Rationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Ealw, Freudenstadt und Neuenbürg
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«nmmer 187 A l t e n s t e i g. Samstag, de» 21. Juli 1934 I S7. Jahr,«»,
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Unerhörte Serauöforberung der faarläaölfchen Bevölkerung
Saarbrücken, 2V. Juli. Die Verfügung der Regierungskommission über das Verbot einer Anzahl von saarländischen Tageszeitungen ist in den Nachmittagsstunden zugestellt worden. Es handelt sich nicht nur um die drei Saarbrücker Blätter, sondern das Verbot umfaßt insgesamt 20 Saarzeitungen. Es erstreckt sich auf die Dauer von drei Tagen.
2n der Verfügung wird auf Art. 12 in Verbindung mit Art. 1 Ziff. 4 der Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit vom 2ü. Mai 1933 hingewieien. In den Zeitungen sei ein Artikel enthalten, der diesen Tatbestand dadurch erfülle, daß die Durchführung von Maßnahmen der Regierungskommission durch solche Polizeibeamte, die von einem Teil der Presse lediglich aus politischen Gründen aufs schärfste bekämpft würden, als eine Herausforderung der Bevölkerung hingestellt werde. Derartige Ausführungen, die an und für sich nur zu geeignet seien, die Staatsautorität zu untergraben, könnten als eine versteckte Aufforderung oder Anreizung zum Ungehorsam gegen die Verordnungen der Regierungskommission oder der ihr unterstellten Behörden angesehen werden. Sie stellten eine ernste Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dar.
Reue Provokationen der Saarbevölkerung
Saarbrücken, 20. Juli. Nach den unglaublichen Vorfällen in der Landesleitung der Deutschen Arbeitsfront richtete sich am Freitag das Vorgehen der Regierungskommission gegen die Presse. Es genügte nicht, 20 Zeitungen
zu verbieten, es wurden darüber hinaus Haussuchungen in den Zeitungen veranstaltet. Mehrere Kriminalbeamte machten der Schriftleitung der Tageszeitung „Deutsche Front" einen Besuch. Da sie dort niemanden antrafen, mutzten sie unverrichteter Dinge wieder abziehen. Dagegen ging man in Brebach forscher vor. Wie üblich, waren auch dort Emigranten mit der Durchführung der Haussuchungen beauftragt. Kurz nach 17 Uhr erschien der Emigrant Polizeikommissar Lehnert vor dem Gebäude der Wochenzeitschrift „Der deutsche Kumpel", um sich in Begleitung des Revolverhelden Gereke Einlatz zu verschaffen. Auch dort war niemand aufzufinden. Lehnert bemühte sich nun, gewaltsam einzubrechen. Er konnte jedoch weit und breit keinen Schlosser ausfindig machen, der ihm die nötigen Werkzeugs zur Verfügung stellte. Nach dreistündigem Suchen fand sich endlich ein Gesinnungsgenosse bereit, der, des Schlosserhandwerks kundig, die Geschäftsräume des „Deutschen Kumpel" gewaltsam öffnen konnte. Nach eingehender Sichtung des Vorgefundenen Materials konnten jedoch drei Zettel mit völlig belanglosen Notizen beschlagnahmt werden. Naturgemäß war bei diesen Vorgängen die gesamte Vrebacher Bevölkerung auf den Beinen. Sie stimmte spontan das Deutschlandlied und das Saarlied an. Daraufhin hielt es Lehnert für angebracht, das Ueberfallkommands von Saarbrücken nach Brebach zu zitieren. Um 8.30 Uhr zog er in Richtung Saarbrücken ab.
Zu gleicher Zeit wurde in Brebach eine Haussuchung in der Prrvatwohnung des Herausgebers des „Deutschen Kumpel" veranstaltet, bei der sämtliche Räume durchsucht wurden. Der Geschäftsführer des „Deutschen Kumpel" wird Strafanzeige wegen Einbruchs erstatten.
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Kav Wirtschaflsbarometer im Sommer 1934
Im neuesten Vierteljahrsheft des Instituts für Konjunkturforschung werden einige Untersuchungen veröffentlicht, die ein gutes Bild von der Entwicklung der Wirtschaftslage nicht nur in Deutschland, sondern auch m der übrigen Welt geben, jo wie sie sich nach dem derzeitigen Stande darftellen.
