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Gericht!.
-lummer 170
Altensteig, Mittwoch, de« 25. Juli 1934
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-K 1.40 einschl. 2V L Austrägergeb.; Einzeln. 10 L. Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. bäh. Gewalt od. Betriebsstör, besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitg. / Telegr.: „Tannenbl. / Tel. 321.
5 7. Jahr,«»,
Eia Ausrui des Führers an die Partei
Oeffeatliche Sammlungen nur ia ganz besondere« Ausnahmefälle«
Berlin, 24. Juli. Reichskanzler Adolf Hitler hat an die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei folgenden Ausruf gerichtet:
In hingebungsvoller Arbeit hat eine große Anzahl von Mitgliedern der Partei, der SA., der SS., der NS.-Frauenschaft, der HI. in den letzten Monaten sich dem Einsammeln von Spenden gewidmet, um Not zu lindern oder sonst zur Erfüllung wichtiger Aufgaben der deutschen Volksgemeinschaft beizutragen. Ihnen allen danke ich ebenso wie den Volksgenossen in- und außerhalb der Partei, die Spenden gegeben haben.
Nun mehr hat die Reichsregieruug eiu Gesetz erlassen, durch das alle Sammlungen oo» Geld- oder Sach-Spende» auf Straße» und Plätzen» von Haus zu Haus, in Gast- oder Bergnü- gnngsstätte« oder in andere» öffentlichen Orten bis zum 31. lAtober 1934 verboten werden. Bis zu diesem Tage solle» gleichsam Sammelferien sein. Sie sollen den Sammlern selbst und allen Volksgenossen zugute kommen, die in der letzten Zeit oft über ihre Kräfte hinaus Opfer gebracht haben. Nur in ganz besonderen Ausnahmefällen, die lediglich der Stellvertreter des Führers im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Finanzen bestimmen kann, werden in der Zeit bis zum 31. Oktober Sammlungen genehmigt werden. In Aussicht genommen sind solche Ausnahmen durch Gestattung eines Sammeltages für das Hilfswerk Mutter und Kind, sowie für einige Haussammlungen karitativen Charakter. Am 1. November soll es dann mit frische» Kräften an das Hilsswerk für de« Winter 1934 bis 1335 gehe».
Sch empfehle der Partei und alle« Gliederungen die strenge Durchführung des erlassenen Gesetzes und verbiete jede« Ber- snch, seine Bestimmungen auf irgend einem Wege zu umgehen.
gez. Adolf Hitler.
Ser ReüWWvf Ml Ave des Kriegslmslmges
Berlin, 24. Juli Der Reichsbischof hat zur 20jährigen Wiederkehr des Tages des Kriegsanfanges folgende Verordnung für die evangelische Kirche erlassen:
„Am 2. August begeht das deutsche Volk Len Tag, an dem der Weltkrieg seinen Anfang nahm. Vor 20 Jahren zog die Blüte deutschen Mannestums hinaus, um die Heimat zu schützen. In allen lebte die reine heilige Bereitschaft, für die gerechte Sache des Vaterlandes in einem uns aufgezwungenen Kriege sich zu opfern. Die erneuerte Nation gedenkt in schweigender Ehrfurcht jenes unvergleichlichen Heldentums, das sich auf diesem Opfergange bewährt hat. Die deutsche evangelische Kirche ruft als Kirche des Volkes die deutsche Nation dazu auf, diese Stund« würdig im Angesicht des ewigen Gottes zu begehen. Deshalb ergeht hiernvt Anweisung an alle kirchlichen Stellen, daß am 2. August von 12 bis 12.1S Uhr die Glocken aller evangelischen Kirchen zur Erinnerung an die Gefallenen geläutet werden. So weit zum Gedächtnis dieses Tages Feldgottesdienste vorgesehen sind, ist die kirchliche Mitwirkung hierbei selbstverständliche Pflicht. Darüber hinaus sind in den Gemeinden gottesdienstliche Andachtsstunden zu veranstalten. Diese Feiern sollen dazu bestimmt sein, daß in dem gewaltigen Schicksal unseres Volkes uns der ewige Gott begegnete. Wo in kleineren, besonders ländlichen Gemeinden eine besondere Feier aus den Verhältnissen sich nicht ergibt, ist die Erinnerungsstunde auf den daraussolgenden Sonntag zu verlegen. Dabei wird allen Gedenkfeiern gemeinsam sein: Das dankbare Bewußtsein, daß Gott uns aus Not und Schande zur Erneuerung der Nation im Nationalsozialismus emporgeführt hat. Zum Zeichen dessen werden die Kirchen am 2. August die Fahnen des alten und des »eilen Reiches zeigen."
