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Ae Sümpfe in Steiermark

Wie«, 26. Juli. Offiziell wird mitgeteilt, daß die Kämpfe in Steiermark zum großen Teil noch andauern, zum Teil bereits erledigt seien. Nach diesen Mitteilungen sind nur noch bei Donawitz und Bad Aussee Kämpfe im Gange. Die Selztalbahn sei bereits gesäubert. Ebenso sei Liezen bereits von Regierungstruppen besetzt. Die Zahl der Toten auf Seiten der Exekutive in der Steiermark wird offiziell mit 15 angegeben. Dagegen erfährt man von privater Seite, daß von einem Abschluß der Kämpfe noch nicht ge­sprochen werden könne.

Aus Heimatschutzkreisen erfährt man, daß insbesondere die Gefechte um Soeben äußerst blutig waren. Soeben soll erst nach Artillerievorbereitung eingenommen worden sein.

Auf Seiten des Heimatschutzes sollen nach dessen eigenen Darstellungen 30 Tote zu verzeichnen sein. Man hört auch, daß die Kämpfe noch immer nicht abgeschlossen sind.

Im großen und ganzen kann man sagen, daß die Kämpfe die Schwere der der Februartage iihertrafen. Man muß bedenken, daß im Fabruar große Teile des Bundesheeres kn Wien und Oberösterreich gebunden waren, während jetzt ein großer Teil der Truppen in Steiermark zur Verfügung stand. Die Aufständischen müssen sich nach den vorliegen­den Berichten mit dem Mute der Verzweiflung gewehrt haben.

Forderungen der DaierlaMcheu Front

Wien. 26 Zull. Der Bundesleiter der Vaterländischen Front, vr. Stepan, hat namens der Bundesleitung und der Landes- teitung dem Mmisterrat

fünf Forderungen unterbreitet.

Darin wird erklärt, die Vaterländische Front verlange dn josor- tige standrechtliche Aburteilung der im Bundeskanzleramt Fcft- genommenen. Ferner verlange die Vaterländische Front, Saß die führenden Staatsseinde. Nationalsozialisten und Kommunisten", allerorts unverzüglich in Schutzhaft genomme» würden. Die oft geforderte Säuberung des Beamtenapparates, insbesondere bei der Exekutive, müsse unverzüglich und rücksichtslos durchgeführt werden. Auch das Lundesforstpersonal sei sofort zu vereidige» »nd der Gendarmerie zu unterstellen. Auf Antrag der Landes­leitung der Vaterländischen Front müsse die Bewaffnung der Wehrverbände «nd des Ortsfchutzes durchgeführt werden.

Schließlich wird geiorverl, daß der Bundesleiter der Vater­ländischen Front zum Ministerrat hinzugezogen werde und daß parallel dazu die Landesleitungen der Vaterländischen "ront von den Landesregierungen hinzugezogen werden. Weiter wird ein Befehl der Bundesleitung der Vaterländischen Front veröffentlicht, wonach die Vaterländische Front drei Monate hindurch für Dr. Dollfuß Trauer zu tragen hat.

Selbstmord -Unleleus

Wien, 26. Juli. Der österreichische Gesandte in Rom, Rin- telen, der verhaftet wurde, hat einen Selbstmordversuch un­ternommen. Er hat sich mit einem Schutz durch die Brust schwer verletzt und ist gestorben. Donnerstag vormittag war eine Blut­transfusion vorgenommen worden. 2n dem Raum, in dem Dr. Rintclen Selbstmord verübt hatte, fand man einen Zettel, auf dem in kaum leserlicher Schrift die Worte standeu:Ich bin unschuldig" Dr. Rintelen war im Lause des Vormittags aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht. Die Aerzte hatten noch ge­hofft, ihn retten zu können.

Dr. Rintelen lebt

Wien, 26. Juli. Am Donnerstagabend fand im Bun­deskanzleramt eine Pressekonferenz statt, in der Gesandter Ludwig die amtliche Mitteilung machte, daß Dr. Rintelen noch lebt.

Ueber die widersprechenden Nachrichten bezüglich des Todes des Gesandten Rintelen erfährt man fetzt von amt­licher Seite folgende Aufklärung: Dr. Rintelen fiel um 12 Uhr in eine tiefe Agonie. Um 13.30 Uhr war kein Atem mehr wahrnehmbar. Die Aerzte nahmen an, daß die letz­ten Augenblicke gekommen seien. So kam es zu den Nach­richten von seinem Tode um die Mittagsstunde. Seine kräftige Natur überwand aber die Krise, und es ging ihm wieder besser. In den Abendstunden wurde er operiert. Sein Befinden soll im großen und ganzen befriedigend sein.