Kür Deutschland ist das bemerkenswerteste Kriterium die Tatsache, daß die Zahl der Veschäftigten in der ersten Jahreshälfte 1934 um etwa 2,5 Millionen zugenommen hat. Datz sich damit auch die Kaufkraft des Volkes erhöhte, «geben die Verbrauchsziffern, abzulesen an den Einzelhatwelsumsätzen, die in den ersten fünf Monaten des Jahres dem Werte nach um rund 9,5 Prozent, der Menge nach um 5 bis 6 Prozent höher waren als vor einem Jahre. Außerdem hat sich die L a g e r h a l t u n g in vielen Bereichen -er privaten Wirtschaft beträchtlich erhöht. Für die Produktionsbelebung ist in erheblich stärkerem Matze der Einsatz öffentlicher Mittel im Zuge der Arbeitsbeschaffungsmatznahmen der Reichsregierung festzustellen als der privater Investitionen. Die Kreditmärkte haben sich bisher am wenigsten auf die Erfordernisse der Wirtschastsbelebung eingestellt. Die starke Investierung öffentlicher Mittel hat, was besonders bemerkenswert ist, den Status der öffentlichen Finanzen nicht beeinträchtigt. Trotz ihrer Beanspruchung durch Arbeitsbeschaffung und Steuersenkung bessern ! sie sich. Die Steuereinnahmen steigen und die in Angriff ! genommene Steuerreform wird der Wirtschaft zweifellos I «euen Auftrieb geben.
- Heber Umfang und Erfolg der von der Regierung in Angriff genommenen binnenwirtschaftlichen Konjunkturbelebung geben die folgenden Zahlen Aufschluß: Seit 1932 bis Mitte Juni 1934 sind für die Arbeitsbeschaffung an öffent- ' lichen Mitteln unmittelbar etwa 5,4 Milliarden RM. be- ! reitgestellt worden. Dazu treten aber noch sehr erhebliche > Posten, die zahlenmäßig nicht genau erfaßt werden können, wie etwa der Verzicht des Reiches auf Steuerrückstände, wenn diese für Arbeitsbeschaffungszwecke verwendet worden sind, ferner die Beträge, die der mittelbaren Arbeitsbeschaffung dienten, wie Steuerermäßigungen und -befrei- ungen, Ehestandsdarlehen usw. Ferner kommen hinzu die ktcuergutscheine und das, was bei den verschiedenen Aktionen der Hausbesitz und die sonstigen Träger der Arbeit selbst aufzubringen hatten. Von den 5,4 Milliarden RM. sind vom Reich selbst knapp 3 Milliarden RM. bereitgestellt worden, davon 1105 Mill. RM. als Zuschüsse a fonds perdu. Die übrigen 1851 Mill. RM. sind in der Form von langfristigen Darlehen der Finanzierungsinstitute gewährt worden, für die das Reich lediglich durch seine Verpflichtung zur Einlösung der im Lause von 5 Jahren fällig werdenden Arbeitsbeschaffungswechsel in Vorlage tritr.
Während die Vinnenwirtschaft so alle Anzeichen fortschreitender Belebung aufweist, werden die Außenhandelsbeziehungen nach wie vor empfindlich gehemmt. Der Ausweitung der Ausfuhr stehen die Abwehrmatznahmen des Auslandes störend im Wege. Die deutsche Einfuhr ist in ihrer Bewegungsfreiheit namentlich aus dem Gebiete der Rohstoffversorgung, dadurch behindert, datz die Zusammenschrumpfung der deutschen Goldreserven und die Devi- senlage eine planmäßige Regulierung und Ueberwachung der Rohstofseinfuhr notwendig gemacht hat, um sie in Einklang mit dem Devisenaufkommen aus dem Export zu bringen. Es ist inzwischen eine den besonderen Verhältnissen Deutschlands angepatzte Neuordnung der wirtschaftlichen Beziehungen zu den Rohstoff- und zu den Gläubigerlän- dern eingeleitet worden.
