nun­mehr aufgeteilt werden. Das Geld liegt gegenwärtig noch auf einer Bank in Philadelphia. Der Erbanteil jedes der drei Be­teiligten wird sich unter- Berücksichtigung der Zinsen auf etwa 4S bis 48 Millionen RM. stellen. Es kämen also etwa 96 Mil­lionen RM nach Deutschland. Daß die Erbschaft erst heute zur Verteilung kommt, liegt in den Bestimmungen des Testaments, das die Oefsnung des Testaments erst zehn Jahre nach dem Tode des Erblassers angeordnet haben soll.

Rülkkeyr -es Luftschiffes »Graf Zevoelin"

Friedrtchshaseu. 31. Julr. Das ituftichmGras Zeppelin" st am Dienstag morgen 7.39 Uhr unrer Führung von Kapirän Lehmann von ieiner 1 Süvamerikaiahrr über- Frieürichshasen zurückgekehrr 7,57 Uhr eriotgre eine gtaile Landung am dem Werftg-Uände An Bors oemnoen sich 16 Passagiere. 149 Kilo­gramm Pofl und 1-5 Kilogramm Frachl, Die nächste Fahrt nach Südamerika wird das üustjchlff am nächsten Samstag. 4, August, antreteu.

Putschgerüchte io Svaatea

Madrid, 31. Juli. Die Gerüchte, die schon seit längerem über einen sehr bald geplanten Umsturzversuchim Umlauf find, bekamen jetzt neue Nahrung, da sowohl der Ministerpräsident^ als auch der Innenminister von der Möglichkeit kommender Ua- ruhen sprachen. Ministerpräsident Samper gab zu. daß vielfach Alarm- und besorgte Stimmung vorherrschen und schwerwie­gende Vorgänge angekündigt würden. An diesen Tatsachen ist nicht zu zweifeln. Es fragt sich nur, um welche geplanten U». ruhen oder Umsturzversuche es sich handeln könne, da mehrere Möglichkeiten in Frage kommen. Die marxistischen Sozialisten bauen die militärähnliche Organisation ihrre Jugendverbände immer mehr aus und veranstalteten bereits mehrfach an ver­schiedenen Orten größere Zusammenkünfte von mit roten Hem­den bekleideten Jugendlichen, die von der Polizei jetzt freilich sofort auseinandergerrteben werden. Andererseits sind dt« Linksrepublikaner ständig an der Arbeit, sich der politische» Führung der Republik weiter zu bemächtigen, auf normale» Wege oder auf illegalem. Dabei genießen sie wohl auch die Un­terstützung der katalanischen Regionalregierung. Von dem alle» abgesehen, muß man in Spanien noch stets mit der Anarchisten- gesahr rechnen, die, hauptsächlich auf die Syndikalisten gestützt, größere Teile der Arbeiterschaft, vor allem auch auf dem Landen hinter sich haben und ja schon mehrmals gefährliche blutige Auf­stände entfesselten. Es läßt sich allerdings nicht Voraussage», welche Partei oder Richtung losschlagen wird.

Abschluß der enMch-imliemschen MllenbeMechungei

London, 31. Juli. Wie Reuter erfährt, sind die englisch-it» lienischen Besprechungen über die Flottenfrage nach einem m» fassenden Austausch der gegenseitigen Meinungen abgeschlossen worden. Der italienische Vertreter Viscia wurde über die Er­gebnisse der früheren Londoner Besprechungen unterrichtet. Er wird demnächst nach Rom zurückkehren.

Alls 6ÜM mk 8lMö

Altensteig, den 1. August 1934.

Amtliches. Uebertragen wurde eine Forstmeisterstelle bei der F o rs i r e kt r on dein Oberförster Schlips in Baiersbronn.

Förster Kachele in Kirchheim u. T., Forstbezirks Kirch- heim u. T., tritt mit Ablauf des Monats Oktober 1934 kraft Gesetzes in den- Ruhestand.

Der deutsche Rundfunk zum Tage des Kriegsbeginns. Am 2. August fährt sich zum 20. Male der Tag des Kriegs­ausbruches, Der deutsche Rundfunk überträgt aus diesem Anlaß in der Zeit von 19 llhr bis 19.35 llhr Ausschnitte aus der großen Friedens rede des Reichsministers Heß, gehalten am 8. Zull ds. Js. in Königsberg und ge­richtet an die Frontsoldaten aller Länder.

