als der Zusammenbruch der Weihnachtsoffenfive. Bon England abhängig und von Nutzland m Verkennung seiner eigensten Interessen sucht die Republik nun auch in Abhängigkeit von Japan zu kommen, ein warnendes Beispiel, wohin der Weg führt, wenn blinde Leidenschaft allein Ratgeber für die Politik ist.
Die Neutralen und der Krieg.
Die Franzosen hatten einen italienische« Postdampfer an.
Rom, 4. Jan. Der Postdampfer „Caprera" wurde zwischen Sardinien und Eivitavecchia durch ein französisches Geschwader angehalten. Drei deutsche Reservisten, Ingenieure vom Elektrizitätswerk in San Sebastian, wurden zu Kriegsgefangenen gemacht und von dem französischen Torpedoboot „La- hire" ausgeschifft. Die Durchsuchung erfolgte elf Meilen von der italienischen Küste, also in italienischen Küstengewässern.
(Was sagt Italien zu diesem Völkerrechtsbruch und dieser Verhöhnung des italienischen Hoheitsrechtes.?!)
Amerikanische Drohung.
Men. 3. Jan. Die Neue Freie Presse erfährt, daß Präsident Wilson, falls England die amerikanische Protestnote nicht in günstigem Sinne beantwortet. entschlossen sei. ein Ausfuhrverbot für gerosste Güter zu erlösten, deren Weiterbezug für England eine dringende Notwendigkeit sei. — Das würde also bedeuten, datz Amerika an den Dreiverband keine — Konterbande mehr liefern würde.
Eine panamerikanische Bewegung.
(W.T.B.) Washington. 2. Jan. Reuter meldet: An die zentralamerikanischen und füdamerikanischen Staaten ist die Einladung ergangen, im nächsten Frühjahr Vertreter zur Besprechung der finanziellen und kommerziellen Fragen, die sich aus dem Kriege ergeben würden, nach Washington zu entsenden. Die BeMten des Staatsdepartements, des Schatzamtes und? des Heeren Ansteyr. oag vre pan- amSrikämsche Bewegung die hauptsächlichste Hoffnung der füdamerikanischen Staaten bildet, um die finanzielle Unabhängigkeit von Europa zu sichern. Man rechnet in diesen Kreisen mit der Möglichkeit, datz Rewyork ein ernster Konkurrent Londons im Kampfe um die Vorherrschaft auf dem Gebiet der Weltfinanz wird. Viele Millionen amerikanischen Kapitals, die englische Anlagen in Südamerika ersetzen könnten, lägen brach.
Es handelt sich also um eine finanz- und wirtschaftspolitische Maßregel des amerikanischen Kontinents, um Englands Einstich abznschütteln. Zusammen mit der energisch gehaltenen Röte gegen Englands Kontrebandepolitik wird dieses Vorgehen der Vereinigten Staaten den Herren Engländern wie so manche unliebsamen Erscheinungen seit Beginn des von England heraufbeschworenen Krieges wohl bald die Augen darüber öffnen, datz sie sich inbezug auf die „Passiva" ihres vorgehabten „Geschäftes" etwas stark verrechnet haben. Die Schrift!.)
China und Japan.
Petersburg' 3. Jan. Nowoje Wremja meldet aus Peking, datz die offiziösen Pekinger Daily News, die bisher immer zur Ruhe ermahnt hätten, jetzt die japanische Regierung wegen ihrer Aetzerungen über Kiautschau im Parlament scharf anqreife und erkläre, China werde sich holen, was ihm gehöre.
Der chinesische Diktator.
London, 2 Jan. Daily Telegraph meldet aus Peking vom 30. Dezember: yuanschikai hat ein Gesetz durchgebracht, das ihm die Präsidentschaft ans Lebenszeit sichert und ihm das Recht der Wahl seines Nachfolgers einräumt.
So despotisch die Sache sich auch ausnehmen mag. in China mit seinem verwahrlosten Zustand scheint Yuänschikal auch der einzige Mann zu sein, dem es gelingen könnte, dem Land seine Souverä- netät gegenüber Japan und Rußland aufrecht zu erhalten. Die Schrift!.
Französische Stimmen über Englands Politik.