den übrigen Ländern der Weltwirtschaft hat sich in den ersten Monaten des Jahres zwar auch eine gewisse Be- gezeigt, sie ist aber inzwischen zum Teil etwas ins Etour.l geraten. Die Industrieproduktion der Welt ist seit März 1934 kaum noch gestiegen. Der Welthandel stagniert. Die Erhöhung der Rohstoffausfuhr hat den zwischenstaat- Uchen Güteraustausch im ganzen nicht erweitert, da die Kaufkraftsteigerung der Rohstoffländer größtenteils durch ihre internationalen Schuldverpflichtungen in Anspruch genommen wird. Nur in einigen Ländern, die durch die Entwertung ihrer Währung einen besonders großen Konkurrenzvorsprung haben, ist die Jndustriewarenausfuhr gestiegen. Das Institut für Konjunkturforschung schreibt die weltwirtschaftlichen Stockungserscheinungen hauptsächlich einer leichten Ermattung des Konjunkturanstiegs in den Vereinigte» Staaten und neuerdings auch in Großbritannien zu. Während sich in de« übrigen Ländern des Sterling- und Dollar-Blocks und in Japan der Aufschwung fortsetzt befinden stch die Goldblockländer in verschärfter Depression. Die durch die bekannten Umstände erzwungene Einfuhrminderung Deutschlands, eines der wichtigsten Verbrauchsländer, müßte, wenn sie längere Zeit anhält, ein wesentliches Hemmnis für die weltwirtschaftliche Erholung bedeuten
s - Eden ist falsch unstrrlchstt
London, 29. Juli. 2m tr-tterhaus fragte am Donnerstag das konservative Mitglied Lunningham Neid den Staatssekretär des Aeutzeren, ob die Rote der deutschen Regierung bezüglich des Memelstatuts eingegangen sei, und wenn ja, welcher Art, ob Eden eine gesonderte Antwort oder eine Antwort gemeinsam mit den anderen Unterzeichnern des Memelabkommens vom Jahre 1924 beabsichtige und in jedem der beiden Fälle, was der Tenor einer solchen Antwort sein werde. Der Lordstegelbewahrer Eden erwiderte: Ja, Simon hat eine Note vom deutschen Botschafter erbalten, die über verschiedene angebliche Verletzungen des Statuts von Seiten der litauischen Regierung und insbesondere über die kürzlich« Entlastung des Präsidenten des Memeldirektoriums Dr. Schreiber, aus seinem Amt Beschwerde führt. Vor ihrem Eingang war die britische Regierung, die die Lage in Memel mit reger Aufmerksamkeit verfolgt, bereits in Verbindung mit den Mitunterzeichnern des Abkommens über die Memelfrage unterrichtet. Eden fügte hinzu, Neid sei sich zweifellos dessen bewußt, daß der Standpunkt der deutschen Regierung in dieser Frage aus ihrer Mitgliedschaft im Völkcr- bnndsrat hervorgehe (!) und datz alle Beschwerden angemessene:- weise an diese Körperschaft gerichtet werden wüsten. (?!)
Befremden über die Erklärung Edens
Die Berliner Abendblätter beschäftigen stch mit der Erklärung Edens zur deutschen Memelnote, die allgemein als in jeder Beziehung befremdend bezeichnet wird. So schreibt die "„Berliner Börsenzeitung": Die Antwort, die Lordsiegelbewahrer Eden im englischen Unterhaus auf eine Interpellation wegen Ser Memcl- srage erteilt hat, kann nur als außerordentlich unbefriedigend angesehen werden. Wenn der Lordsiegelbewahrer die Behauptung aufstellt, datz die englische Regierung sich jederzeit um die Lage im Memelgebiet gekümmert habe, so kann dem entgegengehalten werden, datz dann wohl die englische Regierung unbedingt von der systematischen Entrechtung des Deutschtums im Memelgebiek Kenntnis erhalten mutzte. Das hat sich aber bisher in keiner Weise ausgewrrkt. Weiter hat der Lordsiegelbewahrer argumentiert, datz Deutschland nur so lange ein Recht zum Einspruch in der Memelfrage gehabt habe, als es Mitglied des Völkerbundes war. Diese Darlegung geht natürlich völlig au den diplomatischen Gepflogenheiten vorbei, di« es erfordern, datz zur Regelung von internationalen Streitfällen jeder Staat das Recht hat, sich mit einem anderen ausemanderznsetzea. Zu der Memelfrage kommt noch erschwerend hinzu, daß die Signatarmächte ihre Pflicht bisher gröblich vernachlässigt habe« und datz das Reich sehr wohl ein starkes Interesse daran hat, dem abgetrennten Memelgebiet Unterstützung und Hilfe zu gewähren. Es bleibt uns unverständlich, wie der Lordfiegelbewahrer M seinen Argumenten gekommen ist.
Beitellen Eie unsere Zeitung!
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Bremerhaven, 29. Juki. Die schon nach halbjähriger Durch- ührung so prachtvoll bewährte Arbeit der Organisation „Kraft Mich Freude" erreicht« am Freitag mit der feierlichen Taufe des neuen Urlauberschiffes „Der Deutsche" in Bremerhaven einen besonderen Höhepunkt. Das schmucke, weitzgestrichene Schiff hatte schon am frühen Morgen am Südende der Kolumbus-Kaje angelegt. Um 9 Uhr traf der Zug mit den bayerischen Urlaubers ein. die sich sogleich an Bord des Schiffes begaben. Dr. Ley traf tm Flugzeug, von München kommend, um 19.49 Uhr in Begleitung des Leiters des Reichsamtes für Reisen und Wandern. Dr. Lafferentz. auf dem Kolumbus-Pier ein und begab stch. vom Flugplatz kommend, sofort an Bord des Schiffes.
Dr. Lafferetz ergriff als erster Redner das Wort. Es sei ein beglückendes Gefühl, feststellen zu können, datz in der kurze» Zeit des Bestehens der „Kraft durch Freude" schon 40 V9V deutsche Volksgenossen an Seefahrten hätten teilnehmen können. Es ist damit zu rechnen, daß schon im September zwei weitere Dampfer in den Dienst unserer Sache gestellt werden, jo datz dann z» gleicher Zeit immer 5909 Mensche» sich dem Zauber des Meere» hingeben können Der zweite Taufredner, Oberleutnant zur See Beck, hob hervor, daß der Taufakt die Verbindung zwischen der Reichsmartn« und der Handelsmarine fördere und vertiefe. Dr. Firle, der Generaldirektor des Norddeutschen Lloyds, stellte seine Ausführungen unter das alte Wort: „Nicht klagen, wieder wagen" Der Stabsleiter der PO., Dr. Robert Ley. nah« sodann das Wort zur Taufrede. Immer wieder von Beifall unterbrochen, führte er u. a. aus:
„Die Fahrten und Reifen mit „Kraft durch Freude" sollen in dem deutschen Menschen nicht einen Schein von Wohlstand und Reichtum erzeugen, sondern nach Erholung, Freude und Aus- spniinung Sen Weg weisen und die Fähigkeit wachrufen für den wieder aufzunehmenden Kampf um das tägliche Brot. Angesichts dieser großartigen Leistung der schnellen Indienststellung des neuen Urlauberschiffes spreche ich all denjenigen Stellen meinen wärmsten Dank aus. die an diesem beinahe unmöglichen Werk mitgewirkt haben. Dr. Ley vollzog danu den Taufakt.
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A-.cn, 29. Juli. Die amtliche Liste der Sprengstoffanschläge i^am Freitag wieder außerordentlich umfangreich. In Lcutasch (Tirol) wurde bei einer Haussuchung in einem Heuschober ein« grotze Menge von Pistolen und Munition gefunden. Ein Gastwirt. dessen Betrieb bereits wegen nationalsozialistischer Versammlungen gesperrt wurde, wurde verhaftet. — Auf das Pfarr- Haus in Frohnsdorf (Steiermark) wurde in der Nacht ein schwerer Sprengstoffanschlag verübt, der großen Sachschaden verursachte. — In St. Peter (Steiermark) wurde der Betonboges einer Brücke durch eine Sprengung schwer beschädigt. — I« Sußenbrunn (RieLerösterreich) wurden bei einer Haussuchung zahlreiche Sprengkörper gefunden. Kegen den Besitzer des Hauses ist dir StandneriMsanwiae crstnUrt worden Ti: d r Rrdi