Oberamtsstadt, nicht Kreisstadt. Neuerdings wird ar Stelle der BezeichnungOberamtsstadt" mehrfach die Be. ZeichnungKreisstadt" verwendet. Das Wort Oberamts­stadt kennzeichnet die Stadt, die Sitz des Oberamtes, der Bezirksverwaltungsbehörde ist. Solange dre Bezirksver­waltungsbehörde die Bezeichnung Oberamt führt, bleibt die Bezeichnung Oberamtsstadt bestehen. Die Verwendung der Bezeichnung Kreisstadt an Stelle von Oberamtsstadt hat daher zu unterbleiben.

Die Sonnenblume. Rosen, Tulpen, Nelken, Malve« und Mohn, Astern, Dahlien und Georginen kann man schneiden und sich ins Zimmer stellen. Die Sonnenblume nicht. Hochmütig und stolz wächst sie an Eartenzäunen und nahe an den Häuserwänden. Der Mensch, der vorübergeht, verweilt einen Augenblick und hält sie bestimmt für die ehrgeizigste Blume der Welt: hoch will sie hinaus, hoch, hoch, am liebsten möchte sie in den Himmel wachsen, der Sonne entgegen, und gar keine Erdenblume mehr sein. Ihr kräftiger Stengel kann Kinderarmesstärke erreichen, meter­hoch schießt er empor, und an seinem Ende trägt er dre köst­liche Krone: die goldene Scheibe, die Strahlenblätter der Sonne. Die am weitesten verbreitete Sonnenblumenart in Deutschland ist die mexikanische Helianthus annuus. Seit dem 16. Jahrhundert wird sie in Gärten, an Wegrändern, an Eisenbahndämmen, in Hackfruchtfeldern angepslanzt. Sie ist keineswegs nur eine Zierpflanze. Die Sonnenbla­menfrüchte enthalten im Samen bis zu 32 Prozent Son­nenblumenöl, das sich aus verschiedene Weise verwenden läßr. Wird es kalt gepreßt, jo erhält man das herrlichste Speiseöl, nach warmer Pressung dient es zur Herstellung von Malerfarben. Es ist ein so schöner Gedanke, Malerfar­ben und Sonnenblumen! In gleichem Maße wie als Oel- pflanze gilt sie auch als Futter- und Vienenpslanze. Die Preßrückstände liefern Viehfutter, die Fruchtkerne Vogel­futter, gleichzeitig ersetzen sie in vielen Ländern aber auch Nüsse oder Mandeln, man verwendet sie zum Backen, de» noch weichen Blütenboden dagegen ißt man als artischocken­ähnliches Gemüse vielfach mit größtem Appetit. Die Son­nenblume ist also keineswegs eine so poetische Angelegen­heit; sie hat ihren Nützlichkeitswert.

Von der Wärter Höhe, 31. Juli. Mitte letzter Woche wurde auch in unserer Gemeinde der festlich geschmückte Ernte­wagen in feierlicher Weise eingeholt und auf den Dorfplatz geleitet. Die ganze Bevölkerung und die Kurgäste hatten sick eingefunden, das frohe Ereignis zu feiern. Nach gemeinsam gesungenem Dankchoral sprach der Ortsbauernsührer über die Bedeutung dieses althergebrachten Brauches, der seit 1933 wie­der neu ins Volksleben zurückgekehrt sei. Sprechchöre und Lie­der, gesungen von HI., JV. und BdM., erklangen über den Dorfplatz. Besonders bereiteten einige muntere Reigen und Volkstänze viel Freude. Zum Schluß durfte sich die mitwirkende Jugend eine Brezel vom Erntewagen holen. Seitdem hat die Ernte voll eingesetzt. Wenn auch der Ertrag nicht so gut ist wie im Vorjahr, so ist doch das Wetter dazu besonders günstig- Zu ernster Sorge veranlaßt andererseits auch bei uns die Trockenheit und die dadurch bedingten sehr dürftigeil Oehmderträge. Seit einigen Wochen hat buntes Leben in unserem Ott Einkehr gehalten. Stuttgarter Jungvolk hat wie im Vorjahr mit 85 Buben im Gasthaus zurLinde Quartier genommen. Das Ferienheim des Umschulungslagers hat zur Zeit eine große Schar von Jungarbeiterinnen der Firm« Bleyle (Ludwigsburg) bezogen. Auch wird im Laufe