SchmPvälöer
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Altensteig, Dienstag, den 24. Juli 1934
Sle Stabilisierung des Brotpreiies
Ein Erfolg des Eemeinschaftseinfatze« der Getreidewirtschaft
WPD. Wenn in früheren Zeiten ein über 20prozentiger Rückgang des Ernteertrages bekannt geworden wäre, dann hätte der deutsche Bauer zwar nicht mit einem im Getreidemeis liegenden Ausgleich seiner Minderernte rechnen können, wohl aber das deutsche Volk ein Anziehen des Brotpreises befürchten müssen. Denn der in solchen Jahren herrschende verstärkte Verkaufsdruck der Landwirtschaft wäre von den die Eetreidemärkte beherrschenden Spekulanten im eigenen Interesse ausgenutzt worden und hätte zu dem für jene Zeit typischen Bilde geführt, datz Erzeuger und Verbraucher die durch die Minderernte entstandene Notlage in dem Matze stärker zu spüren bekamen, als andere den Gewinn einstrichen.
Wenn durch die umfassende Regelung des Verkehrs mir landwirtschaftlichen Erzeugnissen auch schon grundsätzlich solche in der Organisation der Volkswirtschaft liegende Schäden im neuen Staate behoben werden konnten, so bietet die praktische Inangriffnahme und Lösung der Brotgetreideversorgung auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen zur Ordnung der Getreidewirtschaft ein besonders anschauliches Bild der neuen wirtschaftlichen Gemeinschaftsarbeit.
Die Vorratspolitik des Reichsbauernführers hat die Deckung des Brotgetreidebc irfs durch die Schaffung einer nationalen Reserve zunächst stärker gesichert. Der Ueb ,.^ schuhertrag des Vorjahres wurde aufgefangen, und aus dem Ueberangebot der Rekordernte so nur eine praktische Folgerung in Richtung der notwendigen Bedarfsdeckung gezogen. Vorschläge zu einer staatsseitig zu erzwingenden An- baubeschränkung wurden strikte abgelehnt und werden auch in Zukunft nicht befolgt werden. Wer würde heute nicht derartige, aus der vorjährigen Ueberschuhernte gezogene Konsequenzen der Staatsführung zum Vorwurf und sie für den diesjährigen Ausfall verantwortlich machen! Die nationalsozialistische Landwirtschaftspolitik hat bewiesen, datz sic nur dort planwirtschaftlich arbeitet, wo die Planung sich ausrichten kann, auf eine völkische Bedarfsdeckungswirl- schaft.
Auch die Heranführung der diesjährigen Brotgetreideernte bis zum Verbraucher zeigt, daß nur in dem Matze die an der Getreidewirtschaft Beteiligten in die Wirtschaftsplanung einbezogen werden, als die Sicherstellung oer Versorgung es verlangt. So ist von der Schaffung eines, gesetzlich durchaus möglichen, staatlichen Handelsmonopols abgesehen Worden, und dem Handel die Erfüllung seiner volkswirtschaftlichen Funktionen ermöglicht. Alle Verteiler von Brot- und Futtergetreide sind mit den Erzeugern und Weiterverarbeitern von Getreideerzeugnissen zu Wirtschaftsverbänden zusammengeschlossen, um in gemeinschaftlichem Zusammenwirken dafür zu sorgen, datz der gesamte Brotbedars des deutschen Volkes nicht nur überhaupt gedeckt wird, sondern auch zu einem Preise, der Erzeugern und Verbrauchern gerecht wird.
Unter Beibehaltung und Ausbau des Festpreissystems nach dem Preiszonen- und Gefälleprinzip wird für das neye Eetreidejahr ein Preis festgesetzt, der trotz des gerin
geren Ernteaussans erne allgemeine Heraufsetzung des Brotpreises vermeidet. Diese Stabilisierung des Brotprei- ses ist ein Erfolg der Arbeit des Nährstandes, der bewußt Opfer für die Allgemeinheit bringt, und willens ist, diese praktische Politik des Eemeinschaftseinsatzes fortzufllhren. Es galt unter allen Umständen, eine Schwächung der Kaus- kraft, die eine Verteuerung des Brotes bedeutet, zu vermeiden. Mv" hat es u. a. durch eine Erhöhung des Ausmahlungssatzes für Roggenmehl erreicht. Man hat es aber vor allem erreicht dadurch, datz man die Getreidewirtschaft in ihrer Gesamtheit im Interesse des Volkes in Anspruch nimmt. Der Bauer macht den Anfang, Getreidehandel, Mühlen und Bäcker werden nicht zurückstehen, wenn es gilt, sich zu bescheiden. Der Mensch in der Wirtschaft ist im heutigen Staate ein dienendes Glied und bereit, das Seine zu tun im Kampfe um die Erhaltung des Volkes.