Der Innsbrucker Attentäter verhaftet

Innsbruck, 26. Juli. Zu dem Anschlag auf den Polizei­stadthauptmann Hickel in Innsbruck wird noch bekannt, daß der Täter nach dem Anschlag flüchtete, später aber von einem Gendarmeriebeamten verhaftet werden konnte. Es handelt sich um den 26fährigen nach Linz bei der Donau zuständigen Handelsangestellten Friedrich Wurnig aus Innsbruck. Zwei Mitbeteiligte wurden ebenfalls, festge­nommen. Auch sie sind Oesterreicher. Die Täter werden sich vor dem Standgericht in Innsbruck zu verantworten haben, das bereits in den nächsten Tagen zusammentreten wird.

Zm Laufe des heutigen Tages wurden in Innsbruck und in Hall zahlreiche Nationalsozialisten in Gewahrsam genommen. ,

Flüchtlinge aus Oesterreich in Südslavien interniert

Belgrad, 26. Juli. Nach einer Meldung der Aval« haben am Donnerstag gegen mittag etwa 100 Personen, die aus Radkersburg in Oesterreich kamen, die südslavische Grenze überschritten, nachdem sie die Mur überquert hatten. Sie wurden in Gornja-Radgona interniert.

Das Mische Beileid

Reichspräsident von Hindenburg an Bundespräsident Miklas

Berlin, 26. Juli. Reichspräsident von Hindenburg hat an den österreichischen Bundespräsidenten Miklas anläßlich des Attentats auf Bundeskanzler Dollfuß nachstehendes Beileids­telegramm gerichtet:Ties erschüttert durch die Nachricht, daß Herr Bundeskanzler Dollfuß einem verabscheuungswürdigen Anschlag zum Opfer gefallen ist, spreche ich Eurer Exzellenz meine herzlichste Anteilnahme aus."

MvWims Beileidsielearrnm»

N»«. 26 Zuli. Der italienische Regierungschef Mussolini hat heute an den österreichischen Vizekanzler Starhemberg fol­gendes Beileidstelegramm abgesandt:

,/Der tragische Tod des Kanzlers Dollfuß erfüllt mich mit tiefem Schmerz. Durch Beziehungen versönlicherFreunp- jchast und durch gemeinsame politische Ansichten mit ihm ver­bunden, habe ich stets seine staatsmännischen Tugenden, seine Einfachheit und seinen großen Mut bewundert. Die Unab­hängigkeit Oesterreichs, für die er gefallen ist, ist von Italien stets verteidigt worden und wird in so schwierigen Aus- nahmezeiten noch zäher verteidigt werden Bundeskanzler DoU- sutz hat dem Volk, aus dem er hervorgegangen ist, init Ent­sagung und Todesverachtung gedient. Sein Andenken wird nicht nur in Oesterreich, sondern in der gesamten zivilisierten Welt, die mit ihrem moralischen Urteil die direkt und indirekt Ver­antwortlichen verurteilt Hirt, geehrt werden. Nehmen Sie den Ausdruck meiner Teilnahme an, der da? einmütige Gefühl der Verwünschung und Trauer des italieni > Volkes ausspricht"

MuiioIini. der in Riccione bei seiner Familie weilte, wo er Sen angekiindigten Besuch des Bundeskanzlers erwartete, übermittelte selbst die traurige Kunde der Witwe des Kanzlers. Frau Dollfuß ist seit einigen Wochen mit ihren beiden Kindern Gast derFamilieMussolini. Sie ist im Flug­zeug nach Wien zurückgekehrt. Mussolini hat seinen Urlaub unterbrochen und ist im Auto »achRomgeeilt. Der Staats­sekretär im italienischen Kriegsministerium, General Baistrocchi, hat sich nach Bozen begeben.