SbergruvvenMrer von Sasvw
Führer der SA.-Gruppe Berlin
Berlin, 24. Juli. Der Chef des Stabes hat an SS.-Gruppen- führer, General der Landespolizei Kurt Da ln ege, folgendes schreiben gerichtet:
.Lieber Kurt! Der Führer hat mit der Führung der Grupve Berlin-Brandenburg Obergruppenführer von Jagow beauftragt. Obergruppenführer von Jagow wird die Gruppe Berlin-Brandenburg in den nächsten Tagen aus Deinen Händen übernehmen. Von den ö Gruppen im Osten des Reiches, mit deren kommissarischer Führung Dich der Führer 'n den bitteren Tagen der Niederschlagung der Röhmrevolte beauftragt hatte, kommt damit die letzte Gruppe in die Hände eines »tten SA.-Fghrers. Bei dieser Gelegenheit Dir, lieber Kurt, kameradschaftlichen und herzlichen Dank z« sagen für Deine
Ist StWrea srs NordollpakttS
Ejn eindrucksvoller Nachweis
London, 24. Juli. Ein Reuter-Vertreter hatte Gelegenheit, sich mit einer deutschen privaten Persönlichkeit, die den offiziellen Kreisen in Berlin nahesteht und die sich einige Tage hier aufhält, über den Nordostpakt zu unterhalten. Die Unterhaltung ergab etwa folgendes Bild von den in Berlin herrschenden Ansichten:
Während Westlocarno für Deutschland und Europa einen nicht wegdenkbaren Faktor im Wiederaufbau Europas bedeutet, fragt sich jeder Deutsche heute besorgt, ob nicht der Nordostpalt die segensreichen Auswirkungen von Locarno schwer beeinträchtigt. Die gegenseitige bewaffnete Hilfeleistung, die der neue Vertragsentwurf sogar unbekümmert vor die Konziliation setzt, bedeutet das Umher- fpazieren von acht Armeen im Herzen Europas, und tm Herzen Europas liegt Deutschland. Mehr als 20 Konflikte - sind zwischen den acht Staaten des Vertrages leicht errechenbar, und in all diesen Fällen soll Deutschland Etappe wenn nicht Kriegsschauplatz werden. Wenn heute die Vorkriegsdiplomatie nicht hoch im Kurse steht, so hat sie doch eine These hochgehalten: Es mutz in jedem Fall versucht werden, einen Streitfall zu lokalisieren. Hier wird das Gegenteil erstrebt. Im Falle eines Konfliktes — und den Stroit z. B. zwischen zwei baltischen Staaten kann man unmöglich einen europäischen Konflikt nennen — dürfen, ja sollen sich die schwer bewaffneten, modernst ausgerüsteten Riefenheere von Großmächten in Bewegung setzen können, eine Vorstellung, die auch eine« beherzte l Europäer schaudern läßt. Wie soll das abgerüstete Deutschland einen solchen Vorschlag seiner hochgerüsteten Abrüstungsschuldner mit Begeisterung aufnehmen könne«? Wie ferner Deutschland an der Mehrzahl der möglichen Streitfälle, für die der Vertrag Vorsorge treffen soll, uninteressiert ist, so werden hier künstlich durch die Garantien Interessen geschaffen, die bisher zum Segen Europas nicht bestanden.
