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Nummer 168

Altensteig, Montag, den 23. Zuli 1934

Bezugspr.: Monatl. d. Post -4t 1.20 einschl. 18 ^ Beförd.-Eeb., zuz. 30 H Zustellungsgeb.; d. Ag. °4t 1.40 einschl. 20 L Austrägergeb.; Einzeln. 10 L. Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. höh. Eewau od. Betr iebsstör, besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitg. / Telegr.:Tannenbl. / Tel. 321.

S7. Zahrga»,

Ae lmmvoWche Spannung in Frankreich

Noch keine Klärung

Justizminister Cheron, der Freitag Paris im Auto ver­lassen hat, um sich nach dem Landsitz Doumergues zu bege­ben, ist nicht nur beauftragt worden, dem Ministerpräsiden­ten über Len Zwischenfall Tardieu-Chau- 1 emps und die dadurch geschaffene Lage Bericht zu er­statten, sondern ihn auch wenn möglich, nach Paris znrück- zuholen, damit er in einem für Dienstag oder Mittwoch vorgesehenen neuen Kabinettsrat den Streit schlichte. Die Regierungsmitglieder waren in der Tat von Anfang an der Ansicht, daß nur Doumergue eine Entschei­dung zustehe. Der Vorstand der radikal sozialisti­schen Partei war, wie man hört, dem Standpunkt punkt Chautemps beigetreten, wonach Tardieus Vorstoß ge­gen die Radikalsozialistische Partei gerichtet gewesen sei, und Tardieu damit den Burgfrieden gebrochen habe. Als Genugtuung müsse man den Rücktritt Tardiens fordern, andernfalls hätten die radikalsozialistischen Re­gierungsmitglieder die Konsequenzen zu ziehen.

Tardieu soll sich indessen gegen den Vorwurf gewehrt ha­ben, daß er die Radikalsozialisten habe angreifen Hollen. Für ihn bestehe daher kein Grund, sein Amt niederzulegen, solange nicht Doumergue von sich aus dazu Stellung ge­nommen habe Anscheinend, um Tardieu den ihm auch von Barthou nahegelegten Rücktritt zu erleichtern Barthou soll auf die Gefahren hingewiefen haben, die seiner Au­ßenpolitik durch eine innerpolitische Krise entstehen könn­ten und damit die von seiner Partei gewünschte Genug­tuung zu erlangen, hat Herriot sich zum Rücktritt »bereit erklärt; die übrigen Regierungsmitglieder scheinen jedoch der Auffassung zu sein, daß vom Lande ein derartiger Schritt als die Loslösung der Radikalsozialisten von der Regierungsmehrheit ausgelegt werden könnte, selbst wenn die übrigen radikalsozialistischen Minister im Kabinett verbleiben würden. Kurzum, eine Klärung ist «icht erfolgt. Die Entscheidung liegt bei Doumer­gue, von dessen Initiative die politischen Kreise einen Schiedsspruch erwarten, der den Burgfrieden wenigstens bis zum Herbst halten könnte. Man verhehlt sich allerdings nicht, daß sich Doumergue, den einige Kollegen unduldsam behandeln, entschließen könnte, zurückzutreten.Matin" er­klärt indessen, daß die politisch Besonnenen noch nicht die Hoffnung auf eine Beruhigung der Gemüter aufgegeben hätten. Die angesichts der Lage bestehenden Möglichkeiten umreißtJournal" wie folgt: Aufrechterhaltung desSta­tus quo" bis zum Wiederzusammentritt des Parlaments, oder Rücktritt Tardieus, der den Kern der Radikalsozialisti­schen Partei besänftigen und ihr gestatten würde, im No­vember dem Burgfriedenskabinett ihre Stimme zu geben, oder weitestgehende Umbildung des Kabinetts, oder schließ­lich Rücktritt bei jetzigen Regierung und Bildung eines neuen Ministeriums entweder unter Doumergue oder einer anderen Persönlichkeit.