Um die Londoner Nottenkonserenz
Der Stand der Abrüstung zur See
Im Jahre 1922 gelang es zum ersten Male, auf einem Teilgebiet der Rüstungen eine Beschränkung durch internationale Vereinbarung herbeizuführen. Die fünf stärksten Seemächte schlossen damals in Washington einen Vertrag, in dem ein bestimmtes Verhältnis zwischen den Flottenstärken dieser Mächte verbindlich festgelegt wurde. Großbritannien, die Vereinigten Staaten von Amerika, Japan, Frankreich und Italien vereinbarten, datz die Eesamtton- nage ihrer Erotzkampfschiffe im Verhältnis von 5:5:3:1, 75:1,75 gehalten werden solle. Außerdem war festgesetzt, datz für Schiffe dieses Typs eine Höchstwasserverdrängung von 35 000 Tonnen innegehalten werden solle. Für Kreuzer wurde ebenfalls eine obere Verdrängungsgrenze von 10 000 Tonnen vereinbart und daneben ein Höchstkaliber für die Bestückung von 203 Millimeter für Kreuzer und 406 Millimeter für Erotzkampfschiffe. Man unterließ es damals aber, die Gesamttonnage der Kreuzer wie auch aller übrigen nicht zur Kategorie der Erotzkampfschiffe gehörenden Kriegsfahrzeuge zu normieren und in ein bestimmtes Verhältnis zueinander zu bringen. Es blieb den einzelnen Staaten überlassen, was sie an solchen Fahrzeugen bauen wollten. Die Folge war, datz alle an der Washingtoner Flottenkonferenz beteiligten Seemächte sich nun mit besonderem Eifer auf die 10 000-Tonnen-Kreuzer stürzten und. ungebunden durch irgendwelche Beschränkungen, ihre Seemacht vor allen Dingen aus dieser Basis ausweiteten. Dabei kam ihnen der Umstand zu Hilfe, datz in der Zeit >eit 1922 erhebliche waffen- und schiffsbautechnische Fortschritte gemacht wurden
Die Unzulänglichkeit der Vereinbarung von Washington hat 1931, also noch vor Ablauf des auf den 31. Dezember 1936 begrenzten Washingtoner Abkommens, zu einer neuen Flottenkonferenz in London geführt. Auf ihr sollten die Lücken, die 1922 gelassen woroen waren, ausgefüllt werden. Es gelang in London aber nicht, alle fünf Mächte unter einen Hut zu bringen. Frankreich weigerte sich, Italien die von diesem beanspruchte Ficttkngleichheit zuzugestehen und
infolgedessen sind diese beiden Staaten an dem Londoner Flottenvertrag überhaupt nicht beteiligt. Lediglich Großbritannien, die Vereinigten Staaten von Amerika und Japan Unterzeichneten ihn, legten damit fest, datz die Flottenparität im Verhältnis von 5:5:3 nicht mehr nur für d« Erotzkampfschifftonnage, sondern auch für die übrigen Schiffskategorien gelten solle und setzten die obere Grenze der zulässigen Eesamttonnage obendrein um 10 Prozent herab. Frankreich und Italien erklärten sich lediglich ans freien Stücken bereit, die Eesamttonnage ihrer Erotzkampfschiffe auf 70 000 Tonnen zu begrenzen.
