Nr. 2.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

90. Jahrgang.

detnoag-weise: Smal wSchenIltch. «n,eig«npreir: Im vbcramt«.

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lalw für die einspaltig« Borgiszetlk 10 Psg., außerhalb beweiben lL Psg.. Atül-men W Psg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittag«. Lelefon S.

Montag, den 4. Januar 1915.

Bezugspreis: In der Stadl mit TrLgerlohn Mk. 1. viertelMrlich, Post- bezugSpretS für den OrtS- und NachbarortSverkeKr Mk. 1.20, im Fernverkch» Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Psg., m Bayern und Reich <8 PA.

Erfolgreich vor Mrschav. Heftige Mpse avf der WeMovt. Jevtsche Mierseedoote i« Kanal. Mische Erfolge im Kaukasus.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutschen offiziellen Meldungen.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier. 2. Januar, vormittags. Westlicher Kriegsschauplatz. Feindliche Angriffe gegen unsere Stellungen in und an den Dünen nördlich Nieuport wurden abgewiesen.

In den Argonnen machten unsere Truppen auf der ganzen Front weitere Fortschritte. Heftige An­griffe nördlich Verdun, sowie gegen die Front Ailly Apremont wurden unter schweren Verlusten für die Franzosen abgeschlagen, 3 Offiziere und 188 Mann gefangen genommen. Es gelang unfern Truppen hierbei» das beiß» «n stritt»»« V»»»L«»r« »«h«»«».

kleinere Gefechte südwestlich Saardurg hatten den von uns gewünschten Erfolg. Die Franzosen beschießen in letzter Zeit systematisch die Orte hinter unserer Front. Im Unterlunftsraum einer unserer Divisionen gelang es ihnen, 5V Einwohner z« töten. Die französischen amtlichen iBcrichke meldeten, daß die Franzosen im Dorfe Steinbach Schritt für Schritt vorwärts kommen. Von Stein­bach ist unserseits kein Haus verloren. Heftige französische Angriffe auf den Ort wurden zuriick- gewiesen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. An der ostpreu'gischen Grenze ist die Lage unverändert. Oestlich des Bzura- und Rawkaabschnitts gingen unsere An­griffe bei einigermaßen günstiger Witterung vor­wärts. In Polen, östlich der Piliza, keine Ver­änderung. Oberste Heeresleitung.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 3. Jan., vor­mittags. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz.

Bor Westende erschienen gestern mittag einige von Torpedobooten begleitete feindliche Schiffe, ohne zu feuern. Auf der ganzen Westfront fanden Artillerie- ßämpfe statt. Ein feindlicher Jnfanterieangriff er­folgte nur nordwestlich Saint Menehould, der unter schwersten Verlusten für die Franzosen abgeschlagen »urde.

Oestlicher Kriegsschauplatz: In Ostpreußen und i« nördlichen Polen keine Veränderung. In Polen westlich der Weichsel gelang es unseren Truppen «ach mehrtägigem hartnäckigem Ringen, den beson­ders stark befestigten Stützpunkt der ruffischen Haupt- ftellung Borzymow zu nehmen, dabei IVOVGefangene -« machen und sechs Maschinengewehre zu erbeuten.

In drei Nachtangriffen versuchten die Russen, Bor­zymow zurückzugewinnen. Ihre Angriffe wurden «nter großen Verlusten abgewiesen. Auch östlich Rawka kam unser Angriff langsam vorwärts. Die in b«n ruffischen Berichten mehrfach erwähnten russi­schen Erfolge bei Jnowlodz sind glatt erfunden.

Gimtliche ruffischen Angriffe in jener Gegend find lehr verlustreich für die Russen abgewiesen und ge­stern nicht mehr wiederholt worden. Im übrigen ist die Lage östlich der Pilica unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Die österreichisch-ungarischen Tagesberichte.

