Nr. 3.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw

90. Jahrgang.

»»»»««n-narw.isk! Smal wöchentlich, «nzeigenprel«: Im vberamt«. »qkk«-Iw für di- einspaltige «°rgts,e«Ie lOPfg.. außerhalb derselben 12Pfg., «eklamen rs Psg. «chluß für Jnferatannahme K> Uhr vormittag«, releson s.

Dienstag, den 5. Januar 1815.

Bezugspreis: In der Stadl mit Trägerlohn Mk. 1Z8 vierleljLhrlich, Post- dezugspr»tS für den OrtS- und NachbarortLverkedr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mr. 1.30. Bestellgeld in Württemberg SO Pfg., in Bayern und Reich 42 Psg.

Heftige Kämpfe im Oberelsaß. - Vorwärts vor Warschau.

Der Burenausstand nicht unterdrückt.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche offizielle Meldung.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, vormittags. Amtlich. Westlicher Kriegsschauplatz. Abgesehen von mehr oder weniger schweren Artillerielämpfen herrschte an der Front im Allgemeinen Ruhe. Nur bei Tann im Oberelsaß zeigte der Feind eine leb­hafte Tätigkeit. Nach einem Überwältigenden Feuer auf die Höhen westlich Sennheim, gelang es ihm, ln den Abendstunden unsere zusammengeschossenen Schützengräben auf dieser Höhe und anschließend das von uns hartnäckig verteidigte, in den letzten Tagen öfters erwähnte Dorf Steinbach zu nehmen. Die Anhöhe wurde nachts im Bajonettangriff von uns wieder genommen, um den Ort Steinbach wird noch gekämpft.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Lage im Osten hat fich nicht verändert. Unser Angriff in Polen östlich der Rawka wird fortgesetzt.

Oberste Heeresleitung.

Der österreich-ungarische Tagesbericht.

(W.T.B.) Wien, 4. Jan. Amtlich wird ver lautbart am 4. Jan.: In den hartnäckigen Kämpfer i« Raum südlich Gorlice. die fich unter den schwie rieten Witterungsverhältnissen abspielten, sicherte fich unsere braven Truppen durch Besitznahme eine wichtigen Höhenlinie eine günstige Basis für die we? tereu Ereignisse. In de« Karpath enkeine Verände­rung. Im oberen Ungtale nur kleinere Gefechte. Während der Kämpfe der Weihnachtszeit wurden auf dem nördlichen Kriegsschauplatz 37 Offiziere und 12 889 Mann gefangen genommen. Der Stell­vertreter des Chefs des Generalstabs: v. Hofer, Feld- marschalleutnant.

Der Kampf um Warschau.

Berlin, 4. Fan. DasBerliner Tageblatt" meldet aus Genf: Nach einer hier eingelaufenen Meldung nimmt im Raum der Bzura und Rawka die Schlacht mit größter Heftigkeit ihren Fortgang. Man berichtet von fürchterlichen Angriffen der Deutschen an der Bzura mit Warschau als Ziel. Mit der gleichen Erbitterung toben die Kämpfe östlich von Lowitsch. Ueberall macht sich gewaltiger Kräfteaufwand der Deutschen bemerkbar, um die russische Front zu durchbrechen.

Die Lage in den Karpathen und in Galizien.

(W.TL.) Wien, 4. Jan. Der Kriegsbeil erstatte! derSonn- und Montagszeitung" telegra­phiert am 9. Jan. abends seinem Blatte: Die rus fische Offensive in Westgalizien schien eine Umfas ssnng unserer Kräfte über Neuländer gegen Krakau gu bezwecken, was eine ähnliche Situation geschafft' Hütte, wie in der Schlacht bei Limanöwa. Nunmeb steht fest, daß die Russen auf unsere Karpathenkräft drückten, um ungehindert frontal von Dunajec über Bochnia gegen Krakau vorzustoßen. Diese Absick ßcheiterte an unseren günstigen Stellungen am D'' »ajec, wo wiederholte Angriffe der Russe«, der he" ttzste gestern, unter furchtbaren Verluste« zusammen gerochen find. Der BorstH der Russen gegen d-- Liscopaß ist, ebenso wie die Kämpfe in den Ostkar pathen, von untergeordneter Bedeutung. Ungar i schen Blättern zufolge haben in den jüngsten Tagen

heftige Kämpfe in den Karpathen stattgefunden, l Lenen die russische Armee, insbesondere bei Oeker mezos und im Latorczatale, schwere Verluste erlitte haben.

Erneute Beschießung Belgrad«.

Berlin, 4. Jan. DerBerliner Lokalanzeiger" meldet aus Rotterdam: Von serbischer Seite wird gemeldet. Belgrad sei am Donnerstag von neuem bombardiert worden. Es wurde niemand verletzt, aber mehrere Häuser wurden beschädigt.

Die österreichisch-ungarische Armee hat also an­scheinend wieder mit der Offensive gegen die Serben begonnen.

Die Kümpfe im Weste«.

(W T.B ) Berlin. 4. Januar. Aus Genf wird demBerliner Lokalanzeiger" gemeldet: Aus Flandern und Ostfrankreich werden starke Schäden durch deutsche Flieger gemeldet. Nächst Furnes, dem Hauptquartier des Königs Albert, seien be­troffen Remiremont und Umgebung. Die Trans­porte wurden durch Taubengeschosse schwer beschädigt. Infolge geschickt kombinierter, hartnäckig durchge- führter Tag- u«d Nachtangriffe seien die erheblichen deutschen Vorstöße bei Arras, Albert und Roye und die Verbesserung der deutschen Stellungen im Woevregebtet und auf den Maashöhen höchst er­folgreich gewesen. Gegen unsere schwere Artillerie in der Reimser Umgebung seien erbitterte Kämpfe im Gange. Im Guriegehölz würden die Fortschritte fortgesetzt. ^ .