Weltecho zu Wen

Deutsche Stimmen

DieDeutsche Allgemeine Zeitung" nennt es un­geheuerlich, wenn rn dieser ernsten Stunde diejenigen österreichi­schen Stellen, die die Unterstützung des deutschen Gesandten er­beten haben, die österreichische Presse veranlaßten, die Tatsachen zu verdrehen und den Gesandten zu belasten. Was der Gesandte getan hat. hat er getan, nachdem er als Mensch gebeten worden war. an der Verhinderung weiteren Blutvergießens mitzu­wirken, wie es ausdrücklich der letzte Wunsch des toten Bundes­kanzlers gewesen ist. Wenn die österreichische Presse dem Aus­land das Stichworr zur Hetze gegen Deutschland liefert, so wirft dies ein sonderbares Licht auf die menschlichen Eigenschaften ser- jenigen österreichischen Minister, die sich keinen anderen Rat wußten, als die Hilfe des Gesandten in Anspruch zu nehmen.

Mit der Rolle des deutschen Gesandten in Wien beschäftigt sich auch derLokalanzeige r". Man nimmt, so betonte er, die Vermittlerrolle des Gesandten zum Anlaß, u« einen Beweis für die Schuld Deutschlands zu kon­struieren. Dabei- verschweigt man natürlich geflissentliche daß der deutsche Gesandte nur auf dringendes Verlangen der kämpfenden Parteien sich zur Verfügung gestellt hat und dies nur in der Absicht, um die österreichischen Regierungsmitglieder, die sich in den Händen der Aufständischen befanden, vor dem Schicksal Dollsuß' zu bewahren. Man übersieht ferner nicht min­der geflissentlich, daß Deutschland sofort nach Bekanntwerden des Eingreisens seines Gesandten diesen abberufen und seine Grenzen nach Oesterreich gesperrt hat. Loyaler kann sich gewiß ein Staat in einer so schwierigen Situation nicht zeigen.

DieDeutsche Zeitung" weist gleichfalls auf die Sper­rung der deutschen Grenzen gegen Oesterreich hin, eine Tatsache, die, wie sie schreibt, an sich schon ausreichen sollte, volle Klarheit darüber zu schaffen: Deutschland hat kein Interesse daran, Oel in dieses Feuer zu gle^.

DerAngriff" schreibt: Schon wieder sind gewerbsmäßige Brunnenvergifter am Werk, um aus dem Aufstand in Oester­reich Kapital zu schlagen und die Beziehungen zwischen den Staaten zu trüben. Ein Teil der Auslandspresse hetzt nach alten Methoden. Wir warnen diese Leute, ihr trauriges Handwerk weiter auszuüben. Es ist zunächst einmal ihre Sache zu über­legen, wie weit durch ihre Stellungnahme in den letzten Jahren Bundeskanzler Dollfuß zu diesem volksfremden, mit allen Terrormitteln arbeitenden Regierungssystem animiert worden ist. Die Auslandspresse trägt mit ihrer Berichterstattung und Wertung der österreichischen Politik der letzten Jahre ein ge­rüttelt Maß Schuld an der Explosion, die gestern erfolgt ist, und an dem Leidensweg des deutschen Volkes in Oesterreich.

Pressestimmen aus Wien

Wien, 26. Juli. Die Wiener Blätter geben in erster Linie ihrer tiefen Erschütterung über den tragischen Tod des Bundes­kanzlers Ausdruck. Die Todesnachricht am Kops der Blätter und die meisten Leitartikel erscheinen mit Trauerrändern. Daß einige Blätter die Vorgänge zum Anlaß besonders heftiger Aus­fälle gegen Deutschland und den Nationalsozialismus benutzen, ist bei der Einstellung der Wiener offiziösen Presse nicht ver­wunderlich

Rach derNeuen Freien Presse" wünscht die überw'.rzende Mehrheit der Bevölkerung nichts sehnlicher als die innere Be­friedung und die Ueberwindung der so sehr verschärften Gegen­sätze. DieWiener Neuesten Nachrichten" schreiben: Es ist klar, daß der Tod des Bundeskanzlers an dem politischen System m Oesterreich nichts ändern wird und daß zunächst wahrscheinlich eine Verschärfung des Kurses gegen de» Nationalsozialismus einsetzt, wobei die internationale Politik ei« starkes Wort mit­sprechen wird.