(W.T.B.) Wien. 2. Jan. Amtliche Mitteilung »om 2. Jan. mittags: Die allgemeine Lage ist un- »erändert. Rach den erbitterten Kämpfen in den letzten Tagen im Raume südlich Tarnow und in den mittleren Karpathen ist vorübergehend Ruhe einge- tveten. Die am llzsoker Paß kämpfenden Truppen »urde» vor überlegenen feindlichen Kräften von den Kammhöhen etwas zurückgenommen.

(W.T.B.) Wien, 3. Jan. Amtliche Mitteilung vom 3. Jan. mittags: Die abermaligen Versuche des Feindes, unsere Schlachtfront westlich und nordwest­lich Gorlice (in Galizien) zu durchbrechen, scheiterten wieder unter schweren Verlusten des Gegners Wäh­rend dieser Kämpfe» die den ganzen Tag andauerten, wurde eine viel umstrittene Höhe südlich Gorlice von unseren Truppen im Sturm genommen, ein feind­liches Bataillon niedergemacht, ein Stabsoffizier, 4 Subalternoffiziere und 850 Mann gefangen und 2 Maschinengewehre erbeutet. Auch ein Aeroplan des Gegners, der herabgeschossen wurde, gehört zur Sie­gesbeute. An der übrigen Front keine Ereignisse.

Da» englisch» Lini nschiffFormidable» durch ein deutsches Unterseeboot vernichtet.

(W.T.B.) Berlin. Amtlich. Am 1. Januar. 3 Uhr vormittags, hat eines-unferer Unterseeboot-, wie es durch Funkspruch meldet, im englischen Kanal unweit Plymouth das englische LinienschiffFormi- dable" durch Torpedoschuß zum Sinken gebracht. Das Boot wurde durch Zerstörer verfolgt, aber nicht be­schädigt.

Stv. Admiralitätschef: v. Behnke.

Der Kamps um Warschau.

(W.T.B.) Berlin. 3. Jan. DerBerl. Lokal- anzeiger" meldet aus Kopenhagen: Die Daily Mail berichtet aus Petersburg, der Kampf um Warschau habe begonnen. In unmittelbarer Nähe der Stadt sei eine große Schlacht im Gange. Die Deutschen zö­gen bedeutende Verstärkungen heran und beiderseits werde mit der größten Erbitterung gekämpft. War­schau wurde wiederholt von deutschen Luftschiffen und Flugzeugen bombardiert.

Amsterdam, 2 Jan. Aus Petersburg meldet, wie derVoss. Zeitung" gedrahtet wird, das Reu ter-Vureau": Die Kämpfe an der Bsura und Raw­ka trugen den Charakter des Wahnwitzes (!). Die Deutschen brachten es fertig, nachts die Flüsse zu überqueren und bei Morgengrauen befanden sie sich nur noch englische Meilen von den ruffischen Stellungen entfernt. Ueber diese fielen sie nun wie toll her und brachten d>e Russen zum Weichen. Doch diese sammelten sich wieder und suchten die Deutschen zu umzingeln. Es kam zu einem furcht­baren Bajonettkampse, bei dem Pardon weder ge­geben noch erbeten wurde. Das Wetter ist sehr milde, aber es regnet. Die Wege gleichen Mo­rästen und die Verfassung der Felder ist derart, daß auch die Artilleriebewegungen unmöglich find.

Warschau, 2. Jan. Wie demBerl. Tagebl." mitgeteilt wird, gestehen selbst die Kriegsbericht­erstatter der führenden Petersburger Blatter zu, ein Erfolg der deutschen und österreichischen Trup­pen lasse sich nicht ableugnen, nämlich das Vor­dringen gegen Warschau, von dem die Verbündeten nur noch etwa 25 Werst entfernt seien. Auf Sei­ten der Verbündeten treffe man schon alle Anstal­ten, die Belagerung der Stadt in Angriff zu nehmen.

Die Kümpfe um den Kanal.

