<8e«vrtiaö<'t 187/

Gegründet 1877

Aus öen

Rationales Nachrichten- und AnzeigmblM für die Sberamtsbezirke Nagold, Ealw, Freudenstadt und Neuenbürg

knzeiae«preis: Die 1

Millimeterzeile oder deren Raum 8 Reklame 18 «r teleph. erteilte LnstrLae Übernehme« wir reine Gewähr. Rabatt nach Tarif, der jedoch bei chtl. Eintreib. ob. Konkursen hinfillig wird. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.

Gericht!.

-lummer 170

Altensteig, Mittwoch, de« 25. Juli 1934

Bezugspr.: Monatl. d. Post °4l 1.A) einschl. 18 L Beförd.-Geb., zuz. 38 H Zustellungsgeb.; d.Ag.

-K 1.40 einschl. 2V L Austrägergeb.; Einzeln. 10 L. Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. bäh. Gewalt od. Betriebsstör, besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitg. / Telegr.:Tannenbl. / Tel. 321.

5 7. Jahr,«»,

Eia Ausrui des Führers an die Partei

Oeffeatliche Sammlungen nur ia ganz besondere« Ausnahmefälle«

Berlin, 24. Juli. Reichskanzler Adolf Hitler hat an die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei folgenden Ausruf gerichtet:

In hingebungsvoller Arbeit hat eine große Anzahl von Mit­gliedern der Partei, der SA., der SS., der NS.-Frauenschaft, der HI. in den letzten Monaten sich dem Einsammeln von Spenden gewidmet, um Not zu lindern oder sonst zur Er­füllung wichtiger Aufgaben der deutschen Volksgemeinschaft bei­zutragen. Ihnen allen danke ich ebenso wie den Volksgenossen in- und außerhalb der Partei, die Spenden gegeben haben.

Nun mehr hat die Reichsregieruug eiu Gesetz erlassen, durch das alle Sammlungen oo» Geld- oder Sach-Spende» auf Stra­ße» und Plätzen» von Haus zu Haus, in Gast- oder Bergnü- gnngsstätte« oder in andere» öffentlichen Orten bis zum 31. lAtober 1934 verboten werden. Bis zu diesem Tage solle» gleich­sam Sammelferien sein. Sie sollen den Sammlern selbst und allen Volksgenossen zugute kommen, die in der letzten Zeit oft über ihre Kräfte hinaus Opfer gebracht haben. Nur in ganz be­sonderen Ausnahmefällen, die lediglich der Stellvertreter des Führers im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Finan­zen bestimmen kann, werden in der Zeit bis zum 31. Oktober Sammlungen genehmigt werden. In Aussicht genommen sind solche Ausnahmen durch Gestattung eines Sammeltages für das Hilfswerk Mutter und Kind, sowie für einige Haussammlun­gen karitativen Charakter. Am 1. November soll es dann mit frische» Kräften an das Hilsswerk für de« Winter 1934 bis 1335 gehe».

Sch empfehle der Partei und alle« Gliederungen die strenge Durchführung des erlassenen Gesetzes und verbiete jede« Ber- snch, seine Bestimmungen auf irgend einem Wege zu umgehen.

gez. Adolf Hitler.

Ser ReüWWvf Ml Ave des Kriegslmslmges

Berlin, 24. Juli Der Reichsbischof hat zur 20jährigen Wieder­kehr des Tages des Kriegsanfanges folgende Verordnung für die evangelische Kirche erlassen:

