Nummer 170
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Datz die ganze Welt mit Ausnahme der „Besiegten" zur Zeit von einem Rüstungstaumel im Ausmaße der Vorkriegszeit ergriffen ist. dafür bringen wir nachstehende Beweisdokumente aus den Vorgängen nur des letzten Halb- sichres:
An der Spitze der aufrüstenden Staaten marschiert, wie nicht anders zu erwarten ist, Frankreich. Während sich Deutschland mit einem kurzdienenden Heere abgefunden hat, verkündet der französische Eeneralstab die Absicht, die Dienstzeit auf I^L bzw. 2 Jahre hinauszusetzen. Obgleich Marschall Petain erklärt hat, „unsere Grenzen sind mit Eisen verkleidet", wurden am 16. Juni Sonder-Rüstungskredite in Höhe von 3,12 Milliarden Franken bewilligt, die bestimmt sind, die „Lücke von Montmedy" zu schließen, d. h. hinter der französisch-belgischen sine neue, von Luxemburg bis zur Nordsee reichende Front aufzubauen. Ferner ist beabsichtigt, auch längs der Nordsee eine „chinesische Mauer" zu errichten.
Zur Durchführung der Heeresmotorisierung werden gewaltige Anstrengungen gemacht. So ist die 1. Kavallerie-Division in Reims jetzt vollständig motorisiert, sie besteht aus einer Brigade Dragons Portes, 1 Kraftradabteilung, 1 Panzerkraftwagen — und 1 Kampfwagen-Regiment; das leichte Artillerie-Regiment hat Selbstfahrlafetten.
Am 26. Juni kündigte der Luftminister Denain den Bau von 1000 neuen Flugzeugen an und die Ausrüstung der Jagdflugzeuge mit Kanonen. Zur Verstärkung der Flotte lst der Bau weiterer Schlachtkreuzer der Dunkerque-Klasse geplant und die Anlage eines U-Boot-Stützpunktes in Calais, selbstverständlich aus Furcht vor deutschen Seeangriffen, denn nach Minister Pietri ist die deutsche Flotte mit ihren 167 900 Tonnen stärker als die französische mit 897 000 Tonnen!
Natürlich dürfen die Vasallen und Trabanten Frankreichs im Wettrüsten nicht nachstehen. In Belgien sind 759 Millionen Franken zum Ausbau der Befestigungen bei Herve und an der luxemburgischen Grenze bewilligt. Ferner wird das Rekrutenkontingent von 32 000 auf 38 000 Mann erhöht, die Zahl der Infanterie-Regimenter von 13 auf 14; das neu geschasene Ardennen-Jägerkorps übernimmt die Besetzung der Befestigungsanlagen an der Ostfront.
In der Tsch e ch e i, wo die Grenze gegen Polen stark befestigt wird, hat die Kammer neue Rüstungskredite in Höhe von 4 Millionen Kronen bewilligt.
Der rumänische Minister Tatarescu erklärte, datz die Regierung alle Hilfsmittel noch wirksamer der Stärkung der nationalen Verteidigung dienstbar machen werde; die Armee so llmit neuem Material versehen, 15 Fliegerstaffeln sollen neu aufgestellt werden.
Den zweiten Platz im Wettrüsten belegt der neue Bundesgenosse Frankreichs, die Sowjet-Union. Nachdem im November 1933 die russische Handelsdelegation 100 leichte Feldgeschütze und 600 Maschinengewehre bei Schnei- der-Creuzot bestellt hat, sind jetzr Kaufverhandlungen einer in Paris weilenden Militärmission aus Lieferung von schweren Geschützen, ME. und Kampfwagen zum Abschluß
MageszÄung
Altensterg, Mittwoch, de» 25. Juli 1934
HMM
Die Erste« der 2000-Kilometer-Fahrt
Als erste Teilnehmer an der 2000-Kilometer-Fahrt trafen von den Kraftwagenführern die Berliner Bigalke und von Tippels- kirch und von den Motorradfahrern Pfisterer und Fischer-Stuttgart am Ziel ein.
gebracht. Außerdem spricht man von einem Auftrag Wer 4 leichte Kreuzer und 4 Zerstörer für die russische Flotte. Eine große Anzahl französischer Ingenieure und Techniker arbeitet zur Zeit in ruffischen Rüstungsbetrieben. Das Zentralkomitee der kommunistischen Partei hat eine Verfügung erlassen, wonach allen in der Rüstungsindustrie beschäftigten Personen eine Vorzugsstellung eingeräumt wird. Die gewaltigen Fortschritte der Heeresmotorisierung wurden bei der Parade am 1. Mai sichtbar. Bei der roten Maifeier defilierten 25 schwere, insgesamt 480 Kampfwagen, außerdem 550 Flugzeuge. Die Armee Blücher im Fernen Osten ist um 3 Divisionen auf 13 verstärkt worden.
»7.
Dieser gewaltigen Aufrüstung der französischen Gruppe haben die anderen Staaten nicht tatenlos zugeschaut.