Hatte Rußland bisher glücklicher Weise keine Interessen im Westen Europas, so wird hier künftig eine Russie pro- longee au bord du rhin geschaffen. Wäre aber Rußland Garant im Westen, dann dürfte seine Inte ressenah me itichr an der deutsch-französischen Grenze Halt machen, sondern würde logisch und zwangsläufig darüber hinaus vorstotzen bis an die Nordsee und deren Anlieger unmittelbar berühren. Und Frankreichs östlicher Garant? Gemeinhin verbindet man mit dem Begriff Garant eine neutrale, nicht
unmittelbar interessierte Macht, die sich im Dienste der großen Idee des Friedens in einen ihr an sich fremden Jn- teressenkreis hineinbegibt, um neutraler, objektiver Sachwalter im Interesse der Staaten zu werden, die eine nach allen Seiten sich gleichmäßig auswirkende Stütze suchen. Die französischen Militärbündnisse mit einigen der vom Ostpakr zu erfassenden Staaten verhindert aber selbstverständlich, daß Frankreich nie die Rolle eines parteilosen Garanten übernehmen könnte. Von vornherein Partei, durch derartige Bündnisse einseitig orientiert, müßte Frankreich logischer Weise von sich aus absehen, eine Rolle zu übernehmen, deren Durchführung die Aufgabe einer seiner Sonderbindungen gebieterisch verlangen sollte. Sie fragen mich, wie ich Englands Rolle bei der jüngsten Entwicklung der Dinge ansehe. Der soeben von England getroffene Fünf- Jahresplan der Luftaufrüstung bedeutet, daß England zu der schmerzlichen Erkenntnis gekommen ist, daß die sehr starke Zunahme der Reichweite von Artillerie und Flugzeugen ihm den insularen Charakter endgültig genommen hat und daß es den Schutz seines Landes nicht mehr allein Flotte und Heer anvertrauen kann. Ist aber England Kontinentalmacht geworden, dann fragt man sich, wie kann dann England glauben, daß es sich künftig aus einem der zahlreichen möglichen Streitfälle, die der Nordostpakt vorsieht, heraushalten könnte, zumal die Tendenz des Vertrages gerade auf eine Generalisierung anstatt aus eine Lok«» lifiernng der Konflikte ausgeht? Angesichts der Tatsache^ daß durch das Losbrechen der Assistence mutuesle in jedem Falle englische Interessen berührt werden müssen, ist es dann wohl folgerichtiger, wenn England gleichfalls als Garant des Nordostpaktes auftritt und Europa gegenüber eine Bürgschaft übernimmt, die es nicht nur als sein Rechr ansehen kann, sondern als seine Pflicht gefordert werden müßte. Wie England der beste Garant von Locarno ist, so ist es im Osten Garant des Memelstatutes.
Aber unabhängig von der Earantiefrage: Die deutsche öffentliche Meinung sieht mit Sorge» wie England, das angesichts seiner Weltinteressen Politik auf lange Sicht treiben sollte, aus einer nur vorübergehenden Auffassung üder die Entwicklung eines anderen Landes heraus Europa de« Weg ebnet für eine Maste unübersehbarer Abenteuer, die der Nordostpakt wie das trojanische Pferde in seinem Innern birgt.
mühevolle Arbeit unter wenig schöne,, Umständen, ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis.
Wenn Du mit diesem Tage auch wieder aus dem Führerkorps der SA., in dem Du kommissarisch in schweren Tagen mit mir zusammen an der Erhaltung der SA. für unseren Führer gearbeitet hat, scheidest, so werden mich mit Dir doch nach wie vor die engen kameradschaftlichen Bande verbinden, die uns in langen Kampfjahren stets zusammengehalten haben.
Es lebe der Führer! Es lebe Deutschland! Stets Dein
gez. Viktor Lutze.