Londoner Stimme«

London, 26. Juli. Zu den Ereignissen in Oesterreich schreibt der ,/Daily Telegraph" in einem Leitartikel u. a.:Der Ernst der Ereignisse in Oesterreich sechs Monate «ach den blutigen Stratzenkämpfen vom Februar ist kl«; aber ihre internationale Bedeutung ist sogar noch wichtiger. Im Augenblick ist alles dunkel, abgesehen von der Tatsache, daß das europäische Pulver­faß vom Balkan nach Wien verlegt worden ist." Der liberale News Lhronicle" sagt:Der unglückliche Bundeskanzler hat in bedauerlicher Weise versagt und die Hoffnungen, die seine Per­sönlichkeit eine Zeitlang eingeflötzt hatten, unerfüllt gelassen. Sein Andenken ist unauslöschlich befleckt durch den furchtbaren Bürgerkrieg vom Februar."

Pariser Pressestimmea

Paris. 26 Zuli. Die Ermordung des Bundeskanzlers Dollsuß hat in Paris wie eine Bombe eingeschlagen. Die Pressekommen­tare, die Sie Schlußfolgerung enthalten. Satz Deutschland ü>« Hand im Spiele gehabt habe, sind zumeist noch unter dem Ein­druck der allerersten Nachrichten geschrieben. So wird in den Blättern häufig die sogenannte Vermittlungstätigkeit des de >t-

VHen Gesandten Rieth als Beweis für die Einmischung Deutsch, lands angeführt, ohne daß die Autoren der betreffenden Artikel in der Stunde der Niederschrift die Nachricht von der Abberufung des deutschen Gesandten in Wien vorliegen hatten. Die Presse bedauert den Tod des Bundeskanzlers. Einige Blätter treten für die Notwendigkeit einer internationalen Stellungnahme eia. Petit Journal" erklärt, Dollfuß sei der entschiedenste Gegner des Hitlerischen Nationalsozialismus gewesen. Er sei im Kampf ge. fallen. DerPetit Parisien" hält einen internationalen Schritt nicht für geboten und schreibt: Ungeachtet der Erregung, die Li, Wiener Ereignisse in Italien und hauptsächlich in Frankreich und in England heroorgerufen hätten, erscheine keine unm-ttrl- bare internationale Aktion möglich Man stehe in der Tat Ereignissen innerpolitischer Natur gegenüber.

Die Haltung der italienischen Presse Mailand, 26. Juli. Die Nachricht vom Tode des österreichh scheu Bundeskanzlers hat tiefen Eindruck gemacht. Die ausführ­lichen Leitartikel stellen, augenscheinlich auf einheitliche Weis« hin, übereinstimmend fest, daß es sich bei den Ereignissen i» Wien nicht um eine politische Bewegung oder gar um eine Re­volution handele, es handele sich vielmehr ausschließlich um ei­nen Terror-Akt. Das hält aber einen Teil der italienische» Presse nicht davon ab, scharfeAngriffe gegen Deut s ch- land zu richten.

Ungarn und die Wiener Ereignisse Budapest, 26. Juli. In maßgeblichen ungarischen Kreisen nimmt man bezüglich der Wiener Vorgänge eine abwartende Haltung ein. Die Ereignisse haben allerdings in Ungarn Be­stürzung hervorgerufen. Mit besonderer Genugtuung wird regi­striert, daß sich Deutschland mit der Aktion der österreichischen Ereignisse nicht identifiziert. Ungarn hat an der Grenze Si­cherheitsmaßnahmen getroffen.

Simon über die Ereignisse in Oesterreich

London, 26. Juli. Der Staatssekretär des Aeutzeren, Sir John Simon gab am Donnersrag im Unterhaus eine ausführliche Darstellung der Ereignisse in Oesterreich. Er berich­tete dann über seinen Besuch beim österreichischen Gesandten i»' London, dem er das Beileid der britischen Regierung zum Tode des österreichischen Bundeskanzlers ausgesprochen habe. Die Hal­tung Englands der Unabhängigkeit und Unversehrtheit Oester­reich gegenüber bleibt in llebereinstimmung mit den entspre­chenden Verträgen durch die Ereignisse in Oesterreich unverän­dert, so wie dies in der Erklärung migeteilt worden ist, die ich im Namen der britischen Regierung im Februar dieses Jahre» abgegeben habe. Sir Austen Chamberlain fragte hieraus, ob Simon irgend eine Mitteilung der italienischen Regierung er­halten habe, von der er dem Unterhaus« Kenntnis geben könne. Thamberlain wies in diesem Zusammenhang auf Presseberichte über italienische Truppenbewegungen in Rich­tung der Tiroler Grenze hin. Simon erwiderte: Nein. Ich glaube, mich nicht zu irren, wenn ich erkläre, daß wir bis­her keine Mitteilung von der italienischen Regierung erhalten haben.