Genf, 3. Jan. Die Maßnahmen Englands Aegypten gegenüber, namentlich die im Hinblick auf die Protektovatserklärung getroffene gegenseitige Vereinbarung betreffend Aegypten und Marokko, findet in einem Teil der französischen Presse, soweit dieselbe nicht die Anschauungen der englischen wieder- gibt, ziemlich unzweideutige Kritik. So schreibt der Lyoner „Nouvelliste":
Man erneuert heute die Erklärung des „Desinteressement" in Ägypten seitens Frankreichs und des „Desinteressement" in Marokko seitens Englands, aber man vergißt uns zu sagen, was mit dem Vertrag von Algeciras wird, der so schwer auf Marokko lastet, und was aus Tanger wird. Die soeben veröffentlichte offizielle Note legt einen strikten Parallelismus zwischen der Situation der beiden Länder wenigstens in seiner redaktionellen Fassung fest. Es ist aber von großer Wichtigkeit, zu wissen, ob dieser Parallelismus in Tatsachen besteht. Wenn unsere Situation in Marokko werden soll wie das Pendant der englischen Niederlassung in Aegypten, so muß der Vertrag von Algeciras unverzüglich aufgehoben werden. Seit der Kriegserklärung der Türkei haben wir zusehen müssen, wie unsere Verbündeten sich beeilen, von diesem Angriff zu profitieren, um ihre alten Konten zu regulieren. Sie annektierten am fotzenden Tage Cypern, besetzten im Innern des Persischen Golfes die Stellungen, die sie in ihren Händen zu halten wünschten, nahmen Chaik Said am Ausgang des Roten Meeres und annektierten Aegypten. Sie beeilen sich gar sehr. Italien, Spanien, die Neutralen alle bereiten England keine Hinderniste bei der Vornahme der Veränderungen, die es ausführt.
Die französische Kritik ist ja ganz richtig, aber die letzten französischen Kammerverhandlungen haben nicht den Eindruck aufkommen lassen, als ob man in Frankreich zum Einsehen gelangen wolle. Also werden dem Verbündeten die Kastanien ruhig weiter aus dem Feuer geholt, oder richtiger gesagt, verbrennt man sich seinetwegen die Finger und noch viel mehr, immer gelassen weiter. Der Katzenjammer wird über das französische Volk noch kommen, aber wahrscheinlich zu spät.
Ernüchterung in Canada.
Rewyork, 3. Jan. Dem Kriegsrausch, der im August und auch im September noch Kanada gefangen hielt, ist eine bedeutende Ernüchterung gefotzt. Namentlich auch seit hervorragende Männer in den Vereinigten Staaten, wie z. V. der frühere Präsident Taft, mit dürren Worten erklärt haben, die Monroedoktrin sei nicht dazu da, um amerikanische VW ihren riyencn Torheiten zu schützen. Wenn ein amerikanischer Staat mit einem europäischen im Kriege liege, werde die Union sich nur ein- mischen, wenn ihre Interessen in Gefahr kamen. Wie sehr sie schon abgeflaut ist, zeigt-die Tatsache, daß kanadische Agenten schon nach den Vereinigten Staten kommen müssen, um die Werbetrommel zu rühren. Die jungen Kanadier selbst scheinen nicht nach Kriegsruhm zu dürsten, sie kommen jetzt zu Haufen nach den Vereinigten Staaten, da sie die Einführung der Militärpflicht befürchten.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse Kanadas sind sehr traurig. Das ungedeckte Papiergeld ist um 40 Prozent gestiegen, eine höchst ungesunde Erscheinung, die eine bedenkliche Stimmung in Handels- und Gewerbekreisen erzeugt hat.
Die politischen Fotzen des Krieges für Kanada dürften weittragend sein. Das Band zwischen der Kolonie und dem Mutterlande wird sich sicher lockern, ganz gleich wie sich auch die gegenwärtige Regierung bemüht, es fester zu knüpfen. Die große Mehrheit der Landbevölkerung, rvslche bekanntlich einen guten Einschlag von Deutschen, Amerikanern und Skandinaviern hat, hat die kanadische Beteiligung am Krieg nicht gewollt. Ganz entschieden sind auch die französischen Kanadier dagegen, deren Führer sogar aus einem anglo-kanadischen Klub ausgestoßen werden sollte, weil er nicht in die allgemeinen „patriotischen" Redereien einstimmen wollte. Hier erwartet man, daß fiit den alten Plan, die Bereinigten Staaten und Kanada zu vereinigen, die Stimmung durch diesen Krieg bester wird. Jedenfalls würde man sehr überrascht sein, wenn die kanadische Regierung bei den nächsten Wahlen nicht ein entschlossenes Mißtrauensvotum erhielte. (Franks. Ztg.)
Vermischte Nachrichten.
Veränderungen im Heere.
Berlin, 3. Jan. (Amtlich.) Personalveränderungen. Generaloberst von Moltke wird für die Dauer des mobilen Verhältnisses zum Ckef des stellv. Eeneralstabs der Armee, General der Infanterie z. D. Freiherr von Mantenffel wird unter Enthebung von der Stellung als Chef des stellv Eeneralstabs der Armee zum stellv. kommandierenden General des XIV. Armeekorps ernannt.
Landung eines französischen Ballons bei Koblenz.
Frankfurt a. M., 2 Jan. Die „Frankfurter Ztg." meldet aus Koblenz: Gestern abend ist auf der Grube Idylle bet Kruft ein französischer Lenkballon niedergegangen. An der Laudungsstelle fand man Karten, In
strumente und ein Signalhorn, ferner eine deutsche und eine französische Flagge. Das Bezirkskommando, da» sofort Mitteilung erhielt, entsandte 200 Mann, die den Ballon nach Koblenz verluden. Der Ballon war ungefähr 18—20 Meter lang und hatte einen Durchmesser von 4 bis 5 Metern, eine Gondel war nicht vorhanden.
Die Unterstützung Belgiens durch das Ausland.