StandgerMsurtM in Mm
Wien, 24. Juli. In dem Prozeß gegen die beiden wegen Sprengung der Donau-User-Vaha und Mordversuch an einem Wachtbeamten vor dem Wiener Standgericht angeklagten Sozialdemokraten Gerl und Anzbeck erkannte das Gericht gegen beide Beschuldigten auf Todesstrafe. In der Verhandlung gab der Hauptangeklagte Gerl an, daß er einen Terrorakt gegen die Regierung beabsichtigt habe, weil die Regierung das Volk versklave und die Arbeiterschaft unterdrücke. Auf die weitere Frage des Vorsitzenden erklärte der Angeklagte, daß ihm von alle« politischen Parteien die nationalsozialistische weitaus am besten gefalle, daß er aber ans Gefiirnrurgstrene die Sozialdemokratie nicht verlassen wollte, lieber die Herkunft der Sprengstoffe verweigerte er jede Auskunft.
Das Standgericht Salzburg verurteilte die Angeklagte« Rudolf Käfer und Leopold Bach zu 12 und 8 Jahren schweren Ker- Lers. Beide hatten einen Bombenanschlag auf das Herz Jesn- Kloster in Kieferrug unternommen, wobei 400 Fensterscheibe», -«» Teil mit wertvollen Glasmalereien, zertrümmert wurden.
Der Marxist Gerl hingerichtet Wien, 24. Juli. Der Wegen des Anschlags auf die Donauuferbahn zum Tode durch den Strang verurteilte Marxist Joseph Gerl ist am Dienstag um 2V.45 Uhr hingerichtet worden. Um Ruhestörungen zu vermeiden, wurde eine Kompagnie Infanterie zur Absperrung des Geländes rund um das Gerichtsgefängnis eingesetzt.
Nach Mitteilung aus dem Justizministerium ist der weiter zum Tode verurteilte Rudolf Anzböck z» lebenslänglichem schweren Kerker begnadigt worden.
Ae MarxistenmassenverkastlilMli in Men
Durch neue Aufstandspläne veranlaßt Wien, 24. Juli. Wie man erfährt, soll tatsächlich ein Putschplan der radikalen Sozialdemokraten und Kommunisten für die nächste Woche bestanden haben. Die Marxisten wollten einen Zeitpunkt, an dem die österreichische Regierung ihre Aufmerksamkeit in erster Linie auf Sprengstoffanschläge richten mutzte, dazu benutzen, um einen neuen Aufstand zu entfachen. Besonders in den Arbeiterbezirken Floridsdorf und Ottakring geht dieser Plan flüsternd von Mund zu Mund. Die Schutzbündler besitzen noch von früher her zahlreiche Waffen, die sie in sicheren Verstecken untergebracht haben. Angeblich soll es Gemeindehäuser geben, in denen auch jetzt noch Waffen versteckt sind. Die Bevölkerung ist hauptsächlich durch die Erhöhung der Mietspreise in den Gemeindehäusern sehr aufgebracht.
Anscheinend ist der Plan durch frühere Sozialdemokraten den Behörden zur Kenntnis gekommen. Wie man hört, befinden sich auch bekannte Marxistenführer unter den Verhafteten. Die Namen waren von den Behörden sorgfältig geheim gehalten. Wieviel Sozialdemokraten und Kommunisten in Haft sind, läßt sich nicht genau feststellen, doch dürfte die Zahl 600 übersteigen. Vor dem Notarrest kommt es dauernd zu Ansammlungen von Angehörigen der Verhafteten.
Verhaftungen radikaler Marxisten in Wien Wien, 25. Juli. Am gestrigen Dienstag wurde in Wien wiederum eine Reihe radikaler Marxisten verhaftet. Ueber die genaue Zahl war eine amtliche Angabe nicht zu erhalten, doch wird hier von MO Verhaftungen gesprochen. Dieses Vorgehen gegen die radikalen Marxisten soll im Zusammenhang stehen mit der von der Kommunistischen Partei zum sogenannten „Weltrevolutionstag" am l. August ausgegebenen Parole.