Um den großen Vorsprung der französischen Luftrüstung aufzuholen, nimmt England jetzt eine riesige Verstärkung — Verdoppelung — seiner Luftmacht vor; die Zahl der Flugzeuge wird von 890 auf 1490 erhöht, 41 neue Fliegerstaffeln werden geschaffen.
Italien, das sich seit 1922 im Schiffsbau bemerkenswerte Zurückhaltung auferlegt hatte, hat beschlossen, 2 Panzerkreuzer von je 35 000 Tonnen noch in diesem Jahre aus Stapel zu legen.
Japan hat zur Verstärkung seiner Luftmacht 10 Millionen Pen bewilligt und Pläne ausgearbeitet, durch die die Dauer der Truppentransporte nach Mandschukuo aus nur 55 Stunden abgekürzt wird. Es verstärkt seine Flotte um 2 Kreuzer, 14 Zerstörer, 4 U-Boote, im ganzen um 20 Schisse.
In den VereinigtenStaatenistein neuer Fünfjahresplan für die Luftwaffe aufgestellt, nach dem die Zahl der Armeeslugzeuge um 1000 auf eine Sollstärke von 2800, höht wird. Das Vison-Eesetz bringt eine gewaltige Aufrü- die Personalstärke um 1200 Offiziere und 4800 Mann er- stung der amerikanischen Flotte. Um die Flotte bis 1939 auf die im Londoner Vertrage erlaubten Grenzen zu bringen, werden außer den für 1934/35 bereits bewilligten 32 Schiffen noch weitere 102 Schiffe gebaut, das Marinepersonal wird um 2800 Mann verstärkt.
Wenn aber gegenüber dieser gewaltigen Aufrüstung der Siegerstaaten Deutschland in seiner Bescheidenheit seinen zusammengestrichenen Wehretat um 225 Millionen RM. erhöht, nur um das natürlichste Recht jeder Naton, das Recht der nationalen Sicherheit und Selbstverteidigung ausllben zu können, dann schreit die Welt Zeter und Mor- dio, dann wird Deutschland als angriffslustiger Friedensbrecher hingestellt, gegen den man durch neue „Sicherheitsakte" und neues Aufrüsten Vorgehen zu müssen glaubt. Das ist die Deutschland zugestandene Gleichberechtigung! E.
W Jahre Guftav-Adols-Berem
Im Juli 1834 sind es 100 Jahre her, datz der Eustav-Adolf- Verein seine ersten Gaben versandte. Als älteste freie Organisation Deutschlands die sich um das Auslanddeutschtum kümmerte, hatte er in den beiden ersten Jahren seines Bestehens, 1832 und 1833, zunächst nur einen Grundstock für seine Arbeit gesammelt, dann aber bereits 1834 16 Taler an die deutsche evangelische Gemeinde Wellenitz und 20 Taler a« die Gemeinde in Deutsch-Gablonz, beide i« Böhmen, gesandt.
Im Jahre 1838 traten dann Haber in Böhmen und einige Gemeinden im Salzkammergut hinzu. Bereits 1836 erscheint die erste Gemeinde in Ungarn, Lutzmannsdorf (im jetzigen Burgenland), ferner Graz in der Steiermark. 1837 ging die Arbeit bereits bis Jassy in Rumänien, und 1842 erscheint neben Brüssel die erste überseeische Gemeinde, Louisville in Kentucky. Während 1834 nur 36 Taler hinausgeschickt werden konnten, betrugen die Sendungen 1842 bereits 3895 Taler.
EM e Rosinen
Copyright: Prisma-Korrespondenz» Berlin-Schöneberg.
40. Fortsetzung. (Nachdruck verböte»)
Feldern hörte aufmerksam zu.
„Und nun fehlt Ihnen zur Verwirklichung Ihrer Pläne noch etwas Kapital?" fragte er, als sie geendet hatte.
,Ha... 30000 Mark!"
„Na... darüber ließe sich reden," meinte er wohlwollend. „Wenn sich die Idee einigermaßen verwirklichen läßt, sollen Sie auch in diesem Falle einen Helfer in mir finden."
Grete schlang in überströmendem Glücksgefühl die Arme um seinen Hals und drückte ihm einen herzhaften Kuß auf seine Lippen.
„Aber das versprechen Sie mir, Gretchen," sagte er humorvoll, „das erste von Ihnen gebackene Brötchen kommt aus unfern Kaffeetisch. Denn ich will hoffen, daß Sie auch als zukünftiger Chef der Bäckerei von Margarete Brösicke in meinem Hause verbleiben!"
„Solange Sie mich behalten wollen, Sie lieber, gütiger Mensch, Sie!" rief Grete überwältigt.
*
Feldern hatte Bielefeld zu sich gebeten.
Die offene Art des frischen Mannes gefiel ihm außerordentlich.
An Hand der sorgfältig ausgearbeiteten Rentabilitätsberechnungen stellte er fest, daß das Unternehmen ganz aussichtsreich erschien.