Amsterdam, 3. Jan. Das Haager Korrespondenz- Bureau meldet: Der niederländische Gesandte in Berlin, der durch den spanischen und amerikanischen Botschaft« unterstützt wurde, hat sich an die deutsche Regierung weg«« der Requisitionen von Lebensmitteln in Belqien gewandt. Die deuische Regierung gab sofort die Versicherung, daß. solange die belgische Bevölkerung von auswärts mit Lebensmitteln versorgt würde, ketuerlei Requsttionen erfolgen würden, weder bezüglich der vom Ausland «ingeführten, noch bezüglich der in Belgien bereits vorhandenen Vorräte.
Der belgische Eisenbahnverkehr.
Rotterdam, 2. Jan. Vom 1. Januar des neuen Jahres ab ist der gesamte belgische Eisenbahnverkehr von den deutschen Behörden im vollen Umfange ausgenommen worden. Etwa 3000 Etsenbahn- beamte- und Bedienstete deutscher Verwaltungen sind in den letzten Tagen nach Belgien abgegangen.
Untergang eines französischen Admiralschiffes.
Berlin, 3. Jan. Die „Tägliche Rundschau" berichtet aus Wien, daß nach einer Meldung des „Wiener Tagblatts" aus Messina das französische in der Otrantostraße torpedierte Admiralsschiff „Courbet" vor Valona gefunken ist. Der Admiral und der größte Teil der Besatzung ist ertrunken.
Englische »Heldentaten*.
Melbourne, 2. Jan. (Reuter.) Die Australier haben Vougainville, die größte Insel der Salomon» gruppe, besetzt und dort die britische Flagge gehißt.
Kapstadt, 2. Jan. (Reuter.) Die Walfischüri ist an Weihnachten von einer starken Abteilung südafrikanischer Soldaten besetzt worden. Die Landungen fanden zugleich bei der Niederlassung und am Ausladetor statt. Widerstand wurde nicht geleistet.
Die englischen Heuchler beim Vatikan.
London, 2, Jan. In der Instruktion für Sir Henry Howard als Gesandter beim Vatikan» die jetzt bekannt geworden ist, heißt es, Howard habe den Auftrag erhalten, den Papst zu seiner Wahl zu beglückwünschen und ihm die verschiedenen Gründe mitzuteilen, die die britische Regierung genötigt hätten, in den gegenwärtigen Krieg einzugreifen, nachdem sie alle Mittel avgewendet hätte, u« de« Frieden zu erhalten.
6 neue englische Armeen!
London, 2. Jan. Reuter meldet: Sechs neue Armeen zu je drei Armeekorps sind gebildet worden. Kommandeure werden sein: Der ersten Armee: General Haig, der zweiten: Smith Dorrten, der dritten: Hunter, der vierten: Jean Halmilton, der fünften: Leslie Rundle, der sechsten: Bruke Hamilton.
Aus Stadt und Land.
Cal», den 4. Januar 1915.
Das Eiserne Kreuz.
Friedrich Ziegler, Offiziersstellvertreter im Jnf.-Reg. Nr. 125, Sohn des Metzgerobermetsters in Talw, hat das Eiserne Kreuz erhalten.
Dom Rathaus.
Sitzung beider Kollegien am Mitttwoch, den 30. Dez., unter dem Vorsitz von E.R. Dreist Anwesend waren 10 Eemeinderäte und 11 Bürgerausschutzmitglieder.
Die Genehmigung zur Erhebung der erhöhten Hundesteuer ist mit dem 31. März 1915 abgelaufen. Mit Rücksicht darauf, datz i nhiesiger Stadt die Hundehaltung bedeutend zugenommen hat, teilweise in Familien, die ihren Lebensunterhalt kaum selbst fristen können und die lleberhand- nahme von Hunden für die Einwohnerschaft lästig empfunden wird, und datz nach Art. 2 des Gesetzes vom 10. Mai 1914 den Gemeinden neue Steuerquellen eingeräumt wurden, ist die Erhöhung der Hundesteuer von 15 -lt auf 20 ^ beantragt worden und zwar mit Wirkung vom 1. April 1915 ab. Von E.-R. Staudenmeyer wurde bemerkt, datz die Haltung eines Hundes für die Frauen ausmarschierter Gemeindeangehöriger zur Zeit nicht als Luxus angesehen werden könne und bei sofortiger Erhöhung der Hundesteuer mancher Hüter verkauft würde, er beantrage die erhöhte Abgabe vom 1. April 1916 ab zu erheben. Der Antrag, die Abgabe von 20 -tl vom 1. April 1915 ab zu erheben, wurde im Gemeinderat mit 6 gegen 4 Stimmen und im Bürgerausfchutz mit 5 gegen 5 Stimmen abgelehnt, dagegen der Antrag Staudenmeyer vom 1. April 1916 ab eine Hundesteuer von 20 zu erheben, von beiden Kollegien einstimmig ange- nomemen. Die Einnahme betrug im letzten Rechnungsjahr 3121 .<l für die Stadtkasse. Ueber die Weitererhebung eines