Daß Tardieu gerne ausscheiden wolle, um seine Handlungsfreiheit wieder zu erlangen, hältEcho de Paris" für durchaus möglich, bemerkt aber, daß sein Rück­tritt unter den gegenwärtigen Umständen als ein Witz Chautemps angesehen werden müsse. Selbstverständlich schwirren allerhand Gerüchte, die hier und da ihren Nieder­schlag auch in der Presse finden. So weist man in einem Blatt auf die Möglichkeit eines Kabinetts Barthou und in einem anderen Blatt auf die Möglichkeit von Neuwahlen hin. Im allgemeinen vertritt aber die Presse die Auffas­sung, daß ein Bruch der Regierungsmehrheit nm jeden Preis verhindert werden sollte. Es wird auch die Hoffnung ausgesprochen, daß es Doumergue gelingen werde, einen Ausgleich herbeizuführen. Kriegsmarineminister Pietry, der eine Vesichtigungsreise durch die französischen Kriegs­häsen unternommen hatte, hat diese Reise in Cherbourg abgebrochen und ist nach Paris zurückgereist. Er gab zu, daß seine Rückkehr mit der innerpolitischen Lage Zusam­menhänge, glaubt aber versichern zu können, daß sich das wieder einrenken werde.

Herriot und Tarnen sollten zurücktreten

Paris, 21. Juli. Wie in politischen Kreisen zum Kabinettsrat verlautet, hatte man im Interesse einer Beilegung des Streit- ialles die Möglichkeit in Erwägung gezogen, daß die beiden Minister Herriot und Tardieu ihren Rücktritt einreichten. Dieser Vorschlag wurde auch von der Mehrheit der anwesenden Minister gutgeheitzen. Ministerpräsident Doumergue. der fern­mündlich davon verständigt wurde, verlangte aber mit aller Ent­schiedenheit, daß beide Minister im Kabinett bleiben.

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Erlaß -es Retchsjuftjzrulliifters an alle deutschen Sustizbe-ör-en

Berli«. 22. Juli. Der Reichsminister der Justiz. De. Gärt­ner, hat am 20. Juli 1934 solgeude» Erlaß au alle deutsche» Justizbehörden gerichtet:

Durch die Niederschlagung der hoch- und laudesverräterischeu Angriffe aus die Volksgemeinschaft vom 30. Juni, 1. u»d 2. Juli 1934 ist die innere Kraft des Reiches gefestigt uud ge­sichert worden. Mehr denn je ist Borausjetznug für die wettere Arbeit der Reichsregierung am Neuaufbau des Reiches, daß die Achtung vor dem Gesetz, die der Reichskau^er als oberster Füh­rer der SA. in seinem Befehl au den Ehes des Stabes der SA. am 39. Juui 1934 oou den SA.-Fiihrern gefordert hat. auch für jede» Bolksgeuosseu das oberste Gesetz seines Haudelus bilde.

Der Rechtspflege erwächst die besondere Ausgabe, mit Nach­druck fär die gewisseuhaste Wahruug oou Gesetz uud Recht eiuzutreten uud gegen jeden Rechtsbruch, insbe­sondere gegen jede strafbare Haudluug, entschieden oorzugehe». Di« Rechtspflege darf sich dabei von keinerlei Rucksich­

te« ans die Person des Beschuldigten leite» laßen; sie dient allein dem Wohl des Volkes uud der Gerechtigkeit, Versuche Unberufener, auf de» Gang des Rechtsversahreus Ein­fluß zu nehmen, sind nachdrücklich zuruckzumeife» uud alsbald deu Vorgesetzten Behörde» zu melde». In keinem Fall dürfen st« de» ordnungsmäßigen Fortgang des Bersahreus. insbesondere die sachgemäße Durchführung der Ermittlungen verzögern.

Bei allen Maßnahmen ist eines besonders zu beachten: De» gehobenen Stellung des Trägers eines deutschen Amtes, eines Führers oder Unterführers entsprechen erhöhte Pflichten. Wer sie verletzt, wer insbesondere als Amtsträger oder Führer sich gegen des in ihn gesetzten Vertrauens unwürdig erweist, ist nachdrücklich und unnachsichtig zu verfolgen. Die Volksgemein­schaft dars erwarten, daß die Strafe, die gegen ihn verhängt wird, nach Art und Höhe der gehobenen Stellnug des Beschul­digten Rechnung trägt."