Am 2. August begeht das deutsche Volk Len Tag, an dem der Weltkrieg seinen Anfang nahm. Vor 20 Jahren zog die Blüte deutschen Mannestums hinaus, um die Heimat zu schützen. In allen lebte die reine heilige Bereitschaft, für die gerechte Sache des Vaterlandes in einem uns aufgezwungenen Kriege sich zu opfern. Die erneuerte Nation gedenkt in schweigender Ehr­furcht jenes unvergleichlichen Heldentums, das sich auf diesem Opfergange bewährt hat. Die deutsche evangelische Kirche ruft als Kirche des Volkes die deutsche Nation dazu auf, diese Stund« würdig im Angesicht des ewigen Gottes zu begehen. Deshalb ergeht hiernvt Anweisung an alle kirchlichen Stellen, daß am 2. August von 12 bis 12.1S Uhr die Glocken aller evangelischen Kirchen zur Erinnerung an die Gefallenen geläutet werden. So weit zum Gedächtnis dieses Tages Feldgottesdienste vor­gesehen sind, ist die kirchliche Mitwirkung hierbei selbstverständ­liche Pflicht. Darüber hinaus sind in den Gemeinden gottes­dienstliche Andachtsstunden zu veranstalten. Diese Feiern sollen dazu bestimmt sein, daß in dem gewaltigen Schicksal unseres Volkes uns der ewige Gott begegnete. Wo in kleineren, beson­ders ländlichen Gemeinden eine besondere Feier aus den Ver­hältnissen sich nicht ergibt, ist die Erinnerungsstunde auf den daraussolgenden Sonntag zu verlegen. Dabei wird allen Ge­denkfeiern gemeinsam sein: Das dankbare Bewußtsein, daß Gott uns aus Not und Schande zur Erneuerung der Nation im Nationalsozialismus emporgeführt hat. Zum Zeichen dessen werden die Kirchen am 2. August die Fahnen des alten und des »eilen Reiches zeigen."

SbergruvvenMrer von Sasvw

Führer der SA.-Gruppe Berlin

Berlin, 24. Juli. Der Chef des Stabes hat an SS.-Gruppen- führer, General der Landespolizei Kurt Da ln ege, folgendes schreiben gerichtet:

.Lieber Kurt! Der Führer hat mit der Führung der Grupve Berlin-Brandenburg Obergruppenführer von Jagow beauftragt. Obergruppenführer von Jagow wird die Gruppe Berlin-Brandenburg in den nächsten Tagen aus Deinen Händen übernehmen. Von den ö Gruppen im Osten des Reiches, mit deren kommissarischer Führung Dich der Führer 'n den bitteren Tagen der Niederschlagung der Röhmrevolte beauf­tragt hatte, kommt damit die letzte Gruppe in die Hände eines »tten SA.-Fghrers. Bei dieser Gelegenheit Dir, lieber Kurt, kameradschaftlichen und herzlichen Dank z« sagen für Deine

Ist StWrea srs NordollpakttS

Ejn eindrucksvoller Nachweis

London, 24. Juli. Ein Reuter-Vertreter hatte Gele­genheit, sich mit einer deutschen privaten Persönlichkeit, die den offiziellen Kreisen in Berlin nahesteht und die sich einige Tage hier aufhält, über den Nordostpakt zu unter­halten. Die Unterhaltung ergab etwa folgendes Bild von den in Berlin herrschenden Ansichten:

Während Westlocarno für Deutschland und Europa einen nicht wegdenkbaren Faktor im Wiederaufbau Euro­pas bedeutet, fragt sich jeder Deutsche heute besorgt, ob nicht der Nordostpalt die segensreichen Auswirkungen von Locarno schwer beeinträchtigt. Die gegenseitige bewaffnete Hilfeleistung, die der neue Vertragsentwurf sogar unbe­kümmert vor die Konziliation setzt, bedeutet das Umher- fpazieren von acht Armeen im Herzen Europas, und tm Herzen Europas liegt Deutschland. Mehr als 20 Konflikte - sind zwischen den acht Staaten des Vertrages leicht errechen­bar, und in all diesen Fällen soll Deutschland Etappe wenn nicht Kriegsschauplatz werden. Wenn heute die Vorkriegs­diplomatie nicht hoch im Kurse steht, so hat sie doch eine These hochgehalten: Es mutz in jedem Fall versucht wer­den, einen Streitfall zu lokalisieren. Hier wird das Gegen­teil erstrebt. Im Falle eines Konfliktes und den Stroit z. B. zwischen zwei baltischen Staaten kann man unmöglich einen europäischen Konflikt nennen dürfen, ja sollen sich die schwer bewaffneten, modernst ausgerüsteten Riefenheere von Großmächten in Bewegung setzen können, eine Vor­stellung, die auch eine« beherzte l Europäer schaudern läßt. Wie soll das abgerüstete Deutschland einen solchen Vor­schlag seiner hochgerüsteten Abrüstungsschuldner mit Be­geisterung aufnehmen könne«? Wie ferner Deutschland an der Mehrzahl der möglichen Streitfälle, für die der Ver­trag Vorsorge treffen soll, uninteressiert ist, so werden hier künstlich durch die Garantien Interessen geschaffen, die bis­her zum Segen Europas nicht bestanden.