Tatsächlich hat sich seit London und erst recht seit Washington das Kräfteverhältnis der beteiligten fünf Seemächte erheblich verschoben. Es wird heute nicht einmal möglich sein, im Einzelnen genau anzugeben, wie es sich darstellt. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben begonnen, ein großes Flottenbauprogramm auszuführen. Japan, das wiederholt offen erklärt hat, sich mit der ihm auferlegten Beschränkung gegenüber Großbritannien und den Vereinigten Staaten in Zukunft nicht mehr zufrieden gebe« zu wollen, hat ebenfalls, zum Teil sicherlich unkontrollierbar, seine maritime Aufrüstung in Angriff genommen. In Tokio besteht neuerdings überhaupt wenig Neigung, nach Ablauf des derzeitigen Abkommens neue Bindungen zu übernehmen, und die Vorbereitungen für die im Jahre 1935 fällige neue Flottenkonferenz, die zur Zeit in London getroffen werden, werden in ihr entscheidendes Stadium treten, wenn im Oktober der japanische Delegierte in London eintrisft. Dann wird sich die Unvereinbarkeit des Standpunktes der japanischen Flottenpolitiker mit dem Amerikas und Großbritanniens ergeben, und man sagt ja schon jetzt voraus, datz die Londoner Flottenkonferenz vielleicht überhaupt garnicht stattfinden wird. Schwierigkeiten bereiten außerdem die Forderungen Japans, das die volle Gleichberechtigung mit England und Amerika verlangt. Kompliziert wird die Situation dadurch, datz die Sowjetunion ihre Beteiligung an einem neuen Flottenabkommen wünscht. Frankreich würde sie ihr schließlich zugestehen, vielleicht auch England. Aber Japan? Es sieht im Augenblick nicht so aus, als ob der Anlauf, den man 1922 und 1931 zu einer Flottenabrüstung nahm, 1935 im Zeichen der gescheiterten Genfer Landabrüstungskonferenz fortgesetzt werden wird. Auch aus dem Meere regiert Mars die Stunde.
ErMruug Sowjettutzlaudr zum vstvakl
Berti«, 23. Juli. Der bisherige Botschafter der UdSSR., Chmtschuk, hat vor seiner Abreise im Auswärtigen Amt die Erklärung abgegeben, daß die Regierung der UdSSR, mit der Ausdehnung der Locarno-Earan- tie der Sowjetunion auf Deutschland und der Erweiterung der französischen Garantie aus dem Ostpaktprojekt auf Deutschland, wie sie von der englischen Regierung vorgeschlagen und von Frankreich angenommen worden sind, einverstanden sei. Die Erklärung stimmt überein mit den Erklärungen, die die Botschafter der UdSSR, in Paris und London der französischen dzw. der englischen Regierung in diesem Punkt abgegeben haben.
Große Mstnen
Copyright: PriSma-Korrespondenz, Berlin-Schöneberg. t8 Fortsetzung. Nachdruck verboten)
Er wollte wieder beginnen, aber Grete schnitt ihm das Wort ab.
„Nein, lassen wir dieses unerquickliche Thema... Also, Herr Bielefeld, der Plan in mir steht fest, vorerst in groben Umrissen. Ich habe ein mütterliches Erbteil von 60 ooo Mark, das jederzeit zu meiner Verfügung steht. Und nun komme ich zu dem Kernpunkt. Ich bin zwar nicht auf den Kopf gefallen, aber ich habe doch von dem umfangreichen Betrieb einer Großbäckerei, wie sie mir schwant, nicht den blauen Dunst. Und um mich vor Verlusten zu schützen, da wollte ich Sie um Ihren fachmännischen Rat fragen und Sie bitten, mir über alles Wesentliche, was in Frage kommt, Auskunft zu geben. Und weiter wollte ich Sie fragen, ob Sie den Betrieb leiten wollten?"
Sie streckte ihm ihre kleine Hand hin, in die er begeistert seine große Arbeitshand legte.
„Fräulein Grete," stotterte er verlegen, „Sie erweisen mir eine solche Ehre? Ach Gott... ach Gott... das ist ja der schönste Tag meines Lebens. So gewissermaßen ein ganz selbständiges Arbeitsfeld zu haben, so schalten und walten zu können, wie einem solch Betrieb vorschwebt... das wäre ja der Wunsch meines Lebens."
Voll ehrlicher Freude strahlte sein gutes rotes Bäckergesicht, daß Grete fühlte, dieser Mensch meint es ehrlich mit ihr.
„Also abgemacht, Herr Bielefeld," sagte sie zufrieden und entzog ihm ihre Hand, die er noch immer mit beiden Händen umfaßt hatte, „Sie werden der Obermeister meines . zukünftigen Betriebes. Natürlich sind Sie am Ueberschuß prozentual beteiligt."
„Auch das noch!" stieß Bielefeld freudig hervor. „Aber das kann ich doch garnicht verlangen, wo ich mich doch gar- nicht finanziell beteiligen kann. Meine kleinen Ersparnisse kommen ja bei solch einem Projekt garnicht in Frage."
„Das sollen Sie auch nicht," begütigte Grete, „Ihre Tätigkeit und Ihr Rat ist mir wertvoller als jede Einlage."