Kopenhagen» 3. Jan. Wie derLokalanzeiger" nach Pariser Blättermeldungen berichtet, haben die Deutschen die Wiederherstellung der Schleusen von Zeebrügge, die von den Engländern zerstört worden

waren, jetzt beendet, jo daß die deutsche» Untersee­boote mit größter Leichtigkät auslaufen und zurück- kehreu können. Zwischen der Küste und Ppern sind die Kämpfe nach der Ruhepause mit größter Heftig­keit wieder ausgenommen worden.

Der Islam und der Krieg.

Das Vordringen der Türken im Kaukasus.

Konftantinopeh 3. Jan. Die türkischen Morgen- blätter bestätigen die Einnahme von Ardagan durch die türkischen Truppen. Der militärische Mit­arbeiter desTanin" stellt fest, daß die türkische Armee durch ihr Vorgehen durch das schwierige Gelände mehr im Norden und durch den Zwei­frontenangriff die ganze russische Armee zum Rück­zug gezwungen habe. Zurzeit seien die Russen auf eiligem Rückzug und versuchten, sich noch einmal bei Kars zu sammeln. Die Besetzung von Olti und Sorikamisch, dem wichtigen Endpunkt der kaukasischen Bahn, ständen bevor. Der Angriff auf Olti bringe die Kriegsschauplätze in der Umgebung von Datum und denjenigen von Erzerum mitein­ander in Verbindung.

(W.T.B.) Konstantinopel, 3. Jan. Das Haupt­quartier meldet: Vor ihrer Flucht setzten die Russen einen großen Teil der Stadt Ardagan und ihre Mu- nitions- und Lebensmittelmagazine in Brand, plün­derten das Eigentum der Muselmanen, unterwarfen sie furchtbaren Folterungen, töteten zahlreiche unbe­waffnete Männer und Frauen mit dem Bajonett und stachen einem Manne die Augen aus. Eine große Menge Munition und Kriegsmaterial und ein Teil der Transportmittel des Feindes fielen in unser« Hände. Die Freude der vom russischen Joche befrei­ten Bevölkerung ist ungeheuer.

In Persien zeigen unsere persischen Brüder die­selbe Ergebenheit. Unsere Truppe« schlugen im Ver­ein mit den persischen Stämmen 4088 Raffen, die über 10 Kanonen verfügten, bei Meyan Dunwaü Sis, 50 Kilometer nordöstlich von Sautschbulak, voll­ständig.

(W.T.B.) Konstantiuopel, 3. Jan. Das Haupt­quartier teilt mit: Die Kaukafusarmee setzt ihren siegreichen Vormarsch fort. Ein Teil unseres Heeres, der bis Tarikamysch vorrückte, trug in einer erbitter­ten Schlacht einen endgültigen Sieg davon. Seit! dem 25. Dezember haben unsere Truppen mehr al» 2088 Russen gefangen genommen» 8 Kanonen. 13 Schnellfeuergeschütze und große Mengen Waffen und Munition, sowie Kriegsmaterial und Lebensmittel erbeutet. Unsere Truppen bemächtigten sich zwischen Sarikamysch und Kars zweier Militärzüge samt! ihrer Ladung und zerstörten die Eisenbahnlinie Sa- rikamysonKars. Unsere Truppen, die von Tausch- kerd auf russischem Gebiet vorrücken, haben ein rus­sisches Bataillon in einer Schlucht unter Feuer ge­nommen. Die Russen verloren 288 Tote und 488 Gefangene. Der Rest wurde zerstreut.

Ein Angriff auf die Dardanellen?

Kopenhagen. 3. Jan. Aus Athen kommt, nach derDeutschen Tageszeitung", die Meldung, daß die türkische Heeresleitung überzeugt sei, daß die Verbündete« einen großen Angriff ans die Dar­danellen vorbereiten. Die Türken befestigen daher noch fieberhaft ihre Festungswerke an den Darda­nellen.