Paris glaubt nicht an ein Eingreifen der Machte Paris» 26. Juli. DerParis midi" schreibt in einer Betrach­tung der Vorgänge in Oesterreich, es sei im Augenblick keine Möglichkeit zu irgend einem Eingreifen von außen wegen der Vorgänge in Oesterreich gegeben. Selbst angenommen. daA die Aufständischen außerhalb der österreichischen Grenzen Helfers­helfer gehabt hätten, handele es sich um eine innerpolitische österreichische Angelegenheit. Obgleich die Verantwortlichkeit Deutschlands außer Zweifel stehe wie das Blatt wider bes­sere Vernunft erklärt. genüge dies nicht, die Angelegenheit vor den Völkerbund zu bringen. Das Blatt kündigt jedoch an. daß der französische Außenminister den italienischen Botschafter in Paris einpfangen werde, um den am Mittwoch begonnene« Meinungsaustausch über die Lage in Oesterreich fortzusetzen.

Italien für verstärkte Unabhängigkeit Oesterreichs Rom, 26. Juli. Wohl in keinem anderen Lande haben di« Wiener Ereignisse jo lebhafte Aufmerksamkeit erregt wie in Italien, das allerdings wegen seiner starken politisch-wirtschaft­lichen Interessen an Oesterreich sicherlich kein ganz unbefangener! Beurteiler ist. Ein Blatt tut sich besonders darin hervor;/ Deutschland der Schuld an den Ereignissen in Wien an«! zuklagen. In seinem Leitartikel heißt es weiter, die poü- tische Lage in Oesterreich ändere sich aber nicht. Zum Schutze: der Unabhängigkeit des österreichischen Volke bleibe vor allem! der Wille der Nation selbst bestehen und die feste Garantie! der Großmächte Italiens, England und Frankreichs die sich der feierlichen Verpflichtung, die sie der KulturweltI gegenüber übernommen hätten, nicht entziehen und in keine» Weise Vergewaltigung und frcmde Einmischung zum Schadens Oesterreichs dulden würden. Gleichzeitig gibt derMessagero" ein Stimmungsbild aus dem Vatikan, wie der! Mord an Dollfuß dort ausgenommen worden sei. Auch hierbei! wird gegen Deutschland Stellung genommen. DerPopolo dt! Roma" ist im Tone seines Artikels gemäßigter als der .Messa­ger»". DieGazetta del Popolo" sagt, die politische Lage e» fahre durch die Ereignisse in Oesterreich keine Veränderung. Aber die Wachsamkeit über Oesterreichs Unabhängigkeit muss«! sür die Zukunft noch größer werden. Man müsse überlegen, ob es! nicht notwendig sei, einige Vorsichtsmaßregeln zu treffen. MussolinisPopolo d'Jtalia" Lberschreibt seine« offenbar von hoher Stelle beeinflußten und in auffälligem Druck gebrachten Leitartikel:Der Kampf um die Unabhängigkeit Oesterreichs die Idee kann man nicht morden". Dollfuß sei, so bemerkt das Blatt, der Märtyrer für die Unabhängigkeit feines Landes. Für Europa tue Ruhe not, um die großen Schwie­rigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, zu überwinden. Die internationale Meinung verurteile bereits offen und entschiede«! die Rückkehr zu den Methoden der Antike.

Wiederaufhebung der Sondergrenzsperre nach Oesterreich

Berlin, 26. Juli. Die Reichsregierung hatte, um jede Mög­lichkeit einer Beteiligung an den österreichischen Ereignisse» von vornherein auszuschließen, bereits am 2S. Juli 1934 nach­mittags 4 Uhr, die völlige Ausreisesperre gegenüber Oesterreich für alle Reichsangehörigen «nd in Deutschland aufhaltsame» österreichischen Flüchtlinge angeordnet. Die daraufhin vom Reichsminister des Innern zur Durchführung dieser Ausreise­sperre getroffenen Maßnahinen sind Donnerstag nachmittag als durch die Verhältnisse überholt wieder aufgehoben worde». Für den Reiseverkehr mit Oesterreich gilt nach wie vor das Ge­setz über die Beschränkung der Reisen nach der Republik Oester­reich oom 29. Mai 1933