Und so sagte er die Gewährung der noch fehlenden Restsumme zu.
Mit kräftigem Händedruck schieden die beiden Männer.
15.
Drei Wochen nach diesem Gespräch prangte über der Hauseinfahrt des Hauses Krausenstraße 87 ein großes Schild: Brot- und Kuchenfabrik von Margarete Brösicke. -
Werkmeister Flögel las es als erster und eiligst lief er zum Chef und berichtete ihm atemlos: „Herr Lehmann... wir kriegen gegenüber doch Konkurrenz! Jawohl! Margarete Brösicke, Brot- und Backwarenfabrik steht groß drüber."
Max stand auf wie ehr Stehaufmännchen und sah zum Fenster hinaus.
„Wahrhaftig...! Fräulein... Brösicke macht mir Konkurrenz! Was 'tun wir da?"
„Heiraten Sie die Konkurrenz!"
„Um Gottes wi... Geister Flögel! Wir machen von jetzt ab unsere Brötchen größer!"
„Das geht vom Profit ab!"
„Und wenn schon! Die Konkurrenz mache ich kaputt und wenn ich selber dabei kaputtgehe I"
Als er allein war, schämte er sich ein klein wenig.
Hatte er denn richtig gehandelt? Wie hatte der brave Bielefeld zu ihm gesagt: sie wollte eben aus Liebe geheiratet sein, nicht wegen ihres Vermögens!
Hatte er sich nicht mehr als dumm benommen?
Er liebte sie doch! Ach... das wußte er genau, daß er sie heute noch so liebte wie früher, aber es war von ihrer Seite aus doch nicht die richtige Liebe gewesen, denn sonst hätte sie ihm einmal ein Zeichen gegeben.
Er ahnte nicht, daß Grete dasselbe von ihm erwartet hatte.
Zwei Trotzköpfe standen gegeneinander.
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Grete stand mit leuchtenden Augen hinter dem Laderr- tisch. Ihr hübsches Gesicht verriet die innere Erregung.
Lotte flitzte wie ein Irrwisch hin und her.
Trotzdem alles vor Sauberkeit blitzte, hatte sie mit dem Staubtuch noch überall etwas zu erledigen und zu wischen.
Bielefeld, der in seiner weißen Bäckerkleidung eine stattliche Figur machte, sah dem flinken Ding wehmütig zu.
Eine Aussöhnung war immer noch nicht erfolgt. Lotte hatte jetzt andere Sorgen. Selbstverständlich war sie auch jetzt Grete eine unersetzliche Stütze geblieben.
Die kleine, resolute Person hatte die Aufsicht über das weibliche Dienstpersonal erhalten und sie hatte sich den für diesen Posten nötigen Respekt auch schon im vollsten Maße verschafft.
Der Laden und die anstoßenden Konditoreiräume sahen wie geleckt aus.
Punkt 7 Uhr wurde der Laden geöffnet.
Das gesamte Personal trat herein, angeführt von Meister Bielefeld.
Ein schnell zusammengestelltes Männerquartett brachte der jungen Chefin in mehr gutgemeinten, als klingenden Tönen einen Morgengruß dar.
Der jüngste Lehrling überreichte einen großen Blumenstrauß und Bielefeld brachte mit ein paar herzhaften Worten ein Hoch auf die junge Besitzerin aus.
In herzlichen Worten dankte Grete, die vor Freude zitterte, und versprach dem ganzen Personal eine gerechte Herrin zu werden.
Der Betrieb konnte beginnen. Alles zog sich zur Arbeit zurück.
Das erste leckere Brötchen und die erste ausgeschenkte Tasse Kaffee erhielt Feldern, der als erster Gast erschienen war mit einem Sträußchen, das er der erglühenden Grete mit einem Handkuß überreicht hatte.
Es mundete ihm, dem Feinschmecker, so ausgezeichnet, daß er versprach, jeden Vormittag nun den gewohnten Morgentrunk hier einzunehmen.
Grete strahlte vor Stolz.
Und dann kamen die ersten Kunden.
Grete hatte mit ihrem Personal vollauf zu tun.
Und als Bielefeld am Abend zusammen mit Grete den Erlös des Tages überrechnete, da stellte es sich heraus, daß die besten Aussichten für ein Gedeihen des Unternehmens gegeben waren.
Dankbar drückte ihm Grete die Hand, die der glücklich strahlende Betriebsleiter kräftig schüttelte.
Margarete Brösicke! Brot- und Backwarenfabrik las Bianca von Krantzewitz und obwohl sie nicht an einem Uebermaß von Geisteskräften litt, begriff sie sofort, was hier gespielt wurde.
Grete hatte ein Geschäft aufgemacht!
Spornstreichs lief sie zu ihrer Mutter und teilte es der von Krantzewitzen mit.
Frau Lydia bekam beinahe einen Ohnmachtsanfall.
Fortsetzung folgt!