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Der Auftakt in Baden-Baden

Baden-Baden, 22. Juli. Zu einem feierlichen Akt gestaltete sich am Freitagabend rm Kurhausgarten die Flaggenhissung und der große Fahrerappell. Obergruppenführer Hühnlein ergriff das Wort zu einer Ansprache an die Deutjchlandfahrer. Er begrüßte neben den in Baden-Baden Versammelten auch die Motorradfahrer in Leipzig und stellte das schöne Bild von der Geschlossenheit, von dem Eemeinschastsgedanken heraus, der sich hier biete. Der deutsche Kraftfahrsport ist stolz daraus, daß die 2000-Kilometer-Fahrt durch Deutschland bereits einen ern­sten Widerhall im Ausland zu erringen vermochte. Ich be­grüße die Vertreter der neun Nationen, die ihre Nennung ab­gegeben haben, und heiße sie herzlich auf deutschem Boden will­kommen. Er schloß mit einem dreifachen Siegheii aus unser deutsches Vaterland, den Reichspräsidenten und unseren Führer. Unter den Klängen des Deutschland- und des Horst Wessel-Lie­des stiegen am Maste die Fahnen in die Höhe, und die Fahrer, die im Morgengrauen des Samstags für einen Tag und eine Nacht Deutschland durchbrausen werden, begaben sich in ihre Quartiere.

Der Start

In der Nacht zum Samstag kam Baden-Baden überhaupt nicht zur Ruhe. Noch bei völliger Dunkelheit begann der Start der Kraftwagen. Den Startplatz umlagerten nicht allein sport­lich interessierte Zuschauer, sondern auch solche, die vom Tanz­parkett und aus den Spielsälen herbeigekommen waren als der Führer des deutschen Kraftfahrsports, Obergruppenführer Hühn­lein, die Startfahne senkte. Als Erster verließ unter Jubel und Heilrufen der Menge Polizeigeneral Daluege mit dem Wagen Nr. 531 die Bäderstadt. Dann begaben sich in jeder Minute j zwei Wagen auf die Reise. Es dauerte bis 9.30 Uhr bis die 600 Kraftwagen abgelassen waren. Um 5.25 Uhr traf der erste Wa- . gen an der Kontrollstelle in Freibnrg ein. Der Wagen wurde gesteuert von Dr. Müller Zschopau mit Beifahrer Dier- s schewski-Spandau. -

Erste Kontrolle in München !

München, 22. Juli. Vor dem Braunen Haus in München war - die erste Kontrollstation für die Teilnehmer an der 2000-Kilo- ^ meter-Fahrt durch Deutschland. Als Erster passierte um 10.15 ! Uhr Giachino-Berlin auf Fiat mit seinem Mitfahrer Belz die : Münchener Kontrolle. Giachimo hatte die geforderte Durch- ! schnittsgeschwindigkeit aus der Strecke von Baden-Baden nach ! München um fast 12 Stundenkilometer überboten. In rascher ! Folge trafen die nächsten Fahrer eia, um 10.21 Uhr Reumann- ! Berlin, Vigalke-Berlin, sämtliche auf Fiat. Als erster deutscher ? Wagen traf um 10.45 Uhr Kitza-Berlin auf DKW. ein. >

... und in Nürnberg j

Um l2.30 Uhr passierte die Spitze der 2000-Kilometer-Fahrer j Nürnberg, und zwar Eiachino, Keidler, Vigalke, Neumann,- liuger und Klein, sämtliche auf Fiat. In der Zwischenzeit sind auch Ausfälle bekannt geworden. Offiziell liegen 33 Aufgaben i vor. Man darf aber annehmen, daß noch 15 weitere Wagen auf der Strecke liegen.'Erhebliche Unfälle find nicht vorgekom­men.

Der Start der Motorräder in Leipzig

Leipzig, 22. Juli. Leipzig ist der Startplatz der Motorräder für die große Deutschlandfahrt. Von 1128 gemeldeten Fahrzeu­ge« waren nur 82 nicht erschiene». Punkt 14 Uhr wurde» die

ersten Seitenmaschinen auf die Fahrt entlassen, und zwar jede Minute zwei Der Start verlief reibungslos. Die abfahrenden Maschinen wurden von Tausenden und Abertausende» von ju­belnden Menschen begrüßt. Der weitaus größere Teil der in Leipzig startenden Motorräder sind' Solomaschinen, die ab 23 Uhr auf ihre 1190 Kilometer betragende Fahrt abgelassen wur­den.