Und nun berieten sie. Bielefeld erwies sich als versierter Fachmann. Und nach längerer Beratung stand der Plan schon ziemlich festgefügt da, Zunächst auf dem Papier. Mit dem Kapital ließ sich ein mittlerer Betrieb schon aufmachen.
Als sie sich mit festem Händedruck trennten, war es gegen 11 Uhr geworden.
»
Bielefeld benutzte seine ganze freie Zeit, um ein passendes Objekt zu finden.
Tagelang war er unterwegs.
Er prüfte gründlich, kalkulierre, verwarf und rechnete von neuem.
Täglich berichtete er Grete, die fieberhaft seinen Meldungen entgegensah.
Nach 14 Tagen kan» er strahlend Grete entgegen.
Er hatte etwas entdeckt, was wohl das Gegebene war.
Gegenüber der Lehmannschen Bäckerei waren die Parterre- räumlichkeii.'n und Hvfgebäude zu vermieten.
Eine Konkurrenzfirma hatte bis vor zwei Jahren die Räume innegehabt.
Der Inhaber war gestorben und die Erben hatten den Betrieb, der sich wohl nicht so recht rentierte, nicht mehr fortgesetzt.
Seit zwei Jahren also standen die Räume leer, Bielefeld hatte garnicht mehr daran gedacht.
Ein Teil der Maschinen war noch vorhanden.
Die Backräume brauchten nur kleine Verbesserungen zu erhalten.
Aber ein Teil neuer Maschinen mußte neu angeschafft werden.
Und das war der wunde Punkt. Ca. Z0 000 Mark fehlten zur Inbetriebsetzung.
Bielefeld hatte diese Mehrbelastung mit in die Kalkulation aufnehmen müssen.
Also, wenn der Rest des Betriebskapitals aufzutreiben war, dann konnte endgültig begonnen werden.
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Grete batte hin und her überlegt. Zu ihrem Vater wollte sie nicht gehen. Er trotzte noch immer.
Aber wenn sie sich Herrn von Feldern anvertraute? Bisher hatte sie gezögert, ihm von ihren Plänen zu sprechen.
Aber jetzt wollte sie ihn einweihen.
Und er, der gütige Mensch, würde Verständnis für ihr Vorhaben zeigen. Das hatte sie im Gefühl.
Nach :n Mittagessen blieben Grete und Feldern noch stets eine Jeitlang zusammen.
Grete sah ihn verstohlen ein paar Mail an.
„Na, kleines Fräulein, was haben Sie denn auf dem Herzen?" fragte er blinzelnd und legte die Zeitung beiseite.
Grete schöpfte tief Atem.
„Herr von Feldern," begann sie beklommen, „ich habe eine große Bitte an Sie... ich..." Sie stockte.
„Na... heraus mit der Sprache," versetzte der Hausherr.
„Ich habe einen Wunsch, dessen Erfüllung mir die Möglichkeit gibt, mich auf eigene Füße zu stellen."
„So... Sie wollen... sich auf... eigene Füße stellen?" fragte er gedehnt. „Gefällt es Ihnen bei mir nicht mehr?"
Grete wurde rot.
„Aber, wie können Sie nur denken? Sie sind so gütig zu mir; haben mir, als alle sich von mir ivandten, Ihren Schutz gewährt, haben mich in Ihr Haus ausgenommen, mich wie Ihr eigenes Kind behandelt." .
„Das war einfachste Menschenpflicht," entgegnete er ernst.
„Ich kann aber Ihre Güte auf die Dauer nicht in Anspruch nehmen. Was biete ich Ihnen denn für Ihre Wohltaten?" stieß Grete bekümmert hervor.
Feldern legte die Hand auf ihren Kopf.
„Mein liebes Kind, was Sie mir bieten, das kann ich fast nicht in Worte kleiden."
Sein warmer Ton ging ihr ans Herz.
Feldern sah sie innig an und fuhr fort:
„Gretchen... Sie haben in mir, dem alternden Manne, das Köstlichste, was mir bisher fremd war, wachgerufen... die Vaterliebe. Das ist ein Geschenk, das ich durch keine Güte und durch kein Wohlwollen aufwiegen kann."
Innig küßte Grete seine liebe Hand.
„Und nun Gretchen, sprechen Sie sich aus. Wenn ich Ihren Wunsch erfüllen kann, es soll mir eine Freude sein."
Grete entwickelte ihren Plan ausführlich.
Fortsetzung folgt!