Berlin. 4. Jan. DemBerliner Lokalanzeiger zufolge sind die Franzosen aus dem Jlltalle und seinen Anhöhen nunmehr vollständig verdrängt. Sie haben ihr Hauptquartier gegen Velfort verlegt. Westlich Mülhausen wurden alle französischen Ver­suche, aus Thann auszuschwärmen, abgewresen. Man glaubt, daß die Franzosen demnächst das Largtal räumen werden.

Deulsche Flieger über Dünkirchen.

Rotterdam, 4. Jan. DemEclair" in Havre zufolge ist bei dem deutschen Flugzeugbombardement über Dünkirchen der größte Teil der Arfenaloorräte in Dünkirchen in Flammen aufgegangen bezw. ver­nichtet worden. Von den durch die Bombenwürfe verwundeten Personen sind noch acht im Hospital gestorben; die Zahl der Toten beträgt nunmehr 23, die der Verletzten 45, darunter noch 28 Schwerver­wundete.

Ans Meer.

DieFrankfurter Zeitung" bringt unter dem TitelDas nasse Dreieck" einen Artikel des General­direktors der Hamburg-Amerika-Linie, Ballin. der weiteste Aufmerksamkeit verdient und den wir des­halb unseren Lesern nicht vorenthalten möchten:

Von den vielen unwiderleglichen Beweisen, daß Deutschland diesen Krieg nicht geplant und nicht ge­wollt hat, ist einer der unumstößlichsten Belege, der Umstand, daß wir ohne ein Programm in diesen Weltkrieg eintreten mußten. Als der Krieg unab­wendbar geworden war. wußte das deutsche Volk nur eins, nämlich daß es um seine Existenz zu ringen habe gegen eine Welt von Feinden. Deutschland zoo in diesen großen Krieg zunächst nur mit dem einen Ziel, einen Frieden sich zu erkämpfen, der auch den kommenden Generationen die Gewähr für eine ru­

hige und gesicherte Weiterentwicklung des Vater­landes geben sollte. Erst im Verlauft der Kriegs- Zeit haben die mit diesem Ziele in Verbindung steh­enden Wünsche festere Form angenommen, und man darf vertrauensvoll erwarten, daß die Männer, welche die große Verantwortung zu tragen haben, auch das Programm für den Frieden so zu gestalten misten, wie es für die Erreichung des großen Ziels notwendig ist. Es kann diesen Männern nicht er­wünscht sein, daß die Aufgabe, welche sie später zu lösen haben, jetzt zum Gegenstand einer öffentlichen Besprechung gemacht wird. Sprechen aber darf man wohl über eine Lehre, welche wir aus dem bisheri­gen Verlaus des Krieges ziehen müssen.

Das nasse Dreieck", so pflegte in meiner Ju­gend der Schiffer das Gebiet der Nordsee zu nennen, welches zwischen Helgoland und den Flußmündungen sich dehnt. Die Erfahrung, welche wir während der Kriegsmonate in der Nordsee gemacht haben, lasten uns unwiderleglich erkennen, daß für die Betätigung unserer Schlachtschiffe unsere Häfen hinter diesem nassen Dreieck" uns nicht die nötigen Vorbedingun­gen schaffen, und daß für die zukünftige Wahrung eines glücklichen Frizens es notwendig für uns ist, hinauszukommen aus Meer!

Die arge Belästigung, welche unfern llebersee- handel fast zum Stillstand bringt, ist nur dadurch für die englische Flotte zu erreichen, daß das Gebiet der Nordsee sich als leicht absperrbar erwies, und der seeräuberische Druck, den England heute auf die neu­tralen skandinavischen Staaten und Holland ausübt, wäre unmöglich gewesen, wenn wir für unsere Flotte eine Basis gehabt hätten, die ihrer Bedeutung und der Kampflust ihrer tapferen Offiziere und Mann­schaften entspricht.

Deshalb müssen wir hinaus noch über das Ge­biet der Nordsee hinweg uns einen Flottenstützpunkt suchen, der in Zukunft uns wenigstens in diesem Teil der Welt die gleichen Möglichkeiten sichert, wie Eng­land sie besitzt und rücksichtslos ansbeutet.

Die geehrte Redaktion wünschte, daß ich ihr für die Zwecke der Veröfentlichung in derFranks. Zei­tung" einen Neujahrswunsch Weiden sollte. Hier ist er!

Albert Ballin,

Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie.

Deutsche Seehelden.

(W.T.B.) Basel, 4. Jan. DenBaseler Nach­richten" zufotze ist in Mailand eine Meldung aus Shanghai eingetroffen, daß der Hafenkapitän von Rangun in britisch Burna die die benachbarten Ge­wässer befahrenden Schiffe vor dem Dreimaster Agolha" gewarnt habe, der mit deutschen Matrosen, dem Reste der Besatzung derEmden" und vier Ma­schinengewehren an Bord feine Operationen gegen die Handelsschiffahrt fortsetze und bereits viele Kü­stenfahrzeuge versenkt habe. Auch der Kohlendam­pferOxford" sei von den Deutschen genommen und' in einen Hilfskreuzer umgewandelt worden. Diese Schiffe ftien der Verfolgung durch die Flotte der Verbündeten bisher immer entronnen.

Also mit leicht armierten Handelsschiffen letzen unsere tapferen Seeleute, die seinerzeit beim Unter­gang derEmden" entkommen waren, den Kampf gegen die feindliche Handelsschiffahrt nun schon fett beinahe zwei Monate» fort. Solche Taten stehen unerreicht in der Welt.