Die ersten Fahrer in Berlin

Berlin, 22. Juli. In der Avus-Nordkuroe trafen um 16.08 Uhr als erste der um 14 Uhr in Leipzig gestarteten Motorradfahrer mit Seitenwagen die Berliner Schreiber-Bobbe auf einer 595 ccm. VSA.-Maschine an der Kontrollstation ein. In kurzer Reihenfolge gab dann eine Manschast nach der anderen ihre Kontrollkarte zum Stempeln ab und jagte nach kaum einer hal­ben Minute Aufenthalt weiter. Um 17.17 Uhr hatten bereits 100 Motorräder mit Seitenwagen die Reichshauptstadtkontrolle hinter sich.

Der erste Wagen traf in Berlin gegen 17.42 Uhr ein. Es war der Fiat-Wagen der Berliner Giachino-Belz. Obergruppenfüh­rer Hühnlein ließ es sich nicht nehmen, den beiden zu ihrer wackeren, erfolgreichen Fahrt bis zur Reichshauptstadt persön­lich zu gratulieren. Kurz darauf waren auch Neumann-Verli»- Heine-Magdeburg mit ihrem kleinen Fiat an der Kontrolle.

Die großen Wage« in Front

In den späten Abendstunden überholten die großen -Wage« zwischen Berlin und Kassel die an der Spitze liegenden zuerst gestarteten Wage« der Wertungsgruppe 6. Kassel passierte« »m 10.12 Uhr abends als Spitzengruppe drei 5 Liter-Mercedes- Kompressor und zwar Frank-Rosenthal-Berlin und Bernet-Ber- lin sowie Uhlenhaut-llntertürkheim. Nach den bis 9.30 Uhr vorliegenden Meldungen find bis zu diesem Zeitpunkt 97 Teil­nehmer ausgeschiede», davon 22 wegen Zeitüberschreitung.

Die ersten in Baden-Baden

Als erster Wagen kam in Baden-Baden um 6.08 morgens der Fiat-Wagen der Berliner Bigalke-v. Tippelskirch ein. Die z» dieser Zeit noch nicht sehr zahlreiche Zuschauermenge begrüßte die beiden Reichshauptstädter stürmisch. Um 6.34 Uhr erschien als zweiter der Fiat des Berliners E. Neumann. Die nächsten Magen mit Jselmaier-Mannheim, K. Reichert-Wiesenthal und L. Klein-Berlin mit W.-Bohres-Bad Sarrow kamen nahe a» den 7-Stundeu-Vorsprung heran. Die eigentlich zuerst wieder erwarteten Wagen der Klasse 2 (3 4000 ccm.) wurden von dem Prinzen zu Schaumburg-Lippe (Mercedes-Benz) angeführt, der hier um 6.50 Uhr über das Zielband ging.

Der schwerste Teil der Fahrt war der Weg durch den Schwarz­wald. Dort war es unmöglich, die Durchschnittsgeschwindigkei- te« zu erreichen. Die ersten Regengüsse gab es in Freiburg, dann in Bayern uud zum Schluß in Berlin, wo die Wolkenbrüche un­glaubliche Ausmaß anfwiese«. Auf den Harz-Straße» machte stch der Staub leider stark bemerkbar. Die Absperrung, vor W lem in der Nacht, klappte ganz hervorragend.

Die ersten Motorradfahrer in Baden-Baden waren die Stutt­garter Pfisterer und O. Fischer (NSU ). Gleich dahinter folgt» ein ganzes Rudel von Maschinen. Das Abschneiden dieser Sei­tenwagen (bis 600 ccm) war besonders erfreulich.

Dir vorläufige» amtlichen Ergebnisse: Wertungsgruppe 1 (Kraftwagen über 4000 ccm.) gleich 88 Studenkilömeter Ge­schwindigkeit Von 20 gestarteten Wagen gewannen nur 2 de«