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Altensteig, Freitag, den 20. Zuli 1934

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Adols Hitler hat im Reichstag am Ende der Borwoche den Bericht über die schwersten Stunden seines Lebens er­stattet und die Würde des deutschen Namens über alle An­würfe erhoben, denen er in einer feindseligen Welt, die uns nicht verstehen will, zwei Wochen ausgejetzt war. Die­ser Tatsachenbericht des Reichskanzlers hat überall m der Welt stärksten Eindruck hervorgerusen, und die Kritik ist unter der Wucht und Klarheit der Kanzlerrede draußen im Ausland merkwürdig still geworden. Vielfach hat man die Erklärungen Hitlers als die eindrucksvollste Rede, die der Kanzler jemals gehalten hat, anerkannt. Das Staatsbe- wußtsein des Kanzlers hat sich mit Entschiedenheit vor das Reich und seinen Bestand gestellt und die Volksvertretung ist dem Führer einmütig gefolgt.

Die deutsche diplomatische Korrespondenz schrieb dieser Tage:Von einem Sonntag zum andern hat sich das politische Gesicht Europas stärker verändert als sonst innerhalb vie­ler Jahre". Diese Aeußerung bezieht sich auf den O stpakl französisch-russischer Prägung, der durch den englischen Bot­schafter nun in Berlin vorgelegt wurde. Bekanntlich schlos­sen 192b Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien und England in Locarno einen Vertrag, der die deutsch-belgi­sche und die deutsch-französische Grenze bestätigte. Die drei erstgenannten Staaten versicherten, jeden Angriff, Einfall oder Krieg gegeneinander zu unterlassen; sollte es trotzdem geschehen, so müßten England und Italien dem betroffenen Lande beistehen. Der französische Außenminister will nun an der deutschen Ostgrenze eine ähnliche Vereinbarung zu­stande bringen, ein Ost - Locarno, das Deutschland in ein Vertragsverhältnis mit verschiedenen osteuropäischen Staaten bringen würde. Für Rußland als Hauptpartner an diesem Vertrag liegt die Absicht darin, gegen Japan eine Rückendeckung zu finden, für Frankreich aber die alte fran­zösische Taktik, den Ring um Deutschland fester zu schließen. England und Italien haben dem französischen Paktvor­schlag eine gewisse Unterstützung zugesagt, wobei sich aber schon nach wenigen Tagen allerlei Bedenken eingestellt Hä­ven, weil Varthou seinen Vorschlag begrenzt haben will, jedenfalls eine Verquickung mit der Forderung deutscher Gleichberechtigung ablehnt.

Der französische Außenminister Varthou wird es mit etwas süß-saurer Miene hinnehmen, daß er in demselben Augenblick, in dem sich in Frankreich Altsozialisten und Kommunisten zur marxistischen Einheitsfront zusammenge­funden haben, in der Presse der Sowjetunion mit beson­derer Auszeichnung behandelt wird. Die Genugtuung, die Sowjetrußland über das von Varthou konziptierte Ostpakt­system empfindet, kommt ganz deutlich zum Ausdruck, und sie ist sicherlich ja nicht darin begründet, daß Herr Bar- thou hier französische Politik betrieb, sondern in der Zu­versicht, daß Rußland dabei ein Geschäft machte.

Das große Rätsel für die Ost-Locarno-Jnteressenten ist im Augenblick die Haltung Polens. Die polnische Presse ist im allgemeinen kühl, wenn nicht gar ablehnend. England und Italien wird vorgeworfen, daß sie bei dem ganzen Handel von vornherein nichtzahlen" wollten. Polen aber würde der Staat sein, der zahlen müsse, und zwar teuer bezahlen. Reifliche Ueberlegung sei deshalb notwendig. Ge­genüber der Mehrzahl der Blätter, die erhebliche Einwen­dungen gegen den Ostpakt machen, versucht allein das Re­gierungsblattKurjer Poranny" etwas zu beruhigen und namentlich die französischen Vorwürfe, daß Polen seinen Wert als Verbündeter Frankreichs verloren habe, wenn es den Ostpakt ablehne, zurückzuweisen. Aber auch diese sicher­lich von diplomatischen Erwägungen geleitete Zeitungs­stimme spricht von erforderlichen Vorbehalten und Ände­rungen.

Nach allerdem ist es nicht gerade verwunderlich, daß man auch in Frankreich allmählich beginnt, aus dem Be­geisterungstaumel aufzuwachen. DerMatin" ist der Mei­nung, das Sicheindrängen der Sowjetunion gefährde den Ostpakt. Jede ihr gewährte Garantie und jede von ihr an­gebotene Garantie könne unberechenbare Folgen haben. Die Sowjetunion sei kein Staat wie alle anderen. Jeder Konflikt bedeute ihr gleichzeitig ein Mittel der Revolution und damit der Zerstörung der Zivilisation. Das sei dei Grund, warum sie sich in die europäischen Verhältnisse ein­mische. Als Herr Varthou mit seiner Politik von Ersolg zu Erfolg zu ziehen schien, war nicht vorauszusehen, daß man im eigenen Lande schließlich jo viele Bedenken gegen sie fin­den würde.

In Frankreich sind neue innerpolitische Schwierig­keiten im Zusammenhang mit dem Stavisky-Skandal ausge­treten. Minister Tardieu hat dem früheren Ministerpräsi­denten Chautemps den Fehdehandschuh hingeworfen und ihn beschuldigt, mit den Schwindeleien des Großbetrügers Stavisky in Verbindung gestanden zu sein. Der innerpoliti­sche Burgfrieden wurde dadurch gestört und die vier radika­len Minister im Kabinett Doumergue sind gefährdet. Eine Sitzung der Radikalen Partei soll über ihr Weiterverblei­ben im Kabinett entscheiden. Die Pariser Presse spricht be­reits von Kammerauslösung und Neuwahlen.

Man darf gespannt sein, wie lange die Garantiemächte des Memelstatuts noch der litauischen Gewaltpolitik i m Memelland zusehen. Die Vergewaltigung des Memel­deutschtums geht weiter, es sollen weit über 800 Beamte zur Entlassung kommen und die 700 Gemeindevorsteher des Landes ausgeschaltet werden. Die Reichsregierung hat zwei­mal die Signatarmächte auf diese unhaltbaren Zustände hingewiesen, aber es ist nichts geschehen. Italien, Japan, England und Frankreich haben trotz aller Vorstellungen ge­schwiegen und nichts unternommen, um die feierlichen Ver­pflichtungen, die sie einst in Bezug auf das Memelland übernahmen, durchzusetzen.

Zwischen Engstand und R o r w e gen kam es zu einem

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Copyright: Prisma-Korrespondenz, Berlin-Schöneberg.

! Fortsetzung. (Nachdruck verboten)

' Max redete sich förmlich in eine Wut ein.

- Seine Wut brauchte einen Blitzableiter. Das war die Arbeit. Er schuftete von dem Tage an förmlich mit verbissener

! Wut.

! Drüben bei Brösicke ging es freilich nicht gerade ruhig zu.

! Es kam zu einer heftigen Szene zwischen Vater und Tochter, aber am schlimmsten wurde es, als sich Frau von Krantzewitz einmengte.

Die machte das ganze Treiben verrückt.

Sie wurde geradezu unverschämt zu Grete.

Grete ließ es sich nicht bieten, sie taute auf, daß die Wände wackelten. Frau Eveline weinte. Das Terzett der ^ WC-Schwestern machte boshafte Augen.

- Brösicke sprach vom Enterben der Tochter, wenn sie das ^ -Haus verlasse.

Ab-r Grete blieb fest.

Papa!" sagte sie mit flammenden Augen.Wo ist dein > eigener Wille? Du bist nicht mehr Herr im Hause! Ich kann das nicht mehr mitansehen! Eine ganz fremde Person. . I" Person!" fuhr Frau Lydia außer sich vor Zorn auf. Ich verbitte mir diese Auödrucksweise."

Eine ganz fremde Frau, der gegenüber du keinerlei Verpflichtungen hast, die gibt hier den Ton an! Das halte ich nicht mehr aus! Dein Leben schreibt sie dir vor, in mein eigenes Leben will sie eingreifen! Das lasse ich mir nicht bieten!"

Damit verließ sie das Zimmer.

»

Grete hatte mit Lotte gesprochen, die auch den Dienst aufsagte und nur zu gern bereit war, mit ihr zu Herrn «.von Feldern überzusiedeln. Grete gab ihr Anweisungen zum

Packen, sie half selber mit dabei, dann wurde eine Taxe ge­rufen und Lotte fuhr mit dem Gepäck vorweg.

Grete ging um ihrer Stiefmutter Lebewohl zu sagen.

Als sie vor der Jimmertür stand, hörte sie die Stimme Herrn von Deeringens.

Sie konnte nicht verstehen, was er sagte, aber jetzt klang die klare Stimme Frau Evelines deutlich an ihr Ohr.

Sie irren sich, Herr von Deeringen!" sprach die junge Frau ihres Vaters.Ich fühle mich wohl an der Seite meines Gatten! Ich bin durchaus keine unglückliche Frau. Zeh möchte Sie bitten, mich in Ruhe zu lassen!"

In Grete kochte es.

Dieser Lump, den der Vater hochbezahlte, ohne das er nennenswerte Dienste leistete, wagte der Frau seines Brot­herrn nachzustellen.

Eveline...!" sagte Deeringen jetzt.Dieser Plebejer kann Ihnen doch nichts bedeuten...!"

Verlassen Sie mich!"

Die Tür öffnete sich und Deeringen trat, etwas blaß und ärgerlich heraus.

Er erschrack heftig als er sich plötzlich Grete gegen­übersah.

Grete sagte kein Wort, aber der ungeheure Zorn gegen den Lumpen trieb ihr die Hände empor.

Kla:sch... klatsch!

Rechts und links prasselte ihre feste Hand auf die Wangen des Ehrlosen.

So... Sie sauberer Herr! Machen Sie daß Sie davon­kommen!"

Der Geohrfeigte war keiner Entgegnung fähig. Wie von Furien gejagt, verschwand er in seinem Zimmer.

Grete aber küßte Frau Eveline beglückt und voll tiefster Freude.

Wie gut du bist! Wie gut, Mama! Du verrätst Vater nicht! Ich danke dir's immer!"

»

Grete hatte sich nun im Hause ihres Gönners eingelebt.

Da sie genügend Hausfrauenkenntnisse besaß, fand sie Befriedigung in ihrer neuen Tätigkeit, die ihr vollkommene

Freiheit bot.

Konflikt wegen Abgrenzung der Küstengebiete, was haupt­sächlich die Fischerei betrifft. Norwegische Schiffe hatten englische Fischerboote beschlagnahmt, die englische Presse drohte mit Entsendung von Kriegsschiffen, aber die Diplo­maten haben sich friedlich verständigt. Der Konflikt ist des­halb von Interesse, weil die Fischbänke an der norwegischen Küste auch für die deutsche Fischerei eine Rolle spielen. Deutscherseits wurde jedoch immer die Viermeilen-Erenze beachtet, sodaß die norwegischen Fischereischutzboote noch keinen Anlaß zum Einschreiten fanden.

Galizien und Südpolen wurden von einer schweren Ueberschwemmungskatastrophe betroffen. Es handelt sich hauptsächlich um das Gebiet der Stadt Krakau» wo die Weichsel über ihre Ufer getreten ist und zahlreiche Dörfer und Städte überschwemmte. Die Zahl der Todesopfer soll weit über 100 betragen. Ein Explosionsunglück in ei­nem französischen Schießstand hat neun Tote und mehr als 20 Verletzte gefordert. t

In Oesterreich ist nach der dritten Umbildung des Kabi­netts Dollfuß der Kurs des bisherigen Systems in ver­schärfter Weise in Erscheinung getreten. Heimatschützler und Christlich-soziale üben ein strenges Regiment aus. Der Wi­derstand gegen die neue Regierung und das Widerstreben gegen die Klerikalisierung ist aber in den Arbeitermassen groß. Die Vaterländische Front des Bundeskanzlers bleibt nach wie vor eine Gebilde von zweifelhaftem Wert. Sie ist durch Zwangseintritte aller öffentlichen Beamten und al­ler vom Staat abhängigen Menschen weder Ausdruck des Volkswillen noch eine aus dem Volk erwachsene Bewegung. Die Anzeichen mehren sich, daß dieses System eines Tages dem Ansturm der nationalsozialistischen Bewegung unter­liegen muß. Wenn eine Regierung die weißen landesübli­chen Wadenstrümpfe als staatsgefährlich verfolgt, dann ist es schon weit gekommen.

Zag der deutschen Kraftftchrt

Am 21.-22. Juli, demTag der deutschen Kraftfahrt", wird das ganze deutsche Volk in den Gedankenkreis des Kraftfahrzeuges hineingerissen werden. Zum zweiten Mal« wird eine2000-Kilometer-Fahrt durch Deutschland" alle deutschen Volksgenossen fast 40 Stunden lang in Bann hal­ten. Millionen werden die Fahrt an der Strecke miterleben. Der Rundfunk wird von verschiedenen Punkten aus seinen Hörern örtliche Eindrücke übermitteln. Mit berechtigtem Stolz wurde im Vorjahr von derFahrt der Fünfhundert" gesprochen. In diesem Jahr werden es 1730 sein, die mit die­ser Fahrt unserem Führer ein Treuebekenntnis ablegen und ihm den Dank aller Kraftfahrer für den ungeheuren Aufschwung, den er der deutschen Kraftfahrt gab, sichtbar zum Ausdruck bringen.

Während dem DDAC. die gesamte sportliche Durch­führung der Veranstaltung obliegt, sind MSA. und NSKK. für den Sanitätsdienst auf der ganzen insgesamt 2200 Kilometer langen Strecke verantwortlich. 100 000

Auch ihre kaufmännischen Kenntnisse tarnen ihr zugute denn Feldern besprach die meisten Geldgeschäfte mit ihr. E freute sich über ihre gesunde Urteilskraft und das sicher« Verständnis für die kaufmännischen Dinge.

Seine Gefühle für das schöne Mädchen waren die einer Vaters zu seinem Kinde. Er behandelte sie zart und rücksichts­voll.

Und Grete war ihm für sein taktvolles Benehmen von Herzen dankbar.

Im Stillen batte sie immer gehofft, Max würde seinen Trotz überwinden und reumütig in ihre Arme zurückkehren.

Aber sie wartete vergebens.

Und als es Herbst wurde, da hatte Grete die letzte Hoffnung auf eine Versöhnung aufgegeben, r

F äulein Grete," sagte Lotte eines Tages beim ge­meinsamen Einkauf,Sie gefallen mir in letzter Zeit gar- nicht mehr. Warum lassen Sie den Kopf hängen? Spukt der Geliebte immer noch im Herzchen herum?"

Ausgeschlossen, Lotte," kam es heftig über Gretes Lip­pen.Das ist endgültig erledigt... Aber, nein... ich mache mir Gewissensbisse, daß ich eigentlich meinem Gönner so auf der Tasche liege. Er verwöhnt mich in jeder Weise, uick» ich biete ihm doch fast garnichts dafür. Ich kann dieses zweck­lose Leben nicht länger ertragen."

Sie kamen am Hause ihres Vaters vorbei.

Grete schickte verstohlen einen Blick nach den Fenstern hinauf.

Brösicke stand am Fenster, ohne sie zu erblicken.

Er war sichtlich gealtert.

Der Anblick ihres Vaters gab ihr einen Stich ins Herz.

Aber sie überwand sich schnell.

Hier konnte sie ja doch nicht helfen!

Plötzlich standen sie vor dem Hanse der Lehmaimschen Fabrik.

Ein reger Betrieb entwickelte sich vor ihren Augen.

Die Geschäftöwagen der Firma fuhren ein und aus.

Der gleichmäßige Takt der Maschinen tönte von der Fabrik zu ihnen auf die Straße.

Ein Seufzer entrang sich Gretes Brust.

Fortsetzung folgt!