Hatte Rußland bisher glücklicher Weise keine Interessen im Westen Europas, so wird hier künftig eine Russie pro- longee au bord du rhin geschaffen. Wäre aber Rußland Garant im Westen, dann dürfte seine Inte ressenah me itichr an der deutsch-französischen Grenze Halt machen, sondern würde logisch und zwangsläufig darüber hinaus vorstotzen bis an die Nordsee und deren Anlieger unmittelbar berüh­ren. Und Frankreichs östlicher Garant? Gemeinhin ver­bindet man mit dem Begriff Garant eine neutrale, nicht

unmittelbar interessierte Macht, die sich im Dienste der großen Idee des Friedens in einen ihr an sich fremden Jn- teressenkreis hineinbegibt, um neutraler, objektiver Sach­walter im Interesse der Staaten zu werden, die eine nach allen Seiten sich gleichmäßig auswirkende Stütze suchen. Die französischen Militärbündnisse mit einigen der vom Ostpakr zu erfassenden Staaten verhindert aber selbstverständlich, daß Frankreich nie die Rolle eines parteilosen Garanten übernehmen könnte. Von vornherein Partei, durch der­artige Bündnisse einseitig orientiert, müßte Frankreich logischer Weise von sich aus absehen, eine Rolle zu über­nehmen, deren Durchführung die Aufgabe einer seiner Son­derbindungen gebieterisch verlangen sollte. Sie fragen mich, wie ich Englands Rolle bei der jüngsten Entwicklung der Dinge ansehe. Der soeben von England getroffene Fünf- Jahresplan der Luftaufrüstung bedeutet, daß England zu der schmerzlichen Erkenntnis gekommen ist, daß die sehr starke Zunahme der Reichweite von Artillerie und Flug­zeugen ihm den insularen Charakter endgültig genommen hat und daß es den Schutz seines Landes nicht mehr allein Flotte und Heer anvertrauen kann. Ist aber England Kontinentalmacht geworden, dann fragt man sich, wie kann dann England glauben, daß es sich künftig aus einem der zahlreichen möglichen Streitfälle, die der Nordostpakt vor­sieht, heraushalten könnte, zumal die Tendenz des Vertra­ges gerade auf eine Generalisierung anstatt aus eine Lok«» lifiernng der Konflikte ausgeht? Angesichts der Tatsache^ daß durch das Losbrechen der Assistence mutuesle in jedem Falle englische Interessen berührt werden müssen, ist es dann wohl folgerichtiger, wenn England gleichfalls als Garant des Nordostpaktes auftritt und Europa gegenüber eine Bürgschaft übernimmt, die es nicht nur als sein Rechr ansehen kann, sondern als seine Pflicht gefordert werden müßte. Wie England der beste Garant von Locarno ist, so ist es im Osten Garant des Memelstatutes.

Aber unabhängig von der Earantiefrage: Die deutsche öffentliche Meinung sieht mit Sorge» wie England, das angesichts seiner Weltinteressen Politik auf lange Sicht trei­ben sollte, aus einer nur vorübergehenden Auffassung üder die Entwicklung eines anderen Landes heraus Europa de« Weg ebnet für eine Maste unübersehbarer Abenteuer, die der Nordostpakt wie das trojanische Pferde in seinem Innern birgt.

mühevolle Arbeit unter wenig schöne,, Umständen, ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis.

Wenn Du mit diesem Tage auch wieder aus dem Führerkorps der SA., in dem Du kommissarisch in schweren Tagen mit mir zusammen an der Erhaltung der SA. für unseren Führer ge­arbeitet hat, scheidest, so werden mich mit Dir doch nach wie vor die engen kameradschaftlichen Bande verbinden, die uns in langen Kampfjahren stets zusammengehalten haben.

Es lebe der Führer! Es lebe Deutschland! Stets Dein

gez. Viktor Lutze.

StandgerMsurtM in Mm

Wien, 24. Juli. In dem Prozeß gegen die beiden wegen Sprengung der Donau-User-Vaha und Mordversuch an einem Wachtbeamten vor dem Wiener Standgericht angeklagten So­zialdemokraten Gerl und Anzbeck erkannte das Gericht gegen beide Beschuldigten auf Todesstrafe. In der Verhandlung gab der Hauptangeklagte Gerl an, daß er einen Terrorakt gegen die Regierung beabsichtigt habe, weil die Regierung das Volk ver­sklave und die Arbeiterschaft unterdrücke. Auf die weitere Frage des Vorsitzenden erklärte der Angeklagte, daß ihm von alle« politischen Parteien die nationalsozialistische weitaus am be­sten gefalle, daß er aber ans Gefiirnrurgstrene die Sozialdemo­kratie nicht verlassen wollte, lieber die Herkunft der Spreng­stoffe verweigerte er jede Auskunft.

Das Standgericht Salzburg verurteilte die Angeklagte« Ru­dolf Käfer und Leopold Bach zu 12 und 8 Jahren schweren Ker- Lers. Beide hatten einen Bombenanschlag auf das Herz Jesn- Kloster in Kieferrug unternommen, wobei 400 Fensterscheibe», -«» Teil mit wertvollen Glasmalereien, zertrümmert wurden.

Der Marxist Gerl hingerichtet Wien, 24. Juli. Der Wegen des Anschlags auf die Donauuferbahn zum Tode durch den Strang verurteilte Marxist Joseph Gerl ist am Dienstag um 2V.45 Uhr hingerichtet worden. Um Ruhestörungen zu vermei­den, wurde eine Kompagnie Infanterie zur Absperrung des Geländes rund um das Gerichtsgefängnis eingesetzt.

Nach Mitteilung aus dem Justizministerium ist der weiter zum Tode verurteilte Rudolf Anzböck z» lebenslänglichem schweren Kerker begnadigt worden.

Ae MarxistenmassenverkastlilMli in Men

Durch neue Aufstandspläne veranlaßt Wien, 24. Juli. Wie man erfährt, soll tatsächlich ein Putschplan der radikalen Sozialdemokraten und Kommu­nisten für die nächste Woche bestanden haben. Die Mar­xisten wollten einen Zeitpunkt, an dem die österreichische Regierung ihre Aufmerksamkeit in erster Linie auf Spreng­stoffanschläge richten mutzte, dazu benutzen, um einen neuen Aufstand zu entfachen. Besonders in den Arbeiterbezirken Floridsdorf und Ottakring geht dieser Plan flüsternd von Mund zu Mund. Die Schutzbündler besitzen noch von früher her zahlreiche Waffen, die sie in sicheren Verstecken untergebracht haben. Angeblich soll es Gemeindehäuser geben, in denen auch jetzt noch Waffen versteckt sind. Die Bevölkerung ist hauptsächlich durch die Erhöhung der Mietspreise in den Gemeindehäusern sehr aufgebracht.

Anscheinend ist der Plan durch frühere Sozialdemokra­ten den Behörden zur Kenntnis gekommen. Wie man hört, befinden sich auch bekannte Marxistenführer unter den Verhafteten. Die Namen waren von den Behörden sorg­fältig geheim gehalten. Wieviel Sozialdemokraten und Kommunisten in Haft sind, läßt sich nicht genau feststellen, doch dürfte die Zahl 600 übersteigen. Vor dem Notarrest kommt es dauernd zu Ansammlungen von Angehörigen der Verhafteten.

Verhaftungen radikaler Marxisten in Wien Wien, 25. Juli. Am gestrigen Dienstag wurde in Wien wiederum eine Reihe radikaler Marxisten verhaftet. Ueber die genaue Zahl war eine amtliche Angabe nicht zu erhal­ten, doch wird hier von MO Verhaftungen gesprochen. Die­ses Vorgehen gegen die radikalen Marxisten soll im Zusam­menhang stehen mit der von der Kommunistischen Partei zum sogenanntenWeltrevolutionstag" am l. August aus­